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Bei späteren Schriftstellern, wie bei Martial, kommt auch puta in dem Sinne von scilicet vor. (Cf. Hand Turs. IV p. 627 ff.; Krebs Antib. s. v. und Fritzsche zu Hor. Sat. II, 5, 32.}

Utique ist niemals erklärend, sondern einprägend; denn uti ist zu denken mit einem Konjunktiv, als wenn man sagte: utique hoc teneas. Daher es oft bei einem Verlangen angewendet wird: utique scribas, d. h. scribas et fac uti hoc teneas animo.

Enimvero. Darüber s. oben bei den adservativen Partikeln [260]. Es ist damit etwas Begründetes zugestanden; daher bedeutet es freilich, wie in Sätzen, wo man auf eine Frage erwiedert: ais? ego enimvero, freilich sage ich, oder auch: natürlich, allerdings. Eigentliche Kausalpartikel ist es nicht.

7. Konklusive Partikeln. 433a)

272. Itaque folgert nicht in objektiver Konsequenz, d. h. es ist nicht darin die Form der Folgerung in objektiver Konsequenz; sondern wird dadurch eine Folgerung gemacht, so geschieht es mit subjektiver Freiheit der Vorstellung, wozu der Zusammenhang leiten muß; denn es ist an sich nicht mehr als: und so, und auf diese Weise.467 Es kann zwar dazu dienen, daß etwas, was auf die demonstrativ gesagte Weise [aus dem demonstrativ bezeichneten Grunde] entstanden ist, angeknüpft wird; aber es kann auch nur dazu dienen, um ähnliche Dinge zusammenzustellen, ohne daß eine notwendige Folgerung stattfindet; oder indem man einen Satz durch ein Beispiel erläutert; z. B. multae res graves praetermissae sunt; itaque nihil dictum est de consulibus; sic wäre hier unlateinisch, was neuere Skribenten in solcher Verbindung sagen. Nach Fragewörtern, wie nach

licet Madvig zu Fin. V § 3, über scilicet und videlicet Holtze II p. 318; für Apuleius vgl. Kretschmann p. 106.}

433a) {Litteratur: Holtze synt. II p. 363-367, fragm. p. 66. 67, Draeger II § 353-357, Kühner II p. 731-747. (Degenhart 1. 1. p. 10 bemerkt, daß igitur, ergo, proinde beim auct. bell. Hisp. fehlen.)}

quid, kann itaque gar nicht stehen, weil hier eben eine strengere Folgerung verlangt wird.

Die Stellung des Wortes ist von doppelter Art; die Dichter setzen es auch nach einem oder mehreren Wörtern, was nicht so richtig ist, als wenn es an die Spitze gestellt wird; dies ergiebt sich aus der Zusammensetzung. Bei Cicero scheint es gar nicht nachgestellt zu sein; denn eine Stelle in den partitt. orat. c. 7, § 23. est itaque id genus totum situm in commutatione verborum, ist kritisch zweifelhaft; und demnach ist anzunehmen, daß itaque bei Cic. immer voransteht. [So auch Hand Turs. III. p. 508., der dies auch auf Caesar ausdehnt.] {Baiter hat das hss. itaque Partit. orat. § 23 eingeklammert, Piderit getilgt. Doch findet sich die postpositive Stellung vereinzelt schon bei Cornif. I § 18 constitutiones itaque, ut ante diximus, tres sunt (cf. Thielmann Cornif. p. 81) und bei Plancus ep. fam. 10, 15, 2 profeci itaque per Laterensem (Bak e will hier zwischen profeci und itaque interpungieren), häufiger wird sie seit Livius, s. Kühnast liv. Synt. p. 318, Neue Formenl. II p. 809, für Plinius d. ält. vgl. J. Müller p. 16, für Justin Paucker Z. f. d. österr. Gymn. 1883 p. 339.

Igitur ist auch nicht eigentlich folgernd; es scheint aus id agitur entstanden zu sein 434); also weist es auf die Hauptsache hin und dient daher oft, um eine Rekapitulation auszudrücken, oder um den Faden der Rede nach einer Parenthese wieder anzuknüpfen. Zu diesem Dienste wird inquam nicht schlechtweg angewendet, was nur modern ist; wenn die Römer inquam gebrauchten, so ist zugleich mit einem gewissen Nachdruck, der auf einen Begriff gelegt wird, der Faden wieder aufgenommen. S. Cic. Or. 22, § 73. cum hoc, inquam, decere dicamus; dann ist nicht der anreihende

434) [Diese Ableitung ist von Vossius aufgestellt und wird nebst anderen von Hand Turs. III. p. 184. verworfen, der vielmehr mit Bopp den Pronominalstamm der dritten Person i darin finden will, so daß itur verwandt mit ita ist, wovor das Präfixum ig, ic hic tritt.] {Vgl. Draeger § 355 „igitur hängt wahrscheinlich mit dem Pronominalstamm i zusammen, aus welchem das Sanskrit das Adverb iha, hier' gebildet hat, Die Endung tur wäre dann aus tus erweicht".}

Sinn darin, sondern der bestätigende. (Über igitur nach einer Parenthese oder Digression s. Draeger § 355, 9., der bemerkt, daß außer bei Cicero der Gebrauch selten sei; für Apuleius vgl. Becker stud. Apul. p. 31.}

Über die Stellung des igitur bemerkt Quintilian I, 5, § 39., daß es bei Einigen nie zu Anfang stehe, sondern an der zweiten Stelle, bei Andern umgekehrt. Cicero pflegt es nachzustellen; doch ein Beispiel, wo es vorsteht, ist in der or. agrar. II, c. 27, § 72.434a) [s. Bötticher Lexic. Tacit. pag. 237., der dreißig Beispiele anführt, wie Han d Turs. III. pag. 197. bemerkt, wo auch über andere Autoren Nachweisungen gegeben sind und über die Nachstellung selbst bis hinter das vierte Wort; auffallend ist auch ad Attic. 468 XI, 6, 3. vide, quaeso, igitur ea quae restant.]

Ergo ist diejenige Konjunktion, die eigentlich zur ob jektiven Folgerung gebraucht wird, und sie hat daher ihren Sitz in der conclusio des Syllogismus. Selten kommt es vor, daß es nach einer Parenthese zur Anknüpfung gebraucht wird; eine Stelle führt Ernesti in der clavis an [ad fam. XV, 10, 1. quoniam id accidit Vgl. Hand Turs. II. p. 462 fg.] clusio s. Seyffert schol. Lat. I § beliebte Schlußform mit ergo, ex contrariis s. Seyffert 1. 1. § 56. Mehr Beispiele für ergo nach einer Parenthese giebt Kühner Lat. Gramm. II p. 744; cf. Madvig zu Fin. II § 23, Becker 1. 1. p. 31. Über den Gebrauch von ergo bei Plautus s. Langen 1. 1. p. 235.}

quoniam ergo ita accidit. Über ergo in der Con84; über die bei Cic. so die sog. argumentatio

273. Proinde ist schon zu Ciceros Zeit altertümlich gewesen; es mag in dem Verhältnis gestanden haben wie unser darob. In der Poesie erhielt es sich; in der höheren Prosa wurde es ungebräuchlich; aber in dem Konversationston bei Plautus und Terenz findet es sich. Übrigens ist es zweisilbig zu sprechen. [S. § 162.]434b)

434a) (Mehr Stellen aus Cicero giebt Neue Formenl.2 II p. 808; bes. in der Conclusio, s. Madvig zu Fin. I § 61, Seyffert schol. Lat. I § 83, 3. Für igitur an vierter Stelle vgl. Tischer-Sorof zu Cic. Tuscul. I § 71.)

434b) {Die Bemerkungen Reisigs über proinde bedürfen sehr der Berichtigung. Von einem altertümlichen Anstrich des Wortes

Hinc, inde und unde sind erst in späterer Zeit als konklusive Partikeln geläufig geworden; z. B. bei Gajus I, § 3. ist unde so viel als quamobrem. Auch schon früher, zur Zeit des Quintilian kommt es einzeln so vor. Doch in dem Zeitalter des Cicero konnten diese Partikeln nur so stehen, daß sie bezeichneten, woher etwas abgeleitet worden, daß also ein Verbum dabei erforderlich war, welches die Richtung von einem Punkte her ausdrückt; an und für sich bedeuteten sie gar nicht folglich 435); dafür hat man zu sagen: quare, quamobrem, quapropter und quocirca,

zu Ciceros Zeit kann keine Rede sein, denn es findet sich in allen Zeitaltern gleich häufig und zwar gleichmäßig in der Poesie wie Prosa; vgl. Hand Turs. IV p. 454, der die Partikel nicht zu den konklusiven rechnen will, mit Unrecht, s. Draeger II § 357, 10. Fuhrmann in d. Fleckeis. Jahrbb. 1868 p. 852,ff. behauptet, Plautus habe einen Unterschied im Gebrauch von proin und proinde gemacht; erstere Partikel gebrauche er nur zur Aufforderung in Verbindung mit Konjunktiv oder Imperativ, letztere dagegen sei das demonstrative adverbium similitudinis (vgl. § 244). Seiner Ansicht ist beigetreten Brix zu Capt. 289.}

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435) [Der Beweis dafür, den Hand Turs. III, p. 90. und p. 369 fg. in bezug auf hinc und inde zu führen versucht hat, ist nicht genügend; denn die einzige Stelle des Cic. für hinc Offic. III, 9, 38. paßt nicht, da teils hier ein bildliches Verbum folgt, inducitur, woran sich ein lokaler Ausdruck leicht anschließt, teils heißt es gar nicht: aus diesem Grunde, sondern: von dieser Betrachtung ausgehend wendete Plato das Beispiel des Gyges an; oder: daher rührt es so daß hinc nichts weiter bedeutet als in den pag. 89. nr. 13 erwähnten Stellen. Für inde sind nur zwei Stellen aus Livius beigebracht, I, 32, 1, wo inde eine ganz ähnliche Bedeutung bat, wie das eben erwähnte hinc: inde facta spes; und XXV, 15, 16. Seditio inde paullisper tenuit, wo inde nichts weiter heißt als von da an.] Hinc findet sich als Konklusivpartikel bei Terenz Andr. 126 hinc illae lacrimae und an einigen Stellen bei Cicero (s. Draeger § 357, 1), wenn auch die ursprünglich lokale Bedeutung noch deutlich fühlbar ist. Dagegen gehört der Gebrauch von inde erst der späteren Latinität an, doch ist er auch da nicht sehr häufig; bei Curtius z. B. ist inde nie kausal, s. Vogel zu IX, 1, 33, während Plinius d. jüng. es nach C. Burkhard in d. Acta Erlang. III (1884) p. 169 im Panegyricus 10, in den Briefen 20 mal gebraucht. Vgl. Kraut, über Synt. u. Stil des jüng. Plin. p. 23. 30., Georges de elocutione Vellei p. 67.

welche sich so unterscheiden, daß die beiden ersten auf einen bestimmten, ausdrücklich genannten Grund gehen; die beiden letzteren gehen auf einen Inbegriff von Gründen, so daß darunter auch solche eingeschlossen sein können, die nicht ausdrücklich ausgesprochen, nur mittelbar ausgedrückt sind; weßhalb man dafür sagen kann: aus diesen und ähnlichen Gründen. S. Cic. de divin. I, § 92. Etruria autem de caelo tacta scientissime animadvertit, eademque interpretatur, quid quibusque ostendatur monstris atque portentis.469 Quocirca bene apud maiores nostros senatus decrevit, ut de principum filiis X ex singulis Etruriae populis in disciplinam traderentur. Cat. mai. 12, § 41. quocirca nihil esse tam detestabile tamque pestiferum quam voluptatem. Die Poeten erlauben sich auch eine Tmesis, wie Hor. Sat. II, 6, 95. quo, bone, circa, dum licet, in rebus iucundis vive beatus.

274. Idcirco und ideo pflegen nicht so gebraucht zu werden, daß sie folgern, sondern sie beziehen sich auf eine andere Konjunktion als: ut, si, quia.436)

436) [Über beide Partikeln s. Hand Turs. III. p. 171 fgg. und p. 178 fgg. In der Verbindung neque ideo, neque idcirco wofern nicht eine Beziehung auf das Folgende, z. B. auf ein folgendes ut, stattfindet, liegt gewöhnlich adversative Bedeutung, welche Hand pag. 183. no. 8. nicht recht zugeben will, nur bei nec ideo, sagt er, könne man zugeben, daß es für nihilo magis stehe; aber der Begriff des Komparativs ist in den meisten Fällen unpassend; oft wird er auch selbst noch hinzugesetzt, ohne daß deshalb weniger nötig wäre, das adversative Verhältnis auszudrücken. Ganz entsprechend ist der deutsche Provinzialismus: drum nicht; z. B. besser wird es drum nicht, d. h. dennoch nicht, oder: darum doch nicht. Indem diese Wörter etwas aus dem Vorhergehenden als eine natürliche Folge herleiten und also zwischen dieser und jenem eine gewisse Übereinstimmung stattfindet, so muß, wenn dies Verhältnis durch die Negation aufgehoben wird, die Adversation notwendig entstehen; und diesen Gebrauch hat schon Cicero; s. p. Balbo c. 15. a. E. populus enim se nusquam obligavit; neque ideo est Gaditanorum causa deterior. Valer. Max. V, 10. ext. 2. Xenophon Gryllum in proelio cecidisse cognovit, nec ideo institutum deorum cultum omittendum putavit. Tac. Ann. VI, 8. abditos principis sensus exquirere inlicitum, anceps: nec ideo

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