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stattung mit prächtigen und glänzenden Stoffen ist als charakteristische Eigenthümlichkeit der babylonischen Bauweise anzuführen. Sie geht von dort aus auch auf die übrigen westasiatischen Länder über. Säulenbau. Belustempel zu Babylon, Jehovahtempel zu Jerusalem, Palast von Persepolis 2.

Der Säulenbau erhielt seine höchste, vollkommen gesetzmässige Vollendung bei den griechischen Nationen, zunächst durch den dorischen Stamm, welcher denselben mit strengem Ernst durchbildete. Eine weichere, mehr anmuthige Gestalt, nicht ohne Einwirkung asiatischen Elements, erhielt der Säulenbau bei dem ionischen Stamme. Beide Baustile schieden sich geographisch, der dorische im Westen, der ionische im Osten, fanden aber in Athen ihren Vereinigungspunkt zu Perikles' Zeit (Propyläen und Tempel). Die korinthische Bauweise weicht von dem ionischen Capital nur durch den Akanthuskelch ab.

Die Etrusker mit eigenthümlichem Säulenbau und Anwendung der Gewölbe. Uebergang zu den Römern und Vermischung mit griechischem Baustil. Das erste Jahrhundert der Kaiserregierung bezeichnet die Blütezeit der römischen Baukunst. Gewölbe- und Säulenbau gehen durcheinander, ohne die heterogenen Formen beider zu einem höhern organischen Ganzen zu verschmelzen. Vom Ende des 2. Jahrh. an beginnt ihr Verfall. Einmischung fremdartigen Geschmacks in die asiatisch-römischen Bauten 3. Der byzantinische Stil ging zunächst darauf Formen des Gewölbes, im Gegensatz gegen die des antiken Säulenbaus, als höher berechtigte darzustellen, und erreicht seine Blüte unter Justinian: Sophienkirche. Römisch-christlicher Basilikenstil im Occident 4.

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Den Arabern blieb nur die Baukunst übrig, da der Islam die Musik und die Abbildung von Menschen und Thieren untersagt. Streben nach phantastischem Reiz und nach üppig prächtiger Decoration. Die Alhambra in Granada. Die Baudenkmale der Sofidynastie und der Grossmoguls in Persien und dem indischen Gangeslande 5.

Die romanische Baukunst, vom 10. bis 13. Jahrh. besonders in Toscana, in der Normandie und in den sächsischthüringischen Gegenden Deutschlands, brachte das Gewölbe in seiner ganzen charakteristisch bestimmenden Bedeutsamkeit auf.

Seit dem 12. und 13. Jahrh. Beginn des germanischen oder gothischen Baustils (Säule und Spitzbogen) zunächst in Frankreich, dann in England, am reinsten und vollkommensten in Deutschland: Erwin von Steinbach. Der Dom von Köln. Bauhütten oder Logen seit 960. Freimaurer.

In Italien entwickelte sich seit dem 15. Jahrh. die neuere Architektur durch Annäherung an das classische Alterthum, und so gelangte Vitruv wieder zu grossem Ansehen. Brunelleschi, Michelozzi, Rosellini, Alberti, die Lombardi, Bramante sind grosse Meister des 15. Jahrh. Toscanische und venetianische Paläste, die Peterskirche in Rom (Rafael, Bramante u. A. im 16. Jahrh.). Nähere Bekanntschaft mit den Denkmälern griechischer Baukunst im 18. Jahrh. Höhere Entwickelung durch Schinkel, † 1841 o.

1 V. BRAUNSCHWEIG, Ueber die altmexicanischen Denkmäler, mit einem Vorwort von K. RITTER. 2 ROMBERG und STEGER, Geschichte der indischen Baukunst, 1844. Zeichnungen von HUNTER, 1821. Höck, Veter. Med. et Pars. monumenta, 1818. QUATREMÈRE, De l'architect. chez les Égypt., 1803. ROSELLINI, Monum. dell' Egitto e della Nubia, 1832. 3 LEBRUN, Théorie de l'architect. grecq. et rom., 1807. STIEGLITZ, Geschichte der Baukunst bei den Alten, 1792. Ders., Archäologie der Baukunst, 1801. Ders., Geschichte der Baukunst vom frühesten Alterthum, 1827 u. 1836. HIRT, Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten, 1809. Ders., Geschichte der Baukunst bei den Alten, 1821 u. 1827. WINCKELMANN, Anmerkungen über die Baukunst der Alten, 1762. CANINA, L'architettura etc., 1834. 4 D'AGINCOURT, Hist. de l'art par les monuments depuis sa décadence, 1823. 5 SCHULTENS, Monument. vetust. Arabiae, 1740. 6 STIEGLITZ, Geschichte der Baukunst, 4837. KUGLER, Handbuch der Kunstgeschichte, 1842.

§. 699. Die Städtemauern des Alterthums. Babylons hängende Gärten, Athens paxpà oxen. Die Belagerungsmaschinen des Demetrios Poliorketes und seine éTOMIS, Katapulten und Ballisten. Mit dem Geschütz veränderte sich die Kriegsbaukunst, deren Theorie seit dem 16. Jahrh. vorzüglich durch Italiener gewann. Die Vorläufer von Vauban, Coehoorn, Belidor, Cormontaigne und Montalembert.

DRUMANN, Culturgeschichte, §. 141, und überhaupt wegen der reichhaltigen Literatur überall zu vergleichen.

Siebenundfunfzigstes Capitel.

Anhang.

§. 700. Die Gymnastik ist eine kriegerische, diätetische und athletische: Athletik, Gymnik, Agonistik. Die ἀγῶνες γυμνικοί der Griechen im Gegensatz der μουσικοί. Das παγκράτιον oder παμμάχιον, πένταθλον (quinquertium) 1: ἅλμα, ποδωκείην, δίσκον, ἄκοντα, πάλην.

Die Turnkunst (ut sit mens sana in corpore sano) schon von Luther empfohlen, durch Basedow in seinem dessauer Philanthropin 1776 angeregt; Salzmann und Guts Muths in Schnepfenthal; Jahn 1840 in der Hasenhaide bei Berlin. Die preussische Cabinetsordre vom 6. Juni 1844 erhebt das Turnen zum Unterrichtsgegenstande 2.

1 PHILIPP, De quinquertio, 1827.

2 KÖHNEN, Turnen und Leben, 1817. Die Literatur bei DRUMANN: Culturgeschichte, S. 179.

§. 701. Theorien über die Fechtkunst stellten schon die Italiener Marozzo, 1536, und Puteo, 1544, auf. Eintheilung in Stoss- (Bayonnet- und Lanzen-) und Hiebfechten. Thibault verwies den Fechter zur Abwehr lediglich auf den Stossdegen (Fleuret) in seiner rechten Hand 2.

1 Académie de l'épée, ou secret du maniement des armes à pied et à cheval, 1628. 2 LABOISSIÈRE, Art des armes, 1815. PÖNiTz, Die Fechtkunst auf den Stoss, 1821. WERNER, Die Fechtkunst auf den Hieb, 1825.

§. 702. Hohes Alter der Kunstreiter ei. Höhere Reitkunst. Renz (geb. 1815) und sein Circus.

Darüber schrieben in der Mitte des 16. Jahrh. FIASCHI, Fugger, PASCHALES; im 18. Jahrh. SIND, SAUNIER, GARSAULT; in neuerer Zeit HÜNERSDORFF, TENNECKER, KLATTE. BAUCHER, Méthode d'équitation; deutsch von Willisen (2. A.) 1843.

V.

§. 703. Die Gartencultur empfahl schon Zoroaster. Die gepriesenen Gärten des Alkinoos. Die schwebenden Gärten der Semiramis in Babylon gehören zu den Wunderwerken der alten Welt. Blumenzucht der Araber. Tulpenund Hyacinthenmanie der Holländer seit Anfang des 16. Jahrh. Die Symmetrie der beschnittenen Heckengänge und Baumpflanzungen. Dagegen die Engländer Addison, Pope, Horace Walpole, William Kent (1685—1748), der Vater der britischen Gartenkunst. André Lenôtre (1613-1700) ist Schöpfer der

französischen Gartenkunst. Reformatoren auf diesem Gebiete sind Payne Knight, Uvedale Price und Repton.

HIRSCHFELD, Theorie der Gartenkunst, 4779. DIETRICH, Handbuch der schönen Gartenkunst, 1815. CHAMBERS, Ueber die orientalische (besonders chinesische) Gartenkunst; deutsch von Ewald 1775. SIEBECK, Die bildende Gartenkunst in ihren modernen Formen. Ein Prachtwerk in 2. Aufl., 1855. COHN, Geschichte der Gärten, 1856. SIEBECK, Decameron, oder zehn Darstellungen aus dem Gebiete der Landschaftsgartenkunst etc., 1855. W. PAUL, The Rose-Garden, deutsch von W. Döll, 1855.

Nachträge.

S. 4 Z. 6 v. o. ist vor dem Namen Sparks das Wort von zu streichen. Zu §. 3, Anmerk. 1. HÖFER, Nouvelle Biographie générale etc. bei Firmin Didot, schon 15 Bde.

Daselbst: KESSLIN, Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern der Grafschaft Wernigerode von 1074-1855, 1856.

Zu §. 5. ROUGEMONT, Le peuple primitif, sa religion, son histoire et sa civilisation, 1855. POTT, Die Ungleichheit menschlicher Racen, hauptsächlich vom sprachwissenschaftlichen Standpunkte, unter besonderer Berücksichtigung von des Grafen von Gobineau gleichnamigem Werke, 1855.

Zu §. 11. KUHN und SCHLEICHER, Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arabischen, celtischen und slawischen Sprachen, seit 1856.

Zu §. 14. Vicomte de Rougé ist der bedeutendste Aegyptolog, den Frankreich gegenwärtig besitzt. Brugsch hat die demotischen Täfelchen Stobart's entziffert; seine sechs Werke über Aegypten bezeichnen ihn gleichfalls als bedeutenden Aegyptologen seit 1855.

Zu §. 15.. VAUX, Ninive und Persepolis, eine Geschichte des alten Assyrien und Persien, nebst Bericht über die neuesten Entdeckungen in diesen Ländern, deutsch von Zenker, 1852 fg.

Zu §. 23. BÖSCHE, Normalalphabet aller Sprachen etc., in Stein gravirt, (3. Aufl.) 1856.

Zu §. 24. Ueber die Fabrikation der Cementfedern in Birmingham bei J. Alexandre in der Illustrirten Zeitung, 1856, Nr. 670.

Zu §. 33. PETZHOLDT, Katechismus der Bibliothekenlehre. Anleitung zur Einrichtung und Verwaltung von Bibliotheken, 1856. Hauptkatalog der Universitätsbibliothek zu Tübingen, 1855.

Zu §. 34. ISELER, Beschreibung der Messkataloge auf der hamburger Stadtbibliothek, 1856. G. SCHWETSCHKE, Codex nundinarius Germaniae literariae bisecularis, 1850. J. RHODE, Bibliographisches Gutachten, 1631, herausgegeben von LR. HOFFMANN, 1856. KST. WURZBAch v. Tannenberg gibt im Auftrage des Ministeriums von Zeit zu Zeit die Bibliographie des östreichischen Kaiserstaats heraus. Geschichte des Buchhandels von 4845-55 erscheint in Altona im Verlagsbureau.

Zu §. 35. CHARLES BLOUNT's Krieg gegen den Censor Bohum brachte England 1694 die Pressfreiheit.

Zu §. 39. KRAUSE, Geschichte der Erziehung, des Unterrichts und der Bildung bei den Griechen, Etruskern und Römern, 1856.

Zu §. 46. HAUTZ, Die erste Gelehrtenschule reformirten Glaubensbekenntnisses in Deutschland, oder Geschichte des Pädagogiums zu Heidelberg, 1855.

Zu §. 48. LöSCHKE, Valentin Trotzendorf nach seinem Leben und Wirken, zur Erinnerung an seinen Todestag, 26. April 1556, 1856. WEHL, Hamburgs Literaturleben im 18. Jahrh., 1856. WAGNER, Geschichte der Hohen Karlsschule, 1856 fg. KÖRNER, Geschichte der Pädagogik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 1856.

Zu §. 53. Frähn starb 28. Aug. 1854. Ueber ihn die Grenzboten, 1856, Nr. 32. DORN, Das asiatische Museum der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St.-Petersburg, 1846. Ueber die Fortschritte des Studiums der orientalischen Wissenschaften berichtet JUL. MOHL der pariser asiatischen Gesellschaft als ihr Secretär: Rapport annuel fait à la Soc. Asiat., 1855.

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