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ciren, und überdies von dem gewesenen Detentor etwaige Entschädigung anzusprechen. Was die Zeit anlangt, in welcher der Beklagte besigen muß, um sofort der rechte Beklagte d. h. zur Uebernahme der Rei vindicatio verpflichtet, und zugleich der Condemnation daraus unterworfen zu sein, so ist es die der Litiscontestation und des Urtheils. L. 27. §. 1. D. h. t. Paulus: Possidere autem aliquis debet utique et litis contestatae tempore et quo res iudicatur *). Geht indessen der zur Zeit der Litiscontestation vorhandene Best ohne Arglist des Beklagten im Laufe des Verfahrens verloren **), so ist er freizusprechen, dagegen zu verurtheilen, wenn er den Bestß im Momente der Litiscontestation noch nicht gehabt, vor beendigtem Verfahren aber erworben hat. L. 27. §. 1. D. cit. Quodsi litis contestatae tempore non possedit, cum autem res iudicatur, sine dolo malo amisit possessionem, absolvendus est possessor. Item si litis contestatae tempore non possedit, quo autem iudicatur, possidet, probanda, est Proculi sententia, ut omnimodo *) Keller Ueber Litiscontestation und Urtheil S.191. Note 24. und v. Savigny System VI. P. 75. finden diesen Anfang der L. 27. §. 1. D. h. t. im Widerspruche mit den folgenden im Texte weiter unten aufgenommenen Worten: Quod si litis contestatae tempore cet. Beide schreiben diesen angeblichen Widerspruch in derselben Stelle entweder einer ungenauen Fassung der ange= führten Anfangsworte, oder der Erwähnung einer älteren Controverse zu, die nur in dem unvollständigen Excerpte der Compilatoren nicht mehr erkennbar sei. - Allein wenn der Anfang der L. 27. cit. so, wie im Terte geschehen, gefaßt wird, ist gar kein Widerspruch mit dem Folgenden darin zu finden. Denn es wird dann in L. 27. §. 1. D. cit. Dreierlei ausgesprochen: 1) wann der Beklagte bei der Rei vindicatio befigen muß, um gleich bei Anstellung dieser Klage der rechte Beklagte zu sein und es auch bis zum beendigten Processe zu bleiben; (Possidere — iudicatur); 2) wie durch Verlust des zur Zeit der L. C. vorhandenen Befißes vor dem Urtheile der Beklagte aufhört der rechte Beklagte zu sein, (Quodsi possessor), und endlich 3) wie durch Erlangung des Befißes nach der L. C. der Anfangs unrichtige Beklagte zum rechten wird. (Item si litis damnabitur).

contestatae

**) Dies zu beweisen, ist Sache des Beklagten. Uebrigens kann der also Freige= sprochene, wenn er später den Befiß wiedererlangt, aufs Neue mit der Rei vindicatio belangt werden, ohne daß ihm die Exceptio rei iudicatae zur Seite steht. L. 17. D. de exc. rei iud. (44, 2.) Gaius: Si rem eam a te petiero, tu autem ideo fueris absolutus, quod probaveris sine dolo malo te desiisse possidere; deinde postea coeperis possidere et ego a te petam: non nocebit mihi exceptio rei iudicatae.

condemnetur. Ergo et fructuum nomine, ex quo coepit possidere, damnabitur. L. 42. L. 51. L. 55. D. h. t.

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Die Regel, daß derjenige, welcher weder im Momente der Litiscon testation noch zur Zeit der Urtheilsfällung befigt, nicht aus der Reivindicatio verurtheilt werden kann, erleidet in den zwei Fällen der ficta possessio eine Ausnahme, nämlich, 1. wenn sich der nichtbesigende Beklagte für den Besizer ausgiebt und als solcher Lis conteftirt*), denn dann erscheint er als fictus possessor, qui liti se obtulit, und wird in die Litis aestimatio verurtheilt. L. 25. 26. 27. pr. D. h. t. L. 13. §. 13. D. de her. pet. (5. 3.) verb. Quam sententiam generaliter Marcellus apud Iulianum probat: omnem, qui se offert petitioni, quasi possidentem teneri. L. 45. D. eod. Dieser Verurtheilung kann er nur dadurch entgehen, daß er klar nachweist, wie der Kläger von Anfang an seinen, des Beklagten, Nichtbesiz gekannt habe. L. 45. D. cit. L. 26. D. h. t. Paulus: nam si actor scit, tunc is non ab alio, sed a se decipitur: et ideo reus absolvitur. L. 25. eod. War der Beklagte darüber selbst in einem entschuldbaren Irrthume, so ist er in integrum zu restituiren. - 2. Der andere Ausnahmsfall ist der des fictus possessor, qui dolo malo desiit possidere, d. h. deffen, der die Sache beseffen, aber ihren Besiz vor der Litiscontestation dolo malo wieder aufgegeben hat. Von einem solchen fagt Paulus: pro possessione dolus est, L. 131. D. de R. I. L. 157. §. 1. D. eod., und in Folge dessen wird auch er in die einfache Litis-Aeftimatio verurtheilt **), L. 71. D. h. t., wenn es der

*) Vor der Litisconteftation kann der Beklagte die fälschliche Behauptung seines Be: fißes ohne Nachtheil wieder zurücknehmen. L. 25. D. h. t. Caeterum ante iudicium acceptum non decipit actorem, qui se negat possidere, cum vere non possideret, nec videtur liti se obtulisse, qui discessit. Nur dann leidet dies eine Ausnahme, wann er den Kläger, der im Begriffe war gegen den wirklichen Befißer klagend aufzutreten, durch seine Behauptung zu befißen, davon abgehalten hat. Denn unter dieser Vorausseßung würde er verurtheilt werden, selbst wenn er noch vor der Litiscontestation seinen Nichtbesiß einräumte. L. 27. pr. D. h. t. **) Auch kann der verurtheilte fictus possessor die Cession der Klage gegen den wirklichen Befißer nicht ansprechen. L. 69. 70. D. h. t. Mit Gefterding Lehre vom Eigenthume S. 319. 321. einen Unterschied zwischen dem fictus possessor, qui dolo malo desiit possidere, und dem, qui liti se obtulit, zu machen, und nur jenen, wie im Terte angegeben, diesen dagegen wegen L. 45. D. de her. pet. (5.3.) bloß in das, quanti eius (actoris) interfuit non decipi, zu ver

Kläger nicht vorziehen sollte, was ihm auch in dem früheren Falle der ficta possesio gestattet ist, den Restitutionsbetrag durch das Iuramentum in litem zu bestimmen. L. 68. 69. 71. D. h. t. Vor Hadrian konnte der fictus possessor, qui dolo malo desiit possidere, nicht mit der Rei vindicatio belangt werden *), weil sowenig bei dieser wie bei der Hereditatis petitio der Dolus praeteritus Berücksichtigung fand. Durch das f. g. S. C. Iuventianum unter dem gedachten Kaiser ist aber die Bestimmung getroffen worden: ut dolus praeteritus in hereditatis petitionem veniat, und die Jurisprudenz hat dieselbe auf die Rei vindicatio übertragen. Cum enim in hereditatis petitione, quae et ipsa in rem est, dolus praeteritus fertur, sagt Paulus in L. 27. §. 3. D. h. t., non est absurdum, per consequentias et in speciali in rem actione dolum praeteritum deduci. - Stirbt der fictus possessor, qui dolo malo desiit possidere, vor der Litiscontestation, so können seine Erben nicht gezwungen werden, sich auf die Roi vindicatio einzulaffen; dagegen ist eine Actio in factum wegen Bereicherung aus dem frühern Befiße ihres Erblaffers wider sie begründet. L. 52. D. h. t. — Die Frage, ob außer dem fictus auch noch der verus possessor mit der Rei vindicatio bes langt werden könne, ist für den Fall, daß zuerst gegen den fictus possessor geklagt wird, zu bejahen, weil dessen Leistung mehr den Charakter einer Strafe hat, und daher das Interesse an der Restitution dem verus possessor gegenüber für den Vindicanten fortbesteht. Wird das gegen die Rei vindicatio zuerst wider den verus possessor angestellt, und die Sache von demselben restituirt, so fällt damit die Veranlassung der vom fictus possessor verwirkten Strafe und gleichzeitig für den Kläger das Intereffe hinweg, und daher ist die Rei vindicatio gegen

urtheilen, ist ganz und gar ungerechtfertigt. Vergl. L. 13. §. 13. D. eod. Quam sententiam generaliter Marcellus apud Iulianam probat: omnem, qui se offert petitioni, quasi possidentem tenerfi. v. Vangero w a. a. D. S. 577. Schmid a. a. D. S. 282.

*) Dafür griff dann mehrentheils eine Actio in factum Plaß; Dig. IV. 7. Cod. II. 55. De alienat. iud. mutandi causa facta, wie dies noch immer der Fall ist, wenn der Empfänger der dolo malo veräußerten Sache dieselbe usucapirt hat, und dadurch die Rei vindicatio unmöglich geworden ist. L. 4. D. tit. cit. Ulp. Item si res fuerint usucaptae ab eo, cui alienatae sint, nec peti ab hoc possint, locum habet hoc Edictum.

den fictus possessor in diesem Falle versagt. L. 13. §. 14. D. de her. pet. (5. 3.) L. 7. D. h. t. L. 95. §. 9. D. de solut. (46. 3.) Papinian. Dolo fecisti, quominus possideres, quod ex hereditate ad alienum pertinente adprehenderas? Si possessor corpus aut litis aestimationem praestitit, ea res tibi proderit; quia nihil petitoris interest; caeterum si tu ante conventus ex praeterito dolo praestiteris: nihil ca res possessori proderit.

S. 92.

Fortseßung.

2. Erfordernisse der Rei vindicatio in Betreff ihres

Gegenstandes.

Die Rei vindicatio kann zu ihrem Gegenstande nur Sachen haben, die des Eigenthums fähig sind, einerlei ob bewegliche oder unbewegliche, lebende oder leblose, L. 23. §. 1. D. h. t., insoferne sie bis zur Erkennbarkeit bestimmt bezeichnet sind L. 6. pr. D. h. t. und eine selbstständige Existenz haben. L. 23. §. 5. D. h. t. - Folgerungen hiervon sind, 1. daß alle unkörperlichen Sachen der Rei vindicatio entzogen bleiben, weil an ihnen kein Eigenthum möglich ist. Unter diesen Gesichtspunkt fällt auch der Ausschluß der s. g. Universitates iuris z. B. eines Peculiums. einer Dos, Hereditas aus den Gegenständen der Vindication, während s. g. Universitates facti . B. Heerden, Waarenlager, als blos sprachgebräuchliche Gesammtbezeichnungen körperlicher Sachen Gegenstände der Vindication abgeben *). L. 56. D. h. t. Julianus: Vindicatio non ut

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*) Der Umstand, daß sich in der Heerde und ihr sind darin alle f. g. Universitates facti gleichzustellen einzelne fremde Bestandtheile finden, steht der Rei vindicatio nicht im Wege, grex enim, non singula corpora vindicabuntur, L. 1. §. 3. i. f. D. h. t., und daher muß der Besizer der Heerde auch die einzelnen, dem Vindicanten nicht gehörigen Stücke mitherausgeben, er wäre denn selbst Eigenthümer derselben, in welchem Falle er fie retiniren kann. L. 2. L. 23. §. 5. D. h. t. Sind dem Vindicanten fremde Bestandtheile der Heerde mit herausgegeben, so kann fie natürlich deren Eigenthümer von ihm wieder vindiciren. L. 23. §. 5. D. h. t. verb. sed et te arietem vindicare posse. Ueberwiegen in der Heerde die fremden Bestandtheile, oder stehen sie nur denen des Vindicanten an Zahl gleich,

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gregis, ita et peculii recepta est, sed res singulas is, cui legatum peculium est, petat. L. 1. §. 3. L. 2. D. h. t.;- 2. daß sämmt= liche Res extra commercium und zwar aus demselben Grunde der Vindication entzogen sind. L. 23. §. 1. D. h. t.; 3. daß wegen Unbestimmtheit der Bezeichnung ein Genus z. B. ein Pferd, ein Schaaf, nicht vindicirt werden kann, sondern nur eine bestimmte Species, L. 6. pr. i. f. D. h. t. verb. appellatio enim rei non genus, sed speciem significat. Desgleichen können Quantitaten fungibler Sachen z. B. gewisse Geldsummen, nicht vindicirt werden, wohl aber die einzelnen Geldstücke des Vindicanten, solange sie noch im Bestze des Beklagten sind. L. 11. §. 2. D. de reb. cred. (12. 1.) L. 19. §. 2. D. de cond. ind. (12. 6.) L. 26. §. 9. L. 46. eod. L. 78. D. de sol. (46. 3.), ebenso Urkunden. L. 3. D. test. quemadm (29.3.) — 4. Das Uebriggebliebene einer sonst zu Grunde gegangenen Sache, z. B. die Grundfläche eines legirten, aber abgebrannten Gebäudes, bildet gerade so gut einen Gegenstand der Vindication, wie der Rest eines an sich der Vindication unterwor fenen Begriffs - Ganzen z. B. ein von der legirten Heerde nur allein übrig gebliebenes Echaaf. L. 49. §. 1. D. h. t. Celsus: Meum est, quod ex re mea superest, cuius vindicandi ius habeo. L. 22. D. de legat. I. (30.).-5. Von Theilen einer Sache können die reellen wie ideellen, insoferne sie nur bestimmt sind, vindicirt werden, und zwar be lezteren ohne Rücksicht darauf, ob der Gegenstand des Eigenthums theilbar ist oder nicht. L. 35. §. 3. D. h. t. Paulus: Eorum quoque, quae sine interitu dividi non possunt, partem petere posse constat. L. 8. D. eod. Indessen hat der Kläger genau anzugeben, ob er das Ganze oder nur einen Theil und welchen Theil er in Anspruch nehme. L. 6. pr. D. h. t. Paulus: Si in rem aliquis agat, debet designare rem: et utrum totam, an partem et quotam petat. L. 73. D. eod. Nur höchst ausnahmsweise *) läßt das römische Recht, troßdem daß die

so kann die Heerde als solche nicht vindicirt werden, sondern nur die dem Kläger zugehörigen Stücke. Ueberwiegen dagegen die dem Vindicanten zugehörigen Stücke an Zahl, so steht der Rei vindicatio des Ganzen nichts im Wege. L. 2. D. h, t. Uebrigens ist zu merken, daß die an die Stelle der ursprünglichen, dem Vindicanten gehörigen Stücke tretenden Ersaßstücke der Heerde nicht als fremde gelten. L. 3. D. h. t. *) Vergl. Gaius IV. 54. Idem iuris est et si in rem incertae partis actio data

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