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daß der Eintritt dieses Ereignisses nicht ungewiß, daher denn auch die Eristenz des Verhältnisses nicht in's Ungewisse gestellt ist. Ein dies incertus ist eine, nur in der Form der Zeit ausgedrückte Bedingung). Ein wahrer dies (certus) ist es, wenn das Erscheinen desselben gewiß ist, ungeachtet der Ungewißheit des Wann?), nur kann durch die Verbindung mit einem ungewissen Umstand die Gewißheit des Eintritts aufgehoben, und der dies, der für sich certus wäre, zur Bedingung werden). Umgekehrt macht die Gewißheit des Wann? allein den dies nicht zum certus). Aus der von der Bedingung verschiedenen Natur folgt auch eine völlige Verschiedenheit der Wirkung; der dies trifft nicht unmittelbar die Eristenz, sondern die Geltendmachung des Verhältnisses. Dieß gilt von einer Zeitbestimmung für den Anfang des Verhältnisses (ex die, in diem), welche also die Geltendmachung hinausschiebt'), und von der für die Beendigung (ad diem), wo das Recht

b) L. 75 D. de condic. (35, 1), L. 21 pr. D. quando dies leg. (36, 2). (tempus condiciove, d. h. die Zeit oder, wenn man will, die Bedingung. L. 22 pr. D. ad S. C. Treb. (36, 1), L. 49 §. 2 D. de leg. 1 (30), Gai. 1, 186 sub condicione aut ex die certo. 2, 250. 3, 124. Es ist kein Grund, die Bezeichnung als Bedingung mit Fitting im Archiv für civ. Praris XXXIX. S. 331 f. u. A. deshalb zu verwerfen, weil der dies incertus zugleich eine Zeitbestimmung enthalte. R.)

c) L. 79 pr. D. de condic. (35, 1): Heres meus, cum morietur Titius, centum ei dato, purum legatum est, quia non condicione, sed mora suspenditur, non potest enim condicio non existere. L. 16. 17. D. de cond. indeb. (12, 6).

d) L. 79 §. 1 D. de condic. (35, 1): Heres meus, cum ipse morietur, centum Titio dato, legatum sub condicione relictum est; quamvis enim heredem moriturum certum sit, tamen incertum est, an legatario vivo dies legati non cedat, et non est certum, ad eum legatum perventurum. (Die Florentina liest cedit und Th. Mommsen interpungirt daher mit Recht tamen incertum est an legatario vivo (sc. moriturus sit): dies legati (igitur) non cedit, nur möchte igitur eher vor dies ausgefallen sein. Hiernach ist der Grund des Sabes dies incertus condicionem in testamento facit in dieser Stelle nicht enthalten; er liegt darin, daß das Ereigniß bei Lebzeiten des Legatars eintreten muß; vgl. Scheurl, S. 341 f. R.)

e) L. 22 pr. D. quando dies leg. (36, 2). Modification durch eine andere Willensmeinung des Verfügenden. L. 46 D. ad S. C. Trebell. (36, 1), L. 5 C. quando dies (6, 53).

f) L. 213 pr. D. de V. S. (50, 16), L. 38 §. 16, L. 46 pr. D. de V. O. (45, 1), eben so ist zu verstehen L. 41 §. 1 eod.: dies adiectus efficit, ne praesenti die debeatur -. (Neuerdings hat man auf Grund der L. 44 §. 1 D. de O. et A. (44, 7) ‘ex die incipit obligatio' die Ansicht aufgestellt, daß nicht nur die Ausübung, sondern auch der Erwerb des Rechts durch einen Anfangstermin aufgeschoben werde, und der Erwerber nun sofort ein festes Recht auf den Erwerb des befristeten Rechts erwerbe. Allein die dafür angeführten Stellen beziehen sich nur auf Vermächtnisse. Die Frage ist daher bey den verschiedenen Arten der Rechtsgeschäfte verschie

nicht ipso iure aufhört, aber seiner Wirksamkeit (durch exceptio) beraubt wirds). Es giebt Rechtsgeschäfte, die keine Zeitbestimmung zulassen, so Erbeinseßung, Erbschaftsantritt, obrigkeitliche Vormundsbestellungeu c. (§. 60 Note o).

Modus").

§. 63.

Modus ist der Form nach die Nebenbestimmung, welche die Fassung: ut, damit — erhält), dem Inhalt nach, die eine Verwendung zu einem gewissen Zweck gebietete), und sich dadurch von der Bedingung unterscheidet, daß sie auf der einen Seite das Daseyn des unter einem Modus gegebenen Rechts nicht suspendirt und beeinträchtigt"),

den zu beantworten. L. 12 §. 2 D. qui pot. (20, 4). v. Scheurl, §. 8-10. S. 29 f. Ein anderer Unterschied von der aufschiebenden Bedingung besteht darin, daß bey dieser der Aufschub ein nothwendiges Uebel ist, während er bey dem dies beabsichtigt wird. R.)

g) L. 44 §. 1 D. de O. et A. (44, 7), L. 56 §. 4 D. de V. O. (45, 1), §. 3 I. eod. (3, 15). Ausnahmsweise Wirkung ipso iure bey Verhältnissen, die an sich schon eine temporäre Natur haben. L. 1 §. 3 D. quib. mod. ususfr. (7, 4), L. 16 §. 2 D. fam. erc. (10, 2), L. 5 C. de usufr. (3, 33). (L. 6 pr. D. quib. mod. pign. solv. 20, 6. Jm neuern römischen Recht tritt die Wirkung ipso iure ein, vgl. L. 2 C. de don. quae sub modo (8, 55) mit Fragm. Vat. 283; [vgl. jedoch auch Scheurl a. a. D. S. 60 Czyhlarz a. a. D. S. 6] um so mehr im heutigen Recht; v. Scheurl a. a. D. S. 69. R.)

a) Savigny, System III. §. 128. 129. (v. Scheurl §. 71 S. 245 f. R.)

b) L. 80 D. de condic. (35, 1): Eas causas, quae protinus agentem repellunt, in fideicommissis non (Gl. alias deest non) pro condicionalibus observari oportet, eas vero, quae habent moram cum sumtu, admittemus cautione oblata, nec enim parem dicemus eum, cui ita datum sit: si monumentum fecerit, et eum, cui datum est: ut monumentum faciat. Die Worte allein entscheiden nicht, sondern die Absicht des Disponenten, L. 1 C. de his qu. sub modo (6,45): In legatis quidem et fideicommissis etiam modus adscriptus pro condicione observatur. Sed si per te non stat, quo minus voluntati testatoris pareas, sed per eum, cui nubere iussa es, quo minus id, quod tibi relictum est, retineas, non oberit. L. 17 §. 2, L. 44 D. de manum. test. (40, 4). — In einem allgemeinen Sinn heißt modus irgend eine Modification des Geschäfts, s. z. B. L. 44 §. 3 D. de O. et A. (44, 7), L. 72 D. de fideiuss. (46, 1) L. 92 D. de her. inst. (28, 5). (v. Scheurl a. a. D. S. 247. 249 faßt den ursprünglichen Begriff enger als Beschränkung einer freigebigen Vermögenszuwendung und knüpft ihn an die gesetzliche Bestimmung über die Kosten der Bestattung (L. 12 §. 2 D. de rel. 11, 7) an, welche in dem leßten Willen nachgebildet seien. Das häufige Beispiel ‘ut monumentum mihi faciať scheint dieser Vermuthung das Wort zu reden. R.)

c) L. 19 D. de leg. III. (32), L. 17 §. 4 D. de condic. (35, 1), L. 41 pr. D. de contr. emt. (18, 1), L. 58 §. 2 D. locati (19, 2), L. 1-3 C. de donat. sub modo (8, 55).

d) S. die Stellen Note b. Buchta, Bandekten. 12. Aufl.

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auf der anderen aber eine Verbindlichkeit zur Erfüllung erzeugt, vorausgesetzt, daß dieß die Absicht war). Fordern kann die Erfüllung (oder Caution wegen Erfüllung) der den Modus Seßende und seine Erben), im Nothfall schreitet die Obrigkeit ex officio eins).

(Der Modus ist nur eine besondere Erscheinung der Voraus seyung"), der causa, condicio, modus in diejem Sinne), worunter technisch eine Selbstbeschränkung des Willens*) verstanden wird, welche zwar nicht seine Existenz und Geltendmachung, aber doch seine Wirksamkeit an ein gewisses Verhältniß knüpft). Sie suspendirt und resolvirt weder Recht noch Klage, vielmehr begründet sie ein bloßes Gegenrecht, welches, wenn sie ermangelt, sowohl durch eine EinredeTM) als

e) L. 41 pr. D. de contr. emt. (18, 1): non poterit agi, ut condicio impleatur. L. 71 pr. D. de condic. (35, 1): Titio centum ita, ut fundum emat, legata sunt, non esse cogendum Titium cavere S. Caecilius existimat, quoniam ad ipsum duntaxat emolumentum legati rediret. Sed si filio, fratri, alumno minus industrio prospectum esse voluit, interesse heredis credendum est, atque ideo cautionem interponendam, ut et fundus comparetur, ac postea non alienetur. L. 13 §. 2 D. de don. inter vir. (24, 1).

f) L. 7 D. de annuis leg. (33, 1) und die Stellen Note c. Besteht der Modus darin, daß einem Dritten etwas zukomme, so behandelt das neuste Recht bey leztwilligen Dispositionen den Modus als Vermächtniß, L. 2 C. de his qu. sub modo (6, 45), und eben so giebt es bey Schenkungen dem Tritten eine Klage, L. 3 C. de donat. sub modo (8, 55).

g) L. 7 in f. D. de ann. leg. (33, 1), L. 50 §. 1 D. de H. P. (5, 3), L. 92 D. de condic. (35, 1). (Bei Schenkungen und Vermächtnissen enthält der Modus eine Last, welche die Begabung quantitativ vermindert. Dies bringt Böcking, Inst. §. 115, nach Hugo's Vorgang mit den geseßlichen Marimalbeschränkungen beider in Verbindung. Aber donatio und legatum sub modo ist nicht etwa eine Gabe unter jenem Maaß, sondern mit einer Auflage, wie sub condicione. R.)

h) Windscheid, die Lehre des röm. Rechts v. d. Voraussekung. 1850.

i) Vgl. die Rubriken §. 59a, §. 72a, §. 307a. Etwas anderes ist 1) causa als Beweggrund §. 55. 307 c.; L 2 §. 7, L. 3 D. de donat. (39, 5), L. 25 C. de iure dot. (5, 12); als Rechtfertigungsgrund (iusta causa) L. 2 §. 3 D. de doli exc. (44, 4), L. 1 D. de cond. sine causa (12, 7). Condicio und modus sind nur gelegentliche Beziehungen der Vorausseßung. Windscheid, §. 4 S. 41 f. 56 f.

k) Darin liegt der Unterschied von der Verpflichtung des Empfängers, die übrigens zugleich Bedingung seyn kann, z. B. von einer gegenseitigen Obligatio §. 308 c.

1) Voraussetzungen können sich aus der Natur des Geschäfts von selbst verstehen, so ist die Gültigkeit und Nichtvollziehung des Vertrags Voraussetzung der arrha §. 254 c., die Existenz einer Schuld V. der Zahlung §. 309, die Eheschließung V. der Brautgabe §. 4150.

m) Exceptio doli L. 2 §. 3 D. de doli exc. (44, 4), L. 71 §. 3 D. cond. et dem. (35, 1), L. 7 D. de fideic. lib. (40, 5). Die Voraussetzung darf daher nicht erst bey den Condictionen §. 307 ff. erwähnt werden. Wegfall der Erceptio, wenn für Erfüllung der Auflage Sicherheit geboten wird: §. 533 c. d.

durch Rückforderung des Geleisteten") geltend gemacht werden kann °). Im Zweifel ist jedoch einem Vorbehalt die stärkere Wirkung der Bedingung beizulegen). Unerlaubte und unmögliche Voraussetzungen werden bey letzten Willen), unmögliche auch bey Schenkungen) für ungeschrieben erachtet, bey Geschäften unter Lebenden gelten sie als ermangelnd, außer wenn die turpitudo (§. 310) oder die Schuld des -Nichterfolgens einer Handlung nicht den Empfänger triffts). R.)

2. Die Erklärung.

§. 64.

Die Erklärung des Willens bildet den Körper, ihre Form die Form des Rechtsgeschäfts. Die Form ist entweder willkürlich, nur daß sie dem Willen entspreche, als eine Manifestation desselben gelten könne, oder rechtlich vorgeschrieben, bestimmte Form, solenne Rechtsgeschäfte. Solche Formen sind: Nothwendigkeit mündlicher Rede, überhaupt oder sogar mit der Vorschrift gewisser Worte; Verbindung anderer, namentlich symbolischer Handlungen mit der Rede; Schrift, überhaupt oder mit besonderen Modalitäten; Zuziehung von Zeugen (Solennitätszeugen, die durch Aufforderung, rogatio, dazu gemacht seyn und freiwillig der Handlung beywohnen müssen); Mitwirkung

n) Condictio: §. 307-312. Bonae fidei actio: L. 17 §. 3 D. de commod. (13, 6), L. 8, L. 11 §. 6 D. de act. emt. (19, 1). Damit kann auch Cession der Vindicatio des Empfängers gefordert werden, daher die utilis vindicatio. L. 29 D. de mortis c. d. (39, 6). — Die concurrirende actio praescriptis verbis auf Rückgabe oder Erfüllung §. 313 und die Klage des Dritten, Note f, entspringt nicht aus der Vorausseßung. Ausschluß der Rückforderung durch doppelseitigen Vertrag

§. 308 c.

o) Irrthum des Leistenden ist nur erforderlich, wenn die Vorausseßung gleich anfangs ermangelt, §. 309. 528 d. L. 11 §. 6 D. de act. emt. (19, 1).

p) Dieß ergeben die Auslegungsregeln §. 66 w-z, welche Windscheid S. 144 unrichtig anwendet. Vgl. auch L. 10 §. 4, L. 21, L. 68 D. de iure dot. (23, 3), L. 1 C. de don. quae sub modo (8, 55), L. 15 C. de don. ante nupt. (5, 3). Die Entscheidung in L. 8 D. de iure dot. (23, 3), L. 1 §. 2 D. pro dote (41, 9) steht mit der älteren Beschränkung der Resolutivbedingungen (§. 61q) in Verbindung.

q) L. 37 D. de cond. et dem. (35, 1), Conversion der Auflage L. 16 D. de usu leg. (33, 2).

r) L. 8 C. de cond. ob causam (4, 6).

s) L. 8 §. 7 D. de cond. inst. (28, 7), L. 5 §. 1. 2 D. praescr. verb. (19, 5). L. 3 §. 3, L. 5 pr. D. de cond. c. d. c. n. s. (12, 4), L. 10. 11 C. de cond. ob caus. dat. (4, 6) §. 308 e. Die entgegenstehende L. 16 D. de cond. caus. d. c. n. (12,4) gehört dem älteren Recht vor Ausbildung der actio praescriptis verbis an. Unbedingte Rückgabe bey Vorausseßung einer bestimmten Verwendung, L. 2 §. 7 D. de don. (39, 5), L. 20 §. 1 D. de bonis lib. (38, 2), L. 7, L. 24 §. 12-16 D. de fid. lib. (40, 5).

eines Notars, d. h. einer öffentlichen Person, die durch ihre Mitwirkung Urkunden die Eigenschaft öffentlicher zu geben vermag"); Mitwirkung des Richters, die gewöhnlichste Form der neueren Zeit). Die willkürliche Form ist für das neueste Recht als Regel zu betrachten. Eine Erklärung kann nicht allein durch Mittel geschehen, die blos zu diesem Zweck gebraucht werden, ausdrückliche Erklärung), sondern auch durch Handlungen, die zugleich eine andere Bestimmung haben, aus denen aber der Wille erschlossen werden kann, stillschweigende Erklärung). Ob eine Handlung diese Eigenschaft einer ,,concludenten" habe, ist eine Interpretationsfrage für jeden einzelnen Fall). Auch das bloße Stillschweigen kann unter besonderen Umständen eine Willenserklärung sein). Das Mittel, der nachtheiligen Auslegung einer Handlung als Willenserklärung entgegenzuwirken, ist die Protestation.

3. Uebereinstimmung von Wille und Erklärung.

§. 65.

Das Rechtsgeschäft setzt einen auf den Gegenstand und Zweck desselben gerichteten Willen und die Erklärung desselben voraus. Eine Nichtübereinstimmung beider, sey sie absichtlich oder nicht, und liege der Mangel in dem Willen oder in der Erklärung, schließt die Existenz des Rechtsgeschäfts aus. Unter den Fällen der absichtlichen Nichtübereinstimmung, welche den wissentlichen Mangel eines der Erflärung entsprechenden Willens gemein habena), zeichnet sich der Fall der

a) Die Grundlage des gemeinen Rechts über die Thätigkeit der Notarien ist die Notariatsordnung K. Marimilian's: R. A. v. 1512. Vgl. F. Oesterley, das deutsche Notariat nach den Bestimmungen des gemeinen Rechts und mit Berücks. der in den D. Bundesstaaten gelt. prakt. Vorschr. 2 Thle. 1842. 1845. Th. I.: Geschichte des Notariats 1842. Th. II.: Das geltende Recht 1845.

b) W. H. Puchta, Handbuch des Verfahrens in nichtstreit. Rechtssachen 2. Aufl. 1831. 2 Bde.!

c) Mündliche und schriftliche Worte, sofern sie lediglich diese Bestimmung haben, ebenso eine Geberde. L. 6 D. de reb. cred. (12, 1), L. 52 §. 10 D. de O. et A. (44, 7), L. 17 D. de novat. (46, 2).

d) Savigny, System III. §. 131. 132. [vgl. jedoch auch Brinz Pand. S. 1559 f. S.]

e) Beispiele aus dem geschriebenen Recht s. b. Savigny a. a. D.

f) Vgl. z. B. L. 60 D. de R. I. (50, 17), L. 12, 16 D. ad S. C. Maced. (14,6), L. 19 D. de aqua pluv. (39, 3), L. 1 §. 4 D. de agnosc. lib. (25, 3), L. 8 §. 15 D. qu. mod. vign. (20, 6), L. 142 D. de R. I. (50, 17): Qui tacet, non utique fatetur, sed tamen verum est, eum non negare. Als Regel falsch ist die regula Bonifacii VIII. c. 43 de R. I. in VI.: qui tacet, consentire videtur.

a) L. 3 §. 2 D. de O. et A. (44, 7): Verborum quoque obligatio constat, si

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