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,Geschichte Russlands' (deutsch 1840). Uebersetzungen seit Peter's d. Gr. Förderung. Knorring, ‚Russische Bibliothek für Deutsche (Reval 1834).

§. 550. Ueber lettische Sprache: Zimmermann,,Geschichte der Literatur der Letten', 1842. Kirchliche Schriften seit 1586, Volkslieder gesammelt von Bergmann und Wahr 1809, Zeitung seit 1822. Stender, Lieder und Volksschriften 1766, Grammatik und Lexikon 1767, vollständiges Wörterbuch 1789. Lieder der Letten und Esthen in Daumer's,Hafis‘, S. 229—286. Kohl, Die deutsch-russischen Ostseeprovinzen, 1841.

Lithauische Grammatik und Lexika von Mielke, Rhesa, Nesselmann 1850, Schleicher 1856. Czeczot,,Lithauische Lieder, 1838. Rhesa, ,Dainos, oder lithauische Volkslieder (Originale und Uebersetzungen), 1825, 2. Aufl. von Jordan, 1845, vollständiger von Nesselmann 1853. Die,Jahreszeiten (ein episches Gedicht in Hexametern) von Donaleitis oder Donalitius (deutsch in Hexametern von Rhesa).

Die Wenden (Obotriten, Wilzen, Ukern, Heveller, Rhetarier, Lusitzer, Sorben) in der Ober- und Niederlausitz haben ihre Sprache seit dem 16. Jahrh. als Schriftsprache angewendet, die sich durch Kraft und Melodie empfiehlt. Haupt und Schmaler, ,Volkslieder der Wenden' (Originale und Uebersetzungen), 1841. Schneider,,Grammatik ⚫ der wendischen Sprache', 1853. Bopp, ,Ueber die Sprache der alten Preussen' u. s. w., 1853, ebenso Vater 1821.

Siebenunddreissigstes Capitel.
Ungarn oder Magyarenland.

§. 5541. Die Sprache dieses Volks steht in Europa isolirt und ist unter den occidentalisch-christlichen Sprachen diejenige, welche die Spuren ihrer asiatischen Abkunft noch am treuesten bewahrt hat. Ihre Beziehung zu der finnischen auf der einen, der türkischen auf der andern Seite hat zuerst Gyarmathi überzeugend dargethan, während Beregszaszi's Vergleichung mit dem semitischen Sprachstamm weniger glücklich unternommen zu sein scheint (oben §. 315). Ihr Lautsystem ist einfach und regelmässig. Sie zählt sieben Vocale, die entweder unbetont und kurz, oder betont und lang sein können. Dadurch wird sie besonders geschickt zur Nachahmung antiker Versmasse. Der Con

sonanten sind 24. Einfache Declination, das Genus wird nicht bezeichnet, der Dual fehlt. Der Nominativ wird durch keine besondere Endung, alle andern Verhältnisse durch Postpositionen bezeichnet. Besonderer Reichthum in den Verbalformen, z. B. doppelte Conjugation des Activs, je nachdem das Object der Handlung ein bestimmtes oder ein unbestimmtes ist. Die Verbalcopula wird ausgelassen, während sie mit dem Dativ das Zeitwort ,haben ausdrückt u. s. w. Diese reiche und wohlklingende Sprache hat keine Mundart, sondern wird gleichmässig von dem geläutertsten Schriftsteller und vollendetsten Redner wie von dem gemeinen Manne geschrieben und gesprochen.

Sprachlehren von PANNONIUS 1465, zu Debreczin 4795, von GYARMATHI 1795, N. REVAI 1809, BLOCH 1846. Wörterbücher von VERANTIUS, FABRICIUS, MOLNAR, PAPAI, RICHTER, DANKOWSKI, FOGARASSY, BLOCH.

§. 552. Zwei Hauptelemente beherrschen die ganze geistige Entwickelung Ungarns, das Christenthum und die römische Civilisation, Sprache und Gelehrsamkeit. Das Latein war Schrift- und Gelehrtensprache (Flacius, Boscovich u. v. A.) seit Mthi. Corvinus (1458-90) bis in das 16. Jahrh. und abermals zwischen 1702-80, wobei die Nationalliteratur wesentlich litt. An Sorge für Institute und Anstalten zu wissenschaftlicher Bildung hat es seit dem 11. Jahrh. nicht gefehlt. Erstes Studium generale zu Veszprim zu Anfange des 13. Jahrh., erneuert 1287, zu Fünfkirchen 1367, Ofen 1388, Istropolitanische Akademie zu Presburg 1467, die Donaugesellschaft von Kr. Celtes 1497, Vermehrung gelehrter Stiftungen im 16. und 17. Jahrh., gelehrte Gesellschaft 1830, verbunden mit einer Akademie der Künste seit 1842. Zwei Literaturperioden.

Beiträge zur Geschichte der ungarischen Literatur gaben in ungarischer Sprache SPANGAR 1738, BOD 1766, SANDOR, TOT; in lateinischer ROTAVIDES 1745, SCHMEITZEL, BELNAI, TIBOLD; in deutscher WINDISCH, SEIVERT, FESSLER, MILLER, SCHEDIUS u. A. G. STETTNER und FR. SCHEDEL, Handbuch der ungarischen Poesie oder Auswahl chronologisch geordneter Stücke aus ungarischen Dichtern von Tinodi (1540) an. Ueber Sprache und Literatur das Ausland, 1846, Bd. 1 u. 2. STEINACKER, Pannonia, 1840. Graf MAILATH, Magyarische Gedichte, übersetzt und mit einer Uebersicht der Geschichte der magyarischen Poesie eingeleitet, 1825. TOLDY, Blumenlese aus ungarischen Dichtern mit einer einleitenden Geschichte der ungarischen Poesie, 1828. Ders., Geschichte der ungarischen Literatur, Bd. 13, 1850-53. Zur ungarischen Volkspoesie: ERDÉLY, Sammlung ungarischer Volkslieder (Originale), 1846. Verdeutschungen: GREGUSK, Ungarische Volkslieder, 1846, und KERTBÉNY, Ausgewählte ungarische Volkslieder, 1851.

§. 553. Der Gesang ward schon zu Attila's und später zu der Arpaden Zeiten durch die sogenannten Joculatoren oder Truffatoren geübt, doch ist aus jenen Zeiten nichts aufgezeichnet. Es waren vorzugsweise Helden- und Kriegslieder aus den Türkenkriegen, Liebeslieder hörte man selten. Der höhere Schwung begann mit der Regierung des Hauses Anjou zu Anfange des 14. Jahrh. Die ältesten Urkunden der Literatur sind die ungarische Eidesformel, Uebersetzungen der Bibel von Bathori 1450 und Bartalan 1508, der ,Hymnus an König Ladislaus und das Lied an die Jungfrau Maria' aus dem 15. Jahrh. Eine günstigere Periode begann mit dem 16. Jahrh., als man sich beeiferte, das Volk in seiner eigenen Sprache zu belehren. Es erschienen Chroniken, Uebersetzungen der Bibel, geistvolle Reden, geistliche Lieder (Fabricius, Molnar), Volkslieder (Tinodi 1540, Valkai 1572, Szöllösi 1580), epische Gedichte (die,Zrinyiade von N. Zrinyi, 1652, Pasko 1663, Kohary 1699, Gyöngyösi 1664—1734), lyrische Gedichte (Rimai, Balassa, Benitzki), Dramen (Karadi's,Balassa Meyhart' und Bornemisza's,Klytämnestra). Das lateinische Gesetzbuch des St. Verböczy übersetzten Veres, Heltai, Okolitsanyi in die Nationalsprache. J. Tsere (Apatzai) gab 1653 eine Encyklopädie der Wissenschaften, 1656 eine Logik heraus. Historiker: Szekely 1559, Temesvari 1569, Heltai 1572, Zrinyi 1660, Bartha 1664. Philologen: Pesti (,Nomenclatura“), Fabricius, Molnar, Verantius, Parizpapai („Dictionarium', 1708, nach Tsetsi's Orthographie).

§. 554. Die Unterdrückung der Nationalliteratur begann mit dem 18. Jahrh. Joseph's II. Sorge für den öffentlichen Unterricht, aber Nichtachtung der ungarischen Constitution und Absicht, das Land zu germanisiren, wecken die magyarische Nationalität. So beginnt 1780 die neue Periode der ungarischen Literatur. Mthi. Rath begründet 1784 die erste ungarische Zeitung in Presburg. Die Beschlüsse der Reichstage und Comitatscongregationen. Ungarische Theater in Ofen und Pesth; 1790 entstand die erste ungarische, 1792 die 1792 die erste siebenbürgische wohlorganisirte Schauspielergesellschaft. Zeitschriften (Molnar's 1783, Szacsvay's 1787, Kazincy's, Baroti's und Bacsanyi's 1788, Peczeli's 4789, Sandor's 1794, Karmen's und Pajor's 1794, Horvath's 1816 u. A.). Preisaufgaben. Grammatik, Prosa und Poesie fanden ihre Bearbeiter in einer Menge geist

reicher Männer. Mit K. Kisfaludy (geb. 1790) beginnt die Aera des jetzigen ungarischen Theaters. Der volksthümliche Lyriker Alx. Petöfi (geb. 1. Jan. 1823) 1. Epiker Arány (geb. 1847). Historische Romane von Josika, Novellen von Eötvös. Die Geschichtschreiber Graf Mailath und Fejer 2. Der grösste ungarische Dichter, Mch. Vörösmarty, geboren 1. Dec. 1800, starb am 19. Nov. 1855.

Der Aufstand seit 1849 und die Niederwerfung Ungarns haben dort auch die Musen vielleicht auf lange Zeit zum Schweigen gebracht.

1 Seine Gedichte aus dem Ungarischen durch Dux 1846 und KERTBÉNY 1849. 2 Sammlungen ungarischer Geschichtswerke von BONGARSIUS 1600, ZWITTINGER 4711, BEL 1735-46, SCHWANDTNER 1766-68, KOVACHICH 1798-99. Ueber ungarische Geschichte: DESERICUS 1748

60, PRAY 1763-97, HORANI 1775-77, SEVERINI 1778, Gebhardi 1778-82, KATONA 1778 u. 1779-1817, DE SACY 1780, KEZA 1782, WINDISCH 4784, PALMA 1785, HORVATH 1786, NovoTEY 1798-1800, V. ENGEL 1804, FESSLER 1810-25, V. MAILATH 1828-30. Historische Magazine von WINDISCH, 1781-87, neues 1792-94, DANKOWSKY 1840. ÖTTINGER, Historisches Archiv, 1844. Ungarische Poesie von Dux 1854; Dichtungen von GARAY übersetzt von Kertbeny 1854; Lieder aus Ungarn von SCHRÖTER 1854. Auch ist für Uebertragung ungarischer (danubischer) Poesien ins Deutsche Kolbenheyer thätig. Der pesther Lloyd liefert Rückblicke auf die ungarische Literatur, so unter andern über die Jahre 1854 u. 1855. Zur magyarischen Philologie die Zeitschrift Magyar Nyelvészet.

§. 555. Finnland's Volkspoesie beschäftigt sich mit Mythen und Zauberweisen 1 (Zauberepos,Kalewala') und mit Personificirung der Naturkräfte. Der Dichter Runeberg 2.

1 KLEUKER, Magicon, 1784. TIEDEMANN, De artium magicarum origine, 1787. HORST, Zauberbibliothek, 6 Bde., 1820-26, und Von der alten und neuen Magie Ursprung, Idee, Umfang und Geschichte, 1820. GRÄSSE, Bibliographie der wichtigsten, in das Gebiet des Zauber-, Wunder-, Geister- und sonstigen Aberglaubens einschlagenden Werke, 1843. SOLDAN, Geschichte der Hexenprocesse, 1843. WACHSMUTH, Ueber die Zauberkunst der Griechen und Römer in dessen und GÜNTHER'S Athenaeum, Bd. 2 (Magicae quaestiones, 1850). 2 LÖNNROTH gab Kanteletar (alte lyrische Gesänge des finnischen Volks) in 3 Bdn., 1835, TANGSTRÖM eine Anthologie der finnischen Volkspoesie, KELLGREN, TANGSTRÖM und TIGERSTEDT ein vaterländisches Album für finnische Literatur. SCHRÖTER, Finnische Runen (finnisch und deutsch), 1819. ALTMANN, Runen finnischer Volkspoesie, 1856. JAK. GRIMM über das finnische Epos in HÖFER'S Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache, 1846, I, 13—55. Eine Skizze der neuern finnischen Literatur findet sich im 9. Bande der Wiener Jahrbücher. BOLLER, Die finnischen Sprachen, 1853. Die Samesprache in Lappland ist ein schwesterliches Idiom der Suomisprache in Finnland. ERMAN, Archiv für wissenschaftliche Kunde Russlands, Bd. 7, S. 133 fg., 488 fg., über Eskimo- und Unalaschkasprache. FIGURIN († 1851), Jakutisch-russisches Wöterbuch; Lukjanow ist Kenner des Jakutischen. Der Ungar HUNSALVY gab 1854 eine Vergleichung des Türkischen, Magyarischen und Finnischen.

Drittes Buch.
Angewandter Theil.

Die Gelehrsamkeit.
Chresimodoktologie.

§. 556. Den Gegenstand bildet der Mensch in drei-
facher Beziehung:

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§. 557.

Erste Abtheilung.
Epistematologie.

Aus dem Streben nach einem allen Wissenschaften zu Grunde liegenden Princip, worauf eine Classification derselben sich begründen liesse, sind diejenigen Wissenschaften hervorgegangen, welche man unter den Namen der Hodegetik, Methodik und Methodologie, der Systematik und allgemeinen Encyklopädie 1 be

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