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neque ei testamento plus, quam tertiam partem relinquat. Omnium praeterea hereditatum, legatorum, fideicommissorum suprema voluntate relictorum, mortis causa donationum sit expers. His etiam amittendis, quae prior maritus ei suprema reliquerit voluntate Eandem quoque mulierem, infamem redditam, hereditates ab intestato, vel legitimas, vel honorarias, non ultra tertium gradum sinimus vindicare.

$ 86.

Ehelosigkeit und Kinderlosigkeit.

Charakteristisch für den Niedergang des Römerthums schon ersten Beginn der Kaiserzeit, ist die umfassende Ehegesetzbung (lex Julia de maritandis ordinibus 4 n. Chr. und lex Papia ppaea 9 n. Chr.), zu welcher Kaiser Augustus sich veranlasst

Hier ward verboten, dass Senatoren sich mit Freigelassenen. der Infamen, dass Freigeborene mit Infamen sich verheiratheten. fier wurden ferner auf die Eheschliessung und Kindererzeugung Prämien gesetzt, so z. B. für die Frau, welche (als ingenua) drei, oder (als liberta) vier Kinder geboren hatte, die Befreiung von der Geschlechtsvormundschaft. Dem entspricht auf der andern Seite die Androhung von Strafen für Ehelosigkeit und Kinderlosigkeit. Ehelose (caelibes), d. h. solche, welche ohne Grund nverheirathet sind, und Kinderlose (orbi) sind erwerbsunfähig capaces) aus einem Testament (vgl. unten § 101), entweder Z unfähig (so die caelibes) oder doch theilweise unfähig (so orbi). Damit die Frau aus einem Testament das Ganze ben könne, muss sie das jus trium vel quatuor liberorum welches ihr jedoch auch dh kaiserliches Privileg beigeden kann. Was im

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einem incapax zugewandt von den Familienvätern, ind, eventuell vom Aerar

folgende Gesetzgebung eit, durch Justinian die

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L. 2 C. de inutil. stip. (8, 38) (ALEXANDER): Libera matrimonia esse, antiquitus placuit: ideoque pacta, ne liceret divertere, non valere; et stipulationes, quibus poenae inrogarentur ei, qui divortium fecisset, ratas non haberi constat.

L. 9 D. de divortiis (24, 2) (PAULUS): Nullum divortium ratum est, nisi septem civibus Romanis puberibus adhibitis praeter libertum ejus, qui divortium faciet.

Festus: Diffarreatio genus erat sacrificii, quo inter virum et mulierem fiebat dissolutio; dicta diffarreatio, quia fiebat farreo libo adhibito.

Gaj. Inst. I § 137: Mancipatione desinunt in manu esse, et si ex ea mancipatione manumissae fuerint, sui iuris efficiuntur, — (ea, quae cum viro suo coëmtionem fecit) nihilo magis potest cogere quam et filia patrem. Sed filia quidem nullo modo patrem potest cogere etiam si adoptiva sit; haec autem virum repudio misso proinde compellere potest, atque si ei numquam nupta fuisset.

§ 85.

Die zweite Ehe.

Für den Fall der Eingehung einer zweiten Ehe hat das spätere römische Kaiserrecht die Interessen der Kinder erster Ehe durch eine Reihe von Rechtssätzen zu Gunsten der erstehelichen Kinder, zu Lasten des parens binubus (daher sog. poenae secundarum nuptiarum) wahrgenommen, insbesondere durch den Rechtssatz, dass Alles, was der parens binubus von Seiten des verstorbenen Ehegatten unentgeltlich erworben hat, sog. lucra nuptialia (sei es als Schenkung, oder als dos, oder als donatio propter nuptias, oder als letztwillige Zuwendung), im Moment der Eingehung der zweiten Ehe ipso jure zu Eigenthum an die erstehelichen Kinder fällt; dem parens binubus verbleibt nur der Niessbrauch.

Die Wittwe darf erst nach Ablauf des Trauerjahres zur zweiten Ehe schreiten. Widrigenfalls trifft sie die Strafe der Infamie, Zurücksetzung im Erbrecht und Beschränkung in den Zuwendungen zu Gunsten ihres zweiten Mannes.

L. 1 C. de sec. nupt. (5, 9) (GRATIAN., VALENT., THEODOS.): Si qua mulier nequaquam luctus religionem priori viro, nuptiarum festinatione, praestiterit, ex jure quidem notissimo sit infamis. Praeterea secundo viro ultra tertiam partem bonorum in dotem ne det,

neque ei testamento plus, quam tertiam partem relinquat. Omnium praeterea hereditatum, legatorum, fideicommissorum suprema voluntate relictorum, mortis causa donationum sit expers. His etiam amittendis, quae prior maritus ei suprema reliquerit voluntate Eandem quoque mulierem, infamem redditam, hereditates ab intestato, vel legitimas, vel honorarias, non ultra tertium gradum sinimus vindicare.

$ 86.

Ehelosigkeit und Kinderlosigkeit.

Charakteristisch für den Niedergang des Römerthums schon im ersten Beginn der Kaiserzeit, ist die umfassende Ehegesetzgebung (lex Julia de maritandis ordinibus 4 n. Chr. und lex Papia Poppaea 9 n. Chr.), zu welcher Kaiser Augustus sich veranlasst sah. Hier ward verboten, dass Senatoren sich mit Freigelassenen oder Infamen, dass Freigeborene mit Infamen sich verheiratheten. Hier wurden ferner auf die Eheschliessung und Kindererzeugung Prämien gesetzt, so z. B. für die Frau, welche (als ingenua) drei, oder (als liberta) vier Kinder geboren hatte, die Befreiung von der Geschlechtsvormundschaft. Dem entspricht auf der andern Seite die Androhung von Strafen für Ehelosigkeit und Kinderlosigkeit. Ehelose (caelibes), d. h. solche, welche ohne Grund unverheirathet sind, und Kinderlose (orbi) sind erwerbsunfähig (incapaces) aus einem Testament (vgl. unten § 101), entweder ganz unfähig (so die caelibes) oder doch theilweise unfähig (so die orbi). Damit die Frau aus einem Testament das Ganze erwerben könne, muss sie das jus trium vel quatuor liberorum haben, welches ihr jedoch auch durch kaiserliches Privileg beigelegt werden kann. Was im Testament einem incapax zugewandt ist, wird „caducum" und als solches von den Familienvätern, welche neben ihm im Testament bedacht sind, eventuell vom Aerar vindicirt (sog. caducorum vindicatio).

Durch Kaiser Constantin und die nachfolgende Gesetzgebung sind die Strafen der Ehe- und Kinderlosigkeit, durch Justinian die genannten Eheverbote aufgehoben worden.

Gaj. Inst. II § 286: Caelibes

legataque capere prohibentur ;

per legem Iuliam hereditates item orbi per legem Papiam

ob id, quod liberos non habebant, dimidias partes hereditatum lega

torumque perdunt, eaque translata sunt ad eos, qui in eo testamento liberos habent, aut si nullus liberos habebit, ad populum. Ulpiani fragm. tit. 17 § 1: Quod quis sibi testamento relictum, ita ut iure civili capere possit, aliqua ex causa non ceperit, caducum appellatur, veluti ceciderit ab eo, verbi gratia si caelibi legatum fuerit, nec intra dies centum caelebs legi paruerit.

II. Die patria potestas.

§ 87.

Die Begründung der patria potestas.

Die väterliche Gewalt wird kraft Rechtssatzes erworben über die in rechter Ehe erzeugten Kinder (nicht über die Concubinenkinder), und durch die Legitimation der ausser der Ehe erzeugten Kinder, sei es per subsequens matrimonium, sei es per rescriptum principis. Daneben kennt das römische Recht eine künstliche Erzeugung der väterlichen Gewalt durch Rechtsgeschäft: die Adoption.

Die Adoption ist entweder Adoption eines paterfamilias (sog. arrogatio) oder Adoption eines filiusfamilias (adoptio im engeren Sinn)1). In beiden Fällen erleidet der Adoptirte eine capitis deminutio minima, weil er die Agnatenfamilie wechselt (oben S. 85).

Die Arrogation verlangte nach altem Recht eine Voruntersuchung der pontifices und Beschluss der Curiatcomitien. Dann kam die Arrogation durch kaiserliches Rescript auf, welches zuletzt die allein übliche Form darstellte. Aber immer blieb die Arrogation durch einfaches Privatrechtsgeschäft ausgeschlossen. Die Aenderung der Familienverhältnisse durch Arrogation interessirt das Gemeinwesen. Daher die öffentlichrechtliche Form. In den Curiatcomitien konnte jedoch nur arrogirt werden, wer seine Zustimmung zur Arrogation in der Volksversammlung

1) Ueber den Begriff von paterfamilis (homo sui juris) und filiusfamilias (homo alieni juris: Sohn, Tochter, Enkel in der väterlichen Gewalt) vgl. oben S. 82.

zu erklären im Stande war. Der Arrogatus ist Mit-Subject der Arrogationshandlung in den Comitien, und muss daher fähig sein, an der Arrogationshandlung in den Curiatcomitien Antheil zu nehmen. Darum gab es keine Arrogation eines impubes, noch eine Arrogation einer Frau. Jene sind überhaupt der rechtlich wirksamen Zustimmung, diese sind des Auftretens in der Volksversammlung unfähig. Antoninus Pius hat jedoch die Arrogation eines impubes gestattet, vorausgesetzt, dass sie als vortheilhaft für den impubes sich erweist, dass ferner sämmtliche Vormünder des impubes consentiren, dass endlich der pater arrogans Caution stellt, im Fall des Versterbens des arrogatus vor erreichter pubertas das Vermögen desselben an diejenigen herauszugeben, welche es ohne die Arrogation kraft Erbgangs bekommen haben würden. Durch die Arrogation erlangt der impubes (für die Dauer seiner Impubertät) ein festes Recht auf den vierten Theil vom Nachlass des pater arrogans, sog. quarta divi Pii. Mit der Gewalt über den Arrogatus erwirbt der Arrogirende auch das Vermögen des arrogatus 2) und die Gewalt über diejenigen, welche in der Gewalt des arrogatus sind.

Für die Adoption (im engern Sinne), welche wahrscheinlich ursprünglich gleichfalls die Zustimmung sämmtlicher Geschlechter (der Curiatcomitien) forderte 3), ward erst nach den zwölf Tafeln ein privates Rechtsgeschäft ausgebildet. In den zwölf Tafeln hiess es, dass dreimaliger Verkauf des Sohnes in die Knechtschaft den Untergang der väterlichen Gewalt herbeiführe. Wie die Emancipation des Haussohnes (vgl. oben S. 25), so

2) Die Schulden des arrogatus gingen nach Civilrecht unter (oben S. 86). Der Prätor aber gab in integrum restitutio, indem er eine actio ficticia gegen den arrogatus gewährte, als ob die Arrogation gar nicht geschehen wäre. Trat der Arrogirende dann nicht für den Arrogirten ein (der Arrogirte selbst hatte ja keine Activa mehr), so ward vom Prätor über das Vermögen, welches dem Arrogirten ohne die capitis deminutio gehören würde, Concurs eröffnet.

3) Dies geht daraus hervor, dass das Privatrechtsgeschäft der datio in adoptionem deutlich als Product der an die zwölf Tafeln anschliessenden interpretatio (oben § 11) erscheint. Noch zur Zeit der zwölf Tafeln gab es also so wenig eine datio in adoptionem wie eine emancipatio kraft privaten Acts, d. h. kraft blosser väterlicher Gewalt. Zu demselben Resultat führt die Vergleichung des griechischen Rechts, Schulin, das griechische Testament (1882) S. 17 ff.

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