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guten Glauben wieder, (f. g. mala fides superveniens), so wird dadurch die begonnene Ersizung nach römischem Rechte nicht unterbrochen. L. 2. §. 13. L. 7. §. 4. D. pro empt. (41. 5.) L. 15. §. 2. D. de usurp. (41. 3.) L. 48. §. 1. D. de adq. rer. dom. (41. 2.) L. 11. §. 1. D. de div. temp. praescr. (44. 3.) L. un. C. de usuc. transform. (7. 31.) *). Das canonische Recht hat dies geändert, indem es die Fortseßung der bona fide begonnenen Ersigung an die Vorausseßung knüpft, daß der Ersigende in feinem Momente derselben das Bewußtsein habe, eine fremde Sache zu besigen**). Cap. 5. X. de praescr. (2. 26.) Cap. 20. X. eod. Innocentius III. Quoniam omne, quod non est ex fide, peccatum est, synodali iudicio definimus, ut nulla valeat absque bona fide praescriptio, tam canonica quam civilis. Cum generaliter sit omni constitutioni atque consuetudini derogandum, quae absque mortali peccato non potest observari. Unde oportet, ut, qui praescribit, in nulla temporis parte rei habeat conscientiam alienae ***).-Die Neueren bezeichnen

*) Justinianus: verb. ut in omnibus justo titulo possessionis antecessoris justa detentio, quam in re habuit, non interrumpatur ex posteriore forsitan alienae rei scientia, licet ex titulo lucrativo ea coepta est. **) Das canonische Recht faßt hierbei die Regel ins Auge, wornach der Erfißende den Glauben hat, Eigenthümer zu sein. Dadurch ist die oben angedeutete ausnahmsweise Möglichkeit, daß sich der Ersißende nicht für den Eigenthümer, sondern für den Bestberechtigten hält, natürlich nicht ausgeschlossen. In Fällen der Art stellt sich die mala fides superveniens in dem verlorenen Glauben dar, Bestberechtigter zu sein.

***) Bergl. Cap. 2. VI. de reg. jur. (5. 13.) Possessor malae fidei ullo tempore

non praescribit. Hameaur, Die Usucapio und longi temporis Praescriptio. S. 136. ff. S. 228. ist der Ansicht, daß das canonische Recht das Absein der mala fides auch während des Laufes der Erfißung nur für die ihm zufolge ausschließlich bei Immobilien zur Anwendung kommende Praescriptio longi und longissimi temporis, nicht auch für die von ihm auf Mobilien beschränkte Usucapio verlangt habe, bei der demnach immer noch, wie bei den Römern, mala fides superveniens nicht schade. Allein so wenig wie das getrennte Fortbestehen der Usucapio für bewegliche, der Praescriptio longi temporis für unbewegliche Sachen im Allgemeinen gebilligt werden konnte, vergl. oben S. 127. 128., ebensowenig kann der gemachte Unterschied in Betreff der Fortdauer der bona fides zugegeben werden, welcher vorzugsweise daraus folgen soll, daß die Usucapio als triennalis praescriptio im canonischen Rechte auf kirchliche Ver

die vorstehende Aenderung des römischen Rechtes durch das canonische ungenau, wenn sie sagen, leßteres fordere bona fides continua, während doch der innere Zustand des Ersißenden im Momente der Befizergreifung (bona fides) und der im späteren Verlaufe der Ersigung keineswegs ein und derselbe zu sein braucht. Wie wir sahen, ist derjenige nicht in bona fide, welcher im Augenblicke der Besizergreifung in Betreff seiner Berechtigung Zweifel hat, dagegen erscheinen später eintretende Bedenken darüber noch keineswegs geeignet, die einmal begonnene Ersizung zu unterbrechen, sondern erst das bestimmte Bewußtsein, eine fremde Sache zu befizen, die Conscientia rei alienae.

Beim Besizerwerbe durch Stellvertreter*) hat man die Fälle zu unterscheiden, in welchen die Usucapion im Momente der Bes fizergreifung des Repräsentanten selbst ohne Wissen des Principals bes ginnt, und solche, in denen der Principal von dem Besizerwerbe seines Repräsentanten Kunde erlangt haben muß, um zu usucapiren. L. 47.

hältnisse gar keine Anwendung leide, und folgeweise in Cap. 20. X. cit. gar nicht von ihr, sondern nur von der Praescriptio longi und longissimi temporis die Rede sei. Allein dem widersprechen, selbst die von Hameaur behauptete Trennung der Usucapio und Praescriptio 1. t. einmal zugegeben, die obigen Worte der Decretale von Innocenz III: definimus, ut nulla valeat absque bona fide praescriptio tam canonica, quam civilis, aufs Ent= schiedenste. Ueberdies müßte Hameaur, wollte er consequent vorgehen; dann auch für die Praescriptio ordinaria s. longi temporis feine f. g. bona fides continua verlangen, da auch sie auf kirchliche Verhältnisse keine Anwendung leidet, son= dern die Praescriptio extraordinaria s. longissimi temporis. Die L. un. C.

de usuc. transf. als eine Lex specialis zu bezeichnen, wie Hameaur S. 228. a. E. thut, die durch das Cap. 5. X. cit. als Lex posterior generalis nicht afficirt werde, ist so gezwungen wie unrichtig. Vergl. auch v. Madai, Beiträge zur Dogmengeschichte des gemeinen Civilrechts. S. 80-83.

*) Hiervon unterscheide man den Fall wohl, in welchem dem Procurator nicht der Befit einer Sache für seinen Mandanten übergeben, sondern ihm aufgetragen wird, eine Sache selbst zu kaufen u. dergl. m. Ift ihm in einem solchen Falle die gekaufte Sache tradirt, so erfißt er fie für sich, da, wenn der Kauf fehlerlos gewesen, das Eigenthum auf ihn übergegangen, und er nur seinem Mandanten mit der Actio mandati verhaftet gewesen wäre. L. 13. §. 2. D. de usurp. (41. 3.): Si mandavero tibi, ut fundum emas: ex ea causa traditum tibi diutina possessione capis: quamvis possis videri non pro tuo possidere; cum nihil intersit, quod mandati judicio tenearis.

D. de usurp. (41. 3.) Paulus: Si emptam rem mihi procurator, ignorante me, meo nomine apprehenderit, quamvis possideam, eam non usucapiam, quia, ut ignorantes usuceperimus, in peculiaribus tantum rebus receptum est. L. 8. L. 31. §. 3. D. eod. L. 7. §. 8: D. pro empt. (41. 8.). In Fällen der ersteren Art, die sich beim Sclaven und Haussohne mit Peculium (profectitium) gegenüber dem Herrn und Vater, sowie beim Vormunde gegenüber dem Mündel geltend machen, muß der Repräsentant im Momente der Besißergreifung bona fide sein, damit die Ersizung beginnen könne, L. 2. §. 10. 11. 12. D. pro empt. (41. 4.); in Fällen der leßteren Art, zu denen das ganze Gebiet der freien Stellvertretung in Folge Auftrags gehört, schadet die mala fides des Repräsentanten nicht, wenn nur der Principal bona fide ift. L. 2. §. 12. D. cit. Ift er mala fide, so hilft nun aber auch der gute Glaube des Repräsentanten nicht. L. 2. §. 12. D. cit. Und ganz dasselbe tritt beim Herrn und Vater ein, die zwar, um ufucapiren zu können, wie erwähnt, keineswegs von dem Besizerwerbe ihres mit einem Peculium betrauten Sclaven, Sohnes etwas erfahren zu haben brauchen, aber, wenn fie zufällig etwas erfahren haben, im Augenblicke der Besizergreifung gleich ihrem Repräsentanten bona fide sein müssen *). L. 2. §. 13. D. pro empt. (41. 4.). Erfährt der Herr, der Vater später, daß die von seinem Sclaven, Sohne (mit Peculium) bona fide in Besitz genommene Sache eine fremde sei, so wird dadurch die einmal begonnene Erfißung nach römischem Rechte nicht unterbrochen. L. 2. §. 13. D. cit.

Ist der Usucapient in Bezug auf das Object der Ersißung theilweise bona fide, theilweise mala fide, so schadet der böse Glaube, wenn er einzelne von mehreren zugleich in Besitz genommene Sachen **), oder bestimmte reell (pro diviso) oder ideell (pro indiviso) getrennte Theile derselben Sache betrifft, der Ufucapion der andern bona fide besessenen Sachen resp. Theile derselben durchaus nicht. Weiß dagegen der Usu

*) Hierdurch erklärt sich L. 43. §. 1. D. de usurp. (41. 3.) Papinian. Patrem usu non capturum, quod filius emit, propter suam vel filii scientiam cer

tum est.

**) L. 6. §. 1. D. pro empt. (41. 4.) Pomponius: Si ex decem servis, quos emerim, aliquos putem alienos, et qui sint sciam, reliquos usucapiam. Quod si ignorem, qui sint alieni, neminem usucapere possum.

capient nur, daß einige der von ihm in Besiz genommenen Sachen oder reelle Theile des Ersißungsgegenstandes fremd find, aber nicht welche, so ist die Ersizung am Ganzen sowie an jedem Theile unmöglich. L. 4. L. 6. §. 1. D. pro empt. (41. 4.). Daffelbe Resultat sollte man auch dann erwarten, wenn der Usucapient weiß, daß ein ideeller Theil des Grundstückes, z. B. ein Fünftel, Sechstel, ohne es indessen räumlich bezeichnen zu können, dem Auctor nicht gehört habe. Allein Marcian referirt in L. 43. pr. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) beifällig die entgegengesetzte Entscheidung Julian's, wonach in einem solchen Falle auch der räumlich nicht zu bezeichnende ideelle Theil soll miterfeffen werden fönnen. L. 43. D. cit. Si quis fundum emerit, cuius particulam sciebat esse alienam: Iulianus ait, si pro diviso sciat alienam esse, posse eum reliquas partes longa possessione capere; sed si pro indiviso, licet ignoret, quis sit locus: aeque eum capere posse: quod sine ullius damno pars, quae putatur esse vendentis, per longam possessionem ad emptorem transit,

S. 57.

D. Ununterbrochener juristischer Besitz, Possessio.
L. 25. D. de usurp. (41. 3.) Licinnius Rufus: Sine pos-
sessione usucapio contingere non potest. Cf. Cap. 3. VI.
de reg. iur. (5. 13). L. 5. D. pro don. (41. 6.) Scaevola:
Respondi, eum, de quo quaeritur, omisisse videri pos-
sessionem et ideo usucapionem interruptam. L.
2. C. de praescr. 1. t. (7. 33.) Diocl. et Max. Longi temporis
praescriptio his, qui bona fide acceptam possessionem
et continuatam nec interruptam inquietudine litis tenue-
runt, solet patrocinari.

Da die Usucapion den Zweck hat, durch Fortsetzung des Besitzes demselben das Eigenthum hinzuzufügen, L. 3. D. de usurp. (11. 3.), so leuchtet ein, daß Possessio, Besitz der Sache, für sie unerläßlich ist, und zwar müssen sich darin, abgesehen von seiner objectiven Grundlage des iustus titulus und der subjectiven der bona fides noch doppelte Eigenschaften vereinigen, indem er 1. ein juristischer, und 2. ein ununterbrochen fortgesetzter Besitz sein muß.

1. Der Ufucapionsbesitz muß ein juristischer sein. Daraus, daß der Usucapionsbestß ein juristischer d. h. ein solcher, sein muß, bei dem sich der Besizer Eigenthum zuschreibt, ergiebt sich wie bloße Detentoren, z. B. Pächter, Miether, Usufructuare, oder s. g. abgeleitete juristische Besizer, z. B. der Pfandgläubiger, Emphyteuta, durch noch so lange fortgeseßten Besiß außer Stande find, für sich Eigenthum zu erwerben. L. 1. C. comm. de usuc. (7. 30.) Alex. verb. nec enim colono vel conductori praediorum longa possessione praescriptio adquiritur. L. 10. §. 5. D. de adq. rer. dom. (41. 1.) Gaius: usufructuarius usucapere servum non potest: quia non possidet. L. 13. pr. D. de usurp. (41. 3.) Paulus: Pignore rem acceptam usu non capimus, quia pro alieno possidemus. — Dagegen schadet es der Ersizung nicht, wenn der sich Eigenthum an der Sache zuschreibende Bestßer deren Detention oder auch die Quasi possessio auf einen Andern überträgt, z. B. der Usucapient vermiethet die Sache, giebt sie einem Andern zum Ususfruct, u. dergl. Denn in Fållen der Art erkennen die Gefeße eine für den Ersizenden wirksame Stellvertretung an. L. 1. C. cit. Qui ex conducto possidet, non tamen sibi, sed domino rei creditur possidere. Vergl. L. 31. §. 3. D. de usurp. (41. 3.) L. 2. pr. D. pro hered. (41. 5.) L. 12. D. pro empt. (41. 4.) L. 30. §. 5. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) Ganz dasselbe gilt aber auch von einzelnen Fällen des s. g. abgeleiteten juristischen Besizes, in denen der denselben Uebertragende die begonnene Ersizung fortseßt, obwohl er sich durch die Uebertragung der Sache des Rechts der Interdicte begeben hat. Dahin gehört:

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a. der Fall des Faustpfandes. L. 16. D. de usurp. (41.3.) Iavolenus: Qui pignori dedit, ad usucapionem tantum possidet ; quod ad reliquas omnes causas pertinet, qui accepit, possidet. L. 1. S. 15. L. 36. D. de adq. v. am. poss. (41. 2.) L. 29. D. de pign. act. (13. 7.).

b. der Fall der Emphyteufe und Superficies *). Zwar haben wir darüber keine ausdrücklichen Gesezesstellen, allein gleichwohl dürfte die vorstehende Analogie des Fauftpfandgläubigers entscheidend sein.

*) Dabei ist von der im allgemeinen Theile vertheidigten Ansicht ausgegangen, daß der Superficiar, gleich dem Emphyteuta, vera possessio habe, keine quasi possessio.

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