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ad exemplum tam maternarum quam ex nuptialibus causis filiisfamilias adquisitarum rerum. L. 6 C. de bon. quae lib. 6, 61.

D. Durch die persönliche und vermögensrechtliche totale Subjection des Hauskindes waren rechtswirksame Geschäfte im Verhältniss zum Hausvater sowie anderen Hausunterthanen desselben schlechthin ausgeschlossen. Wie von jener Subjection, so begründete auch von dieser Wirkung derselben keine Ausnahme die Existenz eines peculium, da die bei seiner Berechnung in Betracht kommenden naturales obligationes zwischen Hausherr und Hausunterthan nur den dritten Gläubigern des letzteren gegenüber von rechtlicher Bedeutung sind. Dagegen steht bezüglich seines peculium castrense und quasi castrense der filiusfamilias dem Vater gleich einem paterfamilias, daher auch als mögliches Subject vollwirksamer Rechtsgeschäfte, gegenüber.

Nulla omnino inter me et eum, qui in potestate mea est, obligatio nascitur. Gai. IV. 78.

Si stipulanti filio spondeat, si quidem ex causa peculii castrensis, tenebit stipulatio; ceterum ex qualibet alia causa non tenebit. Si pater a filio stipulatur, eadem distinctio servabitur. L. 15 §. 1, 2 D. de castr. pec.

III. Die Vormundschaft.

1. Begriff und Arten.
§. 73.

I. Vormundschaft ist die rechtliche Abhängigkeit des wegen seiner individuellen Beschaffenheit der vollen rechtlichen Selbstständigkeit entbehrenden homo sui juris. Gründe derselben bilden jugendliches Alter und weibliches Geschlecht, sowie geistige und wirthschaftliche Abnormität. Zweck der Vormundschaft ist das Vermögen des Bevormundeten theils diesem selbst theils seiner Familie zu sichern. Die Sicherstellung der Familie steht im Vordergrunde bei der Vormundschaft über Frauen und Verschwender; bezweckt jene Sicherstellung der Erbfolgeberechtigten, so soll diese speciell das von den Vorfahren ererbte Vermögen den durch seine Vergeudung in ihrem Lebensunterhalte gefährdeten Nachkommen sichern.

Tutela est, ut Servius definit, vis ac potestas in capite libero ad tuendum eum, qui propter aetatem sua sponte se defendere nequit, iure civili data ac permissa. L. 1 pr. D. de tut. 26, 1.

II. Die Vormundschaft ist als tutela wesentlich Abhängigkeit der Person, als cura wesentlich Abhängigkeit des Vermögens. 1) Indem der Bevormundete sui juris ist, enthält die tutela kein Recht der Verfügung über die Person, sondern nur das Recht der auctoritas oder der Mitwirkung bei Handlungen des Bevormundeten zum Zwecke ihrer rechtlichen Geltung; der tutor ist wesentlich Rechtsbeistand.

Tutoris praecipuum est officium, ne indefensum pupillum relinquat. L. 30 D. de adm. tut. 26, 7.

2) Ist vom tutor die seines Beistandes bedürftige Person abhängig, ohne ihm positiv unterthan zu sein, so ist die cura ein Recht positiver Verfügung über das Mündelvermögen. Während die tutela wesentlich und ausschliesslich Vormundschaft ist, ist möglicher Gegenstand der cura ausser dem Vermögen auch das persönliche Wohl des Bevormundeten und ausser dem Bevormundeter auch anderes Vermögen, z. B. das eines Abwesenden.

Consilio et opera curatoris tueri debet non solum patrimonium, sed et corpus ac salus furiosi. L. 7 pr. D. de cur. 27, 10.

Ei, cuius pater in hostium potestate est, tutorem dari non posse palam est. Immo curator substantiae dari debet, ne in medio pereat. L. 61. §. 4 D. de tut. 26, 1.

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III. Von Alters her waren Object der tutela impuberes und mulieres, der cura furiosi und prodigi. Indem aber 1) den impuberes die Fähigkeit eigener Verwaltung ihres Vermögens mangelt, steht diese ihrem tutor zu, welcher daher hier mit der tutoris auctoritas die Rechte eines curator vereinigt. Dadurch unterscheidet sich der Inhalt der pupillaris wesentlich von dem der muliebris tutela. Wesentlich im Interesse der Erben bestehend war die letztere im Gegensatze zu jeder anderen Vormundschaft ein dem tutor in seinem eigenen Interesse zustehendes Recht im Falle der den legitimi heredes zustehenden legitima tutela; weshalb in diesem Falle der tutor durch in jure cessio einen anderen an seine Stelle setzen konnte. Während aber das Recht anderer Geschlechtsvormünder namentlich durch die schon vor Cicero auftauchende Erzwingbarkeit ihrer auctoritas bedeutungslos wurde, ist die gesetzliche Tutel der Agnaten durch eine lex Claudia aufgehoben worden; längst um ihre

Hölder, Institutionen d. röm. Rechtes.

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Bedeutung gekommen erlosch die Geschlechtsvormundschaft in der vierten Periode gänzlich.

Pupillorum pupillarumve tutores et negotia gerunt et auctoritatem interponunt, mulierum autem tutores auctoritatem dumtaxat interponunt. Ulp. XI. 25.

Olim quidem, quantum ad legem XII tabularum attinet, . . feminae adgnatos habebant tutores; 'sed postea lex Claudia lata est, quae . . tutelas illas sustulit. Gai. I. 157.

Adgnatis et patronis et liberorum capitum manumissoribus permissum est feminarum tutelam aliis in iure cedere. . Is autem cui ceditur tutela, cessicius tutor vocatur. Quo mortuo aut capite deminuto revertitur ad eum tutorem tutela, qui cessit. Ipse quoque, qui cessit, si mortuus aut capite deminutus sit, a cessicio tutela discedit. Gai. I. §. 168–170.

Sane patronorum et parentum legitimae tutelae vim aliquam habere intelleguntur eo, quod hi neque ad testamentum faciendum, neque ad res mancipi alienandas, neque ad obligationes suscipiendas auctores fieri coguntur, praeterquam si magna causa alienandarum rerum mancipi obligationisve suscipiendae interveniat. Gai. I. 192.

2) Während von den Handlungen, zu welchen die cura furiosi und prodigi ermächtigt, der furiosus und prodigus selbst schlechthin ausgeschlossen ist, kam durch die lex Plaetoria eine cura über durchaus handlungsfähige Personen, die cura minorum auf. Wo sie besteht, können Verfügungen über das Vermögen nicht nur vom curator, sondern auch mit seiner Einwilligung vom Mündel getroffen werden. Von der tutoris auctoritas unterscheidet sich dieser consensus curatoris dadurch, dass er nicht persönliche Mitwirkung, sondern eine blose sei es als Vollmacht vorangehende oder als Genehmigung nachfolgende Zustimmung zur Handlung des Mündels ist. (S. 42 Z. 3.) Gleich dem minor kann einen curator auch derjenige erhalten, welcher aus anderen Gründen der selbständigen Führung seiner Geschäfte nicht gewachsen ist. Auch der impubes kann bei Verhinderung des tutor als ausserordentlichen Vormund einen curator bekommen. Masculi puberes et feminae viripotentes usque ad vicesimum quintum annum completum curatores accipiunt, qui, licet puberes sint, adhuc tamen eius aetatis sunt, ut sua negotia tueri non possint. pr. J. de cur. 1, 23. Et aliis dabit proconsul curatores, qui rebus suis superesse non possunt. L. 2 D. de cur. 27, 10.

III. Die Vormundschaft. 2. Entstehung und Ende. §. 74.

2. Entstehung und Ende.

§. 74.

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I. In der Person des Vormundes erfordert die Vormundschaft 1) nicht nur die volle Theilnahme am jus civile, sondern ausserdem männliches Geschlecht; Frauen gelangten zuerst nur kraft besonderer kaiserlicher Bewilligung, schliesslich zwar von Rechtswegen zur Vormundschaft, aber nur über ihre eigenen Kinder. Erst das neueste Recht schliesst von der Berufung zur Vormundschaft denjenigen schlechthin aus, der selbst des Vormundes bedarf.

Feminae tutores dari non possunt, quia id munus masculorum est, nisi a principe filiorum tutelam specialiter postulent. L. 18 D. de tut. 26, 1. Minores autem XXV annis olim quidem excusabantur; nostra autem constitutione prohibentur ad tutelam vel curam adspirare cum erat incivile eos, qui alieno auxilio in rebus suis administrandis egere noscuntur et ab aliis reguntur, aliorum tutelam vel curam subire. §. 13 J. de exc. 1, 25. 2) Die Uebernahme der Vormundschaft ist

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a) gemeine Bürgerpflicht (munus publicum). Von ihr entbinden bestimmte excusationes, die theils in Hindernissen oder Erschwerungen tüchtiger Führung der Vormundschaft wurzeln, theils auf persönlichen Rücksichten heruhen. Ausserdem stand dem durch die Obrigkeit ernannten Vormunde der Vorschlag eines Geeigneteren, potioris nominatio, zu.

Tit. J. de excusationibus tutorum vel curatorum. 1, 25.

Si.. tres liberos quis superstites Romae habeat vel in Italia quattuor vel in provinciis quinque, a tutela vel cura possunt excusari exemplo ceterorum munerum; nam et tutelam et curam placuit publicum munus esse. Pr. J. ht.

Tunc demum excusandus est, qui prius datus fuerat, si is, quem nominaverit, et potior necessitudine et idoneus re fideque nec absens deprehendatur. Vat. fgm. 157.

b) Von der persönlichen Führung der Vormundschaft ist ausgeschlossen wer nicht einmal der Besorgung seiner eigenen Angelegenheiten gewachsen ist; seine excusatio ist necessaria.

Adversa quoque valetudo excusat, sed ea, quae impedimento est, quo minus quis suis rebus superesse possit. L. 10 in fi. D. de exc. 27, 1. II. Die Tutel begründete (tutela defertur) nach den zwölf afeln testamentarische Verfügung des Hausvaters und in Erangelung einer solchen persönliche Rechtsbeziehung. Der Grund

ihrer Entstehung war also wesentlich ein familienrechtlicher, in der patria potestas wurzelnder. Erst später trat dazu als dritter aushilfsweise platzgreifender Entstehungsgrund obrigkeitliche Ernennung.

A. Testamentarius tutor ist der kraft patria potestas oder manus letztwillig ernannnte; ihm stand nach vorjustinianischem Rechte im Gegensatze zu anderen Tutoren die Abdication frei Der Ehefrau in manu konnte der Mann die eigene sei es einmalige oder wiederholte Wahl eines tutor optivus freistellen. Fehlt es am Erfordernisse der Gewalt oder der formrichtigen letztwilligen Verfügung, so kann obrigkeitliche Confirmation eintreten. Sie erfolgt ohne weiteres (sine inquisitione), wenn die Ernennung vom Vater, dagegen nach freiem Ermessen (ex inquisitione), wenn sie von Dritten herrührt; nur im ersteren Fall steht der Confirmirte dem unmittelbar durch das Testament zum tutor Gewordenen schlechthin gleich.

Testamento nominatim tutores dati confirmantur lege XII tabularum his verbis: VTI LEGASSIT SVPER PECVNIA TVTELAVE SVAE REI, ITA IVS ESTO: qui tutores dativi appellantur. Ulp. XI. 14.

Nemo potest tutorem dare cuiquam, nisi ei, quem in suis heredibus cum moritur habuit habiturusve esset, si vixisset. L. 73 §. 1 D. de R. J. 50, 17. Sed si emancipato filio tutor a patre testamento datus fuerit, confirmandus est ex sententia praesidis omnimodo i. e. sine inquisitione. §. 5 J. de tut. 1, 13.

Tutor testamento datus . . si abdicaverit se tutela, desinit esse tutor: abdicare autem est dicere nolle se tutorem esse; in iure cedere autem tutelam testamento datus non potest, nam et legitimus in iure cedere potest, abdicare se non potest. Ulp. XI. 17.

In persona tamen uxoris, quae in manu est, recepta est etiam tutoris optio, i. e. ut liceat ei permittere, quem velit ipsa tutorem sibi optare. Ceterum aut plena optio datur aut angusta. Angusta ita dari solet: TITIAE VXORI MEAE TVTORIS OPTIONEM DVMTAXAT SEMEL DO, aut DVMTAXAT

BIS DO. Quae optiones plurimum inter se differunt: nam quae plenam optionem habet, potest et semel et bis et ter et saepius tutorem optare. Gai. I. 150--152.

B. In Ermangelung eines testamentarius sind legitimi tutores die nächsten Agnaten, in Ermangelung solcher die Gentilen, bei Freigelassenen der Patron und seine Kinder; durch Freilassung aus der behufs Aufgeben der bisherigen familia begründeten mancipii causa wird der parens manumissor legitimus, der extraneus manumissor fiduciarius tutor; ebenso sind fiduciarii tutores die Söhne des parens manumissor. Im neuesten Rechte,

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