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CATALOGUED, E. H. B.

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1. Ueber Ptomaine; von Dr. R. Kobert. In nachfolgender Zusammenstellung bringt Ref. eine Fortsetzung der Berichte, welche sich in Bd. 186. S. 123; Bd. 189. S. 219; Bd. 191. S. 3; Bd. 195. S. 3 und Bd. 196. S. 6 unserer Jahrbb. finden.

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Was zunächst den Namen Ptomain anlangt, so haben wir schon bemerkt, dass er nicht, wie immer noch fälschlich in einigen französischen Büchern steht, flüchtige Stoffe", sondern Stoffe aus faulen Thieren" bedeutet. Wenn man an dem Namen jetzt noch etwas ändern könnte, so würde es sich empfehlen, denselben in Ptomatin umzuwandeln, da Ptomaine eine grammatisch unmögliche Ableitung ist, denn der Stamm von лτ☎μɑ ist, wie man aus dem Genitiv ersieht πτωματ. Was den Begriff Ptomain anlangt, so wird von den Chemikern der letzten Jahre mit Unrecht heftig dagegen polemisirt, indem sie behaupten, dass für diesen Begriff jede chemische Unterlage fehle. Dem entgegen sei hier daran erinnert, dass Selmi, als er diesen Begriff einführte, damit nichts Anderes hat sagen wollen, als dass es in menschlichen und thierischen Leichen basische Stoffe giebt, welche sich nicht nur gegen gewisse allgemeine chemische Reagentien wie Pflanzenbasen verhalten, sondern auch einige der merkwürdigen Giftwirkungen der Pflanzenalkaloide theilen. Sie entstehen eben so gut in den Leichen von an Krankheiten wie an Giften gestorbenen Menschen und Thieren. So wurde ihr Auftreten in Arsenleichen 1) constatirt von Selmi, Brouardel und

1) Nach Husemann (Arch. d. Pharm. XIX. 1883. p. 415) verdankte vielleicht die Acquetta di Perugia ihre hohe Giftigkeit arsenhaltigen Ptomainen; auch die Giftigkeit der Luft von Zimmern mit Arsentapeten wird nach Med. Jahrbb. Bd. 201. Hft. 1.

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N 1.

Boutmy, Otto, Liebermann und von van Gelden; in Strychninleichen fanden sie Ranke, Brouardel und Boutmy; letztere beiden Autoren auch in einer Aconitinleiche, bei einem Falle von Blausäurevergiftung und bei mehreren von Kohlendunst und Schwefelwasserstoff.

Ref. hat sich Mühe gegeben, die ersten litterarischen Andeutungen von Ptomainvergiftungen aufzusuchen, und glaubt Folgendes anführen zu können.

Anthimus) warnt in seiner Abhandlung über Diätetik (511-526) vor dem Fleische der Turteltauben, weil diese Thiere oft Helleborus frässen und dadurch in

toto giftig würden. Er selbst habe 2 Landleute danach an Helleborusvergiftung todtkrank werden sehen und nur mit knapper Noth gerettet. Da die Tauben der Helleboreinvergiftung sehr leicht erliegen, kann es sich nicht um eine solche gehandelt haben, sondern sehr wahrscheinlich um ein im altgewordenen Taubenfleisch zur Entwickelung gekommenes Ptomain. Wenigstens wissen wir, dass es Ptomaine giebt, welche einigermaassen helleboreinähnliche Vergiftungssymptome bedingen. Dass Anthimus mit den Ptomainvergiftungen wohl vertraut war, geht daraus hervor, dass er vor dem Genuss fauliger Fische ernstlich warnt: Pisces, si oluerint, satis graviter possunt nocere. Dasselbe gilt von den verdorbenen Austern, deren Ptomainwirkung er mit den sehr bezeichnenden Worten ausdrückt: Ostreae si olent et quis manducaverit, altero veneno opus non est.

Dass Justinus Kerner zuerst die frappante Aehnlichkeit der Wirkung mancher Ptomaine und der Alkaloide der Atropingruppe erwähnt hat, haben wir schon früher angeführt.

Die scharfe Grenze, welche früher die Pflanzenalkaloide chemisch und physiologisch von allen andern Stoffen trennte, fängt an, mehr und mehr

demselben Autor wohl arsenhaltigen Ptomainen zuzuschreiben sein.

1) Epistola ad Theodericum regem de observatione ciborum; cf. Deutsche med. Wohnschr. 1881. N.16. p. 213. 1

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