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Meteorologische Beobachtungen in Wallendorf bei Bisztritz.

Beobachter Hr. Mathias Klopps.

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II.

Zur älteren Topographie von Steyermark.

Von

J. C. Hofrichter.

Nachstehende Zeilen wurden durch die ebenso werthvollen als fleissigen Aufzeichnungen Feil's über des Geographen Franz Michael Vischer's Leben und Wirken (in diesen Blättern, 11. Jahrgang, S. 50, I. Heft) hervorgerufen, und ich, als in meinem Vaterlande ziemlich bekannt, erlaube mir, nachstehend zu selben, so weit es dessen Topographie der Steyermark (Schlösserbuch) betrifft, einen Beitrag zu liefern, da ich mich rühmen darf, selbst von diesem Werke ein ziemlich vollständiges Exemplar zu besitzen, indem die meinem ursprünglichen Besitzstand fehlenden Ansichten später gezeichnet oder aus andern Exemplaren eingeschaltet wurden.

Es sei erlaubt, in der gegebenen alphabetischen Ordnung die Bestehenden einer kurzen Kritik zu unterziehen, mit Andeutungen auf ein ähnliches später erschienenes Unternehmen: Jos. Franz Kaiser's "Ansichten aus Steyermark," begonnen 1820, welche, da sie auch Bilder überhaupt sehenswerther Puncte, z. B. der Strasse durch die strada lukna

oder interessanter Momente, z. B. des Empfangs des Kaisers Franz am Semmering u. dgl. liefern wohl an Vollständigkeit, nicht aber (im allgemeinen) in der Zeichnung und Ausführung mit späteren solchen Sammlungen sich messen dürfen, als da waren im mahlerischen Deutschland" mit Text von J. G. Seidl eine Partie in Gross-Folio bei Heribert Lampel in Gratz (angefangen mit Text) endlich in neuester Zeit mehrere Ansichten sammt Text als Beilagen der „Gratzer Zeitung" u. a. m., welche meist aber bald nach ihrem Entstehen wieder eingingen, so dass nun Kaiser's Werk um so willkommener sein muss, als wir schon mit Aufhören der Amtirung in den Schlössern (Patrimonialgerichtsbarkeit) nach und nach neue und schöne Schlösser dem Verfalle entgegengehen sehen, so war Vischer's Unternehmen seiner Zeit besonders desswegen von hohem Werthe, weil kurz nach seinen Aufnahmen die verheerenden Türkeneinfälle in Steyermark so manches Schloss in Asche legten, das nie mehr aus derselben sich erhob und weil so viele Geschlechter ausstarben, oder sich in die Städte zogen, oder in Staats- oder Kriegsdiensten aufgingen, wodurch ihre Besitzungen verödeten oder an Andere übergingen, wo später oft dasselbe der Fall war, z. B. bei Aheimb und Aichberg, die dem Kruzzenbesieger Grafen Heister gehörten. Altenburg, die alte Burg zum Unterschiede der neuen, die weiter oben gebaut wurde, behielt seine Gestalt, diese aber, Oberburg, hat durch seine mit hoher Kuppel versehene Kirche eine wesentlich verschiedene erhalten. Woher zwei Alkheinach - ist nicht erklärlich. Arnfels ist zur Ruine geworden, das neue Schloss aber (wie Kaiser's Werk zeigt) ist leider nicht ausgebaut, und dürfte es auch kaum mehr werden.

Auffan, nächst Grosssteinbach, im Bezirk Fürstenfeld, ist ganz verschwunden, wie Wilfersdorf, das dem gleichnamigen berühmten Edel

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geschlecht gehörte, nächst Wind.-Hartmannsdorf. Sonderbar, dass fast aus allen Ziergärten, die damals wahrscheinlich in Mode gewesenen Lusthäuschen mit Schnitzwerk und Verzierungen (wenn sie vielleicht nicht schon damals, wie so manches, in der Fantasie des Zeichners waren) z. B. in Authal u. S. W., verschwunden sind. Sehr viele Schlösser

Bi

sind zu Bauernhäusern degradirt worden, wie z. B. ein Theil von schofeck im Saggothale, das schöne Gradisch bei Windisch-Gratz, Oberroggitsch, Rogins u. m. a.

Die Burg in Marburg hatte nie die Gestalt, wie sie Vischer lieferte, wohl war es aber im Plane der dermaligen Inhaber, Inhaber, Grafen Khissl, sie so zu bauen, d. h. zu vollenden, wie diess in Acten vorliegt. Die Maltheser-Commende Fürstenfeld ist heute so, wie vor 200 Jahren, aber die Kirche sammt dem Thurme ist in neuem Style erstanden, wie das ähnliche Bild in Kaiser's Werk zeigt. Curpula, Bestandtheil der gewesenen Herrschaft Erlachstein, existirt nur mehr in den Acten und im Grundbuche.

Dann nun Thanek hat seine Zugbrücken und Gräben und damit seine romantische Gestalt und das ritterliche Kleid verloren, wie diess mehr je allseits der Fall ist. Noch ist eines Verhältnisses zu erwähnen: Dirnstein z. B. und so viele andere zeigen in den Mauern ganz dieselbe Form wie in dem Kaiser's Werke, natürlich ohne Bedachung, welches die getreue Aufnahme zeigt.

Ortschaften, wie Dobbelbad und andere, die mehr bekannt, lassen die Zubauten und Verschönerungen späterer Zeit erkennen und im einzelnen verfolgen. Der vaterländische Künstler J. Wacht lieferte davon zu Kaiser's Werk (wie überhaupt seine Arbeiten dabei) im kleinen ein Meisterstück.

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Dornau am Pettauerfelde ist, wie eben diess zeigt, gegenwärtig schöner und stattlicher wurde aber, sonderbar, von der Rück- (Nord-) Seite aufgenommen. Manche Bilder geben Vogelperspective, die wirklich sammt ihren Erklärungen unerklärlich sind, aber sie gehörten damals zur Mode, z. B. Ehrnau im Liesingthale,

Die zweite Ansicht von Eibiswald zeigt rechts im Thale eine Kirche an der Stadtstrasse, welche seitdem welche seitdem des Thurmes beraubt, zur einfachen Capelle degradirt wurde. Erlachstein lässt kaum eine Herleitung oder Aehnlichkeit mit dem heutigen Schlosse zu (dem GeneralConsul Gödl gehörig).

Die Gondel auf dem Drauflusse bei Fall erinnert an die Segelschiffe bei Pettau in den Stahlstichen zum „malerischen 'Deutschland," beide als irrführende Hirngespinnste der Zeichner!! Woher das zweite Forchtenstein? - bleibt x. Eines der bezüglich der Umgebung interessantesten Bilder ist Freidenau: wo aber damals die Strasse? kaum erklärlich; so wie die Vogelperspective selbst.

Welche erstaunliche Menge von Wasser überall, theils in Schlossgräben und Teichen, theils vielleicht ideal (vom Zeichner zur Verschönerung seiner Landschaft) vorhin! Vergleiche mit Kaiser's Werk zeigen deren Umstaltung in Gärten oder Wiesland, z. B. bei Feistritz nächst Ilg. Kaum zu erkennen ist Fridau (heute z. B. Station), denn 80 dürften kaum je die Stadtthore gegenüber gestanden sein. Statt solcher Thore erscheinen heutzutage allseits Mauthschranken, wie auch Kaiser's

ein

Ansicht Von Fridau zeigt, mit der schaudervollen Forderung für seelenerschütterndes Strassenpflaster! Bei den Thoren war dafür damals der Sperrgroschen zu zahlen.

Frauenburg ist als Ruine schöner, als das Schloss wenigstens als die Zeichnung desselben bei Vischer. Ungemein interessant ist's allseits, Vergleiche zwischen diesem und Kaiser's Werk anzustellen, nicht nur ob des neuen Gewandes und der Umstaltung, sondern meist ob der Lage. Ob z. B. die Mur wirklich am Fusse der Berglehne geflossen, worauf heute und natürlich auch vor 200 Jahren Frauheim und Laubegg? wäre interessant zu wissen. Stadt Fürstenfeld, damals „Gräntz-Vöstung," hat wieder idealisirte Berge, und so auch Eingang, recte Aufgang von Westen her. Gallenhofen hat sich überhaupt seither vergrössert, wurde aber in jüngster Zeit (Baron Czörnig gehörig) besonders verschönert.

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Von Geirach ist keine Spur mehr der „abkommenen Carthusen," wohl aber besteht noch das Gebäude der Staatsherrschaft, wie es in Kaiser's Werk zu sehen. Grabenhofen und Weisenhof u. a. müssen die Gratzer in der Gestalt auch erst suchen. Groschnitz ist seitdem ein stattliches Schlösschen geworden und ziert mit so vielen andern das schlösserreiche Mürzthal; um diess zu zeigen, nahm der Zeichner in Kaiser's Werk jenes von der Rückseite auf. Grünberg ist, wie Gano vitz und so viele andere, ganz Ruine, lassen sich aber, wie vorerwähnt, in der Gestalt verfolgen. Gross-Sonntag an der Drau hat erst das letztverwichene Jahrhundert in seinem Geschmacke modernisirt, so dass es kaum mehr zu erkennen, wie es Vischer lieferte. Grottenhofen bei Leibnitz hat die Indolenz eines Verwalters verfallen lassen ja muthwillig zerstört, da sich noch ältere Leute des stattlichen Schlosses zu erinnern wissen; aber eines sollte nach dessen Willen" eingehen — und da wäre es um das prächtige Seckau, zu dem es gehörte, doch noch mehr Schade gewesen!!

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Von Gratz, d. h. aus Gratz und seiner Umgebung liefert Vischer nur ein paar Ansichten natürlich aus Dankbarkeit für die Stände des Landhauses — Kaiser's Werk dagegen 18 solche ganz erklärlich! Guttenberg gibt ein ziemlich getreues Bild und der Schöckel sammt Hexenthurm und Wetterkreuz ist handgreiflich dargestellt. Gutenhaag bei Marburg hat die gegenwärtige Inhabung mit grossen Kosten, rühmlich in möglichst frühere Form wieder hergestellt, diess geschah jedoch nach Erscheinen von Kaiser's Werk. Heidenstein bei Cilli ist, wie mehrere, sonderbar von der Rückseite aufgenommen. Hainfeld, weiland Hammer-Purgstall's Tusculum, entspricht seiner gegenwärtigen Gestalt; um des Vogelperspectiv willens musste der Hintergrund mit einer Linie abgeschnitten werden, wie diess auch anderseits kommt.

vor

Halbanrain sammt der Strasse bekam seitdem eine andere Gestalt diese aber eine andere Richtung. Hartberg's Ansicht bietet, als historisch wichtig, auch für den Historiker besonderes Interesse - ebenso das gleichnamige Schloss, dessen Begebenheiten die jüngst erschienene Monographie desselben erzählt.

Hartenstein ist unerklärlich, weil kein Markt solchen Namens in Steyermark ist oder je war; das heutige Schloss Hartenstein nächst Windisch-Gratz aber steht in einer waldreichen Ebene und hat keine ent

fernte Aehnlichkeit mit dem Bilde. Wie Hau sambacher auf einem freien Berge oder einer Felswand? ist auch nicht zu denken. Herberstein bietet als ziemlich getreu und gleich (alt und neu) stets grosses Interesse für den Alterthumsforscher und Naturfreund, daher auch Wachtl's schönes Bild aus Kaiser's Werke oft schon copirt wurde. Hollenek liess die gegenwärtige Inhabung (Fürst Liechtenstein) bekanntlich restauriren und es es ziert nicht nur als Schloss jetzt die Gegend, sondern bietet auch in seinem Innern ungemein viel des Sehenswerthen.

was bei SO

Bei vielen Abbildungen scheint Vischer's Zeichner lediglich die Gestalt des Schlosses im Auge gehabt zu haben wie bei Kaiser's Ansichten oft mehr der Landschaft als dem Porträte Rechnung getragen ist, kleinem Formate unvermeidlich ist. Kaptenberg und Katsch zeigen sich noch in den heutigen Ruinen in ziemlich entsprechender Gestalt. Khilbl wurde seither zwar vergrössert, aber auch wieder verlassen. Kirchherg stellte Vischer's Zeichner, wie die meisten Schlösser, in den Vordergrund, während bei Kaiser's Werk aus obgedachtem Grunde dieselben im Mittel, hier gar im Hintergrunde erscheinen. Klaffenau erhielt indess von seiner Inhabung (Stift Vorau) eine sehr freundliche Gestalt, Klech aber ist ganz verfallen und vom gegenüberliegenden Calvarienberge keine Spur mehr da. Wohl steht noch das Kreuz zur rechten, die rechten, die „Hohenwarte" genannt, weil es zum Wachtposten ob der (ungarischen und türkischen) räuberischen Einfälle gedient haben soll.

Knittelfeld. wie alle Städte, waren die Mauern nicht gar hoch, lassen sich so ziemlich herausfinden, doch befasste sich Vischer's Zeichner nicht viel mit Ortschaften; die zahlenden Herrschaften waren ihm wichtiger, während Kaiser's Unternehmen alles umfasste. Bei den Schlössern ist es so häufig der Fall, dass, was die materielle und industrielle Zeit mit sich bringt, die Meiergebäude damals Nebensache, heutzutage Hauptsache sind; was würden die alten Saurau dazu sagen, wenn sie das rege Leben am Fusse des Berges, wo damals höchstens einige Knechte mit Wiesarbeit beschäftigt waren, dafür aber ihre schöne Burg Krems oben in Trümmern sehen könnten !!

Krottendorf hat auch ein anderes Gewand erhalten und im Bilde erscheint auch Maria Rechkogel, ein bekannter Punct des Mürzthales.

Beweis getreuer Aufuahme, aber mit idealer Vogelperspective ist wieder Laubegg, auch von der Rück- (Ost-) Seite desswegen vielleicht aufgenommen. Lanach ist noch als "Hof" genannt. Gute Aufnahme zeigen beide Landsberg und das Windische zugleich die vulcanische Gestalt der dortigen Berge. Mit der Ansicht der Lechkirche in Gratz vereinigte der Zeichner (vielleicht Deutlichkeits halber) gleich auch den Rosenhain, damals Jesuiterhof und St. Leonhardt, damals Filiale der Stadtpfarre. Lechen ist wie so manche andere derart idealisirt, dass man fast vermuthen möchte, G. M. Vischer hat sich ob der Fähigkeit seiner Mitarbeiter oder Zeichner weniger gekümmert als um die Vollständigkeit der Sammlung, um nur einen Landstand gegenüber dem andern nicht zu vernachlässigen.

Lambach ist durch den Bericht eines Verwalters verschwunden und die wenigen Mauerreste längst von Reben bedeckt. Diese liefern ihren Herren, den gegenwärtigen Stiftsherren von St. Paul, den guten

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