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Jahre ins Stocken gerathenen Postcourslexikons verfügte und unsere Bestrebungen, eine für unsere Versammlung und Bibliothek geeignete Localität im Innern der Stadt aufzufinden, unterstützte.

Am 18. Februar verschied unser Mitglied, der hiesige Buchhändler Herr Friedrich Beck im Alter von 58 Jahren. Frühzeitig für den Buchhandel bestimmt, um einst die Universitätsbuchhandlung seines Vaters zu übernehmen, erstrebte er eine gediegene Berufsbildung zuerst am hiesigen Platze, dann in Frankfurt, in Königsberg und zuletzt in Paris. Im Jahre 1828 in seine Heimat zurückgekehrt, übernahm er die väterliche Handlung, welche er bis an sein Ende mit Umsicht, Fleiss und grosser Redlichkeit fortführte. Die Richtung seines Verlags war eine rein patriotische, und grösstentheils wissenschaftlichen Werken zugewendet.

Ein anderes durch seltene Bildung und Liebenswürdigkeit des Characters ausgezeichnetes Mitglied, den Ingenieur der k. k. priv. Kaiser FerdinandsNordbahn, Herrn Julius Ritter von Schaeffer, Sohn eines der geachtetsten Aerzte Wiens, entriss uns der 29. Mai 1. J. im Alter von 36 Jahren. Von regem Wissensdrange getrieben, erweiterte er durch Reisen und naturwissenschaftliche, wie technische Studien immerfort seine Kenntnisse. Der Erfolg seiner mannigfaltigen Arbeiten wird ihm noch lange das Andenken derjenigen erhalten, für deren Wohl er rastlos gewirkt. In allen Bahnhöfen von Wien bis Brünn und Krakau, wo nur ein Ständer an der Ausweiche den Zügen das sichere Geleise öffnet, stehen diese Vorrichtungen als Denkmale ihres Erfinders da, wenn auch seine Bescheidenheit verwehrte, sie mit seinem Namen zu schmücken. Die Wissenschaft verlor an ihm einen ihrer eifrigsten Jünger.

Am 5. September d. J. starb zu Paris im 67. Lebensjahre unser correspondirendes Mitglied, Herr Peter Daussy, Mitglied des kaiserlichen Instituts und des Längenbureau's, ehemaliger Chef-Ingenieur in der Marine und einer der Vicepräsidenten der geographischen Gesellschaft zu Paris.

Er war einer der Schöpfer der französischen Hydrographie und ein ausgezeichneter Astronom. Mehrere gediegene Arbeiten beurkundeten seine Gelehrsamkeit und das Kartendepot der Marine verdankt ihm seine heutigen Fortschritte. Das Commandeurkreuz der Ehrenlegion lohnte seine Verdienste.

Vom Längenbureau mit vielen und schwierigen Arbeiten beschäftigt vernachlässigte er die Sorge für seine Gesundheit. Bald nach Veröffentlichung der Ergebnisse seiner Prüfung der geographischen und astronomischen Beobachtungen Hommaire's de Hell während dessen Reise in der Türkei und Persien raubte ihn der Tod der Wissenschaft und seinen zahlreichen Freunden.

Wenn ich bei der Ueberschau der geographischen Leistungen zunächst auf unser Oesterreich meinen Blick richte, so stehen mir immer in vorderster Reihe jene des k. k. militärisch-geographischen Institutes, im Keime einer Schöpfung des Helden, dem kürzlich ein Denkmal von Erz gesetzt wurde, welches ihm längst unsere Herzen gewidmet hatten.

Auch diessmal, wie jährlich, hat der hochgeehrte Vorstand dieses Institutes und Vicepräsident unserer Gesellschaft, Herr General-Major v. Fligély uns mit einer Mittheilung über die umfangreichen und ausgezeichneten Arbeiten erfreut, welche im Laufe des Jahres die kaiserliche Anstalt beschäftigten.

Ihr zu Folge sind von der Spezialkarte von Böhmen im Maasse von 1: 144.000 die fehlenden Blätter veröffentlicht worden. Das aus 39 Blättern bestehende Kartenwerk ist somit vollendet. Die Generalkarte dieses

Landes, 4 Blätter im Maasse von 1: 288.000 nähert sich im Geripp- und Schrift-Stiche der Beendigung und ist im Terrain-Stiche bedeutend vorgeschritten.

Die Veröffentlichung der Specialkarte von Dalmatien in 21 Blättern im Maasse 1: 144.000 dürfte demnächst beginnen, da der Terrain-Stich bereits bedeutend gefördert worden.

Die im Geripp- und Schrift-Stiche vollendete Generalkarte von Piemont in 4 Blättern im Maasse 1:288.000 befindet sich im TerrainStiche.

Mit den in diesem Jahre erschienenen 4 Blättern der Administrativzugleich Generalkarte von Ungarn im 17 Blättern im Maasse 1:288.000 ist dieses Werk zum Abschluss gebracht.

Von dem Manövrir-Terrain am Mincio im Maasse von 1'500° wurde eine genaue Reambulirung vorgenommen und es erscheint diese Karte nebst Ergänzungen in 28 Blättern auf Stein gravirt.

Eine Karte von Süd-Deutschland in 12 Blättern 1: 288.000 ist in der Anfertigung begriffen.

Von der aus 112 Sectionen bestehenden Aufnahme der Wallach ei wird gegenwärtig die Reduction behufs der Zusammenstellung der Generalkarte in 6 Blättern 1' 4000° vorgenommen. Zehn Mappirungs-Abtheilungen setzten die Militär-Aufnahme von Ungarn fort, welche im nächsten Jahre vollendet sein wird.

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Oberlieutenant von Millenkovics bewirkte mit technichen Beamten und Unteroffizieren des mil. geogr. Instituts die Aufnahme eines Areals von 24 Quadrat-Meilen in Oesterreich und Steiermark, welche sich südlich und westlich an das bereits erschienene Blatt von der Umgebung von Gloggnitz, wie dieses im Maasse von 1'= 600° anschliesst, und seiner Zeit in 3 Blättern veröffentlicht werden wird.

Die Triangulirungsfeldarbeiten bestanden 1. in der Messung einer Basis in der Gegend von Pettau und der Verbindung derselben mit dem Dreiecksnetze Erster Ordnung bis gegen Klagenfurt; 2. in der Vervollständigung der Dreieckskette Erster Ordnung längs der Meridiane von Prag in der Strecke zwischen Oberösterreich bis zur Grenze Kärnthens, und 3. in der Triangulirung zweiter Ordnung in Ungarn durch zwei Triangulirungs-Abtheilungen für Zwecke der Militär-Mappirung. Unter den verschiedenen, im Institute grösstentheils mit günstigem Erfolge vorgenommenen technischen Versuchen empfahl sich besonders die Uebertragung von Terrainzeichnungen auf Stein mittelst des Lichtes. Obschon die Abdrücke nicht die Schärfe des Stiches in Kupfer oder Stein erreichen; so sind die Mängel doch leicht durch Nachhilfe zu ergänzen, und wo es sich um rasche Anfertigung und Vervielfältigung von Karten ohne besonderen Anspruch auf Schönheit handelt, muss dieses Verfahren von ausserordentlichem Nutzen sein.

Die kaiserliche Direction der administrativen Statistik setzt ihre schätzenswerthen Publication fort. Der zweite Band der grossen statistischen Tafeln, die Jahre 1852, 1853, 1854 umfassend, ist vollendet und der dritte, welcher die Jahre 1855, 1856 und 1857 in sich begreift, schreitet im Drucke vor. Die Mittheilungen dieser Direction aus dem Gebiete der Statistik" zeichnen sich durch gediegene Abhandlungen aus. Besondere Erwähnung darunter verdient die vortreffliche Darstellung der Eisenindustrie des Herzogthums Steiermark

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im Jahre 1857 von Josef Rossi wall und die in Folge einer Anregung im statistischen Congresse zu Wien zu Stande gekommene, mustergiltige Arbeit des mit Recht hochgefeierten Vorstandes der Anstalt über die Vertheilung des Grundbesitzes im Bezirk Windischgraz im steirischen Marburger Kreise.

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Neben den vom Justizministerium veröffentlichten Uebersichten der Strafrechtspflege in den Jahren 1857 und 1858 der vom Finanzministerium herausgegebenen trefflichen Operaten über die directen und indirecten Steuern und Berichten der Berghauptmannschaften über die Montan-Industrie im Jahre 1858, dann neben den jährlichen bis 1858 reichenden Handelsausweisen bilden die vom Ministerium des Innern bekannt gemachten Uebersichten der Bevölkerung und des Viehstandes des Kaiserstaats nach der Zählung vom 31. October 1857 einen der grössten Beachtung würdigen Beitrag zur officiellen Statistik Oesterreich's.

Die Uebersichten der ersten vollständigen, in einer den wissenschaftlichen Forderungen angepassten Form durchgeführten Zählung können sich mit den besten Publicationen anderer grosser Staaten in diesem Fache messen. Sie bieten eine reiche Fundgrube für das Studium der Volksbewegung, deren Gesetze von Süssmilch bis auf unser gelehrtes Mitglied Wappaus herab den Gegenstand eindringender Forschung bilden.

Einzelne Parthien dieser Uebersichten haben bereits die Herren Ficker und Göhlert in unseren Versammlungen und in der Wiener Zeitung besprochen. Von ersterem erschien überdiess ein ebenso niedliches, wie werthvolles Werkchen über die Bevölkerung der Monarchie in ihren wichtigsten Momenten."

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In unsern Tagen, wo sich immer die Ueberzeugung feststellt, dass die Gestaltung der Erde grossentheils von der geologischen Unterlage ihrer Hülle, wie sie die letzten Umwälzungen gebildet, abhängt, wird es stets einleuchtender, wie förderlich die geologischen Aufnahmen der geographischen Wissenschaft sind. Ein junger Gelehrter, Herr L. H. Jeitteles in Kaschau, hat selbst die Abhängigkeit der Vertheilung der Nationalitäten in der Monarchie von den geologischen Verhältnissen nachzuweisen gesucht.

Der um die geologische Reichsanstalt, wie um unsere Gesellschaft so sehr verdiente Herr k. k. Hofrath Haidinger, eine unserer Zierden unter den Gelehrten, hat in seiner meisterhaften Darstellung der Leistungen jener Anstalt am Schlusse ihres zehnjährigen Bestandes darge than, wie Bedeutendes bereits zur Erweiterung unserer Kenntniss vom vaterländischen Boden sie gewirkt.

Ueber die im laufenden Jahre fortgesetzten geologischen Arbeiten verdanke ich unserem Ersten Secretär, Herrn Bergrath Foetterle hierüber einige Mittheilungen :

Die von der erwähnten Reichsanstalt im Jahre 1850 eingeleitete systematische Durchforschung des Kaiserstaates in seinen geologischen Beziehungen nahm auch heuer wieder erfreulichen Fortgang. Die Arbeiten des verflossenen Sommers schlossen sich unmittelbar jenen der Vorjahre an. In Böhmen wurde das Gebiet der Generalstabskarten Nr. 14: Umgebung von Brandeis und Neu-Kollin; Nr. 20: Umgebung von Divis chov, Skalitz und Beneschau; und in dem nördlichen Theile des Landes, Blatt

Nr. 4: Umgebung von Neustadt und Hochstadt, sowie die westliche Hälfte des Blattes Nr. 9: Umgebung von Jicín und Hohenelbe von den Herren: Bergrath M. V. Lipold, Sectionsgeologen Joh. Jokély und Ferd. Freiherrn von Andrian - Werburg im Detail aufgenommen. Da jetzt nur mehr die Untersuchung des östlichen Theiles erübrigt, so ist die Vollendung der Detail-Aufnahmen Böhmens nicht mehr ferne.

Nicht minder erfreulich sind die Fortschritte der geologischen Uebersichts-Aufnahmen, welche in den noch nicht im Detail erforschten Kronländern seit dem Jahre 1856 von den Herren Bergräthen Foetterle und Fr. Ritter von Hauer durchgeführt werden und bisher die Lombardei, Venedig, Tirol, Galizien, die Bukowina, Nord-Ungarn und Ost-Siebenbürgen betrafen. Diessmal umfassten sie den westlichen Theil Siebenbürgens, den gebirgigen Theil des Banats, die serbisch-banater und romanen-banater Militärgrenze. Ausser den genannten Herren betheiligten sich an diesen Aufnahmen auch die Herren Sections-Geologen D. Stur, Dr. G. Stache und H. Wolf.

Sie dürften zu den wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten der letzten Zeit in Oesterreich zählen, da sie zur genaueren Kenntniss eines Theiles der Monarchie führen, welcher noch ziemlich unerforscht ist.

So schreiten die Uebersichts-Aufnahmen im Osten den DetailArbeiten im Westen allmählig entgegen und bereits nehmen jene einen Flächenraum von 6000, diese von 2000 Quadrat-Meilen ein. Die eben erschienenen Blätter des geologischen Atlasses des österreichischen Kaiserstaats von Hrn. Foetterle geben glänzende Proben von dem Werthe jener Arbeiten.

Auch in unseren Versammlungen haben mehrere Vorträge ausgezeichneter Männer unseres Vereines im Laufe des Jahres vaterländischen Stoffen gegolten.

Ausser den schon erwähnten der Herren Ficker und Göhlert betraf jener des Herrn Fr. Ritter von Hauer die Höhenmessungen in Siebenbürgen, deren Zahl er von 290 auf 560 vermehrt, des Herrn A. v. Alt die Höhenschichtenkarten Westgaliziens; des Herrn Dr. Becker die Bedeutung der Ortsnamen und Flussnamen in Oetschergebiete für die Erforschung der topographischen Verhältnisse der Vorzeit; des Herrn Stache die Terrainverhältnisse Istriens; des Herrn Dr. v. Ruthner den Werth der Flach- und Reliefkarten bei Vorlegung der herrlichen geoplastischen Darstellung der Umgebung von Lienz und des Grossglockners von Herrn Keil, dem wir auch eine Höhenschichtenkarte des Berges und seiner Umgebung verdanken. Herr A. Egger sprach über die Glockner-Fahrten seit dem vorigen Jahrhunderte, unter welchen jene des Herrn Pernhard bei seiner künstlerischen Auffassung der malerischen Schönheit des Bergriesen, die Zustandebringung einer Rundschau von der Spitze desselben zur Folge hatte, die uns auch in Wien die Bewunderung dieser grossartigen Natur ermöglichte. Es knüpft sich hieran die Erinnerung an die schönen Reliefs über das Orteles-, das Tatra- und das Karst-Gebirge, dann über die Schneekoppe, welche wetteifernd mit Delkeskamp's schönem Relief der Schweiz auf Veranlassung des Unterrichtsministerium der Schule, wie der Wissenschaft zum Frommen angefertigt wurden und von denen es ein Exemplar auch unserer Gesellschaft gütigst mittheilte. Herr Foetterle trug

uns die Bemerkungen des Directors der k. k. Marine-Sternwarte Herrn Dr. Schaub über Ebbe und Fluth in Triest vor und erst jüngst Herr Oberstlieutenant von Sonklar die merkwürdigen Ergebnisse seiner mühesamen Untersuchungen über die Regenverhältnisse der Monarchie. Ich gedachte bereits des Einschreitens unserer Gesellschaft wegen Fortsetzung des Postcourslexikons. Sie beabsichtigte dabei die Förderung einer wichtigen Vorarbeit zu einem entsprechenden topographischen Lexikon des Kaiserreichs, dessen Bedürfniss vor Jahren schon Herr Dr. Beck so beredt, als sachkundig nachgewiesen hat. Den Werth solcher Topographien beweist der Jahrespreis von 1500 Francs, welcher in Frankreich für das beste topographische Wörterbuch eines Departements oder auch nur Arondissements ausgesetzt ist, sowie die in Belgien von Tarlier und Wauters unter dem Schutze der Regierung herausgegebene gemeinde weise Bearbeitung der Geschichte und Geographie des Landes. In neuester Zeit sind übrigens als Privatarbeiten erschienen: eine lexikale Topographie Ungarns der Wojwodschaft und des Banats von Horniansky, das erste Heft einer comitats weisen Topographie Ungarns, von Alexius v. Fényes und der erste Band eines topographischen Lexikons des Kaiserreichs von Jarosch. Herr Kastner hat gleichfalls ein solches in fünf bis sechs Bänden angekündigt.

An der zweiten Auflage der Statistik des Kaiserstaates von dem Herrn Ministerial - Concipisten Friedrich Schmitt hat unsere Literatur ein Büchlein von schmalem Umfange, aber reichem Inhalte, an Herrn Steinhard's Oesterreich und sein Volk" ein populäres geographisches Handbuch und an Herrn von Spruner's historisch-geographischem Schulatlas des Gesammtstaats Oesterreich ein recht erfreuliches Werkchen gewonnen.

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Unter den einzelnen Kronländern empfing die schöne Steiermark ein höchst werthvolles, wahrhaft Treues Bild," welches die dortige k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft als Denkmal dankbarer Erinnerung an Weiland Se. k. H. den Herrn Erzherzog Johann durch ihren Secretär, Herrn Frofessor Hlubek, herausgeben liess. Aus einer Topographie dieser Provinz von Dr. Macher hat in einer unserer Versammlungen Herr Schulrath Becker über die von dem Verfasser vorzugsweise berücksichtigten Sanitätsverhältnisse des Landes berichtet. Ein vielfach beachtenswerthes und doch noch wenig gekanntes Land erhielt eine anziehende Beschreibung in dem von dem Herrn Josef Wagner und Dr. B. Hartmann herausgegebenen Führer durch Kärnthen."

"Ein Verein vaterländischer Naturforscher und Geographen beabsichtigt die Darstellung der Kronländer in ihren geographischen Verhältnissen. Er hat mit der Schilderung von Mähren und Schlesien durch den ausgezeichneten Geodäten, Herrn Professor Kořistka, unser Mitglied, welches wir den Schöpfern unserer Gesellschaft beizählen dürfen, trefflich begonnen. von Karl Ritter freudig begrüsste Meisterwerk der Herrn Wenzig und Krejči über die Natur und den Menschen im Böhmerwald, Steub's „bairisches Hochland" ergänzend, ist nun vollständig erschienen.

Das

Die k. ungarische Akademie der Wissenschaften lässt durch ein Comité die Ermöglichung einer ausführlichen, systematischen und treuen Statistik des Königreichs vorbereiten. - Herr J. M. Salzer gab

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