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Li13.450

1866, Dec. 15.

Salisbury Fund.

HERMANN KÖCHLY

ZUGEEIGNET

IN ERINNERUNG AN UNSRE GLÜCKLICHE GEMEINSCHAFT

IN DER SCHWEIZ.

ERSTES CAPITEL.

Die fünf Declamationen.

Es ist bekannt, welch ergiebige Quelle für die Sittengeschichte der Zeit von Tiber bis Trajan und Hadrian die Satiren Juvenals sind. Neben seinem Zeitgenossen Tacitus tritt er auf seinem Gebiete und in seiner Art als ebenbürtiger Zeuge namentlich für die inneren, dem Staatsleben ferner liegenden, socialen und literarischen Zustände Roms auf: die erschöpfende Universalität seiner Schilderungen wird weder von Martial noch in dem erhaltnen Bruchstück des Petronschen Romans erreicht; noch weniger können sich die Briefe des jüngeren Plinius mit ihm messen. Martial rührt zwar vielerlei an, aber nur soweit andeutend als nöthig, um der Spitze des Epigramms den Weg zu bahnen, und sein vorwiegendes Interesse für erotische Sünden verführt ihn zu ermüdenden Wiederholungen dieses Thema's, worüber Anderes zu kurz kommt. Das Gastmahl des Trimalchio ist eben nur ein Ausschnitt aus einem umfassenden Gemälde. Plinius ist ein ehrbarer, wohlgesinnter Pedant, der in der neuen Trajanischen Aera schwelgt und auf die Zeiten, in denen die Juvenalsche Satire spielt, nur selten einen flüchtigen Rückblick wirft. Keiner von Allen hat so aus dem Vollen und mit so erschöpfender Gründlichkeit das bunte wüste Treiben der üppigen Weltstadt geschildert als Juvenal. Er führt uns mitten in das Gewühl der lärmenden Strafsen, wir besuchen den Marmorsaal des Reichen und das Dachstübchen des Poeten, dessen dürftigen Hausrath, dessen Sorgen und Noth wir nicht ohne Rührung kennen lernen; wir schlendern über die Promenaden, wo Gaukler und Dirnen, Gauner und Bettelpropheten ihr Wesen treiben. In Tem

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