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sind oder nicht*), ob eine neue Species dadurch entstanden ist oder keine L. 7. §. 9. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Gaius: Sed et si sine voluntate dominorum casu confusae sint duorum materiae vel eiusdem generis vel diversae: idem iuris est; (sc. quod iuris est, si voluntas duorum dominorum miscentium materias commune totum corpus efficit. L. 7. §. 8. D. eod.) §. 27. I. de rer. div. (2. 1).

B. Sind trockene, sich nicht durchdringende Körper verschiedener Eigenthümer miteinander vermengt, ist also ein Fall der Commixtio vorhanden, so geht in der Regel gar kein Wechsel des Eigenthums vor. Vielmehr verbleibt einem Jeden von den vermengten Stoffen, was ihm vorher war, gleichviel, wer von beiden Eigenthümern die Vermengung ohne Einwilligung des anderen hervorgebracht, oder ob sie von einem Dritten ausgegangen, oder zufällig entstanden ist. §. 28. I. de rer. div. (2. 1.) Quodsi frumentum Titii frumento mixtum fuerit: si quidem ex voluntate vestra, commune est; . . . quod si casu id mixtum fuerit vel Titius id miscuerit sine tua voluntate, non videtur commune esse: quia singula corpora in sua substantia durant, nec magis istis casibus commune fit frumentum, quam grex communis esse intelligitur, si pecora Titii tuis pecoribus mixta fuerint. Vergl. L. 30. §. 2. D. de usurp. (41. 3.). — Nur eine Folge des angegebenen Rechtsverhältnisses ist es, daß, da kein Condominium pro indiviso vorliegt, auch feine Actio communi dividundo auf Theilung der vermengten Stoffe angestellt werden kann, dagegen einem Jeden die Rei vindicatio zusteht, um die Herausgabe der ihm in der zusammengemengten Masse zugehörigen Stoffe zu bewirken. Lassen sich die letteren nicht füglich wieder ausscheiden, man denke z. B. an zusammengemengtes Mehl verschiedener Eigenthümer, — so hat das Arbitrium iudicis nach Quantität und Werth der in der Gesammtmasse enthaltenen Stoffe der Einzelnen darüber zu entscheiden, was einem Jeden zukommt. L. 5. pr. D. de rei vind. (6.1.) Ulpian. Idem Pomponius scribit: Si frumentum duorum,

*) Die völlige Gleichstellung der zufälligen und verabredeten Confufion übersehend sezt Göschen Vorles. II. S. 274. S. 164. in L. 7. §. 9, D. und §. 27. I. citt. die untrennbarkeit des Stoffes voraus, und läßt daher auch bei zufälli= ger Confusion erst dann Miteigenthum eintreten, wenn eine Scheidung unmög= lich ist.

non voluntate eorum, confusum sit, competit singulis in rem actio in id, quantum paret in illo acervo suum cuiusque esse. Quodsi voluntate corum commixta sunt, tunc communicata videbuntur, et erit communi dividundo actio. §. 28. I. cit. verb. sed si ab alterutro vestrum id totum frumentum retineatur, in rem quidem actio pro modo frumenti cuiusque competit, arbitrio autem iudicis continetur, ut is aestimet, quale cuiusque frumentum fuerit.

Als finguläre Modification des aufgestellten Princips, daß durch eine ohne Einwilligung beider Theile geschehene Commirtion keine Aenderung im Eigenthume hervorgebracht werde, ist die L. 78. D. de solut. (46.3.) zu betrachten, worin I avolenus ausspricht, wenn Jemandem fremdes Geld ohne oder wider den Willen des Eigenthümers gezahlt werde, so gehe zwar zunächst das bisherige Eigenthum daran durch die unbefugte Zahlung des Dritten noch nicht verloren, vergl. L. 11. §. 2. D. de reb. cred. (12. 1.); allein, wenn die Geldstücke mit denen des Empfängers bis zur Unmöglichkeit der Ausscheidung vermengt seien, so folle der lettere Eigenthum daran erwerben und der frühere Eigenthümer fich, natürlich unter Vorausseßung eines vorhandenen Furtums, mit der Actio furti an den Zahlenden halten. L. 78. cit. Si alieni nummi inscio vel invito domino soluti sunt, manent eius, cuius fuerunt, si mixti essent, ita ut discerni non possint, eius fieri, qui accepit, in libris Gaii scriptum est: ita ut actio domino cum eo, qui dedisset, furti competeret. Daß auch, abgesehen vom Falle eines Furtum's, dem früheren Eigenthümer des Geldes gegen den unbefugt Zahlenden feine sonstigen persönlichen Ansprüche gewahrt bleiben, versteht sich von selbst.

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§. 78.

C. Von dem Erwerbe der Erzeugnisse *).

Unter Erzeugniß einer Sache versteht man alles das, was ste aus sich, gleichviel ob durch Einwirkung von Außen oder ohne eine solche, ob auf organischem oder unorganischem Wege hervorbringt. So sind Thierjungen Erzeugnisse des Mutterthiers, Pflanzen, Bäume, Mineralien

*) Darüber, ob das Eigenthum an den Früchten ein neues Eigenthum ist, oder dasselbe, was der Eigenthümer bisher an der Hauptsache gehabt hat, vergl. oben S. 62.

Erzeugnisse des Bodens, auf dem sie wachsen, in dem sie verborgen liegen, Blüthen und Früchte Erzeugnisse der Pflanzen und Bäume, die fie tragen. Das selbstständige Eigenthum aller dieser Erzeugnisse erwirbt der Eigenthümer der sie hervorbringenden Sache in demselben Momente, in welchem jene durch Separation von dieser als selbstständige Objecte ins Dasein treten. §. 19. I. de rer. div. (2. 1.) Item ea, quae ex animalibus dominio tuo subiectis nata sunt, eodem iure tibi adquiruntur. Gaius II. 75. L. 2. 6. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) L. 5. §. 2. D. de rei vind. (6.1.) L. 25. pr. §. 1. D. de usur. (22. 1.). Die Römer scheiden eine besondere Gattung von Erzeugniffen die Früchte (Fructus) als denjenigen Gewinn einer Sache aus, der nicht selten einem Anderen als dem Eigenthümer, dem Besizer, namentlich dem Usufructuarius, zu Gute kommt. Alle Früchte sind hiernach Erzeugnisse, darum aber nicht auch alle Erzeugnisse Früchte, wie, abgesehen von Mineralien, an Windbrüchen in Wäldern ersichtlich, die zwar zu den Erzeugnissen des Bodens, aber nicht zu dessen Früchten gehören. L. 7. §. 12. D. soluto matr. dos (24. 3.) L. 12. D. de usufr. (7. 1.)

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Sooft zur Hervorbringung einer Frucht thierische Begattung erforderlich ist, gilt der Grundfag: Partus sequitur ventrem. L. 5. §. 2. D. de rei vind. (6. 1.) Ulpian. Idem scribit, si equam meam equus tuus praegnantem fecerit, non esse tuum, sed meum, quod natum est. §. 19. I. cit. Da wo dieses nicht der Fall ist, gilt das ganz analoge Princip, daß es nicht darauf ankommt, wer den Stoff zur Entstehung der Früchte, z. B. den Saamen hergegeben *). §. 32. I. eod. L. 25. pr. D. de usur. (22. 1.) Iulian. verb. qúia omnis fructus non iure seminis, sed iure soli percipitur. §. 1. In percipiendis fructibus magis corporis ius, ex quo percipiuntur, quam seminis, ex quo oriuntur, adspicitur; et ideo nemo umquam dubitavit, quin, si in meo fundo frumentum tuum severim, segetes et quod ex messibus collectum fuerit, meum fieret. Die einfache juristische Consequenz würde erfordert haben, daß auch das Kind einer Sclavin (Partus ancillae) zu den Früchten gehöre, da diese vom Standpuncte des römischen Rechts sogut eine Sache war, wie das Mutterthier. Allein freilich hätte dieses Resultat nur durch das sittliche Opfer erkauft werden können, ein

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*) Ueber die Entschädigungsfrage s. oben S. 71.

menschliches Wesen, im directen Gegensaße mit seiner Bestimmung, zu der Stufe eines zur Zucht dienenden Thieres erniedrigt zu sehen. Wie regelmäßig in Conflicten des Rechtes und der Moral, entschieden sich die Römer auch in vorliegendem für die lettere, indem sie bestimmten, das Kind einer Sclavin solle zwar als Accessio der legteren, (Partus sequitur ventrem), aber nicht als Frucht gelten. L. 68. pr. D. de usufr. (7. 1.) Ulpian. Vetus fuit quaestio, an partus ad fructuarium pertineret? Sed Bruti sententia obtinuit, fructuarium in eo locum non habere. Neque enim in fructu hominis homo esse potest. L. 28. §. 1. D. de usur. (22. 1.) Gaius: Partus ancillae in fructu non est, itaque ad dominum proprietatis pertinet: absurdum enim videbatur, hominem in fructu esse, cum omnes fructus rerum natura hominum gratia comparaverit. L. 27. pr. D. de her, pet. (5. 3.) verb. quia non temere ancillae eius rei causa comparantur, ut pariant. Vergl. Cic. de fin. I. 4. 12. Thibaut Abh. Nro. II. a. C.

S. 79.

VI. Wirkungen des Eigenthums.

A. Im Allgemeinen.

Die Wirkungen des Eigenthums sind verschieden je nach dem Zustande seiner Unverlegtheit oder seiner Störung. In jenem Falle erscheinen die in dem weiten Umfange des Eigenthums liegenden Einwirkungs- und Ausschließungsbefugnisse als Wirkungen desselben. Da indessen von ihnen schon oben (vergl. §. 9. S. 16—18.) die Rede war, so kommt hier nur der Fall in Betracht, in welchem dem Eigenthume nicht die gehörige Anerkennung zu Theil wird. Und dies kann denn in zwiefacher Weise geschehen, einmal durch vollständige Nichtanerkennung unter Vorenthaltung des Besizes feines Gegenstandes, und dann, durch nicht vollständige Anerkennung in Folge einer angemaßten Beschränkung der Freiheit des Eigenthums. Die Eigenthumsklage, womit der vollständigen Nichtanerkennung begegnet wird, ist die Rei vindicatio, die durch nicht vollständige Anerkennung hervorgerufene die Actio negatoria. Eine dritte Eigenthumsklage

giebt es nicht*). Denn kann sich der Eigenthümer auch noch der Publiciana in rem actio zur Wiedererlangung der aus seinem Besize

*) In neuerer Zeit (1845) ist von v. Zachariä in der Zeitschrift für gesch. RechtsWiff. XII. S. 258. der Versuch gemacht worden, noch eine fernere Eigenthumsflage, die prohibitoria actio, nachzuweisen. Die Hauptstüße feiner Ansicht bildet ein Scholium der Bafiliken, das er dem Anteceffor Stephanus zuschreibt. In demselben heißt es, der Prätor ertheile denen, die Unkörperliches vindicirten, mehrere Formulae; die eine (kva τúñov), die Formula confessoria: ei palvetai μe Sinanov exeiv (si paret ius mihi esse), und die andere (ërɛgov túnor), die Formula negatoria: εἰ φαίνεται σε μὴ ἔχειν δίκαιον τοῦ οντι φρουι ίνβιτο με (si paret tibi non esse ius uti frui invito me). Auch noch eine weitere Formel babe et proponirt, δίς Formula prohibitoria : εἰ φαίνεται δίκαιον ἔχειν τοῦ κωλύειν σε To uti frui (si paret mihi ius esse prohibendi te uti frui). · - Wenn Stephanus die verschiedene Conception der Formulae vollständig angeben wollte, so durfte er natürlich auch die in Prohibitionsform gefaßte nicht übergehen. Dadurch wird aber keineswegs dargethan, daß dieselbe auch eine von der Actio confessoria und negatoria getrennte dritte Klage gebildet habe, da der Prätor bei Abfassung der Formulae nur durch deren Zweck, nicht der Form nach an die einmal gebrauchten Worte gebunden war. Daß Stephanus nicht drei, sondern nur zwei Klagen vorschwebten, und die Erwähnung der zur Actio negatoria gehörigen Formula prohibitoria blos wegen ihrer formalen Abwei= chung von der dort gewöhnlichen Conception geschah, dafür liegt schon eine Hinweisung in der engen Verbindung der Formula confessoria und negatoria durch kva nur Etegov, die, wie das lateinische: unam — alteram, ganz bestimmt nur zwei Actionen vorausseßt, woraus sich denn auch erklärt, daß die Formula prohibitoria in ganz larer Verbindung nachträglich erwähnt wird; ngovéθεικε καὶ ἄλλον τύπον προνιβιτόριον οὕτως συγκείμενον. Was aber noch weit mehr unsere Ansicht bestärkt, ist, daß im ferneren Verlaufe gedachter Scholie in der That nur von der Actio confessoria und negatoria gehandelt wird. In Betreff der lezteren heißt es namentlich, bei der Formula: Si paret tibi non esse uti frui liege der Gedanke nahe, daß der Kläger siege, nicht sowohl, weil er sein Eigenthum nachweise, als weil dem gegnerischen Anspruche kein Recht zur Seite stehe. Allein dem sei doch nicht so, da die richtige Intentio also laute: Si paret tibi non esse ius uti frui invito me, sic: Si paret mihi ius esse prohibendi te uti frui. nach ist also die angeführte Scholie ungeeignet, den von v. Zachariä darin ge= fundenen Beweis für die Actio prohibitoria als eine von der Actio negatoria verschiedene Eigenthumsklage zu erbringen. Fällt aber die Scholie, so hat auch die daraus abgeleitete Klage dasselbe Schicksal, da, wie Stephan in der Zeitschrift f. gesch. R. W. XIV. S. 274. ff. gezeigt hat, die von v. Zachariä dafür

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vel

Hier

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