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Tunc me biremis praesidio scaphae
Tutum per Aegaeos tumultus
Aura feret geminusque Pollux.

XXX.

Exegi monumentum aere perennius,
Regalique situ pyramidum altius:
Quod non imber edax non aquilo inpotens
Possit diruere, aut innumerabilis

5 Annorum series et fuga temporum.
Non omnis moriar, multaque pars mei
Vitabit Libitinam: usque ego postera
Crescam laude recens, dum Capitolium

Scandet cum tacita virgine pontifex.
10 Dicar, qua violens obstrepit Aufidus
Et qua pauper aquae Daunus agrestium
Regnavit populorum, ex humili potens

64. geminus Pollux Pollux' Doppelstern, für beide Dioskuren: so auch geminus Castor, Pollux uterque, Častores.

XXX.

Unsterblichkeit. Zuerst wird von der Unvergänglichkeit des Denkmals, dann von der Unsterblichkeit des Dichters selbst, zuletzt von dem mit dieser verbundenen Ruhme gehandelt. Das Hauptsächlichste enthält, wie in dem verwandten Liede II. 20, der mittelste Theil. Von Peerlkamp ist das Gedicht um 2, von Linker um 4, von Prien (Lübeck) um 8 Zeilen gestraft worden.

1. Exegi = Absolvi. Ov. Met. XV. 871: Iamque opus exegi, quod nec Iovis ira nec ignis, Nec poterit ferrum nec edax abolere vetustas.

=

2. regium heisst quod regis est, regale quod rege dignum. So bildet regali mit situ squalore ein Oxymoron, wofür wir umgekehrt sagen die verwitterte Herrlichkeit' der Pyramiden: I. 4. 4. Auch squalore obductae waren diese noch immer regales.

3. quod non so dass es nicht, vgl. 4. 13; possit giebt den Erfolg, posset würde die Absicht zeigen; inpotens (sui) rasender Nord.

6. multa (eaque melior: Ov. Met. XV. 875) pars poetae, der Geist des Dichters der in seinen Schöpfungen fortlebt: vgl. I. 28. 13 und IV. 9. 9-12.

7. vitare Libitinam s. v. a. nicht mit begraben werden, vgl. II. 20. 21; usque (immerdar) gehört mit crescam, postera laude mit recens zusammen: 25. 3.

9. tacita virgine: den (sechs) Priesterinnen der ewigen (5. 11) Vesta.

10. Preisen wird man mich dass ich in Apulien (= dass ich ein Apuler), nicht Preisen wird man mich in Apulien dass ich. Violens, Sat. I. 1. 58 acer, C. IV. 9. 2 longe sonans: in Übereinstimmung mit obstrepit.

11. pauper aquae heisst Daunus als der Herr eines wasserarmen Landes: Ep. 3. 16.

12. regnavit populorum, II. 9. 17; ex humili, II. 20. 5; potens, IV.

8. 26.

Princeps Aeolium carmen ad Italos
Deduxisse modos: sume superbiam
15 Quaesitam meritis, et mihi Delphica
Lauro cinge volens, Melpomene, comam.

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Q. HORATI FLACCI

CARMINUM

LIBER QUARTUS.

I.

Intermissa, Venus, diu

Rursus bella moves? parce precor, precor! Non sum qualis eram bonae

Sub regno Cinarae: desine, dulcium

5 Mater saeva cupidinum,

Circa lustra decem flectere mollibus Iam durum imperiis; abi

Quo blandae iuvenum te revocant preces.

I.

Zu spät. Der Dichter bittet die Venus ihm endlich Frieden zu gönnen. Für mich ist sie entflohn die schöne Liebeszeit. Maximus ist der Mann, deinen Fahnen Ehre zu machen: er wird für errungene Siege dir einen Tempel weihn. Dort wirst du herrlich gefeiert werden: mit mir ist es vorbei. Gleichwohl'

Zweimal 3 Strophen in der Mitte sind von 2 Strophen am Anfang und von 2 Strophen am Ende eingeschlossen. Das Gedicht nimmt Bezug auf I. 19. Indem es aber die Göttinn bittet von dem Bejahrteren abzulassen, und namentlich den Maximus (wahrscheinlich Paullus Fabius, Consul 11 v. Chr.) ihrer Aufmerksamkeit empfiehlt als einen Mann dem der Dichter das Feld räume, zeigt unerwartet der Schluss wie er mitten im Liebeszauber befangen ist: vgl. III. 26.

1. intermissa zu bella, parce halt ein.

2. Hom. II. XI. 668: ov yào̟ un ἴς | ἔσθ' οἴη πάρος ἔσκεν ἐνὶ γναμπτοῖσι μέλεσσιν.

3. qualis eram d. h. tam puellis idoneus. Zu bonae Ep. I. 14. 33, zu regno Ep. I. 7. 28 und regit III. 9. 9. Cinara ist der wirkliche Name einer frühe verstorbenen Freundinn: 13. 22. Sie wird für dieselbe gehalten mit der Glycera: wegen der Stelle I. 19. 1, und wegen der gleichen Silbenmessung.

5. saeva contrastirend mit dulcium.

6. circa lustra decem in der Nähe der funfzig, um d. J. 15 v. Chr.; flectere beugen zu wollen, in Beziehung auf durum als das Gegentheil von flexibilem. Mollibus imperiis gehört als Dativ (= ad mollia imperia) zu durum, nicht als Ablativ zu flectere: vgl. pro Arch. IX. 9 durior ad haec studia. Dabei ist der Gegensatz zu beachten (den gegen dein sanftes Joch Verhärteten): II. 3. 1. 8. Für te revocant wünscht und

Tempestivius in domum

10 Paulli purpureis ales oloribus
Comissabere Maximi,

Si torrere iecur quaeris idoneum;

Namque et nobilis et decens,

Et pro sollicitis non tacitus reis,

15 Et centum puer artium,

20

Late signa feret militiae tuae:

Et quandoque potentior

Largi muneribus riserit aemuli,
Albanos prope te lacus

Ponet marmoream sub trabe citrea.

Illic plurima naribus

Duces tura, lyraque et Berecyntia
Delectabere tibia

Mixtis carminibus non sine fistula;

25 Illic bis pueri die

verlangt H. Peerlkamp rite vocant. Aber dies gerade liegt in revocant: vgl. repetere I. 9. 20, reducere III. 1. 21, reddere A. P. 9.

9. tempestivius rechtzeitiger. 10. ales d. h. von den Flügeln der glänzenden Schwäne getragen: vgl. III. 28. 15.

11. comissari festlichen Einzug halten.

12. torrere =

quod torreas. Dies ist poetischer und gewählter, als wenn man quaeris torrere nach III. 24. 27 construirt. Die auch hier proponirte Doppelconstruction, nach welcher torrere sowohl von quaeris als auch von idoneum abhangen soll, ist überall unstatthaft; idoneum steht absolut wie Ep. I. 5. 21, mag aber nach dem Zusammenhange für idoneum ad torrendum genommen werden.

13. edelgeboren und anmuthsvoll: I. 4. 6.

14. non tacitus Litotes: II. 1. 13. 15. s. v. a. plurimis bonis artibus insignis.

16. Der sonstigen Weise des Horaz entsprechend würde der Vers lauten late militiae signa feret tuae, oder late signa tuae militiae feret.

17. quandoque wann auch = 80bald, quandocumque wann auch immer= sobald irgend; potentior muneribus, d. h. über die Geschenke den Sieg davontragend; largi des reichlich spendenden, riserit lachen darf oder triumphirt.

19. Bei den Albaner-Seen, d. h. dem Albaner-See und den in der Nähe gelegenen, scheint Maximus eine Villa besessen zu haben.

20. Gebälk für Tempel wie I. 1. 13 für Schiff, sub wie Ep. 9. 3.

21. plurima tura reichliche Weihrauchdüfte, ducere schlürfen: I.17.22.

23. delectabere carminibus, lyra et tibia mixtis oder remixtis: vgl. 15. 30. Ep. 9. 5. Bei der Lesart lyrae et Berecyntiae tibiae ist dies nicht Dativ sondern Genitiv, und mixtis (vgl. I. 28. 19) s. v. a. mixtim; durch die Annahme des Dativ erhält man lyram carminibus (Abl.) remixtam.

24. non sine fistula, Voss: unter Syringenton. Die gleichen Ausgänge auf a Berecyntia, tibia, fistula malen den Sang und Klang.

25. bis die, am Morgen und am Abend; pede candido, als άoyvgó

30

Numen cum teneris virginibus tuum
Laudantes pede candido

In morem Salium ter quatient humum:

Me nec femina nec puer,

Iam nec spes animi credula mutui;
Nec certare iuvat mero,

Nec vincire novis tempora floribus.

Sed cur heu, Ligurine, cur

Manat rara meas lacrima per genas?

35 Cur facunda parum decoro

40

Inter verba cadit lingua silentio?

Nocturnis ego somniis

Iam captum teneo; iam volucrem sequor
Te per gramina Martii

Campi, te per aquas, dure, volubilis.

II.

Pindarum quisquis studet aemulari,

TεCOL. Salium wie I. 36. 12, ter wie
III. 18. 16 vom tripudium.

29. me mich dagegen, iam nec spes und keine Hoffnung mehr. Mit der wechselseitigen Zuneigung ist erwiederte gemeint: II. 12. 15. III. 9. 13. Ep. 15. 10. Die neuen Blumen sind nicht frische, sondern neue vom Jahre. Mit welken Blumen wird sich Niemand bekränzen, aber der Frühling fordert zur Freude auf: vgl. I. 4, bes. V. 9-12.

33. Ligurinus heisst der schöne Knabe, dem die 10. Ode ein Zu spät vor Augen hält. Der Name erinnert, ungeachtet der verschiedenen Prosodie, an ligurire, und könnte einen Schlecker (delicatus) bezeichnen.

34. Heine: Was will die einsame Thräne? Vgl. I. 13. 7 furtim.

35. facunda (prius) lingua inter (media) verba cadit, d. h. verstummt. Aen. IV. 76: Incipit effari, mediaque in voce resistit. Der Hypermeter (deco ro inter) malerisch, vgl. die Anmk. II. 2. 18; hier steht er einzig schön, um das Abbrechen mitten im Wort zu versinnlichen.

40. Die beweglichen Wasser im

Gegensatze gegen den Rasen des Marsfeldes. Das zweimalige te ähnlich wie III. 19. 25 u. 26.

II.

Schwan und Biene. Von Iulus Antonius, Sohne des Triumvir M. Antonius und des Augustus nahem Verwandten, zu einem Pindarischen ἐγκώμιον auf den siegreichen Casar aufgefordert, als dessen Rückkehr von dem Zuge gegen die Sygambrer erwartet wurde (15 v. Chr.), antwor tet der Dichter ablehnend, indem er sich mit der Geringfügigkeit seiner Leistungen entschuldigt. Der Hauptgedanke liegt in der mittelsten Strophe: (Ego) operosa parvus carmina fingo. Die 7 vorhergehenden Strophen handeln von der Grösse des Pindar, die nachfolgenden 7 von der eigenen Kleinheit. Wegen dieser wird die Verherrlichung des Augustus dem Antonius selbst übertragen, der als Epiker eine roundeta verfasst hatte; Horaz aber spendet sein Lob ὡς ἐν παρόδῳ, und (wie in der 15. Ode) indirect: vgl. I. 6 u. II. 12. 1. Pindarum Pindarus ore.

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