M. VALERIUS MARTIALIS. war um's Jahr 42 n. Chr. geboren zu Bilbilis, einer kleinen am Salo, einem Nebenfluß des Ebro, gelegenen Stadt in Spanien. Er kam unter Nero nach Rom und hielt sich dort 34 Jahre lang, also etwa von 64-98, auf. Trotzdem daß er manche vornehme Gönner hatte und sein möglichstes that, um bei Domitian sich in Gunst zu setzen, waren seine Verhältnisse stets gedrückt; ein kleines Landgut bei Nomentum und ein Häuschen in Rom scheinen wenig Wert gehabt zu haben. Mit den meisten bedeutenderen Vertretern der Litteratur stand er in Verbindung; der jüngere Plinius versah ihn mit Reisegeld, als er nach Spanien zurückkehrte. In seiner Heimat bekam er noch von einer gebildeten Landsmännin, Marcella, ein Landgut zum Geschenk; er starb einige Jahre nach seiner Rückkehr. -M. ist der Schöpfer des Epigramms, sofern dieses nicht bloß Inschrift ist, sondern durch die beiden Momente der Erwartung, Spannung und des eine Pointe, einen Stachel enthaltenden Aufschlusses eine Art der witzigen Darstellung bildet. „Einen Epigrammatisten, sagt Lessing, hat es vor M. nicht gegeben: ich will sagen, daß er der erste ist, welcher das Epigramm als eine eigene Gattung bearbeitet und dieser Gattung sich ganz gewidmet hat. — Nur wenige haben so viele Sinngedichte gemacht wie er und niemand unter so vielen so viele gute und so viele ganz vortreffliche." Zum Vorwurf hat man ihm stets zweierlei gemacht: seine kriechende Verherrlichung des Domitian, und die Obscenitäten, welche in vielen seiner Epigramme sich finden, in welch' letzterer Beziehung er freilich unter den alten Dichtern nicht allein steht. Plinius sagt von ihm (Epist. 3, 21): Erat homo ingeniosus acutus acer et qui plurimum in scribendo et salis haberet et fellis nec candoris minus. At non erunt aeterna quae scripsit: non erunt fortasse, ille tamen scripsit tamquam essent futura. 1, 3. Argiletanas mavis habitare tabernas, Cum tibi, parve liber, scrinia nostra vacent. 10 1, 10. Petit Gemellus nuptias Maronillae Et cupit et instat et precatur et donat. 1, 27. Hesterna tibi nocte dixeramus, 1, 3. 1. Argil.] Argiletum eine Gasse zwischen Capitol und Subura, wo die Buchhändler ihre Buden hatten. 6. rh.] Grunzen, Schnarchen, Ausdruck des Spottes, wofür das Organ die Nase ist. während du dem Publikum Küsse zuwirfst als Zeichen des Dankes -, wirst du nur durch Prellen zu den Gestirnen hinauffliegen. Ironie über die gehoffte Unsterblichkeit des Ruhms. 10. notet] corrigat; ha 9 Quincunces puto post decem peractos, 1, 42. Coniugis audisset fatum cum Porcia Bruti 5 Dixit et ardentes avido bibit ore favillas: 1, 47. Nuper erat medicus, nunc est vispillo Diaulus: 1, 49. Vir Celtiberis non tacende gentibus Nostraeque laus Hispaniae, Videbis altam, Liciniane, Bilbilin, Equis et armis nobilem, 5 Senemque Gaium nivibus et fractis sacrum Vadaveronem montibus, 1, 27. 2. quincunx] 5/12 eines sextarius oder 5 cyathi; ein sextarius etwas über 1/2 Liter. 5. non sobria v.] eben die Einladung hat sich Proc. gemerkt im Widerspruch mit dem griechischen Sprichwort v. 7. 1, 42. 1. Porcia Tochter des M. Porcius Cato Uticensis. 1, 49. Dieses Gedicht erinnert vielfach an die 2. Epode des Horaz. Angeredet ist der Rhetor Valerius Licinianus, ein Landsmann des Dichters; inter eloquentissimos causarum actores eo decidit, ut rhetor de oratore fieret. (Plin. ep. 4, 11.) 5 f. Gaius, ein sonst unbekannter -- Berg. Sen. niv.] der Schnee gibt ihm das Aussehen eines Greises. Vadavero ein Fluß, der die Berge durchbricht. 10 Et delicati dulce Boterdi nemus, Tepidi natabis lene Congedi vadum Quibus remissum corpus astringes brevi Praestabit illic ipsa figendas prope Voberca prandenti feras, 15 Aestus serenos aureo franges Tago Avidam recens Dercenna placabit sitim At cum December canus et bruma impotens 20 Aquilone rauco mugiet, Aprica repetes Tarraconis litora Tuamque Laletaniam. Ibi illigatas mollibus dammas plagis Mactabis et vernas apros 25 Leporemque forti callidum rumpes equo, Cervos relinques vilico. 30 Vicina in ipsum silva descendet focum Infante cinctum sordido; Vocabitur venator et veniet tibi Conviva clamatus prope; Lunata nusquam pellis et nusquam toga Olidaeque vestes murice; Procul horridus Liburnus et querulus cliens, Imperia viduarum procul; 7. Boterdum] ein unbekannter Ort. (j. Xalon), Nebenflusses des Ebro. 14. bewaldeten Bergs. 9. Congedus] Zufluß des Salo Voberca] wohl Name eines 15. aureo] st. aurifero. 17 f. Dercenna, Nutha] zwei Quellen. - 25. rumpes] »wohl eine technische Bezeichnung der Hetzjagd«. - 28. infante] vernis, den Kindern der Haussklaven. — 31. lun. p.] der mit einem Halbmond von Elfenbein geschmückte Schuh der Senatoren. 33. Lib.] die liburnischen (illyrischen) Sklaven wurden besonders zum Tragen der Sänften gebraucht. Witwen, die man beerben möchte. 34. viduarum] reicher 35 Non rumpet altum pallidus somnum reus, Sed mane totum dormies. 40 Mereatur alius grande et insanum sophos: Veroque fruere non superbus gaudio, Dum Sura laudatur tuus. Non impudenter vita quod relicum est petit, 1, 61. Verona docti syllabas amat vatis, 10 Duosque Senecas unicumque Lucanum Facunda loquitur Corduba, Gaudent iocosae Canio suo Gades, Emerita Deciano meo: Te, Liciniane, gloriabitur nostra Nec me tacebit Bilbilis. 38. felicium] ironisch: derjenigen, welche durch das ihnen gespendete Bravo beglückt sind. Martial. 40. C. Licinius Sura, Redner, Gönner des 41. quod rel. est] sc. otium nach der Arbeit, deren Frucht die fama v. 42 ist. 1, 61. Metrum: versus Hipponacteus oder Choliambus (wie 1, 10) — und dimeter iambicus; nur hier. 1. syll.] die Hendekasyllaben des Catullus. 3. Aponus] eine Quelle bei Patavium. 4. Stella] der Elegiker Arruntius St., ein Freund des Mart.; Fl. kann nicht wohl C. Val. Fl., der Dichter der Argonautica sein, der Setinus (Setia in Spanien oder in Latium?) genannt wird. 5. Nilus] d. h. Alexandria; was für ein Ap. gemeint ist, ist nicht bekannt. - 9. Canius Rufus aus Gades, v. 10. Dec. aus Emerita in Spanien, beide nicht näher bekannt. - 11. Valerius Lic. s. 1, 49, 1, S. 130. |