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in den Besiß der Sache kommt, dieselbe mit Erfolg vindiciren kann; b) dieselbe Folge hat der zur außerordentlichen Ersißung geeignete Besiß von 30 oder 40 Jahren', unter der gleichen Vorausseßung, daß der Besizer das Pfandrecht nicht kannte 2; c) die Pfandklage verjährt zudem gegen den Pfandschuldner selbst und dessen Erben in vierzig Jahren ; gegen den nachstehenden Pfandgläubiger, wie umgekehrt das ius offerendi des leßten gegen den vorgehenden, bei Lebzeiten des Pfandschuldners ebenfalls in 40 Jahren; vom Tode desselben an, wenn auf Einrechnung der bereits verflossenen Verjährungszeit verzichtet wird, in 30 Jahren; gegen andere Befißer regelmäßig ebenfalls in 30 Jahren*; doch ist die heutige Anwendung dieser Bestimmungen durch das canonische Recht (§. 109.) sehr alterirt worden 3.

Anm. 1 Einen Fall dieser Art enthält L. 9. pr. D. h. t. 20. 6. Titius Sempronio fundum pignori dedit, et eundem fundum postea Gaio Seio pignori dedit, atque ita idem Titius Sempronio et Gaio Seio fundum eundem in assem vendidit, quibus pignori ante dederat in solidum singulis. Quaero, an venditione interposita ius pignoris extinctum sit, ac per hoc ius solum emtionis apud ambos permanserit? Modestinus respondit, dominium ad eos, de quibus quaeritur, emtionis iure pertinere; quum consensum mutuo venditioni dedisse proponantur, invicem pignoratitiam actionem eos non habere. Der Grund der Erlöschung beider Pfandrechte liegt hier nicht in der Confufio (§. 389.), obgleich auch diese pro parte eingetreten, sondern in der durch den gemeinschaftlichen Kauf beiderseits erflärten Einwilligung zur Veräußerung; hätte noch ein Dritter ein schlechteres Pfandrecht an derselben Sache, so stände die Stelle der Möglichkeit der pignoratitia in rem actio gegen diesen nach §. 389. A. 2. nicht im Wege; nur invicem pignoratitiam actionem non habent.

2 Vgl. Schmitt henner über die Ersitung der Pfandfreiheit im prakt. Arch. 1. 6. [Heft 1. S. 92 fg.] Verwerflich ist die Meinung, daß die Eigenthumsersigung, wenigstens die unbeweglicher Sachen, an sich die Erlöschung des Pfandrechts mit sich bringe (z. B. Mühlenbruch §. 257. A. 10. §. 264. A. 2.), sowie die, daß der lang. jährige Besit nur eine Verjährung der Pfandklage bewirke (z. B. Seuffert §. 221.). Die Ersigung der Pfandfreiheit hat ihre eigenen Voraussetzungen und kann ohne die Eigenthumserfizung, sowie diese ohne jene, eintreten, zweifelhaft jedoch, ob sie auch früher als die Eigenthumserfizung zu Gunsten des noch nicht Eigenthümer gewordenen redlichen Erwerbers vollendet werden könne, was Schmitt henner S. 107. (wohl mit Unrecht) verneint; vielmehr wird man auch diesem schon nicht nur die Einrede der Verjährung gegen die Pfandklage, sondern auch eine wirksame Publiciana actio gegen den später in Besig gekommenen Pfandgläubiger zugestehen müssen (arg. L. 8. pr. §. 1. Cod. 7. 39.). Vgl. jezt auch Seuffert 4. Aufl. §. 221. A. 3. Windscheid §. 248. A. 14.. 23. Gegen die Ersigung der Pfandfreiheit jedoch erklären sich wieder Schmid Teffion I. S. 105 fg. A. 95., Dernburg II. S. 596 fg., Wächter Superficiar- oder Plagrecht S. 112 fg. Wenn aber zugegeben wird, daß nach vollendeter Verjährung der frühere Besiger auch eine wirksame in rem actio gegen den besigenden iL. 8. §. 1. Cod. 7. 39. L. 7. pr... §. 3. Cod. 1. c. cf. L. 3. pr. eod.

Pfandgläubiger habe, indem er dessen hypothecaria exceptio durch praescriptio temporis beseitigen könne, so ergibt sich eben doch ein wesentlicher Unterschied von dem Fall einer bloßen Verjährung der Pfandklage; denn in Folge der legten kann nach L. 8. §. 1. cit. jene Replicatio nicht zugelassen werden.

3 Unbedenklich ist, bei fortdauerndem guten Glauben, die heutige Anwendung von a) und b), deßgleichen nach c) die Verjährung unter Pfandgläubigern. Für unmög. lich erklären Manche jezt die Verjährung der Pfandklage gegen den Verpfänder selbst und dessen Erben; aber, wenn man auch das Erforderniß der bona fides auf alle Klagen oder doch auf alle dinglichen Klagen ausdehnt (§. 109. A. b..d.), jo kann ja der Erbe des Verpfänders und dieser selbst den Besitz der Sache in dem guten Glauben, daß das Pfandrecht getilgt sei, erlangen oder wieder erlangen, und so 40 Jahre lang besigen. Uebrigens läßt L. 7. §. 1. Cod. 7. 39. dem Zweifel Raum, ob sie nur auf den Schuldner, der zugleich der Verpfänder ist, zu beziehen sei? oder auch auf den Schuldner, der dies nicht ist? oder auf den Verpfänder, wenn er auch nicht der Schuldner ist? Gewöhnlich wird in pfandrechtlichen Erörterungen unter dem „debitor" zugleich der Verpfänder gedacht.

B. Aus besondern pfandrechtlichen Gründen.

§. 391.

1) Tilgung der Pfandforderung.

Das Pfandrecht muß seiner Natur nach erlöschen, wenn der Zweck, dem es dienen soll, weggefallen ist, d. h. wenn die Forderung, zu deren Sicherung es gegeben ist, ihrem ganzen Inhalte nach völlig getilgt ist, auch wenn diese Wirkung nur per exceptionem stattfindet. Wenn aber troßdem, daß die Forderungsklage ipso iure oder per exceptionem aufgehoben worden, noch ein Rechtsanspruch des Gläubigers bestehen bleibt, so bleibt auch das Pfandrecht noch bis zu dessen Befriedigung bestehen *.

Anm. L. 2. Cod. de luitione pignoris. 8. 30 (31). Intelligere debes, vincula pignoris durare, personali actione submota. L. 14. §. 1. D. 20. 1. Ex quibus causis (Flor. casibus) naturalis obligatio consistit, pignus perseverare constitit. Einen besonderen Fall dieser Art enthält L. 61 (59). pr. D. 36. 1. (Paul. lib. 4. quaest.) Debitor sub pignore creditorem heredem instituit eumque rogavit restituere hereditatem filiae suae (id est, testatoris); cum nollet adire ut suspectam, coactus iussu praetoris adiit et restituit; cum emtorem pignoris non inveniret, desiderabat permitti sibi iure dominii id possidere. Respondi: Aditione quidem hereditatis confusa obligatio est: videamus autem, ne et pignus liberatum sit sublata naturali obligatione. Atquin sive possidet creditor actor idemque heres rem, sive non possidet, videamus de effectu rei. Et si possidet, nulla actione L. 19. D. de pignor. 20. 1. L. 2. Cod. deb. vend. pign. 8. 28 (29). L. 1. Cod. de luitione pignoris. 8. 30 (31). cf. §. 369. b L. 6. pr. D. h. t. 20. L. 11. §. 1. 5. D. de pign. act. 13. 7. L. 3. Cod. b. t. 8. 30 (31). L. 43. D. de solut. 46. 3. cf. §. 357. A. 3. • L. 5. pr. L. 13. D. h. t. 20. 6. cf. L. 5. §. 3. eod. d L. 2. Cod. h. t. 8. 30 (31). L. 14. §. 1. D. de pignor. 20. 1. cf. L. 61 (59). pr. D. ad Sc. Trebell. 36. 1. L. 38. §. 5. D. de solut. 46. 3. (cf. §. 357. A. 1.) L. 13. §. 4. L. 27. D. de pignor. 20. 1. (cf. L. 29. D. de novat. 46. 2.)

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a fideicommissario conveniri potest, neque pignoratitia, quoniam hereditaria est actio, neque fideicommissum, quasi minus restituerit, recte petetur, quod eveniret, si nullum pignus intercessisset; possidet enim eam rem quasi creditor. Sed et si fideicommissarius rem teneat, et hic Serviana actio tenebit; verum est enim, non esse solutam pecuniam, quemadmodum dicimus, cum amissa est actio propter exceptionem. Igitur non tantum retentio, sed etiam petitio pignoris nomine competit et solutum non repetetur. Remanet ergo propter pignus naturalis obligatio. Vgl. darüber France Abh. S. 86 fg. Büchel Erörter. I. 1. S. 40 fg. [2. S. 89 fg.] Die römischen Juristen argumentirten aus den Worten der Formula der Pfandllage: extra quam si ea pecunia soluta cove nomine satisfactum est, sive per A. A. stat, quominus solvatur (satisvę fiat) (vgl. §. 378. A. 1.), indem fie unter die Worte satisfactum esse die verschiedenartigsten Tilgungsgründe der Forderung und des Pfandrechts subsumirten (not. b..d.). Wo nun ein Rechtsanspruch des Gläubigers noch anerkannt werden mußte, da erklärten sie quia neque solutum neque satisfactum est, die hypothecaria actio noch ohneweiteres für anwendbar, wenngleich die Forderungsklage nicht mehr oder, wie im Falle der L. 61 (59). cit., nur mittels einer Restitution noch stattfand. Dies war die formelle Weise, dem materiell anzuerkennenden Rechte Geltung zu verschaffen. Es ist ungegründet, wenn man daraus das Princip ableitet, daß die Pfandklage überall da noch fort. dauere, „wo ohne Befriedigung des Gläubigers die Erlöschung der Forderung durch einen außer dem Willen des Gläubigers, also in rechtlicher Nothwendigkeit liegenden Umstand herbeigeführt wurde“. Büchel Erörter. I. 1. S. 50. Darnach würde z. B. auch in den Fällen der §. 274. 277. not. a.. c. die Fortdauer des Pfandrechts zu behaupten sein; vgl. §. 357. A. 3. a. E. Vgl. übrigens noch Schwanert Naturalobl. S. 395 fg. Windscheid §. 225. Nr. 2. §. 249. A. 2..8. Schmid Cession I. S. 111 fg. Dernburg II. §. 172. 173. [Schott in d. dogmat. Jahrb. XV. S. 32 fg., wieder anders Voß ebd. S. 337 fg.]

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§. 392.

2) Verlauf des Pfandes.

Das Pfandrecht hört endlich auf, wenn das Pfand seinen Zweck erfüllt hat. Durch den rechtmäßig abgeschlossenen und vollzogenen Verkauf des Pfandes 1 wird nicht nur das Pfandrecht des verkaufenden Pfandgläubigers selbst beendigt, sondern auch das aller nachstehenden Pfandgläubiger an dem verkauften Gegenstande gegenüber dem neuen Erwerber beseitigt", während der Verkauf durch den Eigenthümer diese Wirkung nicht hat, wenn er auch an den ersten Pfandgläubiger selbst verkauft 2.

Anm. 1 Vgl. Platner im civ. Arch. XXXII. 4. Windscheid §. 249. Nr. 2. Schmid Teffion I. S. 232 fg. Dernburg II. §. 115. L. 1. Cod. 8. 19 (20). Si vendidit is (vendidisset), qui ante pignus accepit, persecutio tibi hypothecaria superesse non potest (posset). (§. 1.) Cum autem debitor ipsi priori creditori

L. 6. Cod. qui pot. 8. 17 (18). L. 1. Cod. si antiquior. 8. 20. L. 6. 7. §. 1. (L. 7.) Cod. de O. et A. 4. 10. cf. §. 387. 388. b L. 10. Cod. de remiss. pign. 8. 25 (26). L. 1. Cod. cit.

eadem pignora in solutum dederit vel vendiderit, non magis tibi persecutio ademta est, quam si aliis easdem res debitor venumdedisset (vendidisset). Sed ita persequens res obligatas audieris, si, quod eidem possessori propter praecedentis contractus auctoritatem debitum est, obtuleris. [Ueber das Reichsrecht vgl. Mandry 2. Aufl. S. 391 fg.]

2 Vermöge fingulärer Rechtsvorschrift hat auch der Verkauf des Pfandes durch einen Andern als den erftberechtigten Pfandgläubiger die Aufhebung der Pfandrechte zur Folge: a) nach §. 127. A. 3., wenn der Fiscus oder der Regent eine Sache als pfandfreie verkauft; b) nach L. 22. §. 6..8. Cod. de iure delib. 6. 30., wenn der Erbe, welcher mit dem beneficium inventarii angetreten hat, zur Befriedigung der Erbschaftsgläubiger und Vermächtnißnehmer Sachen der Erbschaft verkauft hat; die bes einträchtigten Pfandgläubiger haben sich hier an die dadurch befriedigten Gläubiger und Legatarien zu halten [j. unten §. 523.]; (c) nach der unrömischen Vorschrift des Art. 306. H.E.B. in den dort angegebenen Fällen.]

Arndts

Lehrbuch der Pandekten.

Dritte Abtheilung.

Viertes und fünftes Buch.

Von den Familienverhältnissen und der Erbschaft.

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