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kamm. Ein vom Eiswandbühel wieder südöstlich streichender Eisrücken verbindet ihn mit dem ungeschlachten Breit- oder Bockkarkeeskopf. So wie der Mittlere Bärenkopf und der Eiswandbühel, dann der erwähnte Zwischenrücken, so gehört auch er dem Nordrande des grossen Pasterzengletschers an, auf welchen seine Süd- und Südwestseite sich hinabneigt, während seine Ostseite sich in das Käferthal, den südwestlichen Thalschluss von Fusch senkt. Links vom Breitkopf zieht vor unsern Augen der Tauernhauptkamm ostwärts über den Fuscherkarkopf und das spitzige Sinewelleck, dann die Furche der Pfandlscharte auf den Kloben und auf die letzte südostwärts sichtbare Firnspitze, den Brennkogel, dabei im Fuscherkarkopf und Sinewelleck noch der nördlichen Begrenzung der Pasterze angehörend, im ganzen Laufe vom Mittleren Bärenkopf an aber die Grenze zwischen Salzburg und Kärnthen tragend. Weiter zurückstehend gewahren wir ausserdem über der Ecke des Käferthales zwischen dem Breitkopf und Fuscherkarkopf Eisberge aus dem Glocknerkamm, welcher das Pasterzenkees auf seiner Südseite dämmt, östlicher und links vom Sinnewelleck endlich ragt die stolze Doppelnadel des Grossglockners himmelan.

Die wundervollen Contouren dieser Firnberge finden sich in einer Skizze des Herrn Architekten Friedrich Stache so getreu wiedergegeben, dass jeder, der sie gesehen, die genussreichen Augenblicke, welche er auf dem Fuscherthörl zugebracht, lebhaft in seine Erinnerung zurückgerufen fühlt, und als Herr F. Stache die Güte hatte, seine Zeichnung der Redaction des Jahrbuches zur Verfügung zu stellen, glaubte diese mit besonderem Danke den freundlichen Antrag annehmen zu sollen, um dadurch die grösstmöglichste Zahl von Alpenfreunden jener angenehmen Erinnerung an die Tauernhöhe theilhaft machen zu können 1). A. v. R.

Album der deutschen Alpen. Herausgegeben von dem Landschaftsmaler Conrad Grefe in Verbindung mit der art. Anstalt von Reiffenstein & Rösch. Wien, 1867.

Wir haben hier ein Unternehmen vor uns, das in höchst eigenthümlicher Weise künstlerische, wissenschaftliche und touristische Interessen in sich vereinigt.

Es hat sich laut seinem Programme die Aufgabe gestellt, alle Zweige und Verästungen der deutschen Alpen in einer Reihenfolge der schönsten und interessantesten Charakterbilder zur Anschauung zu bringen, um in den weitesten Kreisen des In- und Auslandes die Aufmerksamkeit der Naturfreunde auf unsere überherrliche, aber noch viel zu wenig bekannte Gebirgswelt zu lenken und es jedem ihrer Freunde möglich zu machen, eine dauernde Erinnerung der reizenden Naturgenüsse, welche sie ihm gewährte, in einem ebenso gediegenen als billigen und bequem zu erwerbenden Sammielwerke zu bewahren.

Dieser Bildercyklus soll sich nicht wie die meisten bisher veröffentlichten Bilderwerke über unsere Alpen auf die Darstellung allbekannter Thal- und Ortsansichten beschränken, er wird vielmehr, gleich dem kühnen Alpensteiger, den höchsten Bergregionen, sowie den wildesten Gletscherströmen jene gewaltigen, ernsterhabenen Bilder entnehmen, welche den Totaleindruck des Gebirges charakterisiren, und von ihnen zurückkehren zu jenen so überaus reizenden Seen und Wasserfällen, welche den majestätischen Ernst der Hochwelt mit lieblicher Anmuth beleben. Künstlerische Schönheit soll sich mit wissenschaftlicher Strenge vereinen und während Erstere die Totalwirkung so wie Reize des Lichtes und der Farbe zu beherrschen bestimmt ist, hat Letztere die Aufgabe, über die strenge Wahrheit und Gewissenhaftigkeit

1) Siehe Panorama vom Fuscherthorl.

D. Red.

bezüglich der Conturen und Linien sowie über die genaue Charakteristik der geognostischen und vegetativen Formen zu wachen.

Betrachtet man nur die beiden bisher ausgegebenen Blätter, so muss unbedingt zugestanden werden, dass sie den gestellten Aufgaben und Grundsätzen vollkommen entsprechen.

Der Stuibenfall bei Umhausen im Oetzthale führt uns einen der schönsten und malerischesten Wasserfälle Tirol's vor; im Vorgrunde der ernste Hochwald, hinter welchem über steile Wände die schäumende sprühende Fluth herabstürzt; Nebel erheben sich aus den Schluchten und verbinden sich allmälig mit den Wolken; alles ist erfüllt von dem feinen Wasserstaube, welcher mit den zartesten Tinten das üppige Grün der Vegetation und die kalten Farben der Felsen überkleidend, endlich in leisen Abstufungen sich mit den unbestimmten Tönen der Luft vermischt.

Das zweite Blatt versetzt uns an den Fuss des Absturzes der gewaltigen Pasterze"; wir erblicken den starren Eisstrom durchzogen und umfasst von seinen Moränen, in riesigen Stufen den Abhang herabstürzen: rechts vom Beschauer steigen die Freiwände steil empor, links erhebt der Grossglockner sein eisbekröntes Haupt, und den Hintergrund schliesst die schneebedeckte Kuppe des Johannesberges; der Totaleindruck ist der eines einfach grossartigen Bildes voll ernster Ruhe.

Diess Blatt bildet zugleich da es den Gipfel des Grossglockners selbst enthält eine sehr passende Ergänzung des früher veröffentlichten „Glocknerpanorama's".

Das nächste Blatt welches zur Ausgabe kömmt und uns im Probedrucke vorliegt, ist den Südalpen entnommen und führt uns in die ebenso schöne als eigenthümliche Region der Dolomiten zu einem der reizendsten Punkte an der Ampezzanerstrasse, nach Peutelstein (in Süd-Tyrol).

Eben dieser Gruppe wird auch das vierte Blatt angehören, welches den wundervollen Mesurina-See, zum Vorwurfe hat, während das fünfte Blatt wieder dem Norden angehört, und das jedem Besucher gewiss unvergessliche Knappenhaus in der Rauris mit dem hohen Rauriser Goldberge und seinen herrlichen Gletschern zur Anschauung bringen wird.

Für die weitere Folge haben die Herausgeber mehrere unserer ausgezeichnetsten Landschaftsmaler zu eigends für dieses Werk bestimmten Aufnahmen in allen Theilen unserer Alpen veranlasst, z. B. in den, in künstlerischer Beziehung bisher so sehr vernachlässigten und doch so reizenden Gebieten von Windischgarsten und Hinter-Stoder, ferner in den Gränzgebirgen zwischen Tirol und Baiern; in den KrainerAlpen u. s. w.

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So sehen wir denn dieses Unternehmen, welches im verflossenen Jahre unter den ungünstigsten politischen Verhältnissen begonnen wurde und dem ungeachtet durch seine Gediegenheit und Billigkeit so viele Theilnahme fand, dass seine Zukunft bereits als gesichert zu betrachten ist, rüstig dem vorgesteckten Ziele zuschreiten, eifrig bemüht, immer Besseres und Gediegeneres zu bieten, und sehen Leistungen vor uns, welche dem Schönsten, was der Farbendruck auf alpinem Gebiete noch hervorgebracht hat, unbedingt an die Seite gestellt werden können.

Die Herausgeber, welche gleich ursprünglich den Vereinsmitgliedern und den durch sie gewonnenen Pränumeranten wesentliche Vorzüge gegen die übrigen Abnehmer einräumten, dehnen dieselben nun auch dahin aus, dass sie es denselben freistellen, nach Wunsch statt alle 2, nur alle 3 Monate Ein Blatt, also nur 4 Bltt. pr. Jahr zu beziehen.

Wir erlauben uns zum Schlusse, dieses wahrhaft vaterländische Prachtwerk allen unseren Vereinsmitgliedern auf das Wärmste zu empfehlen, denn nur dann, wenn von diesen entschiedenen Alpenfreunden dafür nach allen Richtungen

insbesondere auch in den Unterrichtsanstalten Propaganda

gemacht wird, kann es jene allgemeine Theilnahme und Unterstützung finden, welche nöthig ist, um ohne Rücksicht auf Zeit und Kosten allen berechtigten Wünschen entsprechen, immer Gediegeneres leisten und das vorgesteckte Ziel erreichen zu können.

Ueber die Alpenrose. Der Alpenbesteiger gönnt sich in der Regel nicht die nöthige Musse, um die so reiche, mannigfaltige und interessante Flora der Alpen eingehender zu betrachten. Nur wenige und besonders auffallende Formen der Pflanzenwelt ziehen gewöhnlich seine Blicke auf sich. Unter diesen sind namentlich die Alpenrose und das Edelweiss hervorzuheben, welche sich bei den Touristen, so wie bei den Bewohnern der Alpenländer einer speciellen Beliebtheit erfreuen. Desshalb dürften folgende Mittheilungen über die erstere Pflanze nicht unwillkommen sein.

Die unter dem Namen Alpenrose, Rhododendron, bekannten Sträucher sind keine Rosen im botanischen Sinne. Die echte Alpen-Rose, Rosa alpina L. ist eine ganz andere Pflanze, welche in der Berg- und Voralpenregion Europa's und Nord-Asiens vorkommt und sich von den übrigen Arten der Gattung Rosa namentlich durch den vollkommen unbewehrten Stengel, so wie durch prächtige dunkelrothe Blüthen auszeichnet.

Die Alpenrose, Rhododendron, gehört vielmehr zur Ordnung der Haidekräuter, Ericaceen, und bildet in ihr mit noch einigen verwandten Gattungen eine eigene Unterordnung, jene der Rhododendren.

Am nächsten sind die Alpenrosen mit den Azaleen verwandt und unterscheiden sich von ihnen nur durch eine andere Tracht, immergrüne Blätter und 10 Staubblätter in jeder Blüthe. (Azalea hat abfällige Blätter und 5 Staubgefässe 1).

Die Alpenrosen kommen, nur auf der nördlichen Halbkugel vor; auf der südlichen fehlen sie. In den allgemeinsten Umrissen lässt sich ihre Verbreitung derart zusammenfassen.

In Europa findet sich schon im Süden der pyrenäischen Halbinsel um Algesiras eine Art, welche der pontischen Alpenrose zunächst verwandt ist, nämlich Rhododendron baeticum Boiss et Reut. Von den Pyrenäen bis zu den Ostkarpaten reicht das Verbreitungsgebiet der in unseren Gebirgen vorkommenden Arten; sie werde ich speciell besprechen. Den brittischen Inseln fehlen die Alpenrosen vollkommen; dagegen beherbergt die skandinavische Halbinsel das Rhododendron lapponicum Wahlbg., welches auch in Grönland und Labrador vorkommt.

In Sibirien und Kamtschatka finden sich mehrere höchst interessante Arten von Alpenrosen. Im Kaukasus tritt eine demselben eigenthümliche Art, das Rhododendron caucasicum Pall. auf, welches namentlich an der Grenze des ewigen Schnees vorkommt und in seinen Blüthen an Reinheit und Weisse mit ihm wetteifert. In Kleinasien, Iberien, Armenien und namentlich in den pontischen Gebirgen, tritt die pontische Alpenrose, Rhododendron ponticum L. massenhaft auf. Sie ist ein stattlicher Strauch, der an Tracht dem Lorbeer ähnelt, sich gerne mit der pontischen Azalee und dem Kirschlorbeer vergesellschaftet und in einer Höhe von 800-1000' über dem Meere oft undurchdringliche Dickichte von bedeutender Ausdehnung bildet. Aus seinen violetten Blüthen sollen die Bienen jenes Gift gesaugt haben, das im Honige Xenophon und seinen Begleitern auf dem berühmten Rückzuge der Zehntausend so gefährlich wurde. Ganz besonders reich an Alpenrosen ist aber der Himalaya und in ihm sind vor Allem die Gebirge von Ost-Nepal, Sikkim und Bhutan besonders hervorzuheben. Die dortigen

1) Um Missverständnissen vorzubeugen, bemerke ich, dass die Begrenzung dieser Gattungen in dem Sinne von De Candolles, Prodromus, genommen wurde,

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