V. 18 u. 36), wie auch in Übertreibungen und selbst einzelnen Geschmacklosigkeiten äussert. Übrigens liegt dort nicht einmal eine einfache Wiederholung vor: der Dichter mufste doch sagen, wozu die Phokäer sich eidlich verpflichtet hätten, wenn exsecrata nicht kahl dastehen sollte. Ansprechend ist dagegen die kleinere Änderung: atque agros patriosque Lares habitandaque fana. Ferner verwirft derselbe V. 27-38 incl. Über die Unangemessenheit der Beispiele bin ich teilweise mit ihm derselben Meinung bis auf levis in V. 34. Er tadelt dies, weil ein Bock im Gegenteil saetosus sei, levis aber für levis factus äusserst hart sein würde. Auch in einem oxňμa áðvvátov? Wenn der Bock schwimmt, so müssen seine Haare glatt werden. Peerlkamp ist eben genötigt, alles bis V. 38 zu streichen, wenn er einmal zu streichen anfängt. Damit tilgt er aber auch den unentbehrlichen Gegensatz zu V. 39 in 37 u. 38 mollis et exspes inominata perprimat cubilia. Worauf soll das energische vos, quibus est virtus hindeuten, wenn es sich unmittelbar an V. 26 anschliefst? Ein Gegensatz könnte dann nur zu iuremus in V. 25 bestehen, und wir erhielten das Sinnlose: aber wir wollen schwören, nicht zurückzukehren, bevor Steine auf dem Wasser schwimmen; ihr hingegen, die ihr tapfer seid (wir also nicht), beseitigt die weibische Klage u. s. w. Es bleibt eben nichts übrig, als auch hier den Dichter für seine etwaigen Ungereimtheiten selber einstehen zu lassen. Am übelsten steht es mit den zwei letzten Versen, die mit Peerlkamp zu beseitigen sich schon dadurch verbietet, dafs dann das Gedicht eines zweckmässigen Schlusses entbehren würde. Die Wiederholung von aere war für Bentley nicht so schwerwiegend, dafs er dies nicht dem sonst überlieferten aerea vorgezogen hätte; worauf seiner Behauptung nach quorum nicht bezogen werden kann, weil dies ferrea saecula voraussetze. Lehrs setzt für aere „dira“, wozu dann freilich quorum gut passen würde, da dira ferro durata saecula natürlich ferrea sind. Aber dasselbe lässt sich gutheifsen, auch wenn man aerea behält: das eherne Zeitalter hat Iuppiter mit Eisen gehärtet, also zu einem eisernen gemacht, und diesem dürfen die Frommen entfliehen. Ich sehe darin keine gröfsere Härte, als in inquinavit aere tempus aureum; womit auch eine völlige Umwandlung des goldenen in ein ehernes Zeitalter gemeint ist, während es in den Worten eigentlich nicht liegt. Wenn nun Meineke lehrt, dafs dehinc bei H. nie einsilbig, dagegen dein (nur sat. I 3, 101 u. 5, 97) immer einsilbig, deinde (sat. I 5, 37. 6, 119 u. II 8, 85) und deinceps (nur sat. II 8, 80) stets zweisilbig vorkomme, so wäre es leicht, auch hier aerea dein zu lesen. Indes dies Gesetz möchte nicht über allem Zweifel erhaben sein. Vergil wenigstens und Ovid haben dehinc auch einsilbig gebraucht: jener z. B. Aen. I 131. 256. VI 678. IX 480, dieser fast. VI 788. Auch Val. Fl. gebraucht 7, 596 dehinc einsilbig; ebenso Stat. Theb. 4, 625 u. Ach. 1, 370. Bei Horaz kommt es aufser dieser Stelle nur noch sat. I 3, 104 u. a. p. 144, beide Male zweisilbig vor; neben dein ist es sat. I 5, 97 und zwar einsilbig überliefert, wo Bentley dein nur deshalb vorgezogen hat, um den harten Zusammenstofs von 4 Konsonanten (dehinc Gnatia) zu vermeiden. Darnach sprächen für das zweisilbige dehinc zwei Stellen, für das einsilbige zwei andere, aber nicht völlig verbürgte. Ein Gesetz lässt sich daraus nicht ableiten. Gruppe tilgt auch dies ganze Gedicht bis auf V. 1-14, denen er 23 u. 24 anschliefst. Wie dies Fragment in so fragwürdiger Gestalt ein des H. würdiges Gedicht sei, ist freilich dunkel. Es fehlt jeder Abschlufs, ja jede Erklärung, wozu der Dichter auffordere ratem occupare secunda alite. Und was soll sic placet nach der Schilderung von Italiens Verwüstung? Die Frage, ob dies gefalle, ist doch undenkbar. Und wie kann er weiter fragen, ob jemand einen besseren Ratschlag vorzubringen habe, während er selbst gar keinen gegeben hat? Oder soll sic placet auf das folgende ratem occupare sich beziehen mit Überspringung der dazwischen gestellten Frage? Das sind lauter Schwierigkeiten, denen gegenüber die gerügte Wiederholung in Sinn und Wort leicht wiegen möchte. 17. Lehrs verwirft V. 80, weil das Herabgehen vom Gröfseren auf das Geringere nicht geduldet werden könne. Aber wenn nun H. das gerade beabsichtigt hätte? Das Mischen von Liebestränken ist die Hauptsache, auf die es der Canidia ankommt; die Erwähnung dieser Kunst war daher am Schlufs, in dem alle ihre Fertigkeiten aufgezählt werden, nicht wohl zu übergehen. Meinem Gefühle nach macht der Übergang vom Erhabenen zum Lächerlichen, d. h. von der Besprechung des Mondes und der Erweckung der Toten zum einfachen Liebesbecher einer Quacksalberin oder Salbenhändlerin keinen üblen Eindruck. Hermann hat durch Verwerfung von V. 77 das in sämtlichen übrigen Epoden herrschende Gesetz der Distichie gerettet. Ich möchte Lehrs beistimmen, wenn er an sich Bedenken trägt, jenes Gesetz auf dies Gedicht, das ja kein Epodus ist, wenigstens kein formales Kennzeichen eines solchen trägt, anzuwenden, Will man dennoch daran festhalten, so lässt sich allerdings V. 77 leichter entbehren als 80. Denn jener Vers ist erstaunlich matt, zumal nach V. 58, in welchem dieselbe Sache viel bestimmter und bissiger bezeichnet ist. Auch trägt er zum Verständnis der Stelle nichts bei; denn et polo ist zur Erklärung des folgenden deripere lunam keineswegs notwendig. Es kommt dazu, dass nach Tilgung von V. 77 vier Zauberkünste in je einem Verse prägnant und kurz beschrieben werden; wie movere, excitare, temperare keinen weiteren Zusatz haben, so ist deripere lunam für sich fast noch leichter verständlich als namentlich movere imagines. Doch ist zuzugeben, dafs dies alles subjektive_Auffassungen sind, über die ein anderer leicht anders denken kann. Dergleichen auszusprechen ist Niemandem verwehrt; wohl aber ist es eine Überschreitung der einer meist mit Wahrscheinlichkeit sich begnügenden Kritik gesetzten Grenzen, daraus Verdikte auf Unechtheit zu ziehen, wenn nicht wenigstens andere sachliche Momente hinzutreten. Das Geratenste scheint auch hier zu sein, die überlieferte ungerade Verszahl zu dulden. Lehrs erklärt freilich, dafs er auch ohne die Verletzung der Distichie auf die Vermutung gekommen sein würde, V. 80 sei als unangemessen zu verwerfen. Er sagt das gewifs bona fide; aber man täuscht sich über dergleichen leicht. Bestände das Gedicht aus einer geraden Verszahl, so wären vielleicht beide berühmte Gelehrte über ihr Mifsfallen leichter hinweggegangen. Lehrs giebt ja selber (verschieden von Peerlkamp und Gruppe, die nur Vollendetes dulden wollen) bereitwillig zu, dafs man bei Horaz nicht alles verwerfen dürfe, was man aus ästhetischen Gründen tadeln könne. Gewifs es lässt sich nicht leugnen, dafs er trotz aller Feinheit und Gewandtheit des Geistes, trotz gesunden Sinnes und richtigen Urteils dennoch von der Derbheit der römischen Natur sich nicht völlig frei gehalten hat, und dafs er namentlich in der höheren Lyrik seinen Lehrmeistern, den Griechen, gegenüber nur die Stellung eines gelehrigen Schülers beanspruchen darf. Für etwas anderes hat H. selbst sich niemals ausgegeben; neben dem vollen Bewusstsein eigenen Wertes finden wir Stellen, wo er für eine Gleichstellung seiner Gedichte mit denen der grofsen griechischen Lyriker nur Spott zum Dank hat, wie epist. II 2, 99. Eine Herabsetzung würde er wahrscheinlich nicht einmal in dem scheinbar so herben Urteil O. Müllers gesehen haben, der in der Geschichte der griechischen Litteratur (3. Aufl. 1. Bd. S. 286) sagt: „Wie sehr tritt dagegen (d. h. gegen Alcäus, überhaupt die äolische Lyrik) die Odenpoesie des Horaz in Schatten, der bei aller Feinheit der Gedanken und bewundernswürdiger Kunst der Ausführung doch gerade das fehlt, was der äolischen Lyrik das Wesentlichste war, das im Inneren erschütterte, leidenschaftlich bewegte Gemüt.“ EXCURS über die griechischen Nominalendungen bei H. Zu I, 15, 2. Die Zahl griechischer Fem. (als Nom. oder Voc.) auf e ist besonders Das kurze a war durch das Griechische gegeben in Polyhymnia Griechische Nominat. auf es (as) statt a sind in den Oden: Tydides Ein Ablat. auf è in der 1. Declin. findet sich nur c. III 12, 8 in 430 Excurs über die griechischen Nominalendungen. Inachia epod. 11, 6. 12, 14. Cressā c. I 36, 10. Pieria III 10, 15. Genet. auf es hat H. nicht, also wie im Dativ immer Semelae, Circae, Ihnen gegenüber mit am in den Oden: Libyam II 2, 10. Magnessam Von diesen 70 Stellen kann nur an 20 für die Wahl der Form das Von anderen griechischen Endungen ist os im Nom. der 2. Declin. In der 3. Declin. haben wir das griechische a in Sappho c. II 13, 25. |