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auch ein Theil des Grundstückes des Einen dem Andern gegen Entschädigung adjudicirt werden. (Actio finium regundorum, Dig. X. 1. Cod. III. 30. Rudorff, Ueber die Grenzscheidungsklage in der Zeitschrift für gesch. R. W. X. 7.) E. Hoffmann, Ueber das Wesen der Act. fin. reg. im Archiv f. c. Pr. XXXI. S. 493.)

Durch die Adiudicatio des Richters erhält derjenige, zu dessen Gunsten sie geschieht, mit erlangter Rechtskraft des Urtheils sofort (ipso iure) das ausschließliche Eigenthum, (Ulp. 1. c.) ohne daß es vorerst einer Tradition bedürfte. §. 4-7. I. de off. iud. (4. 17.) L. 3. C. comm. div. (3.37.) Freilich ist dabei unerläßliche Vorausseßung, daß die getheilten Sachen auch wirklich gemeinschaftlich waren, indem sonst die Adjudication nur als Titel des Erwerbes derselben durch Usucapion dienen kann.

L. 17. D. de usurpat. (41. 3.) Marcellus: Si per errorem de alienis fundis, quasi de communibus, iudicio communi dividundo accepto, ex adiudicatione possidere coeperim: longo tempore capere possum.

Wird dem auf Theilung dringenden Kläger das Miteigenthum z. B. die Eigenschaft eines Coheres, bestritten, so entscheidet der um Theilung anges gangene Richter darüber zugleich mit. L. 1. §. 1. D. fam. erc. (10.2.).

S. 18.
Fortseßung.

C. Von dem Fruchterwerbe des Usufructuar's

und Pachters.

v. Savigny, Das Recht des Besizes. §. 22.a (Sechste Auflage S. 312 ff.

Unterholzner, Von der Erwerbung des Eigenthums an den Erzeugnissen, im Archiv für civ. Praris, VIII. S. 309 ff.

v. Vangerow Leitfaden I. S. 546. ff.

Puchta, Cursus der Institutionen II. S. 666. ff.

G. E. Heimbach, Die Lehre von der Frucht, nach den gereinen in
Deutschland geltenden Rechten. Leipzig 1843. -

Vorwort.

Von dem Fruchterwerbe des Usufructuar's und Pachter's ist an diesem Orte deshalb die Rede, weil es die Geseze als eine Art Tra

dition ansehen, wenn Jemand einem Anderen, wie hier der Fall, eine Sache zum Behufe des Fruchtgenusses überläßt.

L. 6. D. de don. (39. 5.) Ulp. Qui saxum mihi eximere de suo permisit donationis causa, statim cum lapis exemtus est, meus fit: neque prohibendo me evehere efficit, ut meus esse desinat; quia quodammodo traditione meus factus est.... quasi traditio enim facta videtur, quum eximitur domini voluntate. L. 78. i. f. D. de rei vind. (6. 1.) Labeo: verb. statim enim ipse accepisse fructum existimandus est. L. 61. §. 8. D. de furtis. (47. 2.).

Daß gleichzeitig vom Fruchterwerbe des Eigenthümers, Bonae fidei possessor, Emphyteuta und antichretischen Pfandgläubigers mitgehandelt wird, hat seinen Grund in der größeren Faßlichkeit der ganzen Lehre des Fruchterwerbes, wenn sie uns in ihrem Gesammtzusammenhange entgegentritt. Vergl. über den Fruchterwerb des Bonae fidei possessor außer den genannten Schriftstellern: Frid. Guil, Ed. Backe, Bonae fidei possessor quemadmodum fructus suos faciat. Berol. 1825. Marezoll, Zu der Lehre von dem Fruchterwerbe des bonae fidei possessor; in seiner Zeitschrift für Civilrecht und Prozeß. XVIII. 7. S. 211. ff. Windscheid, Das Recht des redlichen Besizers an den Früchten; ebendaselbst. Neue Folge IV. 3. S. 55. ff.

Da die Früchte, solange sie mit der Hauptsache verbunden sind, integrirende Theile derselben ausmachen,

L. 61. §. 8. D. de furtis (47. 2.) Africanus: etenim fructus, quamdiu solo cohaereant, fundi esse. L. 44. D. de rei vind. (6. 1.) Gaius: Fructus pendentes pars fundi videntur.

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so kann, solange dies der Fall, der Inhaber der Hauptsache an ihnen nur dasselbe Recht haben, was ihm auch an leßterer selbst zusteht, und zwar muß das Gesagte beim Eigenthümer, bloßen Detentor, Bonae fidei possessor, Emphyteuta und antichretischen Pfandgläubiger in gleicher Weise der Fall sein. Tritt dagegen eine Trennung der Früchte von der Hauptsache ein, so ist hierdurch der Grund, welcher bisher einem von dem der Hauptsache verschiedenen Rechte an den Früchten im Wege stand, erloschen, und es entsteht daher die Frage, inwieferne das Erlöschen dieses Grundes zurückwirkt auf das Recht an den nunmehr als selbstständige Sachen erscheinenden Früchten.

AA. Vom Fruchterwerbe des Eigenthümers.

Was diesen betrifft, so ist soviel gewiß und unbestritten, daß ihm auch nach der Trennung der Früchte von der Hauptsache ohne weiteres Zuthun von seiner Seite das Eigenthum an den ersteren zukommt. Das gegen herrscht darüber unter den Juristen Streit, ob dieses sein Eigenthum an den Früchten ein neues Eigenthum ist, oder dasselbe, was er bisher an der Hauptsache gehabt hat und nunmehr gerade so behält, wie wenn eine ihm eigenthümlich zukommende Sache in ihre reellen Theile zerlegt wird, z. B. beim Abbrechen eines Hauses, Zerlegen eines Thieres. Geht man mit v. Savigny a. a. D. S. 313. von der lezteren Ansicht aus, so konnte nur der quiritarische Eigenthümer der Hauptfache quiritarisches Eigenthum an den Früchten erwerben, und umgekehrt der bonitarische Eigenthümer nur bonitarisches, während, wenn man mit v. Vangerow Leitfaden I. S. 529 das Eigenthum an den Früchten als ein neues ansieht, auch der bonitarische Eigenthümer der Hauptsache quis ritarisches Eigenthum an den Früchten zu erwerben im Stande war.

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Eine für uns noch wichtigere Verschiedenheit der Folgen dieser beiden Ansichten, wornach der Eigenthümer nach Separation der Früchte sein früheres Eigenthumsrecht fortseßt, oder ein neues erwirbt, zeigt sich aber darin, daß, wer jenes annimmt, dadurch seiner Auffassung des Fruchterwerbes des Bonae fidei possessor präjudicirt, indem er, wie auch bei v. Savigny wirklich der Fall, consequenter Weise zu dem Resultate gelangen muß, daß der Bonae fidei possessor an den separirten Früchten kein Eigenthum, sondern abermals nur Bonae fidei possessio habe, ein Resultat, das, wie wir sehen werden, mit den Aussprüchen der Gesebe in directem Widerspruche steht. Ergiebt sich eines Theils schon daraus ein mittelbares Argument wider die Nichtigkeit der v. Savigny'schen Ansicht, so wird sie anderen Theils geradezu dadurch widerlegt, daß die Geseze die Früchte einer Res furtiva nach ihrer Trennung feineswegs immer wieder als Res furtivae ansehen,

L. 4. §. 19. D. de usurp. (41. 2) Lana ovium furtivarum, si quidem apud furem detonsa est, usucapi non potest; si vero apud bonae fidei emptorem, contra, quoniam in fructu est, nec usucapi debet, sed statim emtoris fit. Vergl. L. 10. §. 2. L. 33. pr. D. eod. v. Vangerow a. a.

D. S. 516.

was doch offenbar durchweg der Fall sein müßte, wenn die Früchte nach ihrer Separation nur als reell getrennte Theile der Hauptsache zu bes trachten wären.

BB. Vom Fruchterwerbe des Usufructuar's und Pachters.

Der Detentor, was der Usufructuar und der Pachter ist, erkennt an der detinirten Sache das Eigenthum eines Dritten an, kann also auch, so lange die Früchte mit derselben verbunden sind, an dieser kein Eigenthum haben. Werden die Früchte getrennt, so erwirbt hierdurch allein der Usufructuar und Pachter noch kein Eigenthum an lezteren. Weil ihm dieses aber vermöge seines Usufructus und Pachtvertrags von dem Eigenthümer der Hauptsache zum Voraus zugesagt wurde, so hat er in Folge dessen ein Recht, sich der Früchte zu bemächtigen, und sie das durch, d. h. durch Perception in sein Eigenthum zu bringen.

§. 36. I. de rer. div. (2. 1.) Is, ad quem usufructus fundi pertinet, non aliter fructuum dominus efficitur, quam si ipse eos perceperit, et ideo licet maturis fructibus, nondum tamen perceptis decesserit, ad heredes eius non pertinent, sed domino proprietatis adquiruntur. Eadem fere et de colono dicuntur. Vergl. L. 12. §. 5. D. de usufr. (7. 1.) L. 13. D. quib. mod. ususfr. amitt. (7. 4.) L. 25. §. 1. D. de usuris (22. 1.).

Nur bei Jungen von Thieren leidet das Gesagte eine Ausnahme, indem diese schon durch die bloße Trennung von dem Mutterthiere in das Eigenthum des Usufructuars übergehen.

§. 37. I. de rer. div. (2. 1.) Itaque agni, hoedi et vituli et equuli, et suculi statim naturali iure dominii fructuarii sunt. L. 2. D. de usuris (22. 1.). Itaque agni etc. statim pleno iure sunt bonae fidei possessoris et fructuarii.

CC. Vom Fruchterwerbe des Bonae fidei possessor.

Versteht man auch unter Bouae fidei possessio i. w. S. einen jeden gutgläubigen Besiz ohne alle Rücksicht, ob er sich auf einen lustus titulus gründet oder nicht, so ist doch in den wichtigsten Fällen die Bona

fides nur da von juristischer Wirksamkeit, wo ihr ein Rechtstitel zu Grunde liegt, und dies gilt denn auch namentlich von dem hier in Rede stehenden Fruchterwerbe, der immer einen titulirten gutgläubigen Besiz vorausseßt *).

§. 35. I. de rer. div. (2. 1.) Si quis a non domino, quem dominum esse credebat, bona fide fundum emerit, vel ex donatione, aliave qualibet iusta causa aeque bona fide acceperit, naturali ratione placuit, fructus, quos percepit, eius esse pro cultura et cura; et ideo, si postea dominus supervenerit, et fundum vindicet, de fructibus ab eo consumptis agere non potest. L. 48. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) verb. Bonae fidei emtor etc. L. 25. pr. §. 1. 2. D. de usur. (22. 1.) Gaius. II. 91–93,

Unbestritten in der Lehre von dem Fruchterwerbe des Bonae fidei possessor, die sich namentlich neuerdings von mehreren Seiten gründlicher Bearbeitung zu erfreuen gehabt hat, sind nur die beiden Punkte, daß: 1) der Bonae fidei possessor, wenn der Eigenthümer der Hauptsache diese mit der Rei vindicatio von ihm herausverlangt, wegen der consumirten Früchte nicht in Anspruch genommen werden kann, §. 35. I. de rer. div. (2. 1.) L. 4. §. 2. D. fin. reg. (10. 1.), dagegen aber

2) die noch nicht consumirten vorhandenen Früchte (Fructus extantes) herausgegeben werden müssen. L. 22 C. de rei vind. (3. 22.).

Als Gegenstände lebhaften Streites erscheinen dagegen insbesond're die Fragen: A. Welches Recht dem Bonae fidei possessor an den separirten Früchten beizulegen ist? und

*) Damit ist aber noch keineswegs gesagt, daß der Bonae fidei possessor, um die separirten Früchte zu erwerben, in conditione usucapiendi gegenüber der Hauptsache sein müsse. Vielmehr erwirbt er die separirten Früchte auch da, wo die Hauptsache der Ersizung entzogen ist, wie bei einer Res pupilli aut vi possessa, die er bona fide erworben hat. L. 48. pr. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Und umgekehrt, kann Jemand sehr wohl in conditione usucapiendi einer Sache sein, ohne darum deren Früchte durch Separation zu erwerben. Dies ist soost der Fall, als der Usucapient später in malam fidem gekommen. Nach römischem Rechte stört Mala fides superveniens zwar die einmal begonnene Ersizung nicht, wohl aber den Erwerb der Früchte. L. 48. S. 1. D. eod.

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