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Beweiszeichen, daß ste beim Tignum furtivum als Beklagten nur den im Auge haben, der selbst arglistig fremdes Material verbaut hat, weil unbestritten nur gegen einen solchen, und nicht gegen einen dritten Bonae fidei possessor tigni furtivi beide Klagen zustehen. §. 29. i. f. I. de rer. div. (2. 1.)

S. 11.
Fortseßung.

2. Solche gefeßliche Eigenthumsbeschränkungen, welche die Ausschließungs-Befugniß des Eigenthümers betreffen und sich daher in patiendo darstellen.

Der Eigenthümer muß:

a. das Nachgraben nach Metallen oder sonstigen Mineralien geftatten, insoweit dies ohne Beschädigung der Oberfläche geschehen kann. Indeffen hat der Nachgrabende ein Zehntheil an den Fiscus und ein Zehntheil an den Eigenthümer abzugeben. L. 3. 6. C. de metallariis (11. 6.). Vergl. L. 13. §. 1. D. comm. praed. (8. 4.). Diese Bestimmung ist heutzutage wegen des Bergwerksregals ohne practische Bedeutung.

b. den zu einem Grabmale unentbehrlichen Weg gegen gehörige Entschädigung gestatten.

L. 12. pr. D. de religiosis (11. 7.) Ulp. Si quis sepulchrum habeat, viam autem ad sepulchrum non habeat, et a vicino ire prohibeatur: Imperator Antoninus cum patre rescripsit, Iter ad sepulchrum peti precario et concedi solere: ut quotiens non debetur impetretur ab eo, qui fundum adiunctum habeat. Non tamen hoc Rescriptum, quod impetrandi dat facultatem, etiam actionem civilem inducit: sed extra ordinem interpelletur. Praeses etiam compellere debet iusto pretio iter ei praestari: ita tamen ut iudex etiam de oportunitate loci prospiciat, ne vicinus magnum patiatur detrimentum.

c. zur Herstellung öffentlicher Wege gleichfalls gegen Entschädigung das erforderliche Land hergeben *). L. 14. §. 1. D. quemadm. serv. am. (8. 6.) Eine hierin freilich theoretisch nicht zu rechtfertigende Praris dehnt diese Bestimmung auf alle unentbehrlichen (f. g. Noth-) Wege aus. Glück Pandekten-Commentar. IX. S. 97 ff.

Elvers in der Themis I. Nro. IV.

d. dulden, daß die zufällig auf seinen Grund und Boden gekomme= nen Sachen wieder hinweggenommen werden, wenn nicht eine Actio ad exhibendum oder ein Interdictum, ne vis fiat dominis, quominus sua tollerent, aufferrent, gegen ihn veranlaßt sein soll. L. 5. §. 3-5. L. 9. §. 1. D. ad exhibendum (10.4.) L. 9. §. 1. D. de damn. inf. (39. 2.). Ist durch die auf fremden Grund und Boden gefallenen Sachen Schaden angerichtet, ohne daß vorher eine Cautio de damno infecto geleistet war, so kann der Eigenthümer derselben nun aber auch gezwungen werden, sie hinwegzunehmen oder zu derelinquiren. L. 7. D. de damn. inf. (39. 2.) – Einer besonderen Betrachtung bedarf noch die unter den angegebenen Gesichtspunkt gehörige Eigenthums-Beschränkung, wornach der Eigenthümer leiden muß, daß der Nachbar tertio quoque die die von dessen Grundstück auf das seine herabgefallenen Früchte auslese, (Plin. H. N. XVI. 5. Cautum est... lege XII tabularum, ut glandem in alienum fundum procidentem liceret colligere;) widrigenfalls er durch das Interdictum de glande legenda hierzu gezwungen werden kann.

L. un. D. de glande legenda. (43. 28.) Ulp. Ait. Praetor:

GLANDEM 9 QUAM EX ILLIUS AGRO IN TUUM CADAT, QUOMINUS ILLI TER-
TIO QUOQUE DIE LEGERE, AUFFERRE LICEAT, VIM FIERI VETO.

Thibaut Abhandlungen Nro. I. Ueber das Interdictum de
glande legenda.

Während in früherer Zeit unter den Worten tertio quoque die meist eine Verjährungszeit von drei Tagen (auch noch am dritten

*) Vgl. Brissonius de form. II. 81. Nro. 5. Daselbft findet sich ein S. C. de aquaeductibus, worin die Verpflichtung der Nachbarn ausgesprochen wird, bei Ausführung öffentlicher Canäle und Wasserleitungen das auf ihrem Grund und Boden befindliche Baumaterial gegen Entschädigung zu liefern.

Tage) verstanden wurde, ist man heutzutage darüber einig, daß diese Auffassung gedachter Worte falsch sei, indem das Wort quoque nicht für etiam steht, sondern der Ablativ von quisque ist. Indessen streitet

man noch darüber, ob immer zwei Tage in der Mitte liegen müssen, bis der Nachbar wieder auflesen darf, oder nur Einer. Für das leßtere ents scheiden sich zwar noch die meisten Neueren, wie Thibaut a. a. O. und im Archiv für civ. Praris I. S. 116 ff. Schweppe Jur. Magazin I. .. 142 ff. Dirksen a. a. D. S. 424. Roßhirt in seiner Zeitschrift I. S. 117 ff., allein wie der analoge Gebrauch von quarto, quinto quoque anno, tricesimo quoque die etc. in Cic. Verr. II. 56. ad Att. VI. 1. Suet. Caes. 40. Macrob. Sat. I. c. 13. 14. beweist, mit Unrecht; (Vergl. Grimm in der Zeitschrift für geschichtl. R. W. III S. 357. u. Guyet im Arch. für civ. Pr. XVII. S. 64 ff.), zumal da es ganz willkührlich ist, aus den Worten: alternis diebus in L. 1. §. 32. D. de aqua quot. (43. 20.), wie geschieht, auf den Sinn der kurz vorhergehenden tertio quoque die zu schließen, und da, fogut wie Tacitus (Ann. XIII. 28.) medio temporis sagt, auch Gellius (IX. 4.) in den Worten: Sauromatas cibum capere semper diebus tertiis, medio abstinere, unter medio sc. temporis ganz unbestimmt die Zwischenzeit, nicht den in der Mitte liegenden Tag (medio sc. die), wie die Gegner wollen, verstanden haben kann.

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e. Hängen Bäume des Grundstücks meines Nachbars auf mein Gebäude, so muß er sie ganz abhauen, (sublucare Paul. V. 6. 13.): thut er dies nicht selbst, so hat er, soll nicht das Interdictum de arboribus caedendis gegen ihn begründet sein, wenigstens zu dulden, daß ich es thue, und das abgehauene Holz für mich behalte.

L. 1. pr. D. de arbor. caed. (43. 27.) Ulp. Ait Praetor:

QUAE ARBOR EX AEDIBUS TUIS IN AEDES ILLIUS INPENDET, SI PER TE STAT,
QUOMINUS EAM ADIMAS: TUNC QUOMINUS ILLI ARBOREM ADIMERE SIBIQUE
HABERE LICEAT VIM FIERI VETO.

Ganz dasselbe findet in Bezug auf Baumäfte Statt, die zwar nicht auf mein Gebäude, aber doch weiter auf meinen Boden herabhängen, als fünfzehn Fuß und somit meinem Grundstücke durch Schatten und Verdumpfung schaden.

L. 1. §. 7. D. eod. Ulp. Deinde ait Praetor: QUAE ARBOR EX

AGRO TUO IN AGRUM ILLIUS IMPENDET, SI PER TE STAT, QUOMINUS PEDES
QUINDECIM A TERRA EUM ALTIUS COERCEAS: TUNC QUOMINUS ILLI ITA COER-
CERE LIGNAQUE SIBI HABERE LICEAT VIM FIERI VETO.

Zwar will Hugo auch noch in seiner eilften Auflage der römischen Rechtsgeschichte S. 204. die quindecim pedes a terra der Geseze von den oberen Baumästen, d. h. von den, 15 Fuß von der Erde an aufwärts steigenden, Aesten verstanden wissen, (vergl. auch Basil. LX. 15. L. 13.), allein durch die Natur der Sache bewogen haben sich die meisten neueren Juristen hiergegen mit Recht auf's Entschiedenste erklärt. Ift in der soeben erörterten, ihrem Anfange nach bis zu den XII Tafeln zurück zuführenden (L. 1. §. 8. D. eod.) Bestimmung eines Theils eine • Eigenthums Beschränkung für den Nachbar enthalten, so gilt dasselbe gleichzeitig auch von dessen Angrenzer, indem dieser die höher als fünfzehn Fuß hinauf reichenden Aeste in seinem Luftraume dulden muß.

f. Baut Jemand eine in den Luftraum des Nachbars hervorragende Mauer, so muß dieser es sich gefallen lassen, wenn die Vorragung unter einem halben Fuße bleibt. Im Gegenfalle ist die Negatorienklage be= gründet: Ius non esse illum parietem ita proiectum in suum esse invito se. L. 17. pr. D. si serv. vind. (8. 5.)

g. Ereignet sich zufällig auf meinem Grund und Boden etwas, wodurch das Regenwasser einen anderen, dem Nachbar nachtheiligen Lauf nimmt, so muß ich dulden, daß mein Nachbar dasjenige vornehme, was zur Herbeiführung des früheren Zustandes erforderlich ist, wenn er mir nur dabei keinen Schaden zufügt. L. 2. §. 5. 6. D. de aq. et aq. pluv. (39. 3.)

S. 12.

B. Von der Veräußerungs-Beschränkung insbesondere.

Inst. Quibus alienare licet vel non (2. 8.) Cod. De rebus alienandis et de prohibita rerum alienatione vel hypotheca. (4, 51.) Cod. De communium rerum alienatione, (4, 52.) Co d. Rem alienam gerentibus non interdici rerum suarum alienatione. (4. 53.) Sande de prohibita rerum alienatione Leov. 1657. Gefterding a. a. D. S. 27 ff. Lauk in der Zeitschrift für Civilrecht und Prozeß V. S. 1. ff. Friz Erläuterungen zu Wening I. 2. S. 277. (F. Th. A. Schmid de litigiosarum rerum alienatione ex iure anteiustin. Jenae 1840. 8.)

Unter Veräußerung, Alienatio, nach dem Sprachgebrauche der XII Tafeln auch Emtio genannt,

L. 29. §. 1. D. de statu liberis. (40. 7.) Pompon: quoniam Lex XII tabularum emptionis verbo omnem alienationem amplexa videretur.

versteht man i. w. S. jedes Uebertragen oder Aufgeben eines bereits wirklich erworbenen dinglichen Rechtes, sowie die Bestellung eines neuen Jus in re aliena. Das Ausschlagen eines Gewinns fällt nicht unter den Begriff der Veräußerung.

L. 3. §. 4. 5. D. de reb. eor., qui sub. tut. cet. (27. 9.) L. 7. C. de reb. alien. (4. 51.) L. 28. D. de V. S. (50. 16.) L. 9. §. 1. D. de auct. tut. (26. 8.) Paulus: Alienationis verbum etiam usucapionem continet, vix enim est, ut non videatur alienare, qui patitur usucapi. Eum quoque alienare dicitur, qui non utendo amisit servitutes. Qui occasione adquirendi non utitur, non intelligitur alienare, veluti qui hereditatem omittit aut optionem intra certum tempus datam non amplectitur. Im engeren Sinne dagegen bezeichnet Veräußerung nur die Uebertragung des Eigenthums.

L. 1. C. de fund. dot. (5. 23.) Sever. et Ant. Est autem alienatio omnis actus, per quem dominium transfertur. Die Gründe, warum des Eigenthümers regelmäßig unbeschränkte Befugniß der Veräußerung (i. e. S.) ausnahmsweise beschränkt sein kann, bestehen:

1. in einem gefeßlichen Veräußerungsverbote, wornach z. B. eine Res litigiosa, L. 2. 4. C. de litigiosis (8. 37.), der Fundus dotalis, das f. g. Peculium adventitium regulare nicht veräußert werden dürfen. Sooft ein solcher Fall vorliegt, ist die gleichwohl vorgenommene Veräußerung null und nichtig, L. 5. C. de legibus (1. 14.), und zwar kann der richtigen Ansicht zufolge der Veräußernde selbst die Sache vindiciren, ohne daß ihm die Exceptio rei venditae et traditae mit Wirksamkeit entgegengeseßt werden könnte, da sie durch die Replik vernichtet wird: ich habe aber nicht veräußern dürfen, weil es das Geset verboten.

L. 1. §. 5. D. de except. rei vend. et trad. (21. 3.)

C. Sell in den Sell'schen Jahrbüchern. I. S. 146. Nro. 2 ff.

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