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Endlose Lust lacht dieser Ocean

Als stieg' er aus der Nacht der Frühlingsblüthe,
Dem Maienfest im Knospenkleid zu nah'n;

Er prangt, ein Thal, das dem Smaragd gleich blühte,
Der aus der Wellen Augen himmelan

Dem ersten Strahl der Sonn' entgegenglühte;
Und ich, wie mir endloser strömt Entzücken,
Nenn' es zu grenzenlos, mich zu beglücken.

Wie felig still ist Meer und Himmel ruh'n,
Im Aug' und Arm sie sich einander blüh'n,
Das macht so friedlich ihrer Liebe Thun.

Doch mir bringt's Leib, mir winkt kein Eiland grün,
Kein Herd, dem Pilgerziel mich zu beschuh'n;
Den Lohn verwehrt die Liebe meinen Müh’a.
Also hatt' ich entfagt schon aller Wonne,
Da lag ein Eiland fern im Glanz der Sonne.

Insel der Freundschaft, nannten wir es lachend, Weil ihm den Strand des Friedens Buchten schmückten. Den glatten Silberspiegel traut bewachend Sich Kokospalmen in die Fluten bückten. Im frischen Grün, die Berge dicht bebachend, Der Pifang, Yam, Brobbaum, Aiho nickten, Als wollten fie des Gastfreund's Hütt' umschatten, Und schon von fern dem Wandrer Gruß erstatten.

Wir landeten und sahen wie sich reihten Die Bäume rings nach voller Lauben Weise Um Dach den bunten Wilden zu bereiten, Die bald in Paaren, baldein weiterm Kreise Gelagert auf des Eilands grünen Weiten Hier horchten dem Gespräch gutmüth’ger Greise, Dort schienen durch der Jugend Lied gefangen, Wenn Knab' und Mädchen um den Palmbaum sprangen.

Wenn ich das weiße Wölkchen
Im Mond sah, nachtbeihaut;
Hab' ich im Herzensgrunde
Ein Antlig weiß geschaut.

Und weil ich standhaft hoffte,
Es kåm', und såume nur;
Ist heut' mein Aug' gewandert
Durch weißer Wangen Flur.

Froh ihrer Blüthen Helle,
Nun auch das Herz ich will,
Drum schwamm ich durch die Welle,
Es mir zu rauben still.

Ich werd' es wohl erjagen

In dieser Mondennacht,

Und wenn es mir geschlagen,

Die Opferstunde wacht.

Im Mond das weiße Wölkchen

Hat mich getreu belehrt,

Es wäre, gut zu sterben,

Ein Weißer mir`beschert.

Sie war's, ich sprang in's Boot ihr Herz zu
ziehen

Un mein's hinauf, jedoch des Mädchens Kraft
Das Ruder nahm, schon sah den Kiel ich fliehen
Zum Eiland, dem fie schwimmend sich entrafft.
Was thust bu? fragt ich. Wo bie Palmen blühen,
Sprach fie, bring' ich dich in der Liebe Haft,
Dort harrt mein Lager beiner in der Hütte,
Und zog burch's Meer mit raschem Ruberschritte.

Auf ihrem Lager sigend sprach ich Flammen, Doch mächtiger wie mein Glüh'n mein Lieben war. Drum sagt ich ihr, ich müsse mich verdammen Schmück' ich mit ihres Opfers Kranz mein Haar, Und schiede dann. Boll meine Thränen schwammen, Doch fie mit Augen ruhig, froh und klar

Sprach: wohl weiß ich, daß du mußt morgen fliehen, Und drum soll heut noch unser Opfer glühen.

Nun wollte nicht mehr Amor's Drohen frommen, Der Ultar glomm; wir traten treu hinzu, War doch die Stunde beiden uns gekommen! Jedwedem hauchte mild und füß die Nuh, Nachdem wir uns den herben Durst genommen. Wir fühlten gleiche Wonn' im neuen Du, Und war auch mir ein Dorn im Herzen blieben, Sprach fie doch lächelnb, laß dich nichts betrüben.

Wir zogen eng' umarmt zum. Strand zurück, Entreßend mit dem Tritt das Gras vom Thau; Als aus dem Meer uns grüßt' ein Purpurblick, Sprach fie: der Mond erblüht ist meiner Au’. Ich suchte dieser Stunde kurzes Glück,

Weil nun, so weit sich spannt des Himmels Blau, Nach Sitten, die nur Sagen noch uns nennen, Von bir ich hindern kann jedwedes Trennen.

Wir find in ferner Region entsprungen Bon Männern, deren Sinn zurück begehrte Zum Mark der Götter; mancher hat gerungen Bis Wog' und Gluth als Opfer ihn verzehrte. Denn ob ihn hatte Flamm' ob Fluth verschlungen, Das war gewiß, daß er dem Gott rückkehrte, Dem er fich opfernd weiht. Im Selbstanzünden Wird, lehrten fie, Verlust zum Wiederfinden.

Im Brodbaums Schatten hört' ich Greise sprechen
Vom Wandel, welchen jener Leben nahm,
Wie das zu Bäumen, Thieren, Sternen, Båchen
Mit ew'ger Wellenregung wiederkam ;

Und wenn ihm zu entweichen war Erfrechen,
So heischte von den Frauen Treu' und Scham
Sich von des Gatten Wandrung nicht zu trennen,
Die Trennung aber hob nur das Verbrennen.

Der Månner Gott wogt in den luft'gen Wogen, Die fich durch alle Wesen wechselnd schlingen; Hat heißer Todeskuß sie weggezogen, Kann ihnen nur die Flamm' uns wiederbringen. Dich tragen noch des Lebens Wellenbogen, Drum muß ich nach dem Wellentode ringen.

Von Heimath nicht, noch Våtern darfst du weichen; Doch ich kann dich im Fluthentanz erreichen.

So gab ben lehten Kuß sie meinem Munde

Und sprang in's Meer gefaßt von seinen Bandex, Daß kein Blick mehr entstieg dem feuchten Schlunde. Schwarz fich der Segel lange Flöre wanden

Den Mast hinauf, die Rudrer auf den Bånken Gleich Todesrittern ernst mir winkend standen. Mit Thrånen mußt' ich meine Wangen trånken Als ich zur Trauerarch' hinüberschritt,

Nur feigen Blick der Heldin nachzusenken. In jeder Wog' ihr Bild dahin mir glitt; Wie fie fich in den Wellen dem vermählte, Den sie nicht mochte ziehn' zum Opfer mit. Ich weiß nicht, welchen Lauf mein Schiff fich wählte, Doch jener Hauptmann war davon entschwunden, Amor, der einst der Ruder Federn stählte;

Die Sonn' auch hatte sich dem Blau entwunden,
Als sollten Wolken ihr die Erd' umhüllen,

Die Trauerblumen fich in's Haar gewunden.
Ich ließ mein. Aug' manch feuchten Bothen füllen,
Hinab zu der in's Wogenhaus zu steigen

Die mich so laut rief aus beschäumten Hüllen. zu Strömen schickt' ich sie hinab den Reigen

Der Fluth, und rief dann wieder: Umor rette! Jedoch gab Antwort nur ein brausend Schweiger. Auch er, sprach ich, schied von des Lebens Ståtte, Ersehntes gab er mir, es zu verlieren.

So teuch ich nun an des Verlustes Kette. Er nicht kann öffnen mehr der Wonne Thüren, Ich müßte mich des Thraziers Vorbild weih'n, Bolt' ich Euridice der Nacht entführen. Da goß in's Meer ich der Gelübbe Wein

Daß ich Verlornem nur nach wolle streben, Treu siedelnd nun in der Entrückung Hain. Doch ließ die Parz' ich streng den Faden weben, Der führte mich gen Abend durch die Wellen, Dort sah der Fluth ich ein Gefels entstreben. Um Fuße zwar hört' ich die Brandung bellen;

Jedoch des Hauptes filberweißen Thron

Ein golones Kreuz ich sah mit Licht erhellen. Was sagt dies Kreuz? fragt' ich mit bangem Lon, Und ward erwidert: treuer Liebe Flucht

Verfolgt, fand hier im Meer Verein'gungs Lohn. Nun! sprach ich, so reif' hier auch meine Frucht, Hier an der Liebe Felsen will ich landen, und ließ mich steuern zu der Klippenbucht. Dort fiebelnd fragt ich: muß denn Ales stranden ? Ist aus der Meeresfluthen tiefem Thal Zum Leben Keiner abermals erstanden? Denn mich traf keines flücht'gen Bliges Strahl Als fie, da Puls an Puls zur Flamme sprühte, Für ewig mir verkündet ihre Wahl.

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