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(vgl. Bücheler Grundriß p. 61}; cunctae Graeciae p. Arch 3, § 4. will Stuerenb. lieber durch eine Attraktion erklären (cunctaque Graecia die neueren Texte); in Verr. IV, 12, § 29. geben allerdings die besseren Handschriften in Sicilia, doch wäre die Frage, ob nicht auch sie zuweilen eine Korrektur enthalten; die Vulgate ist Siciliae. Außerdem s. Aegypti bei Valer. Max. IV, 1, 15. {aber die Epitome des Paris hat in Aegypto} und viele andere Beispiele bei Voss. de constr. c. 25. Davis. u. Oudend. zu B. Gall. VIII, praef. § 2. Intptt. zu Sall. Jug. 33, 4. — Über den Gebrauch des Ablativs bei Städtenamen s. außer Oudend. a. a. O. Arntzen zu Aurel. Vict. Epit. c. 37. Muncker zu Hygin. fabb. 67 u. 247. Vgl. Justin V, 4, 1. XVIII, 4, 3. und, wo er der Gleichmäßigkeit wegen steht neben einem Städtenamen der dritten Deklination Caes. B. Cic. III, 35. Justin XX, 3. - {Über den Ablativ der Ortsruhe bei den Städtenamen vgl. bes. Schmalz, Lat Synt. §. 101, S. 281; sehr häufig bei Vitruv, s. Nohl, Anal. Vitruv. Prgr. 1882 p. 9-11.) Bedenklich sind die wenigen zweifelhaften Stellen, wo scheinbar auf die Frage wohin ein Kasus gesetzt ist, der auf die Frage wo steht; s. Oudend. zu Caes. B. Civ. II, 19. Über das Hinzusetzen der Präposition s. Anm. 560.] {Vgl. noch die weiteren Darlegungen H.s in d. Vorl. II p. 127 f. u. 202. An neuerer Litteratur erwähnen wir Bücheler, Grundriß der lat. Deklin. p. 60 ff., Holtze I. p. 66, Draeger H. S. I § 250, Kühner II p. 347; bes. Delbrück, Ablativ Localis Instrum. etc. Berlin 1867 p. 27 ff., im Anschluß daran W. Ebrard, de ablativi locativi instrumentalis apud priscos script. Lat. usu. Leipzig 1879 p. 599 ff. (Sep. Abdr. aus den Fleckeis. Jahrb. X. Suppl. B.), C. Wagener, de locativi Latini usu Jen. Diss. 1871; Lupus Sprachgebr. des Corn. Nep. p. 80 f., Kühnast liv. Synt. p. 179 f.; Schmalz Lat. Synt. p. 283 und dazu C. Wagener in Phil. Rundschau V (1885) Sp. 1339; W. Goerbig, nominum quibus loca significantur, usus Plautinus exponitur et cum usu Terentiano comparatur. Diss. Hal. 1883. — Die Lokativformen aus Vergil giebt H. Kern, zum Gebrauch des Ablativ bei V. G. Prgr. Schweinfurt 1881 p. 6, an der Stelle Georg. 3, 343 tantum campi iacet wie Sil. Ital. II, 441 it liber campi pastor faßt er campi als Genitiv „dienend zur Ausmalung der weit sich erstreckenden Weideplätze." Über animi wird unten z. N. 525 u. 526 gehandelt. Dagegen sei hier besprochen der finale Dativ in den Redensarten neci, morti dare mittere u. ä., welche Reisig § 367 a. E. u. § 379 erwähnt. Delbrück 1. 1. p. 28 trennt von dem eigentlichen Lokativ den Lokativ des Zieles. Dessen Funktionen hat im

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1) Vom Genitivus. 520a)

Zufolge der allgemeinen Bedeutung dieses Kasus, welcher das ausdrückt, woran ein Objekt als Prädikat sich befindet, ist des kürzeren Ausdrucks wegen das Substantivum, wovon

Lateinischen wie im Griechischen (vgl. Nahrhaft, der Gebrauch des lokalen Dativs bei Homer, Wien 1867) der finale Dativ übernommen und zwar findet sich seine Anwendung bes. bei den epischen Kunstdichtern der Kaiserzeit, namentlich Vergil, Ovid, Statius; vgl. hierüber H. Schroeter, der Dativ zur Bezeichnung der Richtung in der lat. Dichtersprache." Prg. Sagan. 1873; H. Peine, de dativi usu apud priscos script. usu, Straßburg 1878; Thielmann, das Verbum dare, Leipzig 1882 p. 12 ff.; Schaefler, d. syntakt. Gräcismen p. 50 ff. Im Gegensatze zu diesen Gelehrten hält Kern 1. 1. p. 22 diese Struktur vorzugsweise für eine Nachahmung des Griechischen, bes. homerischer Beispiele wie Il. V, 82 yeip edi mése u. a. (ebenso Weidner zu Vergil. I, 70). Mag nun auch," sagt Schaefler 1. 1. p. 51, dieser Gebrauch, der bei den Griechen fast nur auf die epische Sprache beschränkt war, auf die Kunstdichtung des Vergil, des eigentlichen Schöpfers der röm. Dichtersprache, von Einfluß gewesen sein; allein daß er für die Erklärung der latein. Beispiele nicht ausreicht, lehrt am deutlichsten die methodische Auseinandersetzung von Haase Vorl. II, p. 27 ff." und weiter unten die lokale Auffassung dieser Dative, welche wohl ursprünglich als Lokative empfunden worden sind, wird deutlich bestätigt durch die Parallele ad mortem dare Plaut. Amph. 2, 2, 177, womit ad mortem prodere bei Verg. Aen. 12, 41 zu vergleichen ist." In weiterer Ausdehnung dieses Gebrauches auf einfache Verba, die bloße Bewegung ausdrücken, sagt Verg. Aen. 5, 451 und 11, 192 it clamor caelo neben Aen. 12, 409 it tristis ad aethera clamor und Aen. 11, 745 tollitur in caelum clamor.}

520a) (Vgl. die bei Hübner p. 73 aufgeführte Litteratur. Wir verzeichnen hier die Spezialabhandlungen zum Gebrauch des Genitiv bei den einzelnen Schriftstellern: Loch, de genitivi apud priscos script. Lat. usu G. Prgr. Bartenstein 1880; Schaaff, de genitivi usu Plautino Diss. Hal. 1881; Liebig, de genit. usu Terentiano Oels 1853; Kleine, de gen. usu Liviano p. I Cleve 1865; Görlitz, de gen. us Sallustiano comment. Schrimm 1878; Zernial, selecta quaedam ex gen. usu Taciteo Göttingen 1864.}

der Genitiv abhängt, das attributive Substantivum zu nennen. Dieses attributive Substantivum kann denn vermöge des angegebenen Verhältnisses am Genitiv durch andere Ausdrucksarten, namentlich durch ein Adjektivum, welches zu dem Substantivum konstruiert wird, gegeben werden; also opinionis levitas ist so viel als opinio levis, exemplorum multitudo ist exempla multa; dies bewirkt oft sogar eine Mannichfaltigkeit der Rede. 521) Allein es kann auch

521) [Für den Stil ist jedoch hierbei Vorsicht anzuwenden, indem oft ein so gesetztes Substantivum nur für die Poesie geeignet ist, zumal wenn der Begriff des Genitivs nicht auch ein abstrakter ist; alsdann nämlich wird fast immer das für diesen passende Verbum, indem es mit jenem verbunden wird, einen poetischen Ausdruck geben. Überhaupt aber kann man nicht sagen, daß die Lateiner gerade diese Ausdrucksweise liebten und sie in der Prosa über die Notwendigkeit hinaus anwendeten; die Notwendigkeit tritt ein, wo irgend eine Aussage ihre Beziehung und ihren Grund nicht in dem Objekt an und für sich hat, sondern in der ihm beigelegten Eigenschaft. Wenn es auf eine genaue Bezeichnung ankommt und überhaupt Neigung zu abstrakter Bezeichnung vorhanden ist, so wird dann die Eigenschaft selbst in ein Objekt verwandelt und durch ein Substantivum ausgedrückt. Den Römern kann man aber wohl eher die entgegengesetzte Neigung zu der weniger präzisen, sinnlichen Ausdrucksweise zuschreiben, da es nicht selten ist, daß sie von einem mit einem Prädikat versehenen Objekt etwas aussagen, was diesem nicht an sich, sondern nur insofern es mit dem Prädikat versehen ist, zukommt, oder was gar ausschließlich nur von dem Begriffe des Prädikates gilt. Vgl. Anm. 324. b. Am häufigsten ist dies bei Partizipien; z. B. Tac. Ann. I, 8. cum occisus dictator Caesar aliis pessimum, aliis pulcherrimum facinus videretur. das. c. 42. neve occisus Augusti pronepos nocentiores vos faciat. c. 59. Arminium rapta uxor, subiectus servitio uxoris uterus vecordem agebant. II, 34. L. Piso ambitum fori, corrupta iudicia, saevitiam oratorum increpans. c. 45. proeliorum eventu et eiectis Romanis satis probatum. Vgl. III, c. 28. a. E. c. 66. IV, 6 a. A. und viele andere Beispiele, von denen mehrere angeführt sind von Roth zu Tac. Agric. p. 186. Verwandt damit ist der Ausdruck Caes. B. Civ. III, 80. a. E. nuntios expugnati oppidi famamque antecedere. Tac. Ann. I, 59. fama dediti benigneque excepti Segestis. Das. c. 69. II, c. 25. XV, c. 59. Bei Adjektiven tritt dann gewöhnlich eine partizipiale Bedeutung ein; Hor. Od. I, Reisig, lat. Sprachwissenschaft von Schmalz u. Landgraf. 35

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unter gewissen Bedingungen der Genitiv in ein Adjektivum verwandelt werden, das dann zu dem attributiven Substantivum konstruiert wird; dies kann jedoch nur solche Ad632jektiva betreffen, welche eine Beziehung auf etwas hin ausdrücken, ein Angehören, so daß dadurch der Sinn des Genitivs ersetzt wird. Nichts ist häufiger als dies zu thun bei den Monatsnamen, wie Kalendae Januariae, statt Januarii: ante idus Apriles; und so ersetzt ein Pronomen possessivum den Sinn des Genitivs. Unter anderen Bedingungen aber kann eine solche Vertauschung nicht geschehen; darum ist es ganz verkehrt, wenn man abgesehen von dem Sinn des Angehörens in einem Adjektivum, doch durch dieses einen Genitiv erklären wollte, wie man z. B. die Lehre versucht hat, daß ἀστέρων εὐφρόνη so viel sein soll als εὐφρόνη doτepósσoa; s. Herm. zu Soph. Electr. 19. [ad Viger. p. 879.] (Vgl. hierzu Naegelsbach Stil. p. 67 ff., Kühner lat. Gr. II p. 158 ff. und bes. die wertvolle Monographie von Wichert, über den Gebrauch des adjektivischen Attributs an Stelle des subjektiven oder objektiven im Lat. Berlin 1875 und A. Klein, de adiectivi assimulati apud Ciceronem usu Breslau 1879.}

37, 13. sed minuit furorem vix una sospes navis ab ignibus,
d. i. genau genommen: der Umstand, quod vix una navis
sospes erat. Tac. Ann. I, 65. tot hominum millibus unum iam
reliquum diem lamentabantur. Ich glaube aber, daß dieser
Sprachgebrauch noch unter einen anderen Gesichtspunkt zu
stellen ist. Es ist nämlich offenbar, daß nicht nur bei den
Partizipien, wo es sich von selbst versteht, sondern auch bei
den Adjektiven keineswegs bloß der abstrakte Begriff einer
Eigenschaft zum Grunde liegt, sondern vielmehr ein Verbal-
begriff, der Ausdruck des temporalen Seins in einem gewisser
Zustande, so daß also genau genommen ein substantivischer
Infinitiv dadurch vertreten ist; also occisus Caesar steht für
τὸ πεφονεῦσθαι τὸν Καίσαρα; nuntius expugnati oppidi für αγγελία
τοῦ τὴν πόλιν ᾑρῆσθαι. Noch deutlicher wird dies durch die
jenigen Fälle, wo das Verbum ein intransitivum ist, oder wo
sonst das Ptep. oder Adject. sich nicht an ein Objekt an-
schließen kann und folglich das Neutrum als bloßer Infinitiv-
begriff übrig bleibt; an der Stelle des Objekts steht hier zu-
weilen ein Satz, zuweilen ist es ein Pron. gen. neutr., so sagt
Liv. VII, 8, 5. Diu non perlitatum tenuerat dictatorem, ne ante

Die Pronomina possessiva aber, da sie dem Sinn eines Genitivs entsprechen, werden oft zu einem attributiven Substantivum so konstruiert, daß dieselbe Person, welche in dem Pronomen enthalten ist, noch durch einen Genitiv ausgedrückt wird, z. B. tuum periculum durch tuum ipsius periculum. Beispiele derart giebt es in großer Menge; s. Heins. zu Ovid. Heroid. V, 45 Monte Lat. restit. p. 1764 fg. Ruhnken zu Rutil. Lup. p. 26. Graev. zu633 Cic. in Cat. IV, c. 11, § 25. suo solius periculo. {Haase Vorl. II p. 10.} Es ist aber meistenteils der Fall, daß der Genitiv dann nicht in einem Substantivum besteht, sondern ebenfalls in einem Pronomen [z. B. Cic. in Pis. c. 6. mea unius opera; in Vatin. c. 3. a. E. cum mea unius salute. Liv. VI, 23. suo unius studio]. Selten ist es, daß man ein Substantivum im Genitiv dazu findet, wie Liv. VII, 40, 9. quod meum factum dictumve consulis gravius quam tribuni audistis? [S. das Drakenb., der jedoch nur Beispiele der ersten Art und außerdem Zinzerling promuls. crit. c. 35. Gronov zu Sen. epist. 92. anführt. Laur. Valla

meridiem signum dare posset; d. i. τὸ μὴ κεκαλλιερῆσθαι; und diese Konstruktion ist bei Livius nicht selten; vgl. das. 22, 1. tentatum domi per dictatorem, ut ambo patricii consules crearentur, rem ad interregnum perduxit. S. Drakenb. zu I, 53, 1. Gronov zu III, 20, 1. So auch Tacitus; s. hist. I, 18. observatum id antiquitus comitiis dirimendis non terruit Galbam, quo minus in castra pergeret. Ann. III, 22. adiciebantur adulteria, venena, quaesitumque per Chaldaeos in domum Caesaris; vgl Lucan. Phars. I, 5. Bella canimus, cognatasque acies et rupto foedere regni certatum totis concussi viribus orbis in commune nefas. Ebenso finden sich auch Adjektiva; s. Virg. Aen. V, 6 duri magno sed amore dolores polluto, notumque, furens quid femina possit, triste per augurium Teucrorum pectora ducunt; und in gleicher Koordination mit Substantiven Tac. hist. II, 82. sufficere videbantur adversus Vitellium pars copiarum et dux Mucianus et Vespasiani nomen ac nihil arduum fatis. Demnach gehört diese Bemerkung zu dem, was Anm. 275. gesagt ist über das Streben der lateinischen Sprache, die komponierten Infinitive durch das Neutrum Participii zu einem Substantivum auszuprägen.] {Vgl. hierzu Naegels. bach Stil. p. 105 ff. § 30, 2 und 3 und die dort verzeichnete Litteratur.}

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