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55 Iam Scythae responsa petunt, superbi
Nuper, et Indi.

60

Iam fides et pax et honos, pudorque
Priscus et neglecta redire virtus
Audet, adparetque beata pleno
Copia cornu.

Augur et fulgente decorus arcu
Phoebus acceptusque novem camenis,
Qui salutari levat arte fessos
Corporis artus:

65 Si Palatinas videt aequus arces,
Remque Romanam Latiumque felix
Alterum in lustrum meliusque semper
Prorogat aevum.

Quaeque Aventinum tenet Algidumque,
70 Quindecim Diana preces virorum
Curat et votis puerorum amicas
Adplicat auris.

Haec Iovem sentire deosque cunctos
Spem bonam certamque domum reporto,
75 Doctus et Phoebi chorus et Dianae
Dicere laudes.

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Q. HORATI FLACCI

E PO DON

LIBER.

I.

Ibis Liburnis inter alta navium,
Amice, propugnacula,

Epoden,

d. i. Zugesänge oder Nachgesänge, heissen eigentlich iambische Dimeter welche auf Trimeter, oder überhaupt kürzere Verse welche abwechselnd auf längere folgen. Aber synekdochisch werden unter dieser Benennung, mit Ausnahme der elegischen Disticha, die ganzen Gedichte verstanden, in welchen auf einen längeren Vers ein kürzerer folgt und gleichsam als Anhängsel hinzugesungen wird (ἐπάδεται).

Hiernach sollten solche Lieder wie Ep. 11 und 13, in denen das umgekehrte Verhältniss Statt findet, consequenter Weise Prooden oder Vorgesänge genannt werden; aber katachrestisch hat man nicht nur diese, sondern wegen des den Epoden eigenthümlichen satirischen Inhaltes auch das 17. oder letzte Gedicht unter dem einmal gebräuchlichen und dem grössten Theile der Sammlung entsprechenden Namen mitaufgeführt. Erfinder der Epoden war Archilochus, und diesem hat Horaz in seinen Epoden oder wie er selbst sie a parte potiore genannt hat, Iamben nachgeahmt: Ep. I. 19. 23.

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I.

Keine Trennung. An Mäcenas, als dieser im Begriff stand dem Octavian zu dem Kampfe zu folgen, welcher 31 v. Chr. durch den Seesieg bei Actium entschieden ward. Übrigens änderte sich der Plan des Mäcenas, indem ihm für die Zeit der Abwesenheit des Cäsar die Verwaltung Roms und Italiens übertragen wurde: vgl. III. 8. 17 und

29. 25.

1. Die leichten Liburner (I. 37. 30) des Cäsar werden den mächtigen Schiffsbollwerken des Antonius gegenübergestellt, um das Gefährliche herauszuheben; aber vornehmlich seine kleineren und schnelleren Schiffe waren es, welchen Cäsar den Sieg verdankte. Inter auf die Frage Wohin, vermöge einer Prolepsis: Verg. B. II. 3. Aen. XII. 437.

2. amice. Diese Anrede hat der Dichter von seinem eigenen Standpuncte aus, die zweite (Maecenas) in Beziehung auf das unmittelbar vorhergehende Caesaris gesetzt: in dieser Nebeneinanderstellung liegt etwas Schmeichelhaftes.

Paratus omne Caesaris periculum
Subire, Maecenas, tuo!

5 Quid nos? quibus te vita si superstite Iucunda, si contra gravis?

10

Utrumne iussi persequemur otium,
Non dulce ni tecum simul?

An hunc laborem, mente laturi decet
Qua ferre non mollis viros?

Feremus, et te vel per Alpium iuga
Inhospitalem et Caucasum,

Vel occidentis usque ad ultimum sinum
Forti sequemur pectore.

15 Roges tuum labore quid iuvem meo,
Inbellis ac firmus parum.

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5. Quid nos? Und ich?' Im Folgenden haben wir eine leichte Trajectio, für: quibus vita, te si (est) superstite, iucunda (est); si contra (est), gravis (est). (si contra im entgegengesetzten Falle.)

7. ne wohl', iussi 'wie du es verlangst'; ni tecum simul natürlich futurum, nicht erit und noch weniger persequemur.

9. laborem (militiae), näml. persequemur; denn iussi V. 7 gehört natürlich nur zu persequemur otium, nicht auch zu hunc laborem persequemur. Andere nehmen laturi für feremus, und thun der Sprache wie dem Verse Gewalt an. Mente mit Geisteskraft (IV. 4. 25), non mollis Litotes.

11. Feremus in Beziehung auf

mente laturi qua decet, sequemur in Beziehung auf persequemur : chiastisch. Vel vel selbst selbst, anaphorisch; inhospitalem wie I. 22. 6, sinus Meeresbucht.

16. Π. II. 201: σὺ δ ̓ ἀπτόλεμος καὶ ἄναλκις.

18. habet xe, beherrscht.

19. adsidens ausmalend, für das einfache: per id temporis, cum inplumis habet pullos. Zur Sache II. II. 308 ff.

21. relictis Dativ: wenn er sie einmal, etwa um Futter zu holen, verlassen musste. Ut adsit ohne dass er gleichwohl, gesetzt er wäre da, gewähren würde: praesentibus nimmt den Begriff von adsit wieder auf, und ist s. v. a. ihnen in diesem Falle.

Libenter hoc et omne militabitur
Bellum in tuae spem gratiae:

25 Non ut iuvencis inligata pluribus
Aratra nitantur meis,

30

Pecusve Calabris ante sidus fervidum
Lucana mutet pascua,

Neque ut superni villa candens Tusculi
Circaea tangat moenia.

Satis superque me benignitas tua
Ditavit: haud paravero

Quod aut avarus ut Chremes terra premam, aut
Discinctus ut perdam nepos.

23. militabitur (a me) bellum etwa : der Kriegsdienst soll bestanden werden. Vgl. IV. 9. 19. III. 19. 4. In spem (nur) auf die Hoffnung hin: non nicht (etwa).

26. nitantur. Das Arbeiten wird poetischer den Pflügen zugeschrieben. Meis, nicht mea, haben die meisten Handschriften. So ergiebt sich die beliebte Verschränkung. Aber auch wegen des Sinnes scheint 'Pflüge mit mehr Stieren von mir’ vor meine Pflüge mit mehr Stieren' den Vorzug zu verdienen.

27. Calabris näml. pascuis, mutare wie I. 17. 2. Aus dem heissen Calabrien wurden die Heerden um die Zeit der Hundstage nach dem kühleren Lucanien getrieben. Der Tribrachys scheint die Regsamkeit der von einem Orte zum andern eilenden Heerden zu versinnlichen: vgl. 2. 62.

29. superni s. v. a. in superiore supini Tusculi parte moenia eius a Telegono (III. 29. 8) posita tangat: der Genit. gehört zu moenia.

31. satis superque genug und darüber, zur Sache II. 18. 12; haud paravero ich will ja doch nicht erworben haben, quod einen Schatz um ihn.

33. Der Name Chremes (ześμw, χρέμπτομαι) bezeichnet einen Achzer und Krächzer.

34. discinctus ut perdam nepos, wie inultus ut flebo puer 6. 16. Die Handschr. haben theils aut perdam, die meisten aber aut perdam ut. Aber einerseits kann ut nicht wohl fehlen: auch 2. 5 steht miles mit Nichten für ut miles, welches Letztere geradezu widersinnig wäre: andererseits macht es hinter perdam den Vers uneben und holperig. So wird, dem aut avarus ut entsprechend, aut discinctus ut zu lesen sein, und aut zum vorhergehenden Verse gezogen werden müssen.

discinctus nepos ein lockerer Zeisig oder Muttersohn. Die Indulgenz der Grosseltern pflegt die der Mütter noch zu übertreffen.

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Bei Columella wird ein Wucherer Alfius erwähnt, und so wird der Name auch sonst geschrieben: aber Alphius (III. 23. 7) ist in Beziehung gesetzt mit dlqaivo, und bezeichnet einen Plusmacher. In Übereinstimmung hiermit hat Klopstock in der freien Nachahmung dieses Gedichtes 'Der Kamin' seinen Weichling Behager genannt: Da der Weichling Behager so gesprochen.

Übrigens haben wir uns den Alphius nicht als einen alten Geizhals, einen Chremes zu denken: sondern als einen Mann in den besten Jahren, nicht ohne poetischen Sinn;

der die Freuden der Tafel, der die Leiden der Liebe kennt; quem (mit Sallust zu reden) pessuma ac divorsa inter se mala, luxuria atque avaritia vexent.

1. Beatus ille Heil dem Manne: negotia sind vorzugsweise Staatsgeschäfte und Geld- oder kaufmännische Geschäfte, die ja auch bei uns Geschäfte κατ' ἐξοχὴν heissen.

3. exercet vgl. IV. 14. 21, suis mit eignen; fenus hier Wucherwerk, das Nähere für negotia V. 1.

5. (nam) neque neque, vgl. II. 9. 10. III. 5. 27; excitatur wird aufgeschreckt, aus dem Schlummer; classicum Kampfsignal, horret braucht zu schaudern.

7. cives Mitbürger, limina s. v. a. Antichambern.

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