Zu Theile werden mag, der Sehnsucht ganzes Ziel, 125 139 Der Friede bleibt dir ganz, o Tugend, nimm ihn hin, 130 142 146 Wie? follte Schmach und Noth nur für die Tugend feyn! Das Lafter, frey davon, foll blühen und gedeihn? O! wie miskennen da die Stifter folcher Lehre Der Erde wahren Plan und felbft der Vorficht Ehre! Nein. Wer am richtigsten bey feines Schickfals Gang Den ewigen Entwurf im Weltzufammenhang 150 Einfiehet und befolgt, der kennt und fchmeckt am meisten, Der Lüfte wahren Reiz und was die Dinge leisten. Und wie? man nennet nur die Frommen unbeglückt, Um Fälle, welche doch der Weltlauf allen schickt. Ihr Namen, ewig werth daß euch der Nachruf nenne, 15 Du Falkland, Sidney du, du göttlicher Turenne, Ihr waret tugendhaft: Doch, wann vom Tod befiegt, 160 Hat da die Tugend fchuld? Hat nicht gleich fo fein Leben Wo aber ift der Quell des Uebels herzuleiten, Des Uebels in der Welt und in den Sittlichkeiten ¿ Dort gleitet die Natur; der Wille ftrauchelt hier. Kein Uebel fendet Gott. Im Grunde finden wir, 165 170 So wenig Strahlen auch durch diefes Dunkle scheinen, 175 Des großen Ganzen gut; der Wechsel in der Welt Der irrenden Natur; kurz, felten, und geringe, Bis folches über fich und über alle Dinge 180 Der Menfch erweiterte. Daß einst, durch Bruders Hand 185 IV. Meynft du, daß fein Gesetz, um eines Lieblings Sache, Wie fchwache Fürften thun, der Weltherr anders mache? Soll Aetna, wann fich ihm der Philofophe zeigt, Dem Feuer Einhalt thun, das fchon mit Krachen fteigt? 190 Soll, Bethel, deine Bruft im athmen zu erfrischen, Die Theilgen in der Luft der Schöpfer anders mischen? Soll, wann der Felfen bebt, und berftendes Gestein Auf Menfchen niederftürzt, die Schwere nicht mehr feyn? Soll, mürbe durch die Zeit und von der Laft getrieben, 195 Der Tempel feinen Fall auf Charters Kopf verschieben? 205 V. Doch die dem Taugenichts allzubequeme Welt, Ein Wohnplatz, der für ihn viel reizendes enthält, Hat deinen Beyfall nicht. Und diefen zu bekommen Was machen wir aus ihr? Ein Königreich der Frommen, 200 Der Frommen? welch ein Streit! wie wenig ftimmen die. Wahr ift, der Himmel wacht vorzüglich über fie. Doch, außer Gott, wer kennt den Haufen der Gerechten? Hierüber werden ftets die Eifrer wortreich fechten. Andächtig spricht man hier, der Gottesmann Calvin ; Der Ketzer! ruft man dort, und donnert wider ihn. Und nun mag er im Streit den Gegnern unterliegen, Und nun fein fiegend Glück die Gegner überwiegen; Stäts murrt der eine Theil, Vorfehung! wider dich. Was dem erbaulich fcheint, fcheint jenem ärgerlich. 210 Verändre, wie du willst, den ganzen Lauf der Sachen, Du trifft kein Weltsystem es allen recht zu machen. Gib jedem feine Welt, der Streit wird allgemein, Und das Syftem der Frau dem Mann entgegen feyn. Die Tugendhaften selbst find hier schwer zu vereinen; 215 Was deiner Tugend lohnt, das taugt nicht stäts der meinen. Was ift, ift alles recht. Daß dir es nicht gefällt, Thut zu der Sache nichts. Für Cäfarn war die Welt Doch für den Titus auch. Was dünkt dich? unter beyden Wer war der feligfte? wer war mehr zu beneiden? 220 2 Ein Cäfar? der fein Rom, und Freyheit und Senat 239 235 VI.,, Die Tugend darbet oft, das Lafter mäftet fich." 225 O Tugend! ift denn Brod der rechte Lohn für dich? Der kann mit Billigkeit dem Böfewicht gehören, Wenn er in Fruchtbarkeit die Stoppeln umzukehren Des Tages Hitze trägt: wenn er, um Brod bemüht, Dem immer nahen Tod im Meer entgegen fieht, Im Meere, wo dem Zorn des Himmels hingegeben, Von Sturm und Feind gejagt, der Thorheit Schaaren schweben, Der befte Mann verfährt oft mit Hinläßigkeit: Sein eingefchränkter Wunsch geht auf Zufriedenheit. Dir fcheinet fein Begriff zu niedrig und zu enge. Was fehlet ? Reichthum. Wohl! ertheilt ihm Brod die Menge, ,, Soll er nicht auch gefund, foll er nicht mächtig feyn? Gefundheit! Reichthum! Macht! hat er nun alles? Nein, "Bey Macht und Geld vermag doch ein Privatmann wenig. ,, Er ist zu eingefchränkt." Wohlan, er werde König. 240 Doch dieß ift irdifches veränderliches Gut. Freund! endlich feh ich ein, worauf dein Wunsch beruht, Der Mensch ist doch kein Gott, kein Himmel ift auf Erden, Und deinem Sinne nach foll er vollkommen werden, Dergleichen Forderung verneinet in der That, Daß Gott je fattfam giebt, weil er noch immer hat. Unendlich kann er thun, unendlich du begehren. Auf welcher Staffel foll er deinen Wunsch gewähren ? د" " 245 250 Der Tugend rechter Lohn, den ihr kein Glück entreißt, Den ihr kein Glück ertheilt, ift ein zufriedner Geift, Haft du ihr reichlicher zu lohnen dich entfchloffen? Wohl; gib der Demuth denn Heyduken und Caroffen; Gib der Gerechtigkeit des Siegers Schwert voll Blut ; 255 260 266 270 Was diefen Eifer bald vermindern wird, die Krone. 275 |