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Der Pelagianismus

nach seinem

Ursprung und seiner Lehre.

Ein Beitrag

zur

Geschichte des Dogma's von der Gnade und Freiheit.

Bon

Dr. Friedrich Wörter,

ordentl. Professor der Theologie an der Universität Freiburg.

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Vorrede.

Die Schrift, welche ich hiemit dem theologischen Publikum vorlege, ist eine Fortsetzung der vor einigen Jahren von mir begonnenen Geschichte der christlichen Lehre über das Verhältniß von Gnade und Freiheit bis auf Augustinus, und hätte daher unter dem Titel dieses Werkes als zweiter Band erscheinen sollen. Ihre Veröffentlichung in einem andern Verlage ist der Grund, warum sie als eine für sich bestehende Arbeit in der Form einer Monographie an das Licht tritt. Da der Gegenstand, mit welchem sie sich beschäftigt, in der That den Inhalt eines eigenen Werkes bildet und seit dreißig Jahren keine monographische Darstellung mehr erfahren hat, so konnte ich mich zu dieser formellen Aenderung leicht verstehen.

Ueberdies bot das durch die Monographie vorgeschriebene Verfahren den nicht unerwünschten Vortheil, manche Punkte eingehender zu behandeln, als es sonst vielleicht zulässig gewesen wäre. Dahin zähle ich vor allem die Frage nach der Entstehung des Pelagianismus. Ist eine genauere Behandlung dieses dogmengeschichtlichen Problems schon durch seine Wichtigkeit an sich motivirt, so dürfte sie auch durch den bisherigen wissenschaftlichen Stand desselben gerechtfertigt erscheinen. Die älteren Theologen behandeln bekanntlich die äußere Geschichte des Pelagianismus in einer solch gründlichen und ausführlichen Weise, welche wenig oder nichts zu wünschen übrig läßt; was dagegen die bezeichnete Frage betrifft, so beschränken sie sich Lediglich auf die Ansichten Mercators und Hieronymus', und lassen sich aus naheliegenden Gründen in eine weitere und tiefere Beurtheilung des Pelagianismus nach dieser Seite nicht ein. Nicht befriedigender ist, was die neuere sowohl kirchen- als dogmengeschichtliche Literatur hierüber bietet. Für manche Historiker scheint die Frage nach dem Ursprunge der pelagianischen Lehre gar nicht zu existiren oder völlig überflüssig zu sein, indem sie dieselbe gar nicht oder kaum berühren. Andere stellen die Frage wohl, glauben sie aber durch einfache Wiederholung der patristischen Ansichten hierüber lösen zu können und halten die Acten durch die Untersuchungen von Garnier und Noris für geschlossen. Endlich andere geben eine hievon verschiedene Lösung, jedoch von einem dogmengeschichtlichen Standpunkte aus, den der

katholische Theologe nicht theilen kann. Bei dieser Sachlage war nach meinem Ermessen für eine dogmengeschichtliche Monographie über den Pelagianismus eine neue und möglichst umfassende Untersuchung über den Ursprung und die Bildung dieser Häresie nicht nur angezeigt, sondern geradezu geboten. Zu diesem Ende habe ich genannte Frage nicht blos nach den über sie geschichtlich hervorgetretenen Ansichten, sondern auch nach all' den durch den Zusammenhang des Dogma's an die Hand gegebenen Beziehungen untersucht. So entstand eine Reihe von Abhandlungen, welche, wie ich glaube, ihren Gegenstand nach den von der Theologie auf ihrem dermaligen Entwicklungsstadium gebotenen Mitteln vollständig erörtern. Was diese Abhandlungen im Einzelnen betrifft, so sei blos rücksichtlich jener, welche das Verhältniß der pelagianischen Lehre zu der vorangehenden patristischen bespricht, bemerkt, daß die in ihr gegebene zusammenfassende Darstellung der letzteren, so sehr ich für sie an dem ersten Bande meiner Schrift über Gnade und Freiheit eine Vorarbeit hatte, doch eine selbstständige ist, und daß ich dabei Veranlassung zu Ergänzungen und Vervollständigungen, hie und da auch zu Berichtigungen des dort Ausgeführten genommen habe.

In der Darlegung des Lehrbegriffes der Pelagianer habe ich mir eine doppelte Aufgabe gesetzt. Nach den so zahlreichen beurtheilenden Darstellungen des Pelagianismus in diesem Betreffe mußte es einmal mein Bestreben sein, für eine neue Exposition seiner Doctrin neue, natürlich im Systeme selbst enthaltene, jedoch bisher mehr oder minder nicht beachtete oder nicht berücksichtigte Gesichtspunkte zu gewinnen. Sodann war es mir darum zu thuen, die pelagianische Lehre in ihrem inneren Zusammenhange darzustellen und durch die Methode der Entwicklung eine positive Einsicht in dieselbe zu vermitteln. Dieses Ziel bedingte auch die Benüßung und Verwerthung der Quellen: von all' jenen Stellen, welche mir den innern Entwickelungsgang der Darstellung und die dadurch bezweckte Sachkenntniß nicht zu fördern schienen, und dahin gehört ein guter Theil der Polemik -, wurde abgesehen. Es ist dadurch, wie man sich überzeugen wird, weder der sachlichen Vollständigkeit noch der Quellenmäßigkeit dieses zweiten Buches der Schrift Abtrag geschehen.

-

Schließlich sei es mir gestattet auszusprechen, daß ich nach Kräften bestrebt war, das Verständniß dieser wichtigen Partie in der christlichen Dogmengeschichte zu fördern und die hiebei sich erhebenden Fragen ihrer wissenschaftlichen Lösung näher zu bringen. Ob und in wie weit mir dies gelungen sei, muß ich dem sachkundigen, von dogmengeschichtlichem Sinne zeugenden Urtheile Anderer überlassen.

Freiburg i. B., im Februar 1866.

Der Verfasser.

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Viertes Kapitel. Die Ableitung aus dem Druidismus
Fünftes Kapitel. Die Ableitung aus dem Mönchsthume
Sechstes Kapitel. Zusammenhang des Pelagianismus mit dem Ari anismus
Siebentes Kapitel. Verhältniß des Pelagianismus zum Apollinarismus
Achtes Kapitel. Verhältniß des Pelagianismus zur Christologie des Theodor
von Mopsveste

35-37

37-70

70-75

75-83

83-109

Neuntes Kapitel. Verhältniß des Pelagianismus zum Nestorianismus 109-115
Zehntes Kapitel. Die Ansicht der Pelagianer
Eilftes Kapitel. Die Ansicht der neueren Theologie

115-132

132-176

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Sechstes Kapitel. Das Verhältniß der Gnade zum freien Willen

391-419

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