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praedo es. Aeque si vendidero nec tradidero rem, si non voluntate mea nanctus sis possessionem: non pro emptore possides, sed praedo es. L. 33. D. eod. L. 7. C. cit. L. 29. D. de pign. (13. 7.)

S. 54.

C. Guter Glaube, bona fides.

Pr. I. de usuc. (2. 6.) Iure civili constitutum est, ut qui bona fide ab eo, qui dominus non erat, cum crediderit, eum dominum esse, rem emerit vel ex donatione aliave quavis iusta caussa acceperit, is cam rem usucapiat. Möllenthiel, C. A., Ueber die Natur des guten Glaubens bei der Verjährung. 1820. 8.

1. Begriff.

Daß sich der Besit usucapionsfähiger Sachen objectiv auf einen gehörigen Erwerbtitel stüße, ist zur ordentlichen Ersizung nicht ausreichend, vielmehr muß noch als subjectives Erforderniß die bona fides des Bestzenden d. h. die auf entschuldbarem factischen Irrthum beruhende Ueberzeugung von der Fehlerlosigkeit des in Frage stehenden Erwerbtitels und folgeweise von der Rechtmäßigkeit des darauf gegründeten Befißes hinzutreten. Pr. I. de usuc. (2. 6.) §. 35. I. de rer. div. (2. 1.) Der fich auf Error (Ignorantia) iuris sowie auf nicht entschuldbaren factischen Irrthum, z. B. auf Error facti proprii, stüßende Glaube, die Sache rechtmäßig zu befizen, erscheint außer Stande, die zur Eigenthums-Erfizung erforderliche bona fides zu begründen *). Ist der Usucapient der Meinung, die Sache sei durch die Gefeße der Ersizung entzogen, wiewohl dies nicht der Fall, so steht auch ein solcher Rechtsirrthum dem Eigenthumserwerbe durch fortgesezten Besit entgegen.

L. 109. D. de V. S. Modestinus: Bonae fidei emptor esse videtur, qui ignoravit eam rem alienam esse: aut putavit eum, qui vendidit, ius vendendi habere, puta procura

*) Ueber ein berichtigtes Beispiel eines Rechtsirrthums bei der Usucapion vergl. Huschke in der Zeitschr. f. C. R. u. Proc. N. F. II. S. 165.

torem aut tutorem esse. Vergl. Gaius II. 43. Pr. I. de usuc. (2. 6.) L. 27. D. de contrah. empt. (18. 1.) L. 2. §. 1. 16. L. 6. §. 1. L. 7. §. 5. D. pro emptore (41. 4.)

L. 4. D. de iuris et facti ignor. (22. 6.) Idem: Juris ignorantiam in usucapionibus negatur prodesse, facti vero ignorantiam prodesse constat. Vergl. L. 24. pr. L. 31. pr. D. de usurp. (41. 3.) L. 2. §. 15. D. pro empt. (41. 4.) L. 5. §. 1. D. pro suo (41. 10.) Neratius: Sed id, quod quis, quum suum esse existimaret, possederit, usucapiet, etiamsi falsa fuerit eius existimatio; quod tamen ita interpretandum est, ut probabilis error possidentis usucapioni non obstet, veluti si ob id aliquid possideam, quod servum meum .... emisse id falso existimem, quia in alieni facti ignorantia tolerabilis error est. L. 7. §. 2. D. pro empt. (41. 4.) L. 4. D. pro leg. (41. 8.)

L. 32. §. 1. D. de usurp. (41. 3.) Pomponius: Si quis id, quod possidet, non putat sibi per leges licere usucapere, dicendum est, etiamsi erret, non procedere tamen eius usucapionem, vel quia non bona fide videatur possidere, vel quia in iure erranti non procedat usucapio.

In der Regel wird sich die bona fides als Glaube, wirkliches Eigenthum an der Sache zu haben, darstellen. Pr. I. cit. Gaius II. 43. L. 109. D. cit. Ausnahmsweise kann es indessen auch sein, daß der Ersigende das Eigenthum eines Dritten zwar anerkennnt, sich aber gleichwohl für den Bestberechtigten hält, indem er jenem eine Exceptio perpetua entgegenseßen zu können glaubt. L. 27. §. 1. L. 28. D. de nox. act. (9. 4.) Cuiacius Observ. XVIII. 25.-Wer die Mängel seines Besizes kennt, oder nur über ihr Dasein oder Nichtdasein im Zweifel ist, befindet sich in mala fide. L. 32. §. 2. D. cit. L. 4. pr. D. pro empt. (41. 4.) L. 17. C. de rei vind. (3. 32.) L. 10. C. de adq. et ret. poss. (7.32.) Unterholzner a. a. D. I. §. 117. S. 408-410.

S. 55.

2. Geschichte.

Infoweit die Usucapio des alten Civilrechts die Bestimmung hatte, formale Mängel der Eigenthumsübertragung zu heben, d. h. das In bonis in Dominium ex iure Quiritium zu verwandeln, war die bona fides kein Erforderniß, um diese Wirkung hervorzubringen. Gaius II. 41. vergl. m. 43. Wo dagegen materielle Mängel durch Usucapio geheilt werden sollten, mußte der Ersißende regelmäßig bona fide sein.*) Gaius II. 43. Nur drei Fälle machten hiervon eine Ausnahme, die Pro herede usucapio**), Usureceptio***) und Usucapio ex Rutiliana con

*) Daß im ältesten römischen Rechte auch bei der Usucapio, welche materielle Mängel des Erwerbgrundes zu heilen die Aufgabe hatte, keine bona fides erforderlich, und jene nur bei Rebus furtivis ausgeschlossen gewesen sei, ist Ver= muthung einiger Juristen, s. darüber Schrader ad Instit. p. 247., die indessen nicht nur keine positiven Aussprüche für sich hat, sondern noch überdies mit einer Aeußerung Tryphonin's in Widerspruch steht, der in L. 12. §. 8. D. de capt. (49. 15.) das Ufucapionsrecht als Jus bonae fidei emptoris vetustissimum bezeichnet.

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***) Der Römer, welcher einem Andern Fiduciae causa (d. h. hier, in dem von der einen Seite ausgesprochenen, von der andern durch Zusage befestigten resp. zu einem juristischen Vande erhobenen persönlichen Vertrauen der Rückgabe) eine Sache mancipirt oder in jure cedirt hatte, usucapirte dieselbe, selbst wenn es ein Grundstück war, durch einjährigen, ununterbrochenen Befiß, obwohl er wußte, daß sie zur Zeit für ihn eine fremde sei. Diese Gestaltung der Usucapio bei vorhandener mala fides heißen die Römer Usureceptio, wie Gaius (II. 59.) sagt, quia id, quod aliquando habuimus, recipimus per usucapionem. Die Fiducia (deren Quellen f. C. Sell, De juris Romani nexo et mancipio p. 59. Not. 2.) kam aber, insoweit sie Vorausseßung der Usureceptio war, in zweifacher Weise vor. Einmal wurde fie eingegangen, um dem Gläubiger we= gen seiner Forderung pfandweise Sicherheit zu geben, (Fiducia contrahitur cum creditore jure pignoris,) und dann, um ein Depofitum zu bewerkstelligen. (Fiducia contrahitur cum amico, quod tutius nostrae res apud eum essent). Gaius II. 60. In Fällen der leßteren Art war die Usureceptio unter allen Verhältnissen zulässig, in denen der ersteren kam es darauf an, ob die Pfandschuld bereits bezahlt war oder nicht. War sie bezahlt, so gieng die Usureceptio auch hier immer vor fich, gegenfalls nur dann, wenn der Debitor die Sache

stitutione *), in denen die Erfißung troß vorhandener mala fides wirksam vor sich gehen konnte. - Bei der Praescriptio longi temporis war bona fides ohne alle Ausnahme ein unerläßliches Erforderniß. L. 2. 9. 11. C. de praescr. 1. t. (7. 33.) Das neueste römische Recht weiß von den drei Gestaltungen der Usucapio, welche der bona fides entbehren könnten, nichts mehr, ebenso hat sich daraus die erste der angegebenen Functionen der alten Usucapio mit dem Unterschiede des In bonis und Dominium ex iure verloren, und daher giebt es denn nach Vereinigung der Usucapio und Praescriptio longi temporis feinen Fall der ordentlichen Eigenthums-Ersißung mehr, in dem nicht bona fides

vom Creditor weder gemiethet noch precario zurückerhalten hatte. Die Usureceptio, welche bei der Pfand-Fiducia ohne vorherige Tilgung der Pfandschuld vor sich gieng, bezeichnen die Römer als Usucapio lucrativa. Gaius II. 60.— Stand ein römischer Bürger als Manceps, Staatspächter, (Festus s. v.) oder Praes mit dem römischen Staate in obligatorischen Verhältnissen, welche dem leßteren das Recht gaben, wegen Erfüllung seiner Ansprüche erforderlichen Falls das Vermögen des ersteren, namentlich dessen als Sicherheitsobjecte schon vorher bezeichnete Immobilien (Praedia bona) anzugreifen, und es kam dann zum Verkaufe von solchen Grundstücken durch den Staat, so wurden diese vom früheren Eigenthümer, der ihren Besiß wiedererlangte, durch Usureceptio rückerworben, indessen war hier ununterbrochener zweijähriger Befiß erforderlich. Da derjenige, welcher vom Volke das Praedium gekauft hatte, Praediator hieß, so wurde die Usureceptio, durch welche er dasselbe verlor, Usureceptio ex praediatura genannt. Gaius II. 61. verb. hoc est quod volgo dicitur, Ex praediatura possessionem usurecipi: nam qui mercatur a populo, Praediator appellatur. Cf. Cic. ad Att. XII. 17. pro Balbo 20. Suet. Claud. 9. Val. Max. VIII. 12. 1. Ueber die 'Usureceptio fiducia s. Huschke in der Zeitschr. f. gesch. R. W. XIV. S. 229. ff., der das Charakteristische der Fiducia darin findet, daß der Gegenstand der Anvertrauung etwas Persönliches, die Familia selbst in irgend einer Beziehung sei. (S. 232.) In Folge deffen trennt er die Fälle, in denen die Person selbst Gegenstand der Fiducia ift, (dahin gehört die fiduciaria coëmptio, der Fall, wenn der Vater seinen Filiusfamilias blos anvertrauungsweise mancipirte, der der Remancipation einer Frau von Seiten ihres Conmtionators, um fie aus der Manus zu entlassen,) und die Fälle, in denen der fächliche Theil der Familia Gegenstand der Fiducia ift. Die leßteren find die eben erörterten der Fiducia contracta cum creditore und cum amico. Vergl. Huschke a. a. D. S. 242. Ueber die Usureceptio ex praediatura f. Huschke a.

a. D. S. 267. ff.

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*) Darüber vergl. oben S. 120. Note †.

eine unerläßliche Vorausseßung wäre *). Pr. I. cit. L. L. 2. 9. 11. C. citt,

$. 56.

3. Erfordernisse.

Abgesehen von den sich schon aus dem Begriffe ergebenden Vorausfegungen der bona fides ist römischem Rechte zufolge noch eine weitere die, daß sie im Momente der Besizergreifung vorhanden sei. L. 2. 9. 11. C. de praescr. 1. t. (7. 33.) L. 8. pr. §. 1. C. de praescr. XXX. vel XL. annor. (7. 39.). Nur beim Kaufe erscheint dies unzureichend, indem der Käufer sowohl zur Zeit des Vertragsabschlusses als zu der der Tradition**), um ufucapiren zu können, bona fide gewesen sein muß. L. 15. §. 3. L. 44. §. 2. L. 48. D. de usurp. (41. 3.) L. 2. pr. D. pro empt. (41. 4.) L. 16. 17. D. de Publ. i. r. act. (6. 2.) Verliert der Usucapient nach erlangtem Besiße seinen

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*) Zwar sagt Africanus in L. 28. D. de nox. act. (9. 4.); et secundum haec, usu quoque me capturum, quamvis sciens alienum possideam. Allein es ist damit der oben berührte Fall gemeint, wenn der Erfißende des Glaubens ist, den Eigenthümer durch eine Exceptio peremptoria, z. B. die Exceptio rei venditae et traditae, zurückschlagen zu können. Juftinian [Nov. CXIX. c. 7.] geht in seiner Forderung der bona fides zur ordentlichen Erfißung sogar soweit, daß er dreißigjährige Präscriptio verlangt, wenn der Auctor, d. i. der Verkäufer, Schenkgeber oder sonstige Alienant mala fide ist, und der Eigenthümer der Sache von der erfolgten Veräußerung keine Kunde hat. Hat er diese und verhält sich troßdem ruhig, so ist die fragliche Sache ungeachtet der mala fides des Auctors in zehn resp. zwanzig Jahren von Seiten des in bona fide befindlichen Erwerbers ersessen. Da die von einem malae fidei possessor veräußerten beweglichen Sachen Res furtivae und als solche der or= dentlichen Erfißung gänzlich entzogen sind, so kann die citirte Novelle nur auf Immobilien bezogen werden, auf welche der Begriff der Furtivität keine Anwendung leidet. Vergl. oben S. 166. 172. Nro. 3. und weiter unten S. 59. Nro. 2.

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**) Ob außer dem ersteren auch noch der leßtere Moment für die bona fides des Käufers von Belang fei, war ein Schulstreit, den die Sabinianer bejahend ent= schieden. Daraus ist L. 10. pr. D. de usurp. (41. 3.) zu erklären und somit steht sie nicht im Widerspruche mit den Stellen des Textes. Cuiacius Comment. ad L. 10. cit. Vyte rholzner a. a. D. I. §. 119. Note 413.

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