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selbst in den Besiz gesezt haben, wenn nur die Possessio feine vitiosa ist. L. 8. D. h. 1. Ward eine nicht legirte Sache vom Erben irrthümlich als eine legirte tradirt, so erfolgt die Usucapio auf den Titulus pro suo hin. L. 4. §. 2. D. pro suo (41. 10.)

S. 41.

6. Titulus pro dote.

Dig. XLI. 9. Pro dote. Cod. VII. 28. De usucapione pro dote.

Auf diesen Titel hin erfißt der wirkliche, nicht blos vermeintliche Ehemann L. 1. §. 4. D. h. t. L. 3. D. de iure dot. (23. 3.) nach eingegangener Ehe die Dotis causa erhaltenen Sachen, gleichviel ob beweg= liche oder unbewegliche *), wenn er nicht sofort Eigenthum daran erlangt hat. L. 1. §. 1. 3. D. h. t. Ueberträgt die Braut auf ihren Bräutigam einzelne (nicht ästimirte L. 2. D. h. t.) Vermögenstheile in der Absicht, ut statim res eius fiant, so kann, sollten dies Res alienae sein, auch schon vor Abschluß der Ehe Usucapion erfolgen, indessen nur nicht auf den Titulus pro dote, sondern auf den pro suo hin. L. 1. §. 2. i. f. D. h. t. Das Leştere findet auch beim putativen Ehemanne in Betreff der Dotis nomine erhaltenen Sachen Statt, insoferne er sich in einem entschuldbaren Irrthume befindet. L. 67. D. de iure dot. (23.1 3.) Mit Auflösung der Ehe hört auch die Usucapio pro dote auf. L. 1. §. 3. D. h. t.

S. 42.

7. Titulus pro transacto.

Cod VII. 26. De usucapione pro emptore vel transactione L. 8. C. h. t. Philippus: Ex causa transactionis habentes iustam causam possessionis usucapere possunt. L. 29. i. f. D. de usurp. (41, 3.) verb. si non ex transactione id factum fuerit.

Dieser Titel kann in doppelter Weise zur Anwendung kommen, einmal, indem der Transigent dem Gegner zur Ausgleichung des Streites

*) L. 1. C. de usuc. pro dote (7. 28.) spricht zwar nur von Res mobiles in dotem datae, indessen dies ist ein Rescript Alexander Severs, welches, in dem Falle einer aus Mobilien bestehenden Dos erlaffen, nicht ausschließt, daß auch bei Immobilien die Usucapio pro dote eintritt.

eine andere als die Streitfache abtritt, und dann, indem die eine Parthei transactsweise ihre Ansprüche an das Streitobject zu Gunsten der anderen aufgiebt. Zur Erläuterung des Lezteren nehme man beispielsweise folgenden Fall. Die zwei streitenden Theile kommen überein, das von beiden angesprochene Eigenthum solle dem Einen oder dem Anderen gehören, wenn er daffelbe beschwöre. Hier ist die Erstzung dadurch möglich, L. 13. §. 1. D. de iure iur. (2. 2.), daß der Schwörende folgerichtig also reflectiren muß, follte auch der Gegner in dem Streite um das Eigenthum der Sache Recht gehabt haben, so bin ich doch jezt ganz sicherlich Eigenthümer, da ich die von ihm gestellte Bedingung der Abtretung seiner Rechte an die Sache mit Ableistung des Eides erfüllt habe.

S. 43.

8. Titulus pro herede.

Dig. XLI. 5. Pro herede vel pro possessore. Cod. VII. 29. De usucapione pro herede.

A. Resultat für das justinianeische Recht.

Der Titulus pro herede ist im justinianeischen Rechte nur noch da begründet, wo Jemand factisch irrend auf eine an und für sich · Erbrecht verleihende Thatsache hin glaubt Erbe zu sein, wiewohl er dies wegen eintretender Hindernisse nicht wirklich ist; z. B. der Intestaterbe weiß nichts vom Vorhandensein eines Testamentes, der Testamentserbe nichts von der Nichtigkeit des lezten Willens. L. 33. §. 1. D. de usurp. (41. 3.) Iulianus: Idem hic, si a domino heres institutus fuerit, vel bonorum eius possessionem acceperit, incipiet fundum pro herede possidere. Hoc amplius, si iustam causam habuerit existimandi, se heredem vel bonorum possessorem domino extitisse, fundum pro herede possidebit. Was die Wirksamkeit der auf einen folchen Titulus pro herede gegründeten Usucapion betrifft, so erstreckt sich dieselbe nur gegen Dritte, nicht auch gegen den mit der Hereditatis petitio auftretenden Erben. L. 4. C. quib. cas. cessat l. t. praescr. (7. 34) L. 7. C. de pet. her. (3. 31.)

S. 44.

Fortseßung.

B. Historische Entwickelung obigen Resultates des justinianeischen Rechts.

Das vorjuftinianeische Recht kennt der Tituli pro herede mehrere, deren geschichtliche Darstellung zeigen soll, wie sich der obige Zustand des neuesten Rechtes daraus entwickelt hat.

AA. Der älteste Titulus pro herede führt zur:

Lehre von der Pro herede usucapio.

Arndts, Beiträge zu verschied. Lehren des Civilrechts und Civilprocesses. S. 1–112. Huschke, Ueber die usucapio pro herede, fiduciae und ex praediatura; in der Zeitschr. f. gesch. R. W. XIV. Nro. VII. S. 145-229.

1. Begriff. In frühester Zeit war einem jeden erbfähigen Römer die Möglichkeit gegeben, sich nach dem Tode eines zu Beerbenden in den Besit von dessen Erbschaftssachen zu feßen, und dann durch einjährige Fortsetzung dieses Besizes selbst ohne bona fides Anfangs das Erbrecht als Successor per universitatem, später die einzelnen Erbschaftssachen, gleichviel ob bewegliche oder unbewegliche, zu erwerben. Die Erstzung, durch welche dies geschah, war die Pro herede usucapio. Gaius II. 52–55.

II. Gründe der Einführung der Pro herede usucapio und ihr Einfluß auf der letteren Unanwendbarkeit beim suus und auf deren Zulassung beim necessarius heres.Als Gründe der Einführung dieses auffallenden Ersißungs-Institutes giebt Gaius sehr bestimmt folgende zwei an, einmal die Sorge der Legislation, den Creditoren des Erblaffers baldmöglichst einen Repräsentanten des leßteren zu verschaffen, um durch ihn Befriedigung zu erhalten, und dann das Streben der alten Römer, die Sacra des Verstorbenen nicht vernachlässigt zu sehen *), welche Cicero zufolge **) zuerst auf den

*) Gaius II. 55. Quare autem omnino tam improba possessio et usucapio concessa sit, illa ratio est, quod voluerunt veteres maturius hereditates adiri, ut essent qui sacra facerent, quorum illis temporibus summa observatio fuit, et ut creditores haberent, a quo suum consequerentur.

**) Cic. de leg. II. 19. S. 47. 48. 49. De sacris autem . . . haec sit una sententia, ut conserventur semper, et deinceps familiis prodantur, et, ut in

Erben übergiengen, dann auf den, der mortis causa, z. B. als Legatar, soviel wie die Erben zusammen erhalten, in dritter Reihe auf den, welcher von dem Vermögen des Verstorbenen am Meisten durch Ufucapion erworben, in vierter auf den, der im Concurse den Creditoren am Meisten von ihren Forderungen gerettet, also auf den bei der Venditio bonorum Meistbietenden*), und zuleßt, wenn kein Heres oder Bonorum possessor vorhanden war, Niemand aus der Erbschaft etwas usucapirt hatte, und auch kein Concurs Statt gefunden, auf die Schuldner des Verstorbenen, weil sie von ihren Schulden frei wurden.

Faßt man diese ursprünglichen Einführungsgründe der Usucapio pro herede **) ins Auge, so leuchtet ein, daß sie alle zwei nicht zutrafen bei den suis heredibus, die im Momente des Todes ihres Erblaffers ipso iure Erben wurden und als solche sowohl deffen Sacra ju erfüllen, als die, Creditoren zu befriedigen hatten. Gaius II. 156. Kein Wunder also, daß bei den suis heredibus die Usucapio pro herede außer Anwendung blieb. L. 2. C. h. t. Diocl. et Max. Nihil pro herede posse usucapi suis heredibus existentibus magis obtinuit ***).

lege posui, perpetua sint sacra. Hoc uno posito, haec iura pontificum auctoritate consecuta sunt, ut ne morte patris familias sacrorum memoria occideret; iis essent ea adiuncta, ad quos eiusdem morte pecunia venerit: quaeruntur enim, qui adstringantur sacris. Heredum causa iustissima est. . Deinde, qui morte testamentove eius tantundem capiat, quantum omnes heredes.... Tertio loco, si nemo sit heres, is, qui de bonis, quae eius fuerint, quum moritur, usuceperit plurimum possidendo. Quarto si nemo sit, qui ullam rem ceperit, creditoribus eius, qui plurimum servet. Extrema illa persona est, ut is, qui ei, qui mortuus sit, pecuniam debuerit, neminique eam solverit, proinde habeatur, quasi eam pecuniam ceperit. Cic. pro Mur. c. 12. §. 27. Top. c. 6. S. 29. Plin. Ep. V. 1.

*) v. Savigny in der Zeitschr. f. gesch. R. W. II. S. 374-377.

**) Vergl. Huschke a. a. D. S. 204. (Krit. Jahrb. f. deutsche R. W. III. S. 12.), der übrigens diese Gründe der Usucapio pro herede nicht für die ursprünglichen hält, sondern deren erste Veranlassung darin findet, daß, wenn der Heres selbst aus irgend einem Grunde mit der Antretung säumte oder auch verhindert war, der Erbschaft sich wirklich anzunehmen, eine andere dem Verstorbenen nahe stehende Person sie aus Interesse für ihn in Befiz nahm, um sein Heil und seine Ehre bei Göttern und Menschen zu retten.

***) Wie aus den Schlußworten: magis obtinuit hervorgeht, war es zur Kai

Ganz anders wie bei den suis stellte sich dagegen die Sache bei den necessariis heredibus, in Betreff deren zwiefach verbürgt ist, daß bei ihnen die Pro herede usucapio Plag griff. Gaius II. 58. et necessario tamen herede extante, ipso iure pro herede usucapi potest.*) Id. III. 201. Nam necessario herede extante placuit, ut pro herede usucapi possit. Die necessarii heredes wurden zwar auch ipso iure Erben, Gaius II. 153, kamen aber in der Regel nur in Fällen des Concurses vor, um die mit der Venditio bonorum verbundene Ignominia nominis von dem Erblasser auf den eingeseßten Sclaven abzulenken. Gaius II. 154**). Ein Interesse, daß gerade dieser leztere Erbe blieb, konnten die

ferzeit nicht unbestritten, ob suis heredibus existentibus Pro herede usucapio Statt finden sollte oder nicht. Daß diese Controverse nicht von Anfang an vorhanden war, schließe ich aus dem Nichtzutreffen der sehr bestimmt hervorgehobenen Einführungsgründe der Pro herede usucapio bei suis heredibus. Erst später, als die Rücksicht auf die Sacra mehr zurücktrat, mag die Neflexion der Juristen, nicht das bloße Erbe-Sein des suus entspreche den Interessen der Creditoren, sondern das thätige Besorgen der Erbschaftsangelegenheiten Einige zu der indeffen nicht durchdringenden Ansicht geführt haben, dem noch nicht im Besize der Erbschaft be= findlichen suus gegenüber (vergl. Gaius III. 201,) finde Pro herede usucapio Statt. Daß die Statthaftigkeit der Pro herede usucapio bei necessariis heredibus jemals ein Gegenstand des Streites gewesen, davon sagen unsre Quellen nichts. Ueber eine andere Erklärungsweise des Unterschiedes der Behandlung der Pro herede usucapio gegenüber dem suus und necessarius, welche von deren Entstehungsgründen absehend sich theils auf die römische Auffassung der sui heredes mehr als Fortseßer des väterlichen Eigenthums, denn als eigentliche Heredes, L. 11. §. 11. D. de lib. et post. (28. 2.), theils auf den Schulsßtreit in Betreff der In iure cessio einer Erbschaft von Seiten des suus und necessarius [Gaius II. 37. III. 87.] stüßt, und auch in unserer Frage einen Schulstreit annimmt, vergl. Huschke a. a. D. S. 168. ff.

*) Neber die hier gewählte Interpunction vergl. Huschke a. a. D. S. 167. Note 26.

**) Gaius II. 153. Necessarius heres est servus cum libertate heres institutus; ideo sic appellatus, quia sive velit sive nolit, omnimodo post mortem testatoris protinus liber et heres est. S. 154. unde qui facultates suas suspectas habet, solet servum primo aut secundo vel etiam ulteriore gradu liberum et heredem instituere, ut si creditoribus satis non fiat, potius huius heredis quam ipsius testatoris bona veneant, id est, ut ignominia quae accidit ex venditione bonorum, hunc potius heredem quam ipsum testatorem contingat. cet.

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