Page images
PDF
EPUB

(wie hier) Kaiser's Werk zur Hand nimmt, wirklich manchmahl unerklärlich. Ueber den Bau von Waldstein liegt ein ausführlicher Bericht in den Heften des steyr.-historischen Vereins vor, die Ansicht ist wieder stark idealisirt. Weissenegg, obwohl der Lage nach richtig, ebenfalls. Weitenstein ist bekannt durch die romantische und mahlerische Lage seiner zwei Bergschlösser, die jedoch jetzt beide schon in Trümmern liegen, wie Wachtl's Bild in Kaiser's Werk zeigt.

Wintersfeld, an der Strasse nach Murek, ist ganz verschwunden, das Material wurde verkauft und anderwärts benützt eine auch schon dagewesene Gattung Vandalismus! Weixelstätten ist betreffs der umliegenden Berge doch ganz verfehlt und unkennbar, wenn die Gestalt des Schlosses selbst auch mit der gegenwärtigen ziemlich übereinstimmt. Wellsdorf, wo indess die Kirche cassirt wurde, ist getreu, ebenso Weyer, wo jedoch der Zier- vor Kurzem in einen Thiergarten umwandelt wurde.

Wildbach hat so ziemlich seine Gestalt behalten; bei Wildhaus, das unter Baron Lanoy wesentlich verschönert wurde, und dessen altes Schloss nur mehr in einer Wand besteht, die nun nolens volens im Parke eine Stelle spielt (wie Kaiser's Werk zeigt), hat der Kupferstecher vergessen, es verkehrt zu nehmen, und so liegt Urbani und Marburg westlich davon, statt östlich.

Wild on biethet, als 1677 noch erhalten, besonderes Interesse und stimmt mit dem heutigen sehr überein. Windisch-Feistritz, d. h. dessen Aufnahme bleibt noch ein Räthsel, da die Stadt westlich nie ein Thor hatte auch gibt es noch eine (dritte) Ansicht der Burg — wahrscheinlich späteste Aufnahme. Bei der Bezeichnung der Umgebung von Windisch-Grätz ist der Zeichner offenbar irregeführt worden, da St. Märten eine ganz andere südöstlich gelegene Pfarre ist und es im Bilde St. Pangratz oder Altenmarkt heissen soll, das älteste Gotteshaus dieser Gegend, Windenau wurde seitdem, wie Kaiser's Werk zeigt, im italienischen Style sehr schön umbaut und zeigt eine saubere Bildergallerie. Witschein beweist wieder eine Aufnahme nach Angabe, denn gebaut wurde seither nichts und die Ansicht in Kaiser's Werk ist richtig.

Ulimie (Kloster Wolimia) ist nur mehr Herrschaftsschloss. Wöllan (Wölänä) wurde seither wieder restaurirt, die Zeichnung aber ist in so ferne falsch, als der Markt nicht auf der Ost-, sondern Nordseite des Berges liegt, worauf das Schloss mit seinen schönen englischen Anlagen steht; ebenso ist Wurmberg betreffs des Höhen-Verhältnisses ganz verfehlt, was allerdings, wenn der Zeichner sich die Gestalt des Schlosses zur Hauptaufgabe machte, schwer zu vermeiden war, indem dasselbe in der Wirklichkeit doch Miniatur zum Berge solche Irrungen jedoch schaden offenbar der Darstellung sehr.

[ocr errors]

Wer im Besitze des sogenannten Schlösserbuches" ist, wird diese Anfzeichnungen gewiss anerkennend aufnehmen, sie sollen nur beweisen, welche Aufmerksamkeit ich demselben widmete. von einer Kritik im andern Sinne kann nach 200 Jahren doch wohl keine Rede sein! Auch war die Hauptsache nur der Vergleich mit der Gegenwart und mit späteren Aufnahmen desselben Gegenstandes. Möchte sich doch eine fähige Hand zu einem solchen Unternehmen, aber auch eine berufene Feder zur Erklärung finden, die, wenn noch so kurz, immerhin sehr willkommen sein wird. Da Steyermark gewiss beide verdienen würde, und seine mahlerisch Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft V. Bd.

gelegenen Burgen und Kirchen oft mit so reichen historischen Erinnerungen Stoff genug zu einem solchen Unternehmen biethen, wäre an Theilnahme inner und ausser den Gränzen wohl nicht zu zweifeln die Zukunft wird es vielleicht doch zeigen.

III.

Die Erdbeben- und Schall-Erscheinungen der Umgebung von

Litschau.

Berichte von Herrn Franz Rauscher in Josephsthal.

Vorgelegt von W. Haidinger.

(Mitgetheilt in der Versammlung der k. k. geograph. Gesellschaft am 18. Dec. 1860.) Bereits hatte am 18. Mai 1858 Herr Dr. Julius Schmidt, gegenwärtig Director der von dem Freiherrn V. Sina errichteten königl. Sternwarte zu Athen, damals noch an der Ritter v. Unkhrechtsbergschen Sternwarte in Olmütz, in einer unserer früheren Sitzungen) Bericht über Erdbeben und Schall-Phänomene aus der Umgebung von Litschau erstattet, nach Mittheilungen, welche der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus und der k. k. geologischen Reichsanstalt bis zu jener Zeit zugegangen waren, und als Anhang **) zu seiner wichtigen Abhandlung Untersuchungen über das Erdbeben vom 15. Jänner 1858***) das Verzeichniss der einzelnen vorgefallenen Erschütterungen im Auszuge wiedergegeben.

[ocr errors]

Das Verzeichniss schliesst dort mit dem Stosse vom 4. Oct. 1857 um 9 Uhr Abends.

Herr Franz Rauscher in Josephsthal bei Litschau (Niederösterreich, an der nördlichsten Spitze, Br. 48° 57', L. 32° 43' von Ferro) hat seither freundlichst Fortsetzungen der Verzeichnisse eingesandt, welche ich in Nachstehendem vorzulegen mir erlaube.

[ocr errors]

1857. November 23. M. 1 Uhr. Erdstoss mittlerer Stärke, doch hinreichend, dass Personen aus dem Schlafe erwachten. Barometer tief. Witterung kalt, neblig, Reif. Richtung S. nach N.

1857. November 30. M. 3 Uhr. Schwacher Stoss. Barometer sehr tief. Nasskalt. Richtung S. nach N.

1857. November 19. A. 64 Uhr. Erdstoss mittlerer Stärke. Nach dem Stosse kurzes unterirdisches Rollen deutlich. Barometer Vormittag über dem Mittel, zur Zeit des Stosses 1" unter demselben, Reif. S. nach N. Nach dem Stosse Wind aus SSO. (Anm. Am 18. war ein prachtvolles Nordlicht zwischen 5 und 6 Uhr Morgens.)

1857. December 20. M. 14 Uhr. Schwächerer Erdstoss bei heftigem Winde aus SSO. Barometer, Witterung, Richtung wie vorher.

*) Mittheilungen der k. k. geograph. Gesellschaft, 2. Jahrgang. Berichte über Versammlungen, S. 103.

**) A. a. O. Abhandlungen. S. 199. ***) A. a. O. Abhandlungen. S. 131.

1858. März 7. A. 614 Uhr. schon seit 5. ausserordentlich tief. aus SW. über Tag heftig, Abends

Erdstoss mittlerer Stärke. Barometer Witterung trüb, Abends heiter. Wind schwächer. S. nach N.

1858. März 17. A. 81/2 Uhr. Erdstoss mittlerer Stärke. Barometer tief. Kalt. Wind schwach W. Heiter.

1858. März 28. A. 9 Uhr. Drei in der Zeit von 5 Minuten kurz auf einander folgende schwache Erdstösse. Barometer 2" unter dem mittleren Stande. Mondhell. Still.

1858. April 8. A. 121/2 Uhr. Aeusserst starker Erdstoss mit unterirdischem donnerähnlichem Rollen. Die Nacht heiter, sternbesäeter Himmel. Barometer bei Tag über 3/4" unter dem Normalpunct, nach dem Stosse 1/2" höher steigend; und Erhebung eines Südwindes, Richtung S. nach N., man in dieser Richtung kurz vorher vorher ein eigenthümliches Leuchten bemerkt haben will.

Die Fenster klirrten, der Boden zitterte.

Am folgenden Tag Barometer im Sinken. Der 1 Stunde in südlicher Richtung entfernt wohnhafte Bauer will auf den 14-1500 Schritt von ihm entfernten Hügel ein eigenthümliches Licht um 11 Uhr Abends gesehen haben, welches über die zunächst stehenden hohen Bäume hinausreichte und wieder spurlos verschwand.

1858. April 9. A. 2 Uhr. Erdstoss minderer Stärke. Die Richtung von SW. nach N., mässiger Wind aus SSO. mit Schneeflockenfall. Barometer tief. Keine Bodenbewegung merkbar. Bewölkt.

1858. April 11. M. 21 Uhr. Erdstoss mittlerer Stärke. Barometer

tief. Witterung heiter, Richtung S. nach N.

1858. April 14. M. 1 Uhr. Ein furchtbar äusserst heftiger, bisher der heftigste Erdstoss, mit nachfolgendem anhaltenden 5 Secunden dauernden unterirdischen Rollen, hiebei eine bemerkbare wellenförmige Bewegung des Erdbodens.

M. 11 Uhr. Zwei kurz aufeinander folgende schwache Stösse. M. 11 Uhr. Ein heftiger Stoss wie der um 1 Uhr, der die Gebäude heftig erschütterte, lose liegende Gegenstände herabwarf. Gläser klirrten heftig aneinander.

M. 4 Uhr. Fortwährend in Zwischenräumen von 5-10 Minuten noch 12 schwache Stösse, die aber dumpf und weiter entfernt waren. In dem Zeitraume von 1-4 Uhr Früh 16 Stösse hörbar und verspürt. Die Witterung ganz windstill und ruhig. Der Himmel am 13. ganz umflort, düster, gegen Morgen des 14. theilweise aufgeheitert. Barometerstand tief, gegen Morgen 5 Uhr Neigung zum Steigen.

M. 7 Uhr machte ich mich in der Richtung der vernommenen Stösse von N. nach S. über die Anhöhen und durch den Wald auf, und legte auf jeden grossen zu Tage liegenden Stein eine Anzahl kleinerer Steine in Pyramidenform auf, bis zu dem 1/4 Stunde entfernten Hausbesitzer Pfendler, der auf schon früher mehrmaliges Befragen sich äusserte, die Erdstösse mit weit stärkerer Macht zu empfinden. Jedem dieser Stösse geht unmittelbar ein so heftiges Rollen im Innern des Erdbodens vor, das er mit einem heftig bergab fahrenden Kabel- (Taufel-) Wagen vergleicht, und bezeichnete den 14-1500 Schritt von ihm entfernten, einem Bauer aus Schlag zugehörigen Hügel als den Ort, wo die Stösse ausgehen. Dieser benannte Hügel ist voll zerrissener und zerklüfteter Steine, erhebt sich

gäh und kegelförmig, doch unbedeutend hoch. Die ganze umgebende Lage ist ganz mit zu Tage liegenden mächtigen Steinen bedeckt. Das Thermometer konnte in die Steinspalten nicht hineingehalten werden, da selbe zu schmal war, doch zeigte es in ruhiger Lage nach jedem Erdstoss

eine Bewegung.

1858. April 14. A. 3 Uhr. Ein Stoss mittlerer Stärke. Ich ging sogleich der Richtung wieder nach, wo ich die meisten Pyramiden aufgestellt hatte. Sie waren umgeworfen.

Blieb in Gesellschaft mehrerer über eine halbe Stunde auf dem vorerwähnten Hügel liegen, ohne etwas zu hören, noch eine Bodenwärme zu empfinden.

A. 4-5 Uhr. Kleine schwache Stösse.

1858. April 15. M. 4 Uhr. Schwacher Stoss.

1858. April 16. A. 3 Uhr. Ein schwacher Stoss.

1858. April 20. M. 11 Uhr. Nach vorhergehendem unterirdischem Rollen ein Erdstoss mittlerer Stärke.

1858. April 21. M. 11 Uhr. Schwacher Stoss. Die Richtung aller dieser Stösse von SO. nach NO. gehend. Die Witterung heiter, 250 R. in der Sonne. Barometer im Steigen.

1858. April 23. M. 12 Uhr. Starker Stoss von S. nach N. Barometer steigend. Witterung heiter, kalt, mondhell.

A. 52 Uhr. Stoss mittlerer Stärke. Barometer hat den gewöhnlichen Stand erreicht. Witterung sonnig, heiter.

1858. April 25. M. 10 Uhr. Starker Stoss, welchem in Zwischenräumen von 10 Secunden zwei sehr schwache folgen. Barometer steigend. Witterung sonnig, heiter, seit dem Morgen schwacher SSO.-Wind, der nach dem Stosse heftiger wird.

1858. April 24. A. 3 Uhr. Angeblich ein schwacher Stoss. 1858. Mai 1. M. 1 Uhr. Ein sehr schwacher Stoss. 1858. Mai 3. M. 3 Uhr. Schwacher Stoss. 1858. Mai 4. M. 10 Uhr 55 M. Stoss mittlerer Stärke. Barometer sehr tief. Thermometer + 13o R., seit 24 Stunden sehr heftiger Wind aus SSO., wechselnd aus S. Schien sehr entfernt oder tief zu sein. 1858. Mai 24. M. 6 Uhr. Zwei schnell aufeinander folgende mittelstarke Stösse. Boden nicht sich bewegend. Umwölkter Himmel, theilweise Gussregen mit Graupenfall. Thermometer + 90 R. Barometer im Sinken. Richtung SSO. nach N.

1858. Mai 26. A. 9 Uhr 20 Minuten. Erdstoss mittlerer Stärke, dem schnell darauf ein sehr schwacher Stoss folgte. Der Boden erschüttert. Richtung S. nach N., umwölkt, sonst schön. Am darauf folgenden Tage Regenwetter. Thermometer 60 R. Barometer 1/4" tiefer.

1858. Juli 2. M. 10 Uhr 33 M. Erdstoss mittlerer Stärke, Barometer im Fallen. Trübe zum Regen geneigte Witterung nach vorheriger Trockne und Hitze. (Aufhören der Eruptionen des Vesuvs in Italien.)

1859. April 12. A. 81⁄2 Uhr. Ein sehr dumpf hörbarer Stoss von S. nach N., den Tag üher 0.- und SO.-Wind, Abends still. Nach erfolgtem Stoss neuerdings windig, Barometer Neigung zum Steigen.

1859. September 26. A. 5 Uhr 25 M. Ein mittelstarker Erdstoss bei höherem Barometerstande, 1/2" über den gewöhnlichen, und ganz vollkommene Windstille, mit theilweise leicht umflortem Himmel in der Richtung von S. nach NW.

1860. August 8. M. 10 Uhr 27 M. Ein heftiger Stoss bei starker Erschütterung der Gebäude, und zwar mit fortrollenden Stössen von S. nach NNW. Barometerstand normal und Neigung zum Steigen. Thermometer 11 R. Witterung feucht.

1860. September 28. Abends 10 Uhr. Aeusserst heftiger Erdstoss, der heftigste, der seit sechs Jahren verspürt wurde, mit wellenförmig fortlaufenden anhaltenden Stössen. Barometer 1/2" unter normal tief. Thermometer 9o R., vollkommene Windstille. Richtung von S. nach NW. Der Himmel mit aus NW. ziehenden Federwolken bedeckt, die doch das helle Mondlicht durchlassen.

1860. September 28. A. 10 Uhr 15 M. Ein zweiter schwächerer Stoss, um 10 Uhr 20 Minuten ein dritter noch schwächerer, denen mehrere schwächere folgen in der Zahl von 10--12, so dass die gesammte Anzahl wohl 15-20 betrug. Bei diesem äusserst heftigen Stoss wurden Gebäude vom Grunde aus erschüttert, Gläser fielen und allgemeiner

Schrecken.

Am 29. September Früh war die ganze Umgebung mit einem dichten äusserst übelriechenden Nebel belegt, der sich erst um 7 Uhr hob und die Sonne durchliess.

Um 127 Uhr ein entfernter, heftiger, dumpfer Knall und Stoss in der Richtung von S.

Um 349 Uhr Abends. Zwei schnell aufeinander folgende kurze Stösse, wovon der erste stärker, Barometer tief, Thermometer 9o R. Ganz reiner Himmel, heller Mond. Vollkommene Windstille.

Um 9 Uhr ein schwacher weit entfernt scheinender Stoss. Ein dichter übelriechender Nebel erhebt sich aus Thal, Hügel und Wald.

Am 30. September 1 Uhr Früh schwacher Stoss wie früher; 1/45 Uhr stärkerer Stoss, dem ein schwacher folgt; 35 Uhr ein schwacher, ebenso um 5 und um 1/26 Uhr. Der ganze Himmel dicht bedeckt, Barometer - fortwährend tief, Thermometer 110 R., vollkommene Windstille."

Mit dem 30. September schliesst das Verzeichniss. Auch der Bericht ist vom 30. September datirt, und Herr Rauscher gibt noch in einer Anzahl von Bemerkungen seine Ansichten über mehrere Einzelnheiten der Erscheinungen in der dortigen Umgegend.

„Die verspürte Weiterverbreitung der hier so häufigen Erdbeben nimmt seit Jahren zu, so dass die in dem gegenwärtigen Jahre verspürten, besonders die stärkeren, gegen SSO. und N. eine bis zwei Stunden weit mit gleicher Heftigkeit empfunden werden, von gleichen Witterungsverhältnissen begleitet. Gegen W. und NW. scheint die Weiterverspürung kaum eine Stunde zu betragen. Die schwächeren Stösse scheinen oft so weit entfernt, dass man über deren Richtung ganz in Irrung geräth. Die Atmosphäre scheint thätigen Antheil hiebei zu haben.

Zur Aequinoctialszeit scheinen die Stösse häufiger vorzukommen, sowie in regnerisch nasser Zeit.

Der Ursprung dürfte mit Gewissheit gegen S. von hier aus zu suchen sein, und zwar in nicht gar zu weiter Entfernung, in dem s. g. nahe bei Litschau liegenden Eulenberge in Verbindung mit der ganzen gegen Osten zu fortlaufenden Hügelreihe. Ersterer ist ein so ziemlich nach allen Seiten hin mehr oder weniger abdachender kegelförmiger Hügel, und ist so wie letzterer mit häufigen übereinander gewürfelten Steinen wie besäet. Die vom Ersteren gegen N. und W. auslaufenden

« PreviousContinue »