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daß sie ein anderes bilden, eine Conversion des Geschäfts eintritt'). Ein ungültiges Geschäft kann aber auch durch nachheriges Wegfallen des Hindernisses convalesciren, was bey nichtigen Geschäften die seltene Ausnahmes), bey rescissibeln eine in der Natur dieser Art von Ungültigkeit liegende Möglichkeit ist.

D. Von Schenkungen").

1. Begriff.
§. 68.

Unter den Rechtsgeschäften sind die Veräußerungen (§. 48) ausgezeichnet, unter diesen wieder die, welche eine reine Minderung des Vermögens, nicht blos specifisch, sondern auch dem Werth nach enthalten, Liberalitäten. Kommt zu diesem Moment noch die Bereicherung eines Anderen (lucrativa causa), welche von dem Veräußerer beabsichtigt ist (animus donandi), und mit welcher Absicht auch der Empfänger übereinstimmt, so ist das Geschäft eine Schenkung, donatio), welche übrigens, jene Momente vorausgesetzt, die verschiedensten

Pamphilum et Stichum spoponderis, Stichi adiectionem pro supervacuo habendam puto, nam si tot sunt stipulationes, quot corpora, duae sunt quodammodo stipulationes, una utilis, alia inutilis, neque vitiatur utilis per hanc inutilem. L. 9 pr. D. de usur. (22, 1). Vgl. L. 178 D. de R. I. (50, 17): Cum principalis causa non consistat, plerumque ne ea quidem, quae sequuntur, locum habent.

f) L. 5 pr. D. de rescind. vend. (18, 5), L. 8 pr. 19 pr. D. de acceptil. (16, 4), vgl. L. 1 §. 4 D. de const. pec. (13, 5). (Römer, Archiv für civ. Pr. XXXVI. 1853. 4. R.)

g) L. 42 D. de usurp. (41, 3), L. 38 D. de adopt. (1, 7). Die Regel enthält L. 29 D. de R. I. (50, 17): Quod initio vitiosum est, non potest tractu temporis convalescere. L. 201 eod., L. 83 §. 5, L. 137 §. 6 D. de V. O. (45, 1), L. 17 §. 4 D. de pact. (2, 14).

a) Inst. II. 7., Dig. XXXIX. 5. Cod. VIII. 54 de donationibus. v. Meyerfeld, die Lehre von den Schenkungen nach R. R. Bd. I. 1835. Ed. II. Abth. 1.1837. v. Savigny, System IV. §. 142–176.

b) Minderung des Vermögens, L. 3 D. pro don. (41, 6), L. 28 §. 2, L. 31 §. 1 10 D. de don. inter vir. (24, 1), L. 5 §. 13. 14, L. 31 §. 6. 7 eod., L. 6 §. 2—5, L. 18 D. quae in fraud. cred. (42, 8), L. 1 §. 6—8 D. si quid in fraud. p. (38, 5), L. 23 pr. D. de donat. (39, 5): creditorem futuri temporis usuras et remittere et minuere pacto posse, nec in ea donatione ex summa quantitatis aliquid vitii incurrere. Savigny a. a. D. §. 145–147.

Bereicherung, L. 1

§. 19 si quid in fraud. p., L. 18 cit., L. 1 §. 1 D. qu. mod. pign. (20, 6), L. 5 §. 8, L. 21 pr. D. de don. inter vir. (24, 1), L. 19 §. 4 D. de donat. (39, 5), L. 9 §. eod.: Donari non potest, nisi quod eius fit, cui donatur. Liberalität, L. 29 pr. eod.: Donari videtur, quod nullo iure cogente conceditur. Ani

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Formen: einer Eigenthumsübertragung, Bestellung eines ius in re, einer Forderung gegen den Schenker (Schenkungsversprechen), des Aufgebens eines Rechts u. s. f. annehmen kann. Die Schenkung bezieht sich auf keine einzelne Classe von Rechten ausschließlich e), sie kann die causa für Veränderungen in allen Vermögensrechten seyna).

2. Donatio inter vivos.

a. Erfordernisse.
§. 69.

Die Schenkung geschieht unter Lebenden, wenn sie entweder sofort vollendet wird, oder wenigstens vor dem Tod des Schenkers perfect werden kann. Die Errichtung eines Geschäfts unterliegt besonderen Beschränkungen darum, daß es unter den Begriff einer Schenkung fällt. 1) Personen, die nicht veräußern können, oder die wenigstens nicht zu einer Liberalität befugt sind, können auch nicht schenken, näm

mus donandi, L. 1 pr. 18 §. 1 eod., L. 18. 21 pr. 31 §. 3 D. de don. inter vir. L. 27 D. de donat.: Aquilius Regulus iuvenis ad Nicostratum rhetorem ita scripsit: quoniam et cum patre meo semper fuisti, et me eloquentia et diligentia tua meliorem reddidisti, dono et permitto tibi habitare in illo coenaculo eoque uti — — dixi posse defendi non meram donationem esse, verum officium magistri quadam mercede remuneratum Regulum L. 34 §. 1 eod.: Si quis aliquem a latrunculis vel hostibus eripuit, et aliquid pro eo ab ipso accipiat, haec donatio irrevocabilis est, (si tamen donatio et) non merces eximii laboris appellanda est, quod contemplatione salutis certo modo aesti mari non placuit (cf. Paul. sent. V. 11, 6). L. 18 pr. §. 1 eod.: — cum mixtum sit negotium cum donatione. L. 5 §. 5 D. de don. inter vir. — Zustimmung des Beschenkten, L. 19 §. 2 D. de don.: Non potest liberalitas nolenti adquiri. Puchta, Cursus der Instit. II. §. 205 Note p. (Böcking Pand. §. 106 Note 12. R.)

e) Vgl. Savigny, §. 155-158. Pollicitation und Votum werden niemals als eigentliche Schenkung behandelt. L. 3 §. 1 D. de pollic. (50, 12), L. 19 pr. D. de donat. (39, 5).

d) Die jest gewöhnliche Methode, die Lehre von den Schenkungen zu den Obligationen zu stellen (wie früher zu dem Eigenthum, nach dem Beispiel der Institutionenordnung, in der dieß einen historischen Grund hatte), ist ganz geeignet, den wahren Begriff der Sache zu verdunkeln; gerade bey der einsachsten und natürlichsten Art zu schenken, die im sofortigen Hingeben zu Eigenthum besteht, kommt gar keine Obligatio vor. Zulezt läßt sich jene Stellung wohl auf den Irrthum, bey jedem Bertrag an ein obligatorisches Verhältniß zu denken (§ 54), als ihre eigentliche Veranlassung zurückführen. (Die allgemeine Stellung der Lehre wird angefochten von Dankwardt, Nationalöconomie und Jurisprudenz III. S. 49,,,weil alle bisherigen Systeme falsch sind“. Eine gleiche Stellung könnte freilich auch die Bestellung einer Tos und der Vergleich beanspruchen, bei denen sich dieselbe juristische Absicht ebenfalls den verschiedensten Zuwendungen beigejellen kann. R.)

lich die Administratoren fremder Güter: Procuratoren (§. 53), Vormündera), Filiifamilias»); dieß haben die Schenkungen mit anderen Liberalitäten gemein. 2) Schenkungen unter Ehegatten sind ungültig. 3) Schenkungen über 500 solidi (nach heutigem gemeinen Recht: Ducaten zu 22 Thaler oder 4 Gulden im Zwanzigguldenfußz 24% preuß. Thaler) sind auf den Ueberschuß nichtig, wenn sie nicht gerichtlich insinuirt sinde). Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf mehrere successive kleinere Schenkungen unter denselben Personen), noch auf die Schenkung einer nicht schon für ein Jahr das gesetzliche Maß übersteigenden Rente, wenn sie nicht auf die Erben, weder des Schenkers noch des Beschenkten übergehen soll). Manche Fälle aber sind noch besonders ausgenommen: 1) Schenkungen von dem Regenten und an ihn); 2) Schenkungen zum Loskauf von Gefangenens); 3) zum Wiederaufbau zerstörter Gebäude"); 4) Bestellung einer dos, sofern darin eine Schenkung an die Frau liegt').

a) L. 22. 46 §. ult. D. de admin. tut. (26, 7).

b) L. 7 D. de donat. (39, 5) L. 28 §. 2 D. de pact. (2, 14).

c) L. 34-36 C. de donat. (8, 54). Marezoll, Zeitschr. für Eivilr. u. Civilpr. I. 1. Ueber das ältere Recht der Ler Eincia und ihrer späteren Modificationen s. Puchta, Cursus der Instit. II. §. 206. (Keller, Pand. §. 67, Rudorff, röm. Rechtsgeschichte I. §. 22. R.) – Dagegen hat Justinian umgekehrt ein Rechtsgeschäft für den Fall, daß es donationis causa geschlossen wird, erleichtert: ein Schenkungsversprechen soll keiner Stipulation bedürfen, sondern als bloßes pactum klagbar seyn. L. 35 §. 5 C. de donat., §. 2 I. eod. (2, 7).

d) L. 34 §. 3 C. eod.

e) L. 34 §. 4 C. eod.: Si quis autem talem receperit donationem, in qua stipulatus fuerit annuam cuidam praestare tantae summae, quae non excedit legitimum donationis modum — — si huiusmodi quidem fuerit donatio, ut intra vitam personarum stetur, vel dantis vel accipientis, multae intelligantur donationes et liberae a monumentorum observatione. Sin autem etiam heredum ex utraque parte fuerit mentio, vel adiiciatur tempus vitae vel donatoris vel eius qui donationem accipiet (Cujacius vel non adi., Savigny aus H. S. vel adi. t. v. heredum vel don.) (ohne Aenderung im Terte: Briegleb im Archiv für civ. P. XXXVIII. 6, indem er vitae als Dativ auffaßt und von adiiciatur, statt von tempus abhängig macht. R.), tunc quasi perpetuata donatione, et continuatione eius magnam et opulentiorem eam efficiente, et una intelligatur, et quasi densioribus donationibus cumulata, excedere legitimum modum, et omnimodo acta reposcere et aliter minime convalere. [vgl. noch Bremer in Jhering's Jahrb. XIII. S. 165 ff. Zoll ebd. XIV. S. 375 ff.]

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f) L. 34 pr. C. eod., Nov. 52 c. 2. Vgl. über den Inhalt dieses Geseßes Osenbrüggen, zur Interpr. des Corpus Jur. 1842 Cap. 3. Auch die Schenkungen beweglicher Sachen durch einen magister militum (obersten Befehlshaber) an die ihm untergebenen Soldaten waren ausgenommen. L. 36 §. 1 C. eod.

g) L. 34 pr. L. 36 pr. C. eod.

h) L. 36 §. 2 C. eod.

i) L. 31 pr. C. de iure dot. (5, 12). Für den Mann ist die Bestellung der Dos

b. Wirkungen.

§. 70.

Es ist eine Eigenthümlichkeit der Schenkung, daß eine unter diesen Begriff fallende Veräußerung aus gewissen besonderen Gründen widerrufen werden kann): 1) wegen Undanks des Beschenkten, d. h. a) thätlicher Injurien, b) grober sonstiger Injurien (fällt bey der zur zweiten Ehe geschrittenen Mutter hinsichtlich der Schenkungen an die Kinder erster Ehe weg), c) Lebensgefahr, in die er den Schenker gebracht hat, d) absichtlicher Zufügung eines nicht unbedeutenden Vermögensnachtheils (bei der mater binuba Versuch gänzlicher Vermögensentziehung), e) Nichterfüllung des bey der Schenkung Versproche nen (fällt bey der mater binuba weg)"). Die Widerrufsklage ist eine persönliche, die überdieß nur auf Vindicta und daher nicht auf und gegen die Erben geht). 2) Wegen nachgeborener Kinder bey der von dem kinderlosen Patron an Freigelassene gemachten Schenkung").

Die Forderung, die aus einem Schenkungsversprechen entspringt, hat einiges Besondere in ihren Wirkungen: in Beziehung auf Eviction und Mängel der Sache; es werden keine Verzugszinsen geleistet ®); die Wohlthat der Competenz tritt ein, und zwar mit einer in anderen Fällen nicht anwendbaren Erweiterung (§. 244).

nie eine Schenkung; eben so ist es nicht die donatio propter nuptias, Nov. 119 c. 1, doch ist später vorgeschrieben worden, daß zwar nicht für die Rechte der Frau, aber für die des Mannes hinsichtlich dieser d. p. n. die Insinuation eine wesentliche Voraussebung seyn soll, Nov. 127 c. 2. (Gegen die [angebliche] Ausnahme der piae causae in L. 34 pr. C. de don. 8, 54. s. v. Buchholz, Zeitschr. für Civilr. u. Prozeß N. F. 1853. XI. Num. 4. R. S.)

a) Cod. VIII. 56: de revocandis donationibus.

b) L. ult. C. eod., Nov. 22 c. 35. Ganz des Widerrufs gehen verlustig Mütter, die sich einem sittenlosen Wandel ergeben. L. 7. C. eod.

c) L. 7. 10 C. eod. (So ist der ,,vindicationis effectus" in der ersten Stelle zu verstehen. Vgl. §. 88 c. Num 8. R.)

d) L. 8 C. eod. Ueber die Geschichte dieses Rechtssayes vgl. Puchta, Cursus der Instit. II. §. 206. Seine Anwendung auf andere Schenker, vorausgesezt eine Schenfung von dem Belang, daß eine Unterlassung derselben bey Voraussicht jenes Ereignisses anzunehmen ist, ist durch eine sichere Praris entschieden. Faber, codex defin. forens. VIII. 38, 2-10. III. 20, 3. Lauterbach, coll. th. pr. XXXIX. 5, 53 sqq. Berger, oecon. iur. II. 2, 29. Hofacker, princ. II. §. 1003, - Die anderen Personen (den Gläubigern, den Notherben) zuständige Revocation gehört nicht hierher.

e) L. 22 D. de donat. (39, 5): Eum, qui donationis causa pecuniam vel quid aliud promisit, de mora solutionis pecuniae usuras non debere, summa aequitatis est, maxime cum in bonae fidei contractibus donationis species non deputetur.

c. Besondere Arten.

§. 71.

Eine Schenkung, welcher das Motiv der Tankbarkeit zu Grunde liegt, nennt man eine remuneratorische"). Die Umstände können von der Beschaffenheit seyn, daß eine solche Gabe rein als eine Belohnung (wenn auch ein rechtlicher Anspruch des Empfängers nicht behauptet werden kann) erscheint, dann ist sie gar keine wahre Schenkung). Abgesehen von diesem Fall, unterliegt sie den Grundsäßen von der Schenkung, jenes Motiv allein entzieht ihr den Charakter einer wahren Schenkung nicht).

In der donatio sub modo ist die Schenkung mit einer Verpflichtung des Empfängers gemischt). Daß es eine Schenkung ist, hat auf die Verpflichtung Einfluß), umgekehrt wird durch die Verpflichtung die Schenkung modificirt, insofern nur das, was nach der Erfüllung als Bereicherung übrig bleibt, als Betrag der Schenkung betrachtet werden kann).

Die Schenkung kann das ganze gegenwärtige Vermögen zum Gegenstand habens), welches nach Abzug der Schulden verstanden wird. Sie bewirkt keine Universalsuccession").

a) Vgl. darüber Savigny, System IV. §. 153. Meyerfeld I. §. 19. b) L. 27. 34 §. 1 D. de donat. (39, 5), s. §. 68 Note b.

c) S. L. 10 §. 13, L. 12 D. mand. (17, 1). Irrthümer, die vornehmlich durch Generalisirung der Fälle der Note b entstanden sind: 1) die rem. Schenkung unterliege keiner der besonderen Schenkungsbeschränkungen, 2) sie unterliege wenigstens nicht der Insinuation und der Revocation, 3) nur nicht der Revocation wegen Undanks, was die Meisten annehmen. [vgl. Harburger, die remuneratorische Schenkung. 1875.]

d) Cod. VIII. 55: de don. quae sub modo etc. conficiuntur. Savigny, §. 175.

e) Condictio causa data causa non secuta. L. 3. 8 C. de cond. ob caus. (4, 6); Wegfall derselben, wenn die Erfüllung ohne Schuld des Empfängers ausbleibt. L. 8 cit., L. 18 pr. §. 1 D. de donat. (39, 5); Undanksrevocation wegen Nichterfüllung §. 70; in einem Fall Vindication, L. 1 C. h. t. (8, 55).

f) Unrichtig ist es, die donatio sub modo überhaupt von der Insinuation und Revocation auszunehmen, wie Mühlenbruch, Lehrbuch §. 443 mit Anderen thut. (Ueber die Praris: Seuffert's Archiv I. 340, III. 265, IV. 118, V. 18. ruchot, Beitr. zur Erl. des preuß. Rechts, Jahrg. VII. 159-174. Unger §. 99. R.)

g) Schenkung des gegenwärtigen und zukünftigen? Savigny §. 159 und Andere sind, ohne hinreichenden Grund, gegen ihre Zulässigkeit.

h) Egl. L. 72 pr. D. de iure dot. (23, 3), L. 35 §. 4 C. de donat. (8, 54).

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