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hibere solet, vgl. oben S. 228. 233) beschädigt worden, so hat der Mann Schadensersatz zu leisten.

Das Recht des Rückempfangs und dem entsprechend die Pflicht des Mannes zur Rückleistung war im vorjustinianischen anders als im justinianischen Recht normirt.

Das vorjustinianische Recht lässt als Grundsatz des alten Civilrechts ganz deutlich das Princip erkennen: der Mann behält die dos auch nach Auflösung der Ehe 2). Er ist zur Rückgabe nicht verpflichtet, es sei denn, er habe sich ausdrücklich durch Stipulation zur Rückleistung verpflichtet. Dieser Grundsatz ist dem Dritten gegenüber, welcher eine dos adventicia bestellte, unverändert festgehalten worden: dieser Dritte bekommt, was er als dos gegeben, nicht zurück, es sei denn, dass er es sich durch Stipulation ausdrücklich versprechen liess (Fall der dos recepticia). Dagegen ist das Princip dem Besteller der dos profecticia und der Frau gegenüber nicht aufrecht erhalten worden, vielmehr beiden Theilen ein beschränktes gesetzliches Rückforderungsrecht gewährt worden, welches durch eine bonae fidei actio, die actio rei uxoriae, geltend gemacht wird.

Ueberlebt die Frau die Auflösung der Ehe (ist also die Ehe entweder durch Scheidung oder durch Tod des Mannes aufgelöst), so fordert die Frau nach vorjustinianischem Recht jede dos zurück, sei sie profecticia oder adventicia (nur nicht die recepticia). Ihrer actio rei uxoriae gegenüber hat der Mann aber sog.,,Retentionsrechte", d. h. Abzugsrechte: propter res donatas, propter res amotas und propter impensas, ja, wenn die Ehe .durch Schuld der Frau geschieden worden ist, auch ein,,Retentionsrecht" propter liberos (für jedes Kind % der dos, aber im Ganzen nicht mehr als die Hälfte) und propter mores (wegen Ehebruchs %, wegen anderer Verschuldung / der dos). Auch ist der Mann der actio rei uxoriae gegenüber nicht verpflichtet, Kapitalien oder andere fungible Sachen, welche er zur dos erhielt, sofort herauszugeben: er zahlt vielmehr das erste Drittel erst ein Jahr, das zweite Drittel erst zwei Jahre, das dritte Drittel erst drei Jahre nach Auflösung der Ehe (annua, bima, trima die). Nur wenn er durch sein Verschulden die Scheidung veranlasst hat, muss er propter mores graviores (Ehebruch)

2) Bechmann, das römische Dotalrecht, Bd. 1 (1863) S. 52 ff.

Alles sofort, propter mores leviores (andere Verschuldung) das erste Drittel sofort, das zweite Drittel nach einem halben Jahr, das dritte Drittel nach einem Jahr herausgeben, und soll er überdies von den Früchten der nicht fungiblen Sachen einen entsprechenden Theil mit restituiren müssen.

In ähnlicher Weise wie die actio rei uxoriae der Frau war auch für den Fall, dass die Ehe durch Tod der Frau aufgelöst ward die actio rei uxoriae des Bestellers der dos profecticia beschränkt: auch dieser Klage gegenüber hatte der Mann die retentio propter res donatas, propter res amotas, propter impensas, und das Recht, wegen jedes Kindes aus der Ehe ein Fünftel von der dos abzuziehen.

Also: der Mann behielt die dos schlechtweg, wenn eine dos adventicia (nicht recepticia) gegeben war und die Ehe durch den Tod der Frau aufgelöst ward. Er musste die dos herausgeben, wenn die Frau überlebte, oder wenn eine dos profecticia bestellt und der Besteller noch am Leben war. Die actio rei uxoriae, durch welche diese gesetzliche Rückgabepflicht realisirt wurde, war unvererblich (weder die Erben der Frau noch die Erben des Bestellers konnten sie geltend machen) und war bonae fidei, d. h. ging nicht schlechtweg auf Rückgabe der dos, sondern nach Umständen auf etwas Anderes (z. B. Schadensersatz) oder auf weniger (in Folge der Retentionsrechte).

Dies Recht ist durch Justinian verändert worden. Er hat die actio rei uxoriae für vererblich erklärt, und hat die ,,Retentionsrechte" des Mannes theils beschränkt, theils aufgehoben. Ein anderes Princip ist an die Spitze gestellt: Der Mann ist grundsätzlich von Rechtswegen verpflichtet, die dos nach Auflösung der Ehe herauszugeben. Das Rückforderungsrecht hat nach justinianischem Recht die Frau oder deren Erbe, die dos recepticia ausgenommen. Liegt eine dos profecticia vor, so schliesst der überlebende Besteller den Erben der Frau aus. Ein,,Retentionsrecht" wird nur noch propter impensas necessarias (welche zur Erhaltung der Dotalsachen nothwendig waren) gegeben. Schuld der Frau an der Scheidung berechtigt den Mann, die ganze dos zu behalten. Im Uebrigen werden Grundstücke sofort restituirt, Mobilien nach einem Jahr. Für veräusserte oder durch Diligenzversäumniss beschädigte Mobilien wird Schadensersatz geleistet.

Es ist klar, dass diese gesetzliche Dotalklage Justinians der Klage angenähert ist, welche auf Grund ausdrücklicher Stipulation gegen den Mann angestellt werden konnte. Hier gab es keine retentiones und keine Fristen, keine Beschränkung der Vererbung, andererseits aber kein gesetzliches Recht auf Schadensersatz (vgl. S. 221). Justinian hat sich deshalb dahin ausgedrückt, dass er die actio rei uxoriae in eine actio ex stipulatu verwandle (auf Grund fingirter Stipulation), aber in eine actio ex stipulatu, welche bonae fidei sei. Er drückte in dieser wunderlichen Form den richtigen Gedanken aus, dass das von ihm geschaffene gesetzliche Rückforderungsrecht ungefähr die Mitte hält zwischen dem beschränkten gesetzlichen Rückforderungsrecht alten Styls (actio rei uxoriae) einerseits, und dem vertragsmässigen vollen Rückforderungsrecht (Klage aus der Stipulation) andererseits.

Zu Gunsten ihres Rückforderungsanspruchs hat die Frau nach justinianischem Recht ein privilegirtes Pfandrecht am ganzen Vermögen des Mannes. Ja, sie kann die Dotalsachen, soweit sie im Vermögen des Mannes noch vorhanden sind, ohne Weiteres als ihr Eigenthum vindiciren. Verarmt der Mann, so ist die Frau berechtigt, ihre Rückforderungansprüche sogleich, noch während der Ehe, geltend zu machen.

Ulp. fragm. tit. 6 § 1: Dos aut datur, aut dicitur, aut promittitur. § 2. Dotem dicere potest mulier, quae nuptura est, et debitor mulieris, si jussu ejus dicat, item parens mulieris virilis sexus, per virilem sexum cognatione junctus, velut pater, avus paternus. Dare, promittere dotem omnes possunt.

§ 3 eod. Dos aut profecticia dicitur, id est, quam pater mulieris dedit, aut adventicia, id est ea, quae a quovis alio data est.

L. 5 § 11 D. de jure dot. (23, 3) (ULPIAN.): Si pater pro filia emancipata dotem dederit, profecticiam nihilominus dotem esse, nemini dubium est, quia non jus potestatis, sed parentis nomen dotem profecticiam facit; sed ita demum, si ut parens dederit. Ceterum si, cum deberet filiae, voluntate ejus dedit, adventicia dos est.

L. 14 C. de jure dot. (5, 12) (DIOCLET. et MAXIMIAN.): Mater pro filia dotem dare non cogitur, nisi ex magna et probabili, vel lege specialiter expressa causa, pater autem de bonis uxoris suae invitae nullam dandi habet facultatem.

pr. I. quib. alienare licet (2, 8): Accidit aliquando, ut qui dominu, sit, alienare non possit, et contra, qui dominus non sit, alie

nandae rei potestatem habeat. Nam dotale praedium maritus, invita muliere, per legem Juliam prohibetur alienare, quamvis ipsius sit, dotis causa ei datum. Quod nos legem Juliam corrigentes, in meliorem statum deduximus. Cum enim lex in soli tantummodo rebus locum habebat, quae Italicae fuerant, et alienationes inhibebat, quae invita muliere fiebant, hypothecas autem earum etiam volente: utrisque remedium imposuimus, ut etiam in eas res, quae in provinciali solo positae sunt, interdicta fiat alienatio vel obligatio, et neutrum eorum neque consentientibus mulieribus procedat, ne sexus muliebris fragilitas in perniciem substantiae earum converteretur.

Ulpian. fragm, tit. 6 § 6: Divortio facto si quidem sui iuris sit mulier, ipsa habet rei uxoriae actionem, id est dotis repetitionem; quodsi in potestate patris sit, pater adiuncta filiae persona habet actionem rei uxoriae; nec interest, adventicia sit dos, an profecticia.

Eod. § 9: Retentiones ex dote fiunt aut propter liberos aut propter mores aut propter impensas aut propter res donatas aut propter res amotas. § 10. Propter liberos retentio fit, si culpa mulieris aut patris, cuius in potestate est, divortium factum sit; tunc enim singulorum liberorum nomine sextae retinentur ex dote, non plures tamen quam tres. § 12. Morum nomine graviorum quidem sexta retinetur, leviorum autem octava; graviores mores sunt adulteria tantum, leviores omnes reliqui.

Eod. § 8: Dos si pondere numero mensura contineatur, annua bima trima die redditur, nisi si, ut praesens reddatur, convenerit; reliquae dotes statim redduntur. § 13. Mariti mores puniuntur in ea quidem dote, quae a die reddi debet, ita ut propter maiores mores praesentem dotem reddat, propter minores senum mensium die; in ea autem, quae praesens reddi solet, tantum ex fructibus iubetur reddere, quantum in illa dote, quae triennio redditur, repraesentatio facit.

§ 29 I. de action. (4, 6): Fuerat antea et rei uxoriae actio ex bonae fidei judiciis. Sed, cum pleniorem esse ex stipulatu actionem invenientes omne jus, quod res uxoria ante habebat, cum multis divisionibus in ex stipulatu actionem, quae de dotibus exigendis proponitur, transtulimus, merito rei uxoriae actione sublata, ex stipu latu, quae pro ea introducta est, naturam bonae fidei judicii tantum in exactione dotis meruit, ut bonae fidei sit. Sed et tacitam ei dedimus hypothecam; praeferri autem aliis creditoribus in hypothecis tunc censuimus, cum ipsa mulier de dote sua experiatur, cujus solius providentia hoc induximus.

§ 83.

Die donatio propter nuptias.

Geschenke des Bräutigams an die Braut sind nach römischem Recht ebenso zweifellos gültig, wie die Geschenke des Ehemannes an die Ehefrau ebenso zweifellos nach römischem Recht ungültig sind (S. 279 a. E.). Die donatio ante nuptias ist also wesentlich von der Schenkung nach geschlossener Ehe verschieden. In der späteren Kaiserzeit ward in einem besonderen technischen Sinne donatio ante nuptias diejenige Schenkung genannt, welche der Bräutigam (oder ein Anderer Namens des Bräutigams) der Braut unter der Bedingung des zu Standekommens der Ehe und im Hinblick auf die vermögensrechtlichen Anforderungen der Ehe macht, wo es sich also nicht um einen Ausdruck der Liebe, sondern um den ganz bestimmten ökonomischen Effect der Ausstattung der künftigen Ehe handelt. Die gewöhnliche Schenkung unter Brautleuten ist ein Geschäft unwirthschaftlicher, die donatio ante nuptias aber ein Geschäft wirthschaftlicher Natur. Es handelt sich dabei um die Schaffung einer Wittwenversorgung. Stirbt der Mann vor der Frau, so ist die Frau auf ihre dos angewiesen, die sie jetzt zurückerhält; an der Erbschaft des Mannes hat sie von Rechtswegen nur ganz ausnahmsweise Antheil (oben S. 279). Darum ist es von Interesse, für den Fall des Vorabsterbens des Mannes den Dotalanspruch der Frau gewissermassen zu verstärken. Diesem Zweck dient die technisch sog. donatio ante nuptias. Sie pflegt in gleicher Höhe wie die dos bestellt zu werden, kommt nur der überlebenden Frau zu, und auch dieser erst nach dem Absterben ihres Mannes, und bewirkt, dass die Wittwe jetzt von den Erben ihres Mannes das Doppelte der dos fordert. Ebenso wenn die Ehe durch Scheidung in Folge Verschuldens des Mannes aufgehoben wird. Wird die Ehe aber durch Schuld der Frau geschieden, so verliert sie wie die dos 1), so die donatio ante. nuptias.

Kaiser Justin, der Vater Justinians, verordnete, dass solche donatio ante nuptias auch noch nach Eingehung der Ehe gültig erhöht

1) So nach justinianischem Recht oben S. 284.

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