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So auch nach adiungere {und addere, vgl. Seyffert schol. lat. 1, 40), um das zu bezeichnen, was angeknüpft wird. Cic. de Off. II, 12, § 42. adiuncto vero, ut iidem etiam prudentes haberentur, nihil erat, quod homines his auctoribus non posse consequi se arbitrarentur. [Es gilt hier dasselbe wie bei accedit; stände quod, so wäre das Faktum vorausgesetzt, während es doch nur problematisch und als historisch angenommen wird: wenn aber noch dazu kam, daß -. Vgl. p. L. Man. 17, § 50. Nunc quum ad ceteras summas utilitates haec quoque opportunitas adiungatur, ut in iis ipsis locis adsit, ut habeat exercitum, ut ab iis qui habent,555 accipere statim possit, quid exspectamus? wo mit ut nur die möglichen Fakta, nicht die als wirklich zugestandenen bezeichnet werden, in Verr. II, 68, § 164 hoc etiam addidit, ut quererer, si mihi videretur: außerdem hat er mir noch die Möglichkeit gegeben, mich zu beklagen Vgl. Caes. B. C. I, 87. addit etiam, ut restituatur. Liv. IV, 59, 11. Vellei. II, 28, 4. adice ut Seneca de Beneff. III, 33. zwei Mal.]

In diesem Sinne ist manche Konstruktion mit ut zu erklären nach einem Verb des inneren Sinnes, z. B. nach verisimile est, wo ut in vier Stellen bei Cicero vorkommt; dabei ist aber wohl zu erwägen, daß hier die Wahrscheinlichkeit selbst geleugnet wird, indem die Negation dabei steht; es ist von etwas Übertriebenem die Rede: es ist nicht wahrscheinlich, daß sogar auch dieses sei {Seyff. Lael. p. 85). Ernesti clav. Cic. v. verisimile giebt die Stellen an (auch Thielmann Cornif. p. 85}: p. Sest. 36, § 78. An verisimile est, ut civis Romanus aut homo liber quisquam cum gladio in forum descenderit? p. Sulla c. 20. § 57. verisimile non est, ut quem in secundis rebus secum semper habuisset, hunc in adversis ab se dimitteret. in Verr. IV, 6, § 11. verisimile non est, ut ille homo tam locuples, tam honestus religioni suae monumentisque maiorum pecuniam anteponeret. p. Rosc. Am. 41, § 121. non est verisimile, ut Chrysogonus horum litteras adamarit aut humanitatem, [wo Matthiä und Müller zu p. Sest. 1. c. mit Unrecht das verisimile tilgen wollen {C. F. W. Müller, Landgraf, vgl. dessen Anm. z. St., Nohl und überhaupt alle neueren edd. behalten es bei}.

Reisig, lat. Sprachwissenschaft, von Schmalz u. Landgraf.

Plaut.

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Mostell. I. 1, 12. nec verisimile loquere nec verum, frutex: comesse quemquam ut quisquam absentem possiet? (durch die Interpunktion (frutex: statt frutex,) ändert sich der Charakter der Stelle und es gehört dieselbe nunmehr zu den Anm. 483 besprochenen unwilligen Fragen.} Seneca de beneff. IV, c. 12 Deos verisimile est, ut alios indulgentius tractent propter parentes avosque, alios propter futuram posterorum indolem. Vgl. Etzler in den Jahrbb. f. Philol. u. Pädag. 1828. III, 1. p. 98 fgg.] Diese Bedeutung ist oft nicht verstanden, z. B. von Lambin zu p. Rosc. Am. und p. Sest. Auch die Stelle de Fin. II, 33, § 108, qui probari potest, ut is, qui propter me aliquid gaudet, plus quam ego ipse gaudeat? [Die rhetorische Frage ist hier zu fassen wie ein Satz mit der Negation: non potest probari, ut de Fin. III, 13, § 43. ne illud quidem est consentaneum, hoc idem approbandum sit nobis, ut qui plura habeat ea, quae in corpore magni aestimantur, sit beatior. Tusc. III, 3, § 5. qui vero probari potest, ut sibi mederi animus non possit, quum ipsam medicinam corporis animus invenerit? Plaut. Bacch. I, 2, 31. non par videtur, neque sit consentaneum, praesentibus illis paedagogus una ut siet, wo aber consentaneum mehr den Sinn von aequum hat.] Vgl. 556de N. D. I, 9, § 21. ne in cogitationem quidem cadit, ut fuerit tempus aliquod, nullum quum tempus esset. 483)

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ut

483) [Die im Obigen vorgetragene Ansicht von dem beschreibenden Sinn des ut kann auf keinen Fall gebilligt werden, da er teils nicht durch die ursprüngliche Bedeutung des ut begründet, teils auch viel zu allgemein und unbestimmt hingestellt ist. Wo mit ut wirklich eine Beschreibung gegeben wird, liegt dies nur in dem zufälligen Verhältnis der Sätze zu einander und ut an sich hat einen anderen Grund. Es handelt sich hier besonders um die Fälle, wo nach den gewöhnlichen Regeln nicht ut, sondern der Infinitiv oder auch quod stehen müßte, worüber außer den schon erwähnten Abhandlungen von Wunder und Gernhard, deren widerstreitende Ansichten hier nicht erörtert werden können, noch die Zusammenstellung verglichen werden kann, die Otto in dem neunten Exkurs zu Cic. de Fin. II, 3, § 6. pag. 409 fgg. gegeben hat, wo ut nach Wunder in allen Fällen auf die Bedeutung wie zurückgeführt wird, ein Verfahren, das mir hier wie in allen analogen Beispielen verschiedenartiger Anwendung eines und desselben Wortes

Aber nicht kann diese Erklärung angewendet werden in einem Satze, welcher zu Latein gegeben ist aus dem Griechischen des Protagoras bei Cic. de N. D. I, 23, § 63. de divis neque ut sint neque ut non sint, habeo dicere, wo

ungeeignet scheint; denn wenn auch die Bedeutung wie wirklich die etymologisch ursprüngliche ist, so ist es doch einseitig, diese zugleich für die einzige, noch in jeder Anwendung vollständig nachweisbare zu halten; es ist genügend zu zeigen, daß die Bezeichnung der objektiven und subjektiven Folge in natürlichem Zusammenhange mit jener ersten Bedeutung steht; das lebendige Sprachgefühl trägt dann alle drei Bedeutungen in sich verbunden zu einem Begriff und unter demselben subsumiert, dessen Sonderung das jedesmalige Verhältnis der Sätze angiebt. Auch im Deutschen würden wir es uns nicht gefallen lassen, wenn uns ein gelehrter Grammatiker zumutete, bei unserm daß immer das ursprüngliche Pron. relat. zu verstehen. Um nun die in Rede stehende Anwendung von ut klar zu machen, ist festzuhalten, daß es immer zur Bezeichnung der Abhängigkeit eines Faktischen dient, sei dies nun als wirkliche oder mögliche Folge von etwas Anderem abhängig. Sehr deutlich ist dies in den Fragen mit ut und dem Acc. c. infin. ohne regierendes Verbum; vgl. über den letzteren § 447. und über jenes Lam bin zu Hor. Sat. II, 5, 16. Gron. u. Drakenb. zu Liv. IV, 2, 12. Perizon. zu Sanct. Min. I, 13. Anm. 1. a. E. Ruhn ken zu Ter. Andr. III, 5, 12. Phorm. II, 1, 74. Gern h. Opusc. p. 257. z. B. Cic. ad Att. XV. 11, 1. in Cat. I, 9, § 22. te ut ulla res frangat? tu ut unquam te corrigas? tu ullam fugam meditere? d. b. der Fall sollte möglich sein? Dich sollte etwas beugen können? Hiermit wird die Wirklichkeit und Möglichkeit des Geschehens geleugnet, dagegen mit dem Infinitiv die Möglichkeit der Vorstellung, die Wahrheit der Aussage, die Glaublichkeit und Denkbarkeit. (In der interessanten Abhandlung von Kraz „die sogenannte unwillige oder miẞbilligende Frage mit dem Konjunktiv, mit ut u. dem Konjunktiv, mit dem Acc. c. inf." Progr. Stuttgart 1862 p. 19 bis 42 ist auch hierüber gehandelt. Kraz behauptet, daß die Sprache der klassischen Zeit sich der Konjunktion ut dann bediene, wenn es gelte, unbillig erscheinende Forderungen u. Zumutungen lebhaft abzuweisen; der Acc. c. inf. aber enthalte den Ausdruck des leidenschaftlichen Affekts, welcher durch Geschehenes oder Geschehendes, durch Zustände oder Thatsachen erregt wird. Vgl. noch Müller Über die sogenannten unwilligen oder mißbilligenden Fragen im Latein, Progr. Görlitz 1875;

ut als abhängig von dicere steht; es kann aber dies nicht 557schlechtweg verstanden werden: weder daß sie seien, noch daß sie nicht seien; sondern ut heißt hier: wie, inwiefern, und es ist wahrscheinlich übersetzend für das

Dahl p. 298.) In derselben Bedeutung steht ut außer der Frage, um die Annahme einer Sache als ein Faktum zu bezeichnen; z. B. Cic. Tusc. I, 8, § 16. 21, § 49. quod ut ita sit. Ovid ex Ponto I, 7, 51. III, 4, 79. Metam. II, 79. das. Bach. VI, 196. Curt. III, 5, 7. Drakenb. zu Liv. XXII, 25, 2. Dietrich in d. Zeitschr. f. d. Altertsw. 1837. H. 4. p. 380. Hieraus erklären sich sehr natürlich mehrere Fälle, namentlich verisimile est ut —; d. h. den Fall anzunehmen, daß —. Die von mir beigebrachte Stelle des Seneca (so wie auch die Stelle Cic. de fin. 3, 68} zeigt, daß die Negation hierbei nicht wesentlich nötig ist; aber daß sie sich häufig findet, hat seinen natürlichen Grund darin, daß von einem angenommenen Falle die Rede ist. Allerdings ist nun bei dieser Bedeutung des ut das Prädikat verisimile est nicht genau angemessen, weil der Satz mit ut nicht als eigentliches Subjekt betrachtet werden kann, wie der Infinitiv; es ist hier also gerade dieselbe Ungleichmäßigkeit, wie wenn man im Deutschen sagte: wenn ein Römischer Bürger bewaffnet auf den Markt gekommen sein soll, so ist mir dies nicht wahrscheinlich. Der Unterschied von der Konstruktion mit dem Acc. c. inf. ist der, daß dieser die Unwahrscheinlichkeit der Sache überhaupt ausdrückt, mit ut aber selbst die Möglichkeit der Annahme der Sache in Zweifel gestellt und dann zugleich noch die Sache für unwahrscheinlich erklärt wird. Hierin liegt demnach ein weit höherer Grad der Unwahrscheinlichkeit; ebenso ist es in den angeführten Beispielen mit qui probari potest und ne in cogitationem quidem cadit. Geht aber keine Negation vorher, so drückt ut nur die willkürliche Annahme des Faktums aus; s. oben die Stellen mit verum est; Varro de R. R. I, 2, 26 tamen verum dicit, inquit, hic, ut hoc scripserit in agricultura. Vgl. Plaut. Merc. II, 1, 16. dicit capram suae uxoris dotem ambadedisse; oppido mihi illud videri mirum, ut una illaec capra uxoris Simiae dotem ambadederit. Cic. de divin. II, 31, § 66. de ipso Roscio potest illud quidem esse falsum, ut circumligatus fuerit angui; sed ut in cunis fuerit anguis, non tam est mirum. de Fin. II, 3, § 6. illud vero optimum, ut nesciat: Ei, das wäre ja allerliebst, wenn er nicht wissen sollte In anderen Beispielen ist das ut, als eine Folge andeutend, begründet durch eine in mehreren anderen Fällen ähnlich gebrauchte Abkürzung

griechische os des Protagoras [oder vielmehr ós nach Plat. Theaet. § 51. p. 162. D.] gesagt.

Aber aus jenem Sinne von ut ist eine andere Stelle zu erklären bei Horat. Sat. I, 3. 120. wo ein Satz mit ut vor

der Darstellung; indem nämlich von ut eigentlich ein Verbum mit dem Acc. c. inf. hätte abhängig sein sollen, wird jenes Verbum ganz weggelassen und der Acc. c. inf. in den von ut abhängigen Conj. verwandelt, so daß dann eine nur der Idee nach vorhandene Folge gerade so ausgedrückt wird wie eine faktische; am bekanntesten ist dies von efficere u. a.; z. B. efficitur, ut hoc falsum sit, d. h. ut putetur hoc falsum esse oder blos hoc falsum esse; s. Cic. Tusc. I, 24, § 57. 8, § 16. Off. II, 3, § 10. dies ist anzuwenden auf in ista sum sententia a. a. O.; ferner: nam illuc quidem adduci vix possum, ut ea, quae senserit ille, tibi non vera videantur. de Fin. I, 5, § 14. d. h. ut credam ea videri. Auch probare kann man hierher ziehen; ferner concedere, consentaneum est, assentiri (Legg. II, 5, § 11. assentior, frater, ut quod est rectum, verum quoque sit) und andere Fälle bei Otto a. a. O. {Hierüber handeln ausführlich Nägelsbach-Müller' p. 594, namentlich aber Madvig zu Cic. fin. p. 33 f., vgl. auch meine Stilistik § 76. Die Stelle Cic. off. 2, 10 efficitur ut ist von C. F. W. Müller in Klammern gesetzt. Vgl. noch Dahl p. 266 ff., Ziemer Streifzüge p. 104.) Die übrigen noch erwähnten Beispiele des beschreibenden ut gehen einfach darauf zurück, daß es eine wirkliche oder angenommene Folge, eine Veranlassung, einen Wunsch u. s. w. ausdrückt, nur daß dies oft nicht geradezu in dem das ut scheinbar regierenden Ausdruck liegt; vielmehr ist zwischen beiden eine Kluft, die durch den aus dem Zusammenhange zu entnehmenden Gedanken der Veranlassung, des Wunsches u. s. w. auszufüllen ist, und der regierende Ausdruck enthält eine allgemeinere Reflexion; z. B. Cic. Tusc. V, 21, § 62. p. Mur. 4, § 8. non est integrum, ut Off. II, 22, § 78. Id enim est proprium civitatis atque urbis, ut sit libera et non sollicita suae rei cuiusque custodia, d. h. es ist des Staates eigentümliche Aufgabe, dafür zu sorgen. Das. § 79. quam habet aequitatem, ut agrum qui nullum habuit, habeat, qui autem habuit, amittat? d. h. wie ist es billig, zu verlangen -Wunsch und Absicht liegt zu grunde bei sperare ut Caes. B. C. III, 85. Tac. Ann. XVI, 26. Justin. V, c. 3 exspectare Caes. B. G. I, 8. Seneca epist. 66 a. A. de beneff. II, 34. III, 27. Liv. XLII, 40, 1. Juven. Sat. VI, 75. opperiri Tac. Ann. XV, c. 68. {Das auffällige prohibere ut bei Cic. S. Rosc. 151 ist jetzt beseitigt u.

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