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Ich erlaube mir, zu beliebigem gebrauche, noch ein exemplar meines lateinischen gedichtes beizulegen, und einen brief meines vaters. Leben Sie recht wohl, hochgeehrtester herr hofrath, und erhalten Sie Ihr gütiges wohlwollen

Ihrem

treu und verehrungsvoll ergebenen
Moriz Haupt.

70. Von Lachmann.

Berlin, Charlottenstraße 40, den 10. Juni 1841.

Heute, mein alter hochverehrter Freund, da Sie Ihr achtzigstes Jahr antreten, läßt mir mein Gewissen keine Ruhe, und ich thue wenigstens an diesem Tage was zu demselben hätte geschehen sollen. Die Osterferien sind mir verloren gegangen, durch einen Besuch aus Ilfeld, der mir zwar angenehm war, aber doch etwas zu lange dauerte. In den Herbstferien muß ich nun sehen wie Sie sich im 80sten Jahr ausnehmen (ich glaube, oder ich weiß, gut aber man siehts doch gern): es läßt sich noch überlegen wie sich das mit Bonn, wo ich den 1. October sein soll, vereinigen läßt. Die Nibelungen hat auswärts noch niemand ganz: Sie sollten sie aber billig längst haben, wenn ich nicht gedacht hätte, den fertigen Ulrich gleich mit zu schicken. Die Störung in den Ferien hat mich an Ulrich gehindert, und an dem Fortarbeiten am Jwein. Dieser kommt in ein Paar Wochen dran (Sie werden ihn gewiß noch sehn: es kommt auf Ihren guten Willen an): ich muß nur erst noch ein beträchtliches Stück der Vorrede zum Neuen Testament fertig machen: sonst ängstige ich mich vor der Vollendung des Druckes, da der Lucas schon beinah fertig ist. Ihr Nachtrag von Anmerkungen ist reponiert, die zum Ulrich sind dankbar benut.

Ich freue mich herzlich auf den Michaelisbesuch in Göttingen: nur kann ich heute nicht weiter schreiben, wenn ich noch an Lücken ein Paar Zeilen beilegen soll, die Sie wohl mit dem Exemplar an ihn besorgen. Viel Glück und Bottes Segen im neuen Jahr. Von ganzem Herzen

Ihr

C. Lachmann.

71. Von Graff.

Berlin, 26. Juni 1841.

Herzlichen Dank für Ihr liebes, treues Schreiben vom 14. Merz; es hat mir, mein hochverehrter, ehrwürdigster freund, doppelt und dreifach wohlgethan, da die Gebrüder Grimm mir auf die schmerzlichste Weise wehe gethan haben. Sollte man es glauben, daß sie, und zumal Jakob Grimm, mit dem ich früher auf dem herzlichsten, freundschaftlichsten Fuße stand und Duzbruder bin, mich nicht besucht haben und so thun, als wäre ich gar nicht hier, und selbst jekt, da ich ihnen gesagt habe, wie tief es mich schmerze, daß sie mir nicht ihren Freundesgruß gebracht hätten, haben sie mich nicht besucht. Kann und darf ein rechtschaffenes Gemüth und ein wahrer Freund der Wissenschaft einen Freund darum anfeinden, weil er abweichender Ein- und Ansicht ist? und habe ich bei allen meinen, allerdings vielfachen und die ganze grimmische Theorie antastenden Widerlegungen nicht immer mit aller Achtung und Verehrung von Grimm gesprochen? Mein ganzer Rest des Lebens ist nun vollends mir verbittert. Erhalten Sie, theuerster Mann, mir Ihre Liebe als Ihrem

treuesten Freunde

Graff.

72. Don Josef Bergmann.

Hochverehrter Herr Hofrath!

Ich nehme mir die Freiheit, Euer Wohlgeboren ein Exemplar „von dem übelen wîbe“ mit einigen Noten, recht und schlecht wie sie von einem Autodidakten seyn können, durch die Güte des Herrn Licentiaten Wieseler aus Göttingen zu überschicken.

Herr Professor Lachmann fährt in hohem Getrabe im Anhang zu Ulrich von Liechtenstein gegen mich einher, als wenn ich durch den Abdruck des Itwîz, wovon Schottky vor 15 Jahren eine Abschrift genommen, irgend ein Recht verlegt hätte. Ich soll Schätze als treuer Hort bewachen, und sie nicht benüßen dürfen. Wir sollen die Gäste freundlich empfangen, und selbst nicht zu Tafel sizen! Die Männer find gelehrt, aber nicht bescheiden, herrisch, wir deßhalb nicht servil. Den Schlüffel zum Ganzen fand ich zu meinem Erstaunen, und mußte

undeutsche Praktiken von einer Seite vernehmen, woher ich sie nicht zu erwarten hatte.

Jene Rüge soll mich nur ermuntern, soviel mir von der wenigen Zeit bleibt, tiefere Kenntnisse unserer Muttersprache zu sammeln, und zu zeigen, daß es mir nicht an Fleiß fehlt.

Bis nach dem neuen Jahre sollen Sie ein anderes Anekdoton mit gereinigtem Texte erhalten.

In vollster Hochachtung
Dero ergebenster

Wien 16. October 1841.

Bergmann,

kaiserlich königlicher Custos.

73. Don Bergmann.

Verehrtester Herr Hofrath!

für die wohlwollenden Zeilen, die Sie mir zuschickten, sage ich den verbindlichsten Dank, und nehme die Freiheit einen Extraabdruck von den poetischen Ueberbleibseln Herants von Wildon aus derselben Handschrift zu übersenden. Ich bitte um Schonung und Nachsicht mit diesem ersten Versuche einer Tertesreinigung.

Das Nachwort S. 55 hat Herr Professor Lachmann, der treffliche tiefgelehrte Mann, den ich hochverehre, durch seine Beschnarchung im Ulrich von Liechtenstein abgenöthiget. Ich lade die Schuld nicht fast auf ihn, als auf einen undeutschen Colporteur, der rücklings zu meinem Erstaunen mit einem Correcturbogen aus der Gerold'schen Druckerei unzeitig Mißbrauch getrieben hat. Nehmen Sie die Arbeit, deren Mängel ich kenne, schlecht und recht auf, wie sie ist und seyn kann, da ich zu Euch Herren und Meistern nicht in die Schule gehen kann und meinen mühsamen Weg ganz allein machen muß.

In jener erklärenden Beigabe zu Herrn Professor Lachmanns Vrouwen dienest sind mehre der tjostirenden Ritter und Edeln p. nicht bestimmt oder wenig bestimmt worden, drum versuchte ich beispielsweise einige Berichtigungen, so über die Torsiul, Tocenbach, Truhsen, Tulbingen, Vrônhoven, de Gors, Hittendorf, Landesêre (erst seit ungefähr 1625 ungarisch, wie ich nach dem Abdrucke fand), Potschâ, ein Felicien von Potschach ist als einflußreicher Geschäftsmann unter Kaiser Ferdinand I. um 1530 noch wohl bekannt, de Span, Vigan kommen in Krain, dann im Salzburgischen vor.

Uebrigens bin ich der unmaßgeblichen Meinung, daß am ganzen Vrouwen dienest mehr Wahrheit als Dichtung ist. Ein gewisses Gefühl flüstert mir stets ein: Das kann nicht so seyn, es ist nicht möglich! Wie hätte ein simpler Dienstmann solchen Aufwand bestreiten können und dergl.??"

Wenn ich einige Zeit von meinen Umtsarbeiten diesen Sommer erübrigen kann, so soll sie der Mundart meines heimathlichen Vorarl= bergs gewidmet seyn.

In vollster Verehrung

Euer Hochwohlgeboren

Wien 18. februar 1842.

ergebenster

Joseph Bergmann.

74. Von Lachmann.

Mein theurer hochverehrter Freund.

An Ihrem schönen Feste persönlich theilzunehmen wird mir freilich nicht gegönnt: ich thue indessen was ich kann. Seitdem ich erfuhr daß es bevorstand, hab ich Ernst gemacht: ich will nur wünschen, Sie merken den vier ersten Bogen von Jwein nicht an daß die Vorstudien zum Theil erst während des Drucks gemacht sind. Die ersten Correcturen möchte ich niemand zeigen. Auf die 16 Bogen, welche der Tert füllt, lasse ich sofort Ihre Anmerkungen folgen. Dahinter kommen dann die Cesarten mit etwas ausführlicheren Begründungen, wovon aber noch kein Wort geschrieben ist. So, glaub ich, wird [für] die verschiedenen Leser am angenehmsten gesorgt. Das größere format hatten Sie nicht verboten: Wilhelm Grimm freut sich darauf den Jwein mit dem Gregor zusammen binden zu lassen.

Die Noth der beeilten Arbeit hat mir, wie Sie leicht denken, doch unbeschreibliche Freude gemacht, weil ich immer in dem Gedanken war, Jhr geliebter Jwein in einer erträglich reputierlichen form würde doch auch etwas beitragen Ihnen Ihr Jubelfest, mitsamt der Erinnerung an das viele davor liegende, angenehm zu machen. Sie werden Dankbarkeit und Liebe schon aus der Arbeit heraus lesen, und damit kann ich mich dafür trösten daß ich Ihnen meinen Glückwunsch nicht selbst bringen kann, wie gern ich mich auch in die allgemeine Freude mischte. Gott helfe noch zu langer Kräftigkeit und Heiterkeit!

C. Lachmann den 29. Juli 1842.

75. Von Haupt.

Hochzuverehrender herr hofrath,

das buch dessen erste bogen ich Ihnen hier übersende hat lange darauf gewartet dass ich die letzte hand daran legte und war von anfang bestimmt Ihnen, mein treuverehrter gönner, als ein zeichen dankbarer ergebenheit gewidmet zu werden. da erfahre ich zum glücke noch zu rechter zeit von Lachmann dass Sie am 3. august das funfzigjährige fest Ihrer anstellung bei der bibliothek begehen, und so ward es möglich Ihnen wenigstens den anfang des buches als eine kleine wohlgemeinte festgabe mit den innigsten glückwünschen darzubringen. der name Hartmanns von Aue ist für alle zeiten so eng mit Ihrem namen vereinigt, der Sie die feinheiten der sprache deren muster Hartmann darbietet zuerst zu genauem verständnisse gebracht und seinen Iwein zuerst und meisterhaft erklärt haben, dass ich ohne unbescheidenheit meine arbeit öffentlich weihen durfte. Ihrer nachsicht bin ich gewiss; Sie werden, wo Sie fehler bemerken, mit gewohnter milde mich belehren. und so lassen Sie mich hoffen dass es Ihnen freude gewährt an Ihrem festtage mit ungedrucktem von Ihrem lieblingsdichter, wenn auch erst mit dem anfange, begrüsst zu werden. die bogen sollen sich ununterbrochen folgen; in den nächsten tagen geht der dritte bogen an Sie ab, mit dem neuen hefte meiner zeitschrift an dessen spitze das von Ihnen herausgegebene Marienlied steht.

Mögen Sie Ihre jubelfeier recht froh begehen, und möge gott Ihr alter noch viele jahre in heiterkeit und kraft und theilnahme an der wissenschaft, die Ihnen zu gutem theile ihr gedeihen verdankt, erhalten. In treuester verehrung und mit den besten wünschen für Sie beharre ich mit ganzem herzen

Leipzig 30. juli 1842.

Ihr

dankbar ergebener

Moriz Haupt.

76. Von Heinrich Leo.

Gestern erst habe ich durch Professor Haupt gehört, daß Sie, hochverehrtester Lehrer, zum 3 ten August ein fünfzigjähriges Jubiläum feiern wie böse bin ich auf Havemann, daß er mir nicht früher etwas davon hat wissen lassen, damit ich zur Feier des Tages doch auch etwas

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