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tres et quidem pulcherrimos cepi. Ipse? inquis. Ipse: non tamen ut omnino ab inertia mea et quiete discederem. Ad retia sedebam: erant in proximo, non venabulum aut lancea, sed stilus et pugillares. Meditabar aliquid enotabamque, ut si manus vacuas, plenas tamen ceras reportarem. Non est quod contemnas hoč studendi genus. Mirum 2 est, ut animus agitatione motuque corporis excitetur. Jam

oder zweiten Person zusammentrifft, allemal ego oder tu bei sich haben, denn ille bezieht sich dann nicht auf ego oder tu, sondern auf ein Substantiv oder das folgende qui, und eine solche Verbindung giebt dann der Rede einen gewissen Nachdruck Ovid. Pont. 1, 2, 35. Her. 12, 105. Metam. 1, 757. Virg. Aen. 1, 617. Daraus erweist sich die Annahme früherer Grammatiker, dass hic sich auf die erste, iste auf die zweite, ille auf die dritte Person beziehe, als falsch.

et quidem] Nach der bekannten Regel musste man hier et eos erwarten, doch ist die Anknüpfung eines Adjectivs zur genauern Bestimmung eines vorhergehenden Substantivs durch et quidem, was Cicero nur ausnahmweise kennt (Phil. 2, 17) bei den Zeitgenossen des Plin, wie bei ihm selbst schon, allgemein za bemerken.

inertia mea et quiete] Wie die Römer von jeher alle Beschäftigungen, die nicht dem öffentlichen Wohle oder dem Staatsdienste galten, otium nannten (vergl. 7, 3, 4.) und unter diesem keineswegs schändenden Ausdruck namentlich die Beschäftigung mit den Wissenschaften verstanden, so wählt hier Plin. für dieselbe die noch bescheidneren Ausdrücke inertia und quies. Vergl. 8, 9. 9, 6. Als Vorwurf weis't Sallust freilich für sein historisches Stadium die Bezeichnung inertia alles Ernstes zurück Jug. 4, 3.

pugillares] Schreibtafeln von wenig Seiten und kleinem Umfang, so dass man sie bequem mit sich nehmen konnte, von pugillus die Faust, also eine Faust gross oder so, dass man sie bequem in der Band halten konnte. Sie waren so eingerichtet, dass man das Geschriebene leicht tilgen und Anderes an die Stelle schreiben konnte. Sie dienten vorzüglich zu flüchtigen Gedenkbüchern, aus denen sie zu Hause das Wichtigere in die libellos eintrugen. Bestanden sie, wie hier, aus Wachstafeln (ceras), so grub man mit dem Griffel (stilus) von Eisen oder Erz, auf der einen Seite spitz, auf der andern breit, die Schrift hinein. si] für etiamsi, wie aus dem folgenden tamen hervorgeht. cerae] für tabulae ceratae vergl. 7, 27, 9. Ovid. Amor. 1, 12. Martial. 14, 13. und die Hauptstelle Quintil. inst. 10, 3.

2. ut] nach mirum est in der Bedeutung von: in welchem Grade, wie sehr kann nichts Auffallendes haben; eben so findet es sich 7, 9, 13. und quam 4, 7, 1.

Jam] fügt oft zu dem Verhergehenden etwas hinzu fir porro, etiam, accedit, so Liv. 40, 12.

undique silvae et solitudo ipsumque illud silentium, quod venationi datur, magna cogitationis incitamenta sunt. 3 Proinde quum venabere, licebit auctore me ut panarium et lagunculam, sic etiam pugillares feras. Experieris, non Dianam magis montibus quam Minervam inerrare.

VII.

C. Plinius Octavio Rufo Suo S.

Vale.

1 Vide, in quo me fastigio collocaris, cum mihi idem potestatis idemque regni dederis, quod Homerus Jovi Optimo Maximo:

2

Τῷ δ ̓ ἕτερον μὲν ἔδωκε πατὴρ, ἕτερον δ ̓ ἀνένευσεν.

Nam ego quoque simili nutu ac renutu respondere voto tuo possum. Etenim sicut fas est mihi, praesertim te exigente, excusare Baeticis contra unum hominem

undique] durch die Stellung zwischen jam und silvae erhält diess Wort hier die Bedeutung eines Adjectivs, wie der Grieche regelmässig Adverbia mit dem Artikel so braucht.

3. inerrare montibus] für in montibus, nach einem Gräcismus, den nur die spätere Latinität so nachahmte, s. a. 7, 27, 6. Uebrigens spricht Quintil. die gerade entgegengesetzte Ansicht aus 10, 3.

VII. Octavius Rufus] ein vertrauter Freund des Plinius, welcher als Dichter nicht Gewöhnliches leistete s. 2, 10. Ihn mit Held,,Werth der Briefsammlung“ darum für einen epischen Dichter zu halten, weil Plin. ihn zweimal hier mit homerischen Versen anrede, ist doch wohl zu unsicher, zumal da Plin. überhaupt mit homerischen Sentenzen und Ausdrücken ziemlich freigebig ist (1, 18 zweimal; 1, 20 dreimal; 5, 19. 5, 20. 6, 8. 8, 2. 9, 1. 9, 13. 9, 26 dreimal). - Die Bitte, welche Octavius Rufus an Plin. gestellt hatte und welche dieser zum Theil ablehnt, zum Theil genehmigt, mochte doch das zarte moralische Gefühl des edlen Mannes einigermassen verletzt haben, daher er auch einen, wenn gleich noch SO schonenden ́ Ausdruck der Missbilligung §. 3. nicht unter

drücken kann.

1. idem potestatis] Nach einem bekannten Gräcismus brauchen bisweilen auch die Lateiner hoc, id, illud, quid und idem als Substantiva so, dass sie davon ein andres Substantiv im Genitiv abhängig machen. Beisp. von idem sind Cic. Fam. 9, 2, 4. Pompon. Mel. 1, 8, 9. Liv. 36, 2. Ovid. Fast. 1, 46.

To d'Eregor] Aus Hom. Il. 16, 250.

2. renutus] scheint Plin. erst analog, um des Gegensatzes za nutus willen, gebildet zu haben, denn es kommt sonst nirgends vor, wohl aber renuit Tac. Ann. 1, 76. renutare Luc. 4, 601 und das Supinum renutum bei Priscian.

advocationem : ita nec fidei nostrae nec constantiae, quam diligis, convenit adesse contra provinciam, quam tot officiis, tot laboribus, tot etiam periculis meis aliquando devinxerim. Tenebo ergo hoc temperamentum, ut ex duobus, 3 quorum alterutrum petis, eligam id potius, in quo non solum studio tuo, verum etiam judicio satisfaciam. Neque enim tantopere mihi considerandum est, quid vir optimus in praesentia velis, quam quid semper sis probaturus. Me circa idus Octobres spero Romae futurum, eademque 4 haec praesentem quoque tua meaque fide Gallo confirmaturum; cui tamen jam nunc licet spondeas de animo, meo

advocati, advocatio, adesse] bezeichneten früher nur den Beistand, den ein Römer einem Beklagten durch seine blosse Gegenwart leistete, wodurch er stillschweigend seine Theilnahme zu erkennen gab, doch wurden sie schon zu Plin. Zeit von dem gerichtlichen Beistand gebraucht, den er als wirklicher Anwalt ihm widmete.

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excusare

excusare] bedeutet oft: einen Grund vorbringen, um etwas zu rechtfertigen Liv. 6, 22. Cic. Phil. 9. 4. Tacit. Ann. 1, 59. Baeticis advocationem contra unum hominem d. i. unter angegebenen Gründen den Bätikern die Uebernahme einer Rechtssache gegen einen Einzigen (nämlich Gallus) abschlagen. Plinius hatte schon so oft die Sache der Bätiker geführt, dass er jetzt um so eher es einmal abschlagen konnte 3, 4 und 9. 7, 33. Aber derselbe Grund musste ihn abhalten, gegen sie aufzutreten.

3. temperamentum tenere, servare, sequi] Maas halten, die Mittelstrasse einschlagen; Redensarten, die erst im Zeitalter des Plinius üblich wurden and bei diesem öfterer vorkommen 3, 1, 6. 6, 29, 6. Paneg. 3, 1. 10, 3. 79, 5.

studio tuo] deinem heftigen Wunsch. Es liegt in dem Gegensatze dieses Worts zu judicio ein leiser und doch nachdrücklicher Tadel seines Ansinnens.

in praesentia] kommt sogar öfterer bei den alten Schriftstellern und zwar bei den besten vor (wie Cic. Tusc. 1, 8, 14. 5, 35. Fin. 5, 8, 21. Invent. 2, 58, 174. ausserdem Liv. Nepos, Terent. Caesar) als in praesenti und doch wollte Stephanus überall jenes in dieses verwandeln. Diess wäre aber eben so überflüssig, als mit Catanäns impraesentiarum zu setzen. Vergl. 2, 5, 10. 3, 9, 26.

4. tua meaque fide] wir Beide werden dann dem Gallus unser Wort, unsere Versicherung geben. Das tua fide erhält seine richtige Bedeutung durch das folgende: cui tamen spondeas.

jam nunc] Diese Lesart des Cod Prag. und der Edit. Rom. verlangt hier der Sinn. jam nunc sagt stets, dass in der Gegenwart schon

Ἦ καὶ κυανέησιν ἐπ ̓ ὀφρύσι νεῦσε Κρονίων. 5 Cur enim non usquequaque Homericis versibus agam tecum? quatenus tu me tuis agere non pateris; quorum tanta cupiditate ardeo, ut videar mihi hac sola mercede 6 posse corrumpi, ut vel contra Baeticos adsim. Paene praeterii, quod minime praetereundum fuit, accepisse me caryotas optimas, quae nunc cum ficis et boletis certaudum habent. Vale.

1

VIII.

C. Plinius Pompejo Saturnino Suo S.

Peropportune mihi redditae sunt literae tuae, quibus flagitabas, ut tibi aliquid ex scriptis meis mitterem, cum ego id ipsum destinassem. Addidisti ergo calcaria sponte

etwas statt finde, was man eigentlich erst später zu erwarten habe; es stellt sich also in Opposition gegen die Zukunft und darum steht jam als das Bedeutendere voran. nunc jam der Vergangenheit entgegengesetzt sagt, was, da man auf einem gewissen Punkte der Gegenwart angelangt, nun ferner geschehe oder geschehen solle. steht in diesem Falle nunc voran.

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'H xai] Hom. II. 1, 528. 17, 209.

Daher

6. caryota] Frucht vom Palmbaum, Dattel. Man nannte namentlich eine grössere Art von Datteln so, die die Gestalt einer grossen Nuss hatten und besonders saftreich waren. Plinius d. Aelt. sagt, unter den 49 Arten von Datteln seien die caryota und die Thebaica die vorzüglichsten. Vergl. Diod. Sic. 2, 53.

certandum habent] Es ist eine, nur dem Sprachgebrauch des silbernen Zeitalters eigenthümliche Ausdrucksweise, das Neutrum partic. fut. passivi, wahrscheinlich nach der Analogie des Particip. perf. (wie persuasum habeo), mit habere in der Bedeutung von müssen oder sollen zu verbinden. 1, 8, 12. 8, 13, 2. 10, 95. Paneg. 15. Tacit. Ann. 4, 40. 14, 44. Hist. 1, 15. 4, 77. Plin. H. N. 10, 76. Suet. Caes. 68, 3. Columell. 2, 9.

VIII. Ueber Pompejus Saturninus] s. zu ep. 16.

1. destinare] in der Bedeutung von constituere, proponere sibi kommt schon bei besseren Schriftstellern, wie Caesar, Nepos, Livius vor. Vergl. 1, 12, 9. 1, 22, 12.

addere calcaria sponte currenti] und currentem incitare (instigare 3, 7, 15) waren nach dem Homerischen oneúdovra órgúver Hom. I.

currenti, pariterque et tibi veniam recusandi laboris et mihi exigendi verecundiam sustulisti. Nam nec me timide uti 2

decet eo, quod oblatum est: nec te gravari, quod depoposcisti. Non est tamen, quod ab homine desidioso aliquid novi operis exspectes. Petiturus sum enim, ut rursus vaces sermoni, 3 quem apud municipes meos habui, bibliothecam dedicaturus. Memini quidem, te jam quaedam adnotasse, sed generaliter: ideo nunc rogo, ut non tantum universitati ejus attendas, verum etiam particulas, qua\soles lima, persequaris. Erit enim et post emendationem liberum nobis vel publicare vel continere. Quin immo fortasse hanc ipsam cunctationem 4 nostram in alterutram sententiam emendationis ratio deducet, quae aut indignum editione, dum saepius retractat, inveniet; aut dignum, dum id ipsum experitur, efficiet. Quanquam hujus cunctationis meae caussae non tam in 5 scriptis, quam in ipso materiae genere consistunt: est

Quintil.

8, 293 sprüchwörtliche Redensarten, die sehr üblich waren Cic. Phil. 3, 8. Orat. 2, 44. ad Divers. 15, 15. Attic. 5, 9. 6, 7. 13, 45. declam. 12. Wir sagen so: dem Vogel noch Flügel ansetzen.

2. sermo] das gewöhnlich nur von der Sprache des Umgangs gebraucht wird, kommt nur bei sehr späten Schriftstellern von einer feierlichen, vor Andern gehaltenen Rede vor. Wenn nun dennoch Plin. hier seinen Vortrag sermo nennt, so kann diess nur als Ausdruck der Bescheidenheit gelten, ohne dass damit gesagt wäre, dass diese Rede in Form und Ausdruck sich mehr der gewöhnlichen Unterredung genähert habe. Wie hätte sonst Plinius so sehr die Herausgabe wünschen können?

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dicare, consecrare, publici juris facere. Plin. H.

3. generaliter] vergl. 4, 20, 1. wofür bessere Schriftsteller: generatim', in universum, omnino brauchen, wird nur schwach durch eine unsichere Stelle Cicero's Invent. 1, 26 geschützt.

liberum est nobis licet, possum, in arbitrio meo est constitutam. Wir sagen eben so: cs steht mir frei.

publicare] für edere, in vulgus edere kommt nur in dieser Bedeutang bei späteren Schriftstellern vor 4, 27, 5. Suet. Caes. 56. Claud. 3. Das Gegentheil davon neunt er nach Cic. Att. 13, 21 continere, auch tenere 2, 10, 1.

4. quin immo] Diese Verstärkung der Behauptung durch zwei gleichbedeutende Worte gehört der spätern Zeit an. Quint. 1, 1, 31, denn Cic. Att. 1, 13 muss quin nunc gelesen werden.

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