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moge? folle es gar nicht ankommen, auch könne das Wifsen oder Nichtwissen desjenigen, gegen welchen pråscribirt wird, lediglich nicht in Betracht kommen (nulla scientia nec ignorantia expectanda). Dieß ist nun der kurze Sinn dieser so wortreichen Constitution. Was aber den Schluß derselben von ,,Eadem observando" bis zum Ende betrifft, so möchte wohl auch hieraus das, was ich schon oben (§. 96.) behauptete, daß nåmlich auch Servituten ein Gegenstand der longi temporis praescriptio maren, auf's Bestimmteste hervorgehen. Denn Justinian sest ja dieß, daß auch Servituten pråscribirt werden konnten, hier als einen ganz bekannten Sah voraus, und wendet nur seine Entscheidung der früheren Controverse hierauf an, keineswegs aber wollte er jezt erst durch diese Constitution die Servituten in das Bereich der Präscription zies hen, und dieses hierdurch erweitern. Einen Nachtrag zu dieser Constitution werden wir weiter unten finden (§. 107.).

S. 101.

4) Const. 16. C. de usufructu etc. (3, 33.) Nun folgt die

usu

Const, 16. C. de usufructu etc. (3, 33.) vom Nov. 1830:,,Corruptionem ususfructus multiplicem esse veteribus placuit, vel morte fructuarii, vel capitis deminutione, vel non utendo, vel aliis quibusdam non ignoratis modis. Sed de usufructu quidem hoc indubitatum fuerat: de personali autem actione, quae super usufructu nascitur, sive in stipulationem ususfructus deductus sit, sive ex testamento relictus, dubitabatur, morte quidem usufructuarii et capitis deminuatione eam tolli concedentibus: non utendo autem, per annum vel biennium forsitan eundem usumfructum non petierit usufructuarius, si personalis actio tollatur altercantibus." §. 1. Sed nos hoc decidentes sancimus, non solum actionem, quae de usufructu nascitur, sed nec ipsum usumfructum non utendo cadere, nisi tantummodo morte usufructuarii, et ipsius rei interitu, sed usumfructum, quem sibi aliquis adquisivit, hunc habeat, dum vivit, intactum, cum multae

et innumeralibes causae rebus incidant mortalium, per quas homines jugiter retinere, quod habent, non possunt. Et est satis durum, per hujusmodi difficultates amittere, quod semel possessum est, nisi talis exceptio usufructuario opponatur: quae etiamsi dominium vindicaret, posset eum praesentem vel absentem excludere." (Der §. 2., welcher von der capitis deminutio und ihren Wirkungen auf die Beendigung des ususfructus handelt, gehört nicht mehr hieher.) Diese Constitution handelt nun zunächst, wie ich schon oben (§. 72.) bemerkte, von der usureceptio des ususfructus, oder der usucapio libertatis. Ich habe dort gleichfalls schon bes merkt, daß die usureceptio, weil die Servituten nicht res soli waren, ursprünglich eine annua war; daß aber die Doctrin, nachdem sie einmal die auf gewissen Sachen ruz henden Rechte, je nachdem diese bewegliche oder unbewegliche waren, selbst als bewegliche oder unbewegliche Sachen ansahe, auch die Servituten, je nachdem sie auf beweglichen. oder unbeweglichen Dingen ruheten, innerhalb eines oder zwey Jahre usurecipiren ließ. So konnte dann namentlich bey dem ususfructus, welcher auf beweglichen und unbea weglichen Sachen haftete, die usureceptio ben den vers schiedenen Arten zu verschiedenen Zeiten eintreten. Diese usureceptio des ususfructus aber erregte nun Streitigs keiten, und diese Streitigkeiten sind es nun, welche wir, um in den Sinn dieser Constitution eingehen zu können, kennen müssen. Man gab nämlich, wie Justinian uns berichtet, allgemein zu, daß, wenn der Usufructuar ein oder zwen Jahre lang, je nachdem nämlich der ususfructus auf beweglichen oder unbeweglichen Sachen haftete, sich seines ususfructus gar nicht bedient habe, dieser non utendo nsurecipirt werde, d. h. erlösche, verloren gele (amittitur); aber weil innerhalb eines oder zwey Jahre die Klage aus demjenigen Rechtsgeschäft, durch welches der Usua fructuar den ususfructus erworben, noch nicht erloschen war, zweifelten Viele: ob er nicht durch Anstellung jener Klage sich nun den ferneren und weiteren ususfructus gleichsam als einen neuen, nicht den alten, welchen diese Zweifler selbst als verloren hingaben, wieder verschaffen könne? Doch ich will mich hierüber deutlicher und in einem Beyspiele ausdrücken.

Wenn Jemand der ususfructus eines Grundstücks in einem Testament bestellt war, und er hatte sich zwey Jahre lang desselben nicht bedient, so war man darüber einig, daß der ususfructus für ihn auf diese zwey Jahre verloren seye. Nur darüber stritt man: ob er auch für seine übrige Lebenszeit verloren seye, was Einige behaupteten, Andere aber aus dem Grunde beftritten, weil er ja mittels der noch nicht erloschenen actio ex testamento gegen den Propries tar immer noch mit der Wirkung, daß ihm vorwårts und in so fern der Proprietar den ususfructus noch nicht usus recipirt, nicht rückwärts, d. h. in so ferne er ihn schon usurecipirt habe, dieser eingeräumt werde, klagend auftreten könne? Somit war also die ganze Streitfrage eigents lich die: ob der ususfructus non utendo nicht bloß rück-, sondern auch vorwärts, d. h. in Beziehung auf die Folges zeit erlösche? und Justinian entschied nun diese Frage dahin: daß der Usufruct und die betreffende persönliche Klage des Usufructuars — aber auch nur dann — erlösche,,,si talis exceptio usufructuario opponatur; quae, etiamsi dominium vindicaret, posset eum praesentem vel absentem excludere." dh kann nun nicht in Abrede Ich ziehen, daß diese Stelle etwas dunkel ist; aber schon darz aus, daß er hier der praesentes und absentes erwähnt, gibt Justinian nicht ündeutlich zu erkennen, daß er auf die Pråscription und seine erläuternde Verordnung in Bes treff des Begriffs der absentia und praesentia (§. 100.) anspiele. Allein, so dunkel auch diese Stelle seyn möchte, so hat sie Justinian gewiß und nach dem bekannten Sprichwort,,quilibet verborum suorum optimus est interpres" der beste Ausleger derselben — in der Const. 13, de servitut. (3, 34.)

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dahin erläutert: „Sicut usumfructum, qui non utendo per biennium in soli rebus, per annale autem tempus in mobilibus vel se moventibus dirimebatur: non passi sumus hujusmodi sustinere compendiosum interitum, sed ei decennii vel XX. annorum dedimus spatium." Er hat also selbst zugegeben, daß er die Usureception des ususfructus von der ben weitem kürzeren Frist von einem oder zwey Jahren auf die Dauer der PräscriptionsFrist (§. 89.) von zehn oder zwanzig Jahren (§. 100.)

gesetzt habe; daß aber nach vollendeter Pråscriptions - Frist der ususfructus vor und rückwärts, also nicht bloß der in die Pråscriptions-Jahre fallende, sondern der ususfructus überhaupt, und jeder fernere und weitere über die Präscriplions-Frist hinausreichende erloschen seye. Dieß ist der wahre Sinn der Constitution Justinian's, welcher nach seiner beliebten Methode dadurch, daß er die UsureceptionsFrist erweiterte, und der Pråscriptions-Frist gleichsetzte, die Zufriedenheit beyder früheren Parthieen sich erworben zu haben glaubte.

§. 102.

5) Const. 13. C. de servitut. (3, 34.)

Nun würde mich zwar die chronologische Ordnung noch nicht auf die

Const. 13. C. de servitut. (3, 34,) welcher ich schon oben (§. 101.) erwähnen mußte, führen; allein des genaueren Zusammenhangs wegen, in welchem diese Constitution mit der vorigen steht, muß ich sie schon hier geben, Justinian fährt nåmlich in derselben nach dem bereits oben (§. 101.) abgedruckten Eingange so fort: „ita et in caeteris servitutibus obtinendum esse censuimus, ut omnes servitutes non utendo amittantur, non biennio, quia tantummodo soli rebus annexae sunt, sed decennio contra praesentes, vel XX. spatio annorum contra absentes: ut sit in omnibus hujusmodi rebus causa similis, explosis differentiis." Untersuchen wir nun auch hier wieder zunächst die Veranlassung dieser Constitution. Die usureceptio aller Servituten war durch die Doctrin, je nachdem sie auf beweglichen oder unbeweglichen Sachen hafteten, auf die gewöhnliche, nach diesen verschiedenen Arten zu bemessende Usucapions-Frist, also auf ein oder zwey Jahre bestimmt (§§. 72. u. 101.). Schon im Jahre 53o. verordnete jedoch Justinian, daß die Usureceptions-Frist des ususfructus der PråscriptionsFrist gleichgesezt, folglich nimmer: ob derselbe auf beweglichen oder unbeweglichen Dingen hafte? sondern lediglich die praesentia oder absentia (§. 100.) entscheiden solle. Hierdurch war nun bey dem ususfructus eine neue und andere Usureceptions-Frist, als bey den übrigen Servituten,

in Beziehung auf welche es noch bey der vorigen sein Verbleiben hatte, eingeführt. Diesen Unterschied zwischen dem ususfructus und den übrigen Servituten wollte nun Justinian durch die gegenwärtige Constitution beseitigen, und daher verordnete er ein Jahr nachher, daß auch die übrigen. Servituten dem ususfructus in Beziehung auf die Usureceptions-Frist gleichgesezt, d. h. auch bey ihnen die Präs scriptions-Frist als Usureceptions - Frist eingeführt werden solle, und somit dient also auch diese Constitution zum Bes lege der Richtigkeit deffen, was ich über die vorige Constitution (§. 102.) bemerkt habe.

§. 103.

6) Const. 14. C. de servitut. (3, 34.) Noch muß ich hier einer weitern, nåmlich der Const. 14. C. de servit. (5, 34.)

erwähnen, welche gleichfalls mit den beyden vorigen im genauesten Zusammenhange steht: „Cum talis quaestio in libris Sabinianis verteretur: quidam enim pactus erat cum vicino suo, ut liceret ei, vel per se, vel per suos homines, per agrum vicini transitum facere, iterque habere uno tantummodo die per quinquennium, quatenus ei licentia esset in suam sylvam inde transire, et arbores excidere, vel facere quicquid necessarium ei visum fuisset: et quaereretur, quando hujusmodi servitus non utendo amitteretur? et quidam putarent, si in primo vel secundo quinquennio per eam viam itum non esset, eandem servitutem penitus tolli, quasi per biennium ea non utendo deperdita, singulo die quinquennii pro anno numerando: aliis autem aliam sententiam eligentibus, nobis placuit ita causam dirimere, ut quia jam per legem latam à nobis prospectum est, prospectum est, ne servitutes per biennium non utendo depereant, sed per X. vel XX. annorum curricula: et in proposita specie, si per quatuor quinquennia, nec uno die, vel ipse, vel homines ejus eadem servitute usi sunt, tunc eam penitus amittat XX. annorum desidia. Qui enim in tam longo prolixoque spatio suum jus minime consecutus est, sera poenitentia ad pristinam servitutem reverti

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