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fehlen hier, cod. R aber, welcher, wie wir gesehen, trotz seiner Schwankungen bei Bibelcitaten doch auch theilweise noch das Aeltere bewahrt hat1), erhielt deutlich cantionem novam und damit vergleiche man die Belege für diese versio antiqua aus anderen Vätern bei Sabatier II, 278 (wo nun auch die Hilariusstelle darnach zu corrigiren ist) und den Sprachgebrauch des Hilarius selbst, der überhaupt eine grosse Vorliebe für das Wort cantio zeigt (Vgl. z. B. Ps. II, 31 p. 280, 11; Ps. LXIV, 3 p. 414, 31; Ps. LXVII, 4 p. 445, 1; Ps. CXLIII, 6 p. 846, 15 u. dgl.). Ps. CXLVII, 3 p. 876, 26, wo ebenfalls GV im Stiche lassen, bietet R statt des bisherigen Vulgatatextes: et adipe frumenti satiat te im Einklange mit der griech. Uebersetzung der LXX (xai oτéap πupoñ μлλν oε) und mit der lateinischen bei anderen Kirchenvätern (Sabatier II, 284) satians te, was sich demnach gleichfalls aus zwei Gründen empfiehlt. Ps. CXLII, 12 p. 842, 23 schlossen sich die seitherigen Ausgaben an den Cod. p an: et perdes omnes inimicos, qui persecuntur animam meam: quoniam servus tuus sum ego; auch hier fehlen GV, es wird aber mit R im engeren Anschlusse an den griech. Text (καὶ ἀπολεῖς πάντας τοὺς θλίβοντας τὴν ψυχήν μου, ὅτι δοῦλός σού εἰμι ἐγώ)) herzustellen sein: et perdes omnes, qui tribulant animam meam: quoniam servus tuus ego sum. Ps. CXXXV, 4 p. 770, 19 dagegen lesen wir in R die Stelle I Cor. 15, 10 gleichlautend mit der Vulgata: gratia autem Dei sum id quod sum, während PT überliefern sum quod sum, was durch den griechischen Urtext (sipi % eipt) und durch die ältere Ueberlieferung der Citate bei Ennodius), Orosius) und

1) Vgl. z. B. oben S. 78 Anfang und S. 79 Ende.

2) Aber Variante bei Tischendorf II, 109 ὅτι ἐγὼ δοῦλός σου εἰμι. Vgl. das oben S. 76 Gesagte.

3) Vgl. v. Hartels Ausgabe (Wien 1882) S. 63, 6.

4) Ed. Zangemeister (Wien 1882) S. 617, 3, wo im Apparate id quod sum nur als Lesart von angeführt ist.

Anderen 1) bestätigt wird. Dennoch könnte man vielleicht bei dieser Kleinigkeit noch schwanken, wenn hier nicht im S. Gallner Palimpsest wenigstens noch die zwei Wörtchen sum quod lesbar wären, die uns also klar beweisen, dass bei Bibelcitaten im engen Anschluss an den griechischen Text und an andere alte Uebersetzungen auch cod. P, obwol er sonst an Verlässlichkeit mehrfach hinter R zurücksteht, eine zu beachtende Quelle ist.) Nach den so kurz dargestellten und durch gewählte Beispiele allseitig erläuterten Verhältnissen dürfte sich kaum eine andere Methode finden lassen, welche auf diesem Gebiete, das sich, wie man sieht, von der Behandlung des eigentlichen Hilariustextes scheidet, wenigstens grössere Wahrscheinlichkeit der Herstellung des Ursprünglichen erwarten liesse.

1) Sabatier III, 713.

2) Hingegen ist T für sich allein auch in solchen Dingen schon von geringerer Bedeutung; nur einmal corrigirt er uns sogar VRP, aber lediglich in einer Wortverstellung, die sich bei Beachtung unserer Ueberlieferungsfehler und der folgenden wiederholten Citate von selbst heilen würde. Die von Hilarius dreimal (Ps. LI, 22; LXIV, 6; CXXXII, 2) herangezogene Stelle I Timoth. 3, 15 lautet nämlich an den beiden letztgenannten Partien nach der besten Ueberlieferung im Einklang mit der Wortstellung des griech. Textes und aller anderen Uebersetzungen richtig so: Ut scias, quemadmodum oporteat te in domo Dei deversari, quae est ecclesia Dei viventis, columna et firmamentum veritatis; nur beim ersten Citate im 51. Psalme erscheinen die letzten Worte in VRP hinaufgestellt zwischen de versari und quae est, während T auch hier die sonst beglaubigte Stellung hat. Offenbar fand hier nur im Archetypus, wie so häufig, ein Ausfall statt, der dann, zunächst durch Zugabe der betreffenden Worte am Rande geheilt, weiter dieselben an die unrichtige Stelle im Texte brachte. Vgl. meine Nachweise in den Studien zu Hilar. S. 32 [898] ff. und in den, Wiener-Studien< 1886 S. 336. Im alten Cod. V ist bei Derartigem sonst öfter noch die einfache Beischreibung am Rande von erster Hand erhalten. Auf ganz Aehnliches weist die theilweise Verstellung der Worte: Dominus solvit conpeditos Ps. CXLV, 8, welche noch dadurch illustrirt wird, dass dieselben in R geradezu fehlen!

IV.

Beiträge zu den lateinischen Wörterbüchern.1)

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auriga in der Bedeutung Steuermann ist bei Forcellini, Georges und Klotz bisher nur durch Ovid Trist. I, 4, 16 (so muss es heissen statt I, 3, 18 oder I, 14, 16) belegt; vgl. dazu den jetzt dem Varro Atacinus zugeschriebenen Vers bei Bährens Fragmenta poet. rom. (Leipzig 1886) S. 332, 2: Tiphyn at aurigam celeris fecere carinae.2)

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1) Die mit bezeichneten Wörter oder Wortformen sind in der 7. Auflage des ausführlichen Handwörterbuches von Georges (Leipzig 1880), resp. für Spätes im Glossarium von Du Cange-Favre noch nicht vertreten ; die übrigen geben weitere Stellenbelege für Georges, für Paucker's Supplementum lexicorum lat. (Berlin 1885) und für Du Cange. Die mit Ps. bezeichneten Beiträge stammen aus Hilar. Psalmencommentar. 2) Dass dieses Fragment aus den, Argonautae des Varro Atacinus stammt, was Keil und Unger, denen Bährens folgt, gewiss richtig hervorgehoben haben, liegt schon an sich sehr nahe; eine weitere kleine Bestätigung dieser Annahme könnte aber gerade auch die oben notirte Uebereinstimmung bieten. Da nämlich Ovid Am. I, 15, 21 den Varro Atacinus mit seinen > Argonautae unter den bedeutendsten Dichtern aufzählt und in der Reihe der römischen eben zwischen denjenigen, denen er am liebsten so Manches für Sprachgebrauch und metrische Verwendung entlehnte, dürfte der obige, bisher in der erhaltenen röm. Literatur sich allein deckende Gebrauch des Wortes in diesem Sinne doppelt bezeichnend sein. Auf Verwandtschaft von Verstheilen, die sich trotz der geringen Fragmente des Varro hie und da nachweisen liessen (z. B. Varro fr. 7 S. 333 Bähr. placida composta quiete, Ovid Met. IX, 469 placida resoluta quiete) lege ich für derartige Schlüsse bekanntlich (vgl. bes. Zu spät. lat. Dicht.◄ I, 44 ff.) weniger Wert.

colliculus Ps. LXVIII, 31 p. 489, 7 Migne.

*conformabilis Ps. CXXIX, 4 p. 720, 20, vgl. Paucker Suppl. S. 117.

*

conscensor Schol. Oenip. in Juvenal. III, 77. (Das Wort wäre jedenfalls im Glossarium von Du Cange-Favre nachzutragen.)

conspicabilis Ps. CXXVII, 11, p. 710, 17; CXXXVIII, 34 p. 809, 45.

contemplabilis Ps. CXXXVIII, 35 p. 811, 6, convertibilis Ps. CXVIII Koph 12 p. 631, 6, vgl. Paucker 1. c. S. 142.

corporatio Ps. LXIII, 10 p. 412, 7.

custodiarium Ps. CXXXVI, 1 p. 777, 28 (pomorum custodiarium). 1)

deliramentum Ps. CXXV, 2 p. 685, 33.

* diapsalmus, i; diapsalma, ae; vgl. oben S. 56. * donec cum (=donicum) Prolog. 3 p. 234, 10; vgl. meine Mittheilung in Wölfflins Archiv f. lat. Lex. II (1885) S. 604.

dormitatio Ps. CXX, 10 p. 657, 39.

dulcificare Ps. LIV, 13 p. 354, 31.

episcopium Prolog. 1 p. 233, 16; vgl. meine Bemerkung bei Wölfflin 1. c.

*

frequentabilis Ps. CXXXI, 15 p. 737, 14 (introeuntibus frequentabilis).

funiculum (Nominativ Sing.) Ps. II, 31 p. 280, 17; CXLIII, 6 p. 846, 19.2)

ignivomus; taurum ignivomum ist nun nach der Stamser Handschrift zu lesen bei Alanus contr. Haeret. cap. I p. 307, 5 Migne. 3)

ignorabilis Ps. CXVIII Teth 5 p. 561, 54; CXXV,

1) So ist nun mit den älteren Handschriften zu lesen, vgl. oben S. 78. 2) Vgl. oben S. 77.

3) Vgl. meine Abhandlung, Zu Hildebert und Alanus in den Sitzungsberichten der Akademie zu München 1881 S. 311.

2 p. 686, 1; vgl. für Hilar. auch die Stelle aus de Trin. bei Paucker 1. c. S. 331.

inaudientia Ps. II, 44 p. 288, 31 (inoboedientiae atque inaudientiae iudicium).

incentivum (meist im Plur., nur Ps. CXXXVI, 8 p. 780,

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40 im Singul.) incentiva vitiorum Ps. CXVIII Aleph 8 p. 507, 25; Ibid Gimel 6 p. 520, 3; CXXXVI, 3 p. 778, 20; CXLII, 14 p. 842, 42 i. peccatorum Ps. CXXVI, 19 p. 702, 23; CXXXVII, 3 p. 786, 24 i. cupiditatum Ps. LI, 13 p. 316, 12-i. naturalium perturbationum Ps. LII, 11 p. 329, 23 i. carnis Ps. LXII, 9 p. 405, 37 - i. operum ac dictorum Ps. CXXVIII, 4 p. 712, 36.

Vgl. Paucker 1. c. S. 358 und meine Studien zu Hilar. S. 43 [909].

* inconceptibilis Ps. CXVIII Vau 9 p. 546, 33. * inconspicabilis Ps. CXXXVIII, 21 p. 803, 24. *inexscrutabilis Ps. CXXIX, 1 p. 718, 18; vgl. Studien zu Hilar. S. 57 [923].

infirmis, e Ps. CXXXIX, 11 p. 820, 32; CXVIII Aleph 12 p. 509, 11. Vgl. Schepss die Sprache Priscillians in Wölfflin's Archiv III (1886), 315.

*ininitiabilis Ps. CXVIII Koph 9 p. 629, 36;

CXXXVIII, 35 p. 810, 22 (ininitiabilem Dei aeternitatem).

innascibilis Ps. CXXII, 2 p. 668, 40; CXXXI, 22 p. 741, 4.

inperscrutabilis Ps. CXXIX, 1 p. 719, 15. inperspicabilis Ps. CXXIX, 1 p. 718, 16.

* insignium Ps. CXXXI, 27 p. 744, 8 (regni insignium). 1) investigabilis Ps. CXXIX, 2 p. 719, 16 (divitiarum Dei investigabilium); vgl. Paucker 1. c. S. 430.

levificare Ps. LI, 8 p. 313, 39; vgl. Paucker 1. c. S. 451.2)

1) So lesen die 5 ältesten Handschriften vom 6. bis zum 11. Jahrhundert statt regni insigne.

2) Die Stelle bei Hilar. ist nun nach der handschriftlichen Ueber

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