Page images
PDF
EPUB

terbrochene Pråscription wieder fortsehen, noch sie wieder beginnen kann, woraus auch von selbst folgt, daß derjenige, an welchen der Beklagte die Sache nachher veräußert hat, fich der accessio temporis des Beklagten nicht bedienen kann, sondern die Präscription erst beginnen muß, woraus nun offenbar per argumentum è contrario folgt, daß dem Pråscribirenden in andern Fållen die accessio temporis zu Statten kommt (§. 91.). Hiefür sprechen folgende Constitutionen

a) der Imperatoren Sever und Antonin:

Const. 1. C. de 1. t. praescr. (7, 33.)

,,Cum post motam et omissam quaestionem res ad nova dominia bona fide transierint, et exinde novi XX. anni intercesserint, sine interpellatione, non est inquietanda, quae nunc possidet, persona: quae, sicut accessione prioris domini non utitur, qui est inquietatus: ita nec impedienda est, quod ei mota controversia sit. Quod si prior possessor inquietatus est: etsi postea per longum tempus in possessione remansit, tamen non potest uti longi temporis praescriptione, quod et in republica servari oportet." Diese Constitution scheint auch Paulus..

[ocr errors]

Sent. rec. L. V. tit. 2. §. 5.

im Auge gehabt zu haben:,,Si post motam intra tempora quaestionem res ad novum dominum emtione transierit, nec is per XX. annos fuerit inquietatus, avelli ei possessionem non oportet.

[ocr errors]

b) Die der Imperatoren Diocletian und Maximian: Const. 2. C. de 1. t. praescr. (7, 33.)

,,Longi temporis praescriptio his, qui bona fide acceptam possessionem et continuatam, nec interruptam inquietudine litis tenuerunt, solet patrocinari."

Const. 10. C. ej. tit.

,,Nec bona fide possessionem adeptis longi temporis praescriptio post moram litis contestatae profuit: cum post motam controversiam in praeteritum aestimetur." Ist aber der Klåger mit seiner Klage abgewies sen worden, so wird die Präscription durch die Litis - Cons testation nicht unterbrochen, und zwar folgt dieß daraus, weil die Litis-Contestation, welche, weyn der Klåger die Sache

[ocr errors]

nachher beruhen ließ, die Unterbrechung bewirkte, in dem Urtheil, wodurch der Beklagte obsiegte, untergegangen war, und somit keine Wirkung mehr äußern konnte.

§. 93.

Von dem Unterschiede der Präscription und der Usucapion. a) In Beziehung auf Minderjährige.

Dagegen aber unterscheidet sich die Pråscription von der Ufucapion in mehreren Puncten sehr wesentlich, und zwar

a) in Beziehung auf Minderjährige, denn während die Usucapion auch gegen Minderjährige lief, und diese nur gegen ihren Ablauf restituirt werden konnten, nach der Constitution der Imperatoren Diocletian und Maximian un. C. si advers. usuc. (2, 36.) ,,Contra eos, qui res minorum tenent, si usucapione dominium acquisierint, restitutionis auxilium eis decerni debet" konnte die Pråscription gegen Minderjährige gar nicht laufen nach einer Constitution derselben Ima peratoren

3. C. quibus non objic. 1. t. praesc. (7, 35.) ,,Non est incognitum, id temporis, quod in minore aetate transmissum est, longi temporis praescriptioni non imputari: ea enim tunc currere incipit, quando ad majorem aetatem dominus rei pervenerit."

[ocr errors][merged small]

b) In Beziehung auf Abwesende.

b) Lief die Usucapion auch gegen Abwesende, und nur solche, welche aus einem nicht verwerflichen Grunde abs wesend waren, konnten gegen den Lauf derselben restituirt werden, nach Ulpian

F. 21. pr. D. ex quib. causis majores XXV. annis (4, 6.) ,,Item (nåmlich in integrum restituam),

(vergl. Fr. 1. §. 1. D. ej. tit.)

ait Praetor, si quis usu suum fecisset, aut quod non utendo sit amissum, consecutus etc., cum absens non defenderetur." Dagegen aber läuft die Präscription gegen solche, welche aus einem nicht verwerflichen Grunde abwesend waren, gar nicht. Hier abre

ist nun von einer wirklichen Abwesenheit der Entfernung vom Wohnorte die Rede, und nicht bloß von derjenigen, welche eine Verlängerung der Präscriptions - Frist (§. 89.) bewirkt. Hiefür spricht sich nun am klarsten folgende Constitus tion der Imperatoren Diocletian und Maximian aus; 4. C. quibus non objic. 1. t. praescr. (7, 35.) ,,Si possessio inconcussa sine controversia (vergl. §. 92.) perseveravit, firmitatem suam teneat objecta praescriptio, quam contra absentes, vel reipublicae causa, vel maxime fortuito casu, nequaquam valere decernimus" - und aus dieser Constitution sind auch die beyden folgenden Rescripte der gedachten Imperatoren zu erklären:

99

Const. 2. C. quibus non objic. 1. t. praescr. (7, 35.) [ein Rescript an ihren Leibarzt Aurelius].

Cum per absentiam tuam eos, de quibus quereris, in res juris tui irruisse adseveres, teque ob medendi curam à comitatu nostro discedere non posse palam sit, Praefectus praetorio accersitis his, quos causa contingit, inter vos cognoscet. Non necessario autem petis ex longi temporis diuturnitate praescriptionem tibi non opponi, quando justae absentiae ratio, et necessitatis publicae obsequium ab hujusmodi praejudicio te defendat." Sodann die von denselben Imper ratoren herrührende

Const. 6. C. ej. tit.

Ab hostibus captus, ac postliminio reversus, actione in rem directa, vel qualibet alia dominium vindicando temporis adversarii possessionem frustra times: cum adversus eos, qui restitutionis auxilio quacunque ratione juvantur, hujusmodi factum non opituletur" zu erklären.

§. 95.

c) und insbesondere in Beziehung auf die Wirkungen beyder.

Der hauptsächlichste und wesentlichste Unterschied zwischen der Usucapion und Pråscription aber liegt

c) in den verschiedenen Wirkungen beyder. Daß náms lich die Usucapion Eigenthumsrecht, und zwar, so lange es

ein dominium quiritarium und bonitarium gab, das erstere bewirkte, habe ich bereits in den §§. 26. 27. u. 46.) nachgewiesen. Von der Wirkung der Pråscription aber hans ́ delt zunächst folgende Constitution der Imperatoren Dios cletian und Maximian

9. C. de 1. t. praescr. (7. 33.)

,,Emtor bona fide contra praesentem decennii prae scriptione, in cujus initio contestationem haberi sufficit, posteaquam suam impleverit intentionem petitor, adhibita probatione justae possessionis defensus, absolvi recte postulat." Betrachten wir nun diese Stelle etwas genauer. Wenn hier von einem emtor bonae fidei die Rede ist, so müssen wir uns einen solchen denken, wels cher aus irgend einem Grunde, etwa, weil die Sache furtiva u. f. w. war, nicht usucapiren konnte (§. 87.). Nun kommt eine Stelle, welche auf den ersten Anblick Schwies rigkeiten darzubieten scheint, nämlich die,,in cujus initio contestationem habere sufficit, posteaquam suam impleverit intentionem debitor"; den ersteren Sah von ,,in cujus“ bis „sufficit" geben nun die Bafilicen

[ocr errors]

L. 50. tit. 11. fr. 9. (Ed. Fabr, Tom. VI. p. 615.) ,Mox ubi convenitur, exceptionem habere se dicat."

Εὐθέως μὲν ἀναγόμενος ὀφείλει εἰπεῖν, ὅτι ἔχει τὴν παραγραφήν.

66

Allein diesen Sinn kann er offenbar nicht haben, denn was die Bafilicen in diesen Worten suchen, wird erft durch den späteren Saß: „,adhibita probatione justae possessionis defensus" ausgedrückt." Wir müssen daher nothwendig einen andern Sinn in dieser Stelle suchen, und hier fragt sich nun zuerst: worauf sind die Anfangs - Worte in cujus (oder cujus, wie einige Codices),,initio“, zu beziehen? Auf das vorhergehende praescriptione nun einmal gewiß nicht, weil es sich hier von einer bereits vollendeten Pråscription handelt, die Pråscription aber durch eine im Laufe derselben angestellte Klage und die hierauf erfolgte Litis-Contestation unterbrochen worden wåre, somit gar nicht hätte vollendet werden können (§. 92.); es muß also etwas Anderes seyn, auf was sich die Worte .,in cujus initio beziehen, und dieses finden wir, wenn wir den obigen Sag umkehren, und ihm folgende Fassung geben:

posteaquam suam impleverit intentionem petitor in cujus initio contestationem habere sufficit; denn dann beziehen sich die Worte,,in cujus initio“ auf die intentio des Klågers, und nun ist auch klar, daß hier von der praescriptio possessionis decem annorum (§. 84.) die Rede seye; denn diese praescriptio mußte offenbar der Formel, und namentlich der intentio des Klågers,,,qua actor suum desiderium concludit“, nach Gajus

1. c. L. IV. §. 41.

vorgescht, und in die demonstratio, den ersten Theil der Formel,,qua demonstratur res, de qua agitur", nach Gajus

1. c. §. 40.

aufgenommen werden, und somit dient also unsere Stelle zugleich zum Belege dafür, daß, was ich schon oben bes hauptete, der Ausdruck,,praescriptio longi temporis" von der allgemeinen Bezeichnung praescriptio, von welcher sie nur eine besondere Art ist, hergeleitet wurde. Wenn nun der Klåger der praescriptio possessionis longi temporis sich bedient, und der Beklagte sich hierüber ausgez wiesen hatte, so wurde der Beklagte absolvirt, und auch in diesem Worte liegt etwas Besonderes; er wurde nåmlich bloß von der Klage entbunden, nicht als Eigenthümer der Sache erklärt, das „absolvere" hat hier gerade den Sinn, wie sich Paulus in der §. 92. abgedruckten Stelle ausbrudt,,possessio ei non avellitur", und zwar ist possessio hier im Sinne des §. 20. abgedruckten

Fr. 115. D. de V. S. (50, 16.)

zu nehmen. Dasselbe ist nun zwar auch der Fall, wenn sich der Kläger der praescriptio longi temporis possessionis nicht bedient hatte; denn dann konnte auch der Bes klagte, wenn er sie erweisen konnte, nur absolvirt werden, aber sein Eigenthumsrecht war dann durch die in jus deductio consumtio und die hieraus fließende exceptio rei in judicium deductae gefährdet. Offenbar war also auch die Präscription nicht, wie die Ufucapion, eine erwerbende Verjährung, sondern sie nåherte sich mehr der erlöschenden Verjährung, indem sie der Klage des Eigenthümers störend in den Weg trat. In der Präscription lag auch, wie ich

[ocr errors]
« PreviousContinue »