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Ursache von dem Entstehen des an 6000 Fuss über Meer gelegenen Ortes. Die hier überaus zahlreichen Herden liefern sehr fette Milch, daher auch das vortreffliche Schmalz und der vorzügliche Käse in so grossen Massen für Teheran. Die Haushaltungen der Grossen werden von bier aus auch mit Schaffleisch versehen, wesshalb die beinahe jeden Tag herabkommenden Caravanen diesen Artikel der Hauptstadt zuführen, wobei sich noch saure Milch, dieses für die Perser unentbehrliche Getränk, in zahlreichen Schläuchen befindet.

Auch Saatfelder trifft man hier, die mit Roggen bebaut sind, der nicht zu Mehl gemahlen, sondern bloss abgekocht wie Reis als Pilau genossen wird. Holzpflanzen fehlen gänzlich; vier Stunden weit von der Nordseite her werden Aeste von Juniperus excelsa MB. als Brennmaterial gebracht; nebenbei wird daher auch Kuh- und Kameelmist als Brennmaterial benutzt. Nur zwei Pappeln stehen am Dorfe, besonders wuchert hier aber um die Saatfelder die leere gelbe Rose Rosa sulphurea L., welche als Hecke angebaut ist. Das Trinkwasser ist meist gut; doch gibt es Quellen, an denen man nicht einmal die Herden tränkt.

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Die nächste Umgebung besteht aus mehreren flachen Rücken und breiten Thälern; weiter nach Nordost zu liegt ein kahler kreideweisser Kalkberg Kendion, der ein solches Aussehen hat, als wäre seine Rasendecke vor Kurzem herabgerutscht; auch kann man mittelst Fernrohr an seinem Fusse ein quellenreiches Hügelland entdecken. In Südost erhebt sich das hohe Gebirge des stolzen Kahor, in West zieht sich ein niederer Rücken von rothbrauner Erde und über den allmälig höher ansteigenden ragt als höchste Spitze der Felsberg Syach Kamer vor. fand in dem Dorfe eine zuvorkommende Aufnahme. Meine Begleiter wünschten hier längere Zeit zu bleiben und und dann wieder langsam nach Teheran heimzukehren. Da aber alle Erkundigungen nach den weiter gelegenen Hochalpen vergeblich waren, beschloss ich in ein zwei Stunden an der Nordseite entfernt gelegenes Alpendorf Dina herabzusteigen, um dort zu übernachten und den folgenden Tag wieder hieher zu kommen. Ich hoffte nämlich von Dina aus die gewünschte Ansicht "der Alpen zu gewinnen, dort mich mit einem Führer zu versehen und meinen Weg weiter fortzusetzen. Wir liessen also am späten Nachmittage Azadbar hinter uns und ritten über einen hohen Seitenrücken gegen Dina. Hier breitete sich vor unsern Augen die ebene Landschaft von Masanderan mit den dunkeln Flecken ihrer Wälder aus; aber erst, als mein leichtfüssiger Nubier eine noch höhere Kuppe erstiegen hatte, rief er mir zu: ich sehe die Schneeberge ganz nahe vor mir. Die ganze Bergmasse war jedoch noch immer mehr als eine strarke Tagreise entfernt. Nun kehrte ich nach dem noch ganz nahen Azadbar zurück, erklärte den Leuten daselbst, welche Berge ich suche, und erfuhr, dass die westlichen Spitzen um einen Alpensee gelegen Hazartschal, die höchsten, nördlichen, Tacht Soleiman (Thron Salamos) und die östlichen Berir heissen, dass sie aber so entfernt lägen, dass mich von hier aus kein Führer dahin begleiten könne; dieser könne höchstens in die am Fuss der Berge gelegene, einen Tag entfernte Ortschaft gehen. Den mitgebrachten Proviant zu schonen, liess ich ein Schaf schlachten, um für den nächsten Tag mit Fleisch versorgt zu sein, da ich diesen dem Einsammeln von Pflanzen widmen wollte, um sie gegen Teheran abzusenden. Am anderen Morgen den 9. Juli konnte ich keinen Führer für die Umgebung

finden, obwohl ich einen hohen Taglohn zusagte. Die Leute waren sehr geschäftig, gelbblühende Doldenpflanzen und andere höhere wohlriechende Stauden mit sichelartigen Messern weit auf den Lehnen der Berge herum einzusammeln und zu Heu zu trocknen. Die weissblühende Dipiotaenia wird erst dann zu Heu gemacht, wenn die Hauptdolden bereits reife Früchte tragen und die Seitendolden bereits verblüht sind. Man gewinnt dieses Winterfutter in grossen Massen und mischt ihm des bessern Geschmackes wegen, wenn auch in geringer Menge Prangos und andere jetzt trocknende Kräuter bei. Da das Alpenland übrigens nicht steil und wenig felsig ist, so machte ich mich mit meinen Dienern auf, um den ganzen Tag hindurch in der Umgebung auf der hier allgemein verbreiteten Porphyrformation zu botanisiren. Wir verfolgten das nach Nord zu offene Thal gegen den Rücken Gerdene Chaar hin, von dem aus sich meine Augen an dem überaus grossartigen Panorama der Alpen, die nördlich von der Stadt Kasbin sich erheben, erfreuten. Die Flora erinnerte durch viele Species an jene des hohen Kuh Daena, welcher nördlich von Persepolis im Juli und August des vorigen Sommers von mir als ersten Europäer erstiegen wurde, doch waren einige Arten hier auch ganz unbekannt.

Am Syach Kamer, das von verwittertem Serpentingestein umgeben ist, angelangt, war ich nicht wenig überrascht, in ihm ein Stück Demawend zu finden, wie ich diesen nämlich bei Tacht Besmitschal 10000 Fuss hoch am Fusse des Vulkankegels letzthin ganz aus Laven bestehend kennen lernte*). In den vulkanischen, schwer zu durchsteigenden Aschen traf ich nur eine Pflanze an, das sonst in Persien von mir nirgends gefundene Pyrethrum Kotschyi Boiss. Diese Eruption steht allein, wie ich erfahren, in weiter Entfernung vom Hauptkegel da und hat an ihrer Basis einen Umfang bei ungefähr 500 Klaftern. Von der Höhe aus erblickt man neben dem vorstehenden Berg Kendion den Pic Demawend und südöstlich das weit vorragende Alpenhorn des Schahsader Kuh, dessen Höhe aber kaum 9000 Fuss erreicht; wenigstens erscheint das Alpenhorn nicht so hoch wie der Rücken des mächtigen Kahor. Ueber Masanderan lagerte ein dichte Wolkenschichte; ein starker Gegensatz zu der durchaus trockenen Luft an der ganzen Südseite Persiens. Oft regnet es auf dem Nordabhange unweit der Hochrücken stark und der Nebel überzieht dann oft einen Monat hindurch das ganze Bergland der Nordabdachung sammt Ebene bis an das kaspische Meer. Doch soll sich auch mitunter nach starken Regen oft innerhalb einer halben Stunde wieder das Land völlig ausheitern. Dagegen fällt am Südabhange des Elbrus von Mitte März bis Dezember kein Tropfen Regen, Auf meiner Rückkehr nach dem Dorfe sammelte ich Kupfererze und langte am Einbruch des Abends mit einer ziemlich ausgiebigen Pflanzenbeute wieder im Dorfe an. Unter den 35 eingelegten Species befanden sich jedoch nur, neun neue**). Ein Bursche meines Maulthiertreibers bekam alle Pflanzenpackete in Säcken zum Aufpacken und ging damit noch Nachts nach meiner Sommerwohnung bei Teheran ab.

Nachdem sich am 10. Juli die Sonne bereits über die Bergrücken erhoben hatte und ein warmes Frühstück eingenommen war, begab ich

*) Petermann's geographische Mittheilungen 1859. P. 49.

**) Euphorbia polycaula Boiss. Lagiochylus Kotschyanus Boiss. Senecio inaequilobus C. H. Schulz Bip. Helichrysum psichrophilum Boiss. Astragalus Elbursensis Boiss. Dianthus crassepelatus Fal. Crepis Elbrusensis Boiss. Astragalus jodotropis Boiss. Pyrethrum Kotschyi Boiss.

mich gegen das Thal von Talagon über den Sattel Barry, welcher die Landschaft Azadbar in West begrenzt und zugleich die Wasserscheide bildet. Im Herabsteigen gegen West fand ich die ganze Gegend auf mehr als zwei Stunden dicht mit der Doldenpflanze Dipiotaenia überwachsen. Mittags kamen wir in Füschen Deha, der ersten Ortschaft der Talagonlandschaft an und ruhten unter hohen Bäumen aus, wo ich die Bekanntschaft eines Mekkapilgers machte, welcher mir durch seine Kenntniss der Bergwege die Ausführung meiner Pläne wesentlich erleichterte. Noch eine zweite Ortschaft Gatta Deh erreichten wir im trefflich angebauten oberen Talagon und wandten uns dann, nach erhaltener Anweisung, nördlich, bis der Weg sehr steil und hoch aufsteigend wurde und uns wieder nach West zu führte. Nachdem wir noch einige Höhen überschritten hatten und durch dazwischen liegende tiefe Thaleinschnitte gekommen waren, erreichten wir am späten Nachmittage das nur von Priesterfamilien bewohnte Dorf Norion, bei 6000 Fuss über Meer gelegen.

Norion gehört dem Nasser Ali, ersten Leibarzt des Königs; er wurde hier geboren und so sind denn auch seine Verwandten meist hier angesiedelt. Die Rücken der Umgebung sind flach und meist für Kulturfelder zugerichtet. Diese dehnen sich bei dem guten Boden so weit aus, dass sie das Auge kaum von der Höhe zu übersehen vermag. Unverkennbar herrscht in der ganzen Landschaft mehr Interesse für Ackerbau, als sonst in ähnlichen Dörfern. Da beinahe jedes Jahr im April sich von den Alpen aus über diese Landschaft mehrere Regen zu entladen pflegen, so findet man Sommersaaten auch an solchen Stellen, welche nicht durch Hände bewässert werden. In diesem Frühjahre blieben die Spätregen aus, so dass die Saaten völlig zu Grunde gingen und der Boden soeben umgeackert für Wintersaat zubereitet wurde. Das Dorf Norion ist eines der grössten im Bezirke Talagon. Seine Regierungsabgaben belaufen sich aber nur auf jährliche 50 Ducaten, und doch ist soviel Ackergrund in seiner Umgebung, dass zur Erntezeit bis 200 Maulthierladungen Getreide nach Kasbin und Teheran verschickt werden; ja es gestatten die Hutweiden einen Viehstand von mehr als 5000 Schafen, an 600 Stück Hornvieh und mit 200 Pferden. Wir nahmen unsern Ruheplatz oberhalb des Dorfes, ohne dass sich jemand uns näherte. Darum sandte ich meine Leute zum Ortsvorstand Chodchoda, der sich endlich herabliess zu mir um Reis für das Abendessen zu senden und Butter für seine Küche zu begehren, indem er im Dorfe keine besitze. Ueber diese Beleidigung aufgebracht, sandte ich meine Leute um Holz und Milch; sie kamen aber gar bald zurück und sagten, dass man sie nur verlacht und wieder fortgeschickt habe. Endlich näherte sich mir ein Mann, der mir den Pilau besorgen liess. Zugleich klärte er mich über das sonderbare Benehmen der Bewohnerschaft auf. Es ist hier nämlich jeder Franke desshalb den ärgerlichsten Neckereien ausgesetzt, weil der Leibarzt des Königs von jeher mit dem englischen Gesandtschaftsarzte in gespannten Verhältnissen lebt. Erst spät Abends wurde das frugale Mahl gebracht, zugleich aber stellte sich eine grosse Menge neugieriger Gaffer ein, welche einen Franken mit dem Löffel essen sehen wollten. Ausgezeichnete Wachhunde von einer Grösse und Schönheit, wie ich sie nur selten in Persien gefunden, bewachten ruhig die Nacht hindurch unsere Schlafstelle. Nur mit grosser Mühe brachte ich am Morgen des 11. Juli einen Führer auf, der zwar, nachdem er im Voraus bezahlt worden, tausenderlei Bedenken trag mit

zukommen, aber doch auch keine Lust hatte, die erhaltenen zwei Ducaten wieder zurückzugeben.

Die Bewohner dieser Thäler sind weit roher als sonst und gehören zu der Sekte der Ambarli, einem Ueberreste der Assasinen, die hier in der Nähe, im Geyerneste Alamut, zur Zeit der letzten Kreuzzüge hausten und der Christenheit durch ihre meuchelmörderischen Aussendlinge vieles Unheil anrichteten. — Oberhalb des Dorfes standen die Weizenfelder besonders üppig, weil sie noch vor kurzer Zeit durch Schneewasser bewässert werden konnten. Die hier häufig angebaute Esparsette erreicht fast die Höhe von vier Fuss und über die ganze, gegen das Gebirge sich hinbreitende Landschaft verbreitet sich ein frisches Grün. Bald traten wir in ein Thal ein, welches sich schnell verengt, wo der Ritt an einem Wasserfall in der Seite von Felswänden höchst beschwerlich ist. Hinter diesem Hohlwege lenkt der Pfad gegen die Alpenhöhen, welche seit vorgestern nicht gesehen wurden, ab. Der eine führt weniger steil, aber auf weiten Umwegen zum Rücken; während der andere von uns eingeschlagene bedeutend kürzer, aber so steil war, dass ihn die Pferde nur mit Umwegen und grosser Mühé ersteigen konnten. Der Boden war locker, trocken, man rutschte bei jedem Schritte wieder um die Hälfte zurück. So erreichten wir mit grosser Anstrengung nach wiederholtem Rasten die nicht unbedeutende Höhe des vor uns liegenden Rückens. Zu meinem Leidwesen waren die von unserem Führer gehofften Hirten nicht zugegen, und erst nach einiger Zeit entdeckten wir ihre Zelte in der Entfernung von einer Stunde. Da unsere Lebensmittel nicht für zwei Tage ausreichen konnten, sandte ich die Leute fort ein Schaf anzukaufen, Unser Rastplatz lag in der Höhe des Berges Kahor, also 9000 Fuss über Meer und man übersah weithin die bergige, dürre Landschaft mit ihrer strohgelben Farbe, an der Tiefe des Horizonts. Im Talagonthal bilden die dunkeln Flecken in der Nähe der reich bewässerten Ortschaften, einen grellen Abstand zu unseren Füssen, unter denen sich eine durch ihre ausgedehnten Gärten auszeichnet: sie heisst Dschoiston, Wallnussland. Eine Unzahl Thäler und Bergrücken, welche bald grau und felsig, bald erdfarbig, oft von gelbrothem Boden, mehr oder minder mit krautartiger Vegetation bedeckt sind, füllt den weiten Gesichtskreis in Südost, vergebens späht man nach einer Ebene. Gegen Nord zu erheben sich, nur noch wenige Stunden entfernt, die mit ewigem Schnee bedeckten Alpenrücken. Da die Sonne sehr heiss schien, begab ich mich sammelnd zu den nahen Schneefeldern.

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Nach drei Stunden endlich langte das Schaf an und wir erreichten am späten Nachmittag nach siebenstündigem Ritte über Kalkgebirge von Norion aus die reiche, mitten in einer Wiese gelegene Quelle Pias Tschal (Zwiebelbrunnen), um welche eine Menge Allium Schoenoprasum L. (Schnittlauch) wächst. Diess war unser heutiger Lagerplatz. Der Uebergangssattel lag kaum 2 Stunden über uns. Das üppige Gras war für unsere Maulthiere höchst willkommen; als Brennmaterial dienten trockene Stengel von Tragantsträuchern. Unsere Umgebung war durch 30 Zugochsen mit dem Fettbuckel belebt, die Könige der Elbrusalpen, und von solcher Vollkommenheit des Wuchses, wie sie in Aegypten und Sennar in so schönen Gestalten nicht angetroffen werden. Diese waren sich selbst auf der Weide überlassen. Nun wurde das Schaf geschlachtet und sein Fleisch für den folgenden Tag gebraten. Salz fehlte uns gänzlich, wir mussten uns dafür mit Pfeffer und wildem Schnittlauch begnügen.

Der Führer erklärte, um eine der Spitzen zu ersteigen, müsse man sehr zeitig aufbrechen und dennoch würde man erst spät Abends hierher wieder zurückkommen. Ich beschloss nur drei Thiere mitzunehmen, die andern zwei aber mit dem Wärter und allem, was ich nicht benöthigte, zurückzulassen.

Noch in der Dämmerung des 12. Juli hatte der Führer aus Norion bereits Feuer angelegt, bald nahmen wir Kaffee und machten uns auf den Weg nach dem so lange ersehnten Hazartschal, Kaum waren die Quellen verlassen, als wir einen Saumweg einschlugen, von dessen Höhe ein Dutzend Esel, mit Reis schwer beladen und von einigen Leuten getrieben, herabkamen. Sie hatten jenseits der Hochalpen an einer Quelle Chollar Dascht übernachtet und in der Nachtkühle die Schneefelder passirt. In zwei Stunden erreicht man bequem von Pias Tschal aus den südwestlichen Uebergangsrücken, der zum Hazartschal-Alpenlande führt.

Je mehr wir uns dem Sattel näherten, der aus Kalk besteht, desto zahlreicher kamen Felskuppen aus Porphyr- und Trachytgebilden zum Vorschein, und obwohl meine Erwartung keine geringe war, so wurde sie doch beim Ueberblick der endlich zu unsern Füssen liegenden Hochalpenlandschaft durch ihre Grossartigkeit in ihrer Wildheit noch weit übertroffen.

Das weite Hochkahr, welches nach allen Seiten hin von zackigen Spitzen amphitheatralisch umgeben ist, öffnet sich nur ein wenig nach Ost gegen Chollar Dascht. Wir befanden uns auf dem südlichen Rückenpass aus Schiefer, dessen Höhe nicht weniger als 11500 Fuss betragen dürfte. Von diesem Uebergangspuncte aus steigt, zuerst gegen West, dann gegen Nordwest, schnell ein scharfer Grath staffelweise ungefähr eine halbe Meile an, in den verschiedensten, bald kantigen, bald konisch oder pyramidal spitzzulaufenden, bald abgestumpften Formen, bis er in der Jochkante des Tacht Soleiman eine abgerundete Biegung nach Nord nimmt und weiter nach Ost sich wendend, selbst über die Grenzen des Halbkreises hinaus, wieder im Delia Dascht gegen unsern Standpunct nach Süd einbiegt. Der Durchmesser dieser amphitheatralisch angeordneten Rückenhöhen beträgt in gerader Linie annäherungsweise eine halbe Meile. Die Rücken selbst bestehen aus schwarzem Gestein und sind nur an sanftern Stellen und im Grunde mit Schnee und grobem, scharfkantigen Gerölle überdeckt, wie das kleine Profil der beigefügten Bergkarte zeigt.

In West also erhebt sich der Tacht Soleiman noch an 2000 Fuss über unserm Sattel und sein Rücken dürfte demnach auf 13.500 Fuss geschätzt werden. Auch rechts von unserem Posten zieht sich ein niederer Bergrücken aus verwittertem Schiefer nach Nord gegen den andern an dem Kesselthal auf die Nordseite führenden Uebergangssattel Kollar Dascht und verengt so die Thalöffnung nach Ost. Kaum der vierte Theil des Thalgrundes ist von Schnee entblösst und zwar nur im niedrigsten Theile, wo sich ein schäumender Bach herabwindet. Wir verliessen den Sattel und betraten sogleich ein etwa 600 Klafter weites Schneefeld, welches damals gerade mit einer dünnen Schichte frisch gefallenen Schnees bedeckt war und trotz der ziemlich bedeutenden Abschüssigkeit das Reiten doch noch erlaubte. In der Mitte der aller Wahrscheinlichkeit nach ein tiefes Thal ausfüllenden, weiter unten mehr eisigen Masse angelangt, überraschte der Anblick eines unter der hier weit schrofferen Schneelehne liegenden Sees, der an Umfang dem grünen See unter der Lomnitzer Spitze nicht nachsteht und dessen Mitte und Südostseite noch gefroren war. Schon hatte ich in dieser hohen eisigkalten Einöde auf Pflanzenbeute verzichtet, als ich nach einer halben Stunde Wegs Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft V. Bd.

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