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Vergleichendes Handbuch

der

Symbolik der Freimaurerei,

mit besonderer Rücksicht

auf die

Mythologieen und Mysterien des Alterthums,

von

Dr. Jos Schauberg

in Zürich.

Band I.

Schaffhausen.

Verlag der Fr. Hurter'schen Buchhandlung.

1861.

HS

425

532

V. I

Schnellpressendruck der J. G. Sprandel'schen Buchdruckerei in Stuttgart.

7-3-71

Vorrede.

Dem vorliegenden ersten Versuche einer vergleichenden wissenschaftlichen Symbolik der Freimaurerei habe ich nur wenige einleitende Worte vorauszusenden.

Vor allem aus bitte ich aufrichtig um eine nicht allzu strenge Beurtheilung meines Versuches und meiner Leistungen, da das wissenschaftliche Feld, auf welches ich mich in dem reinsten Bestreben, der Freimaurerei nützlich zu sein und dieselbe geistig und wissenschaftlich zu heben, hinausgewagt habe, meinen ursprünglichen Beschäftigungen und Studien ferne liegt und von mir blos in freien Nebenstunden bebaut werden konnte und durfte. Ich weiss es wohl, dass es zu dem Unternehmen befähigtere und berufenere Männer gegeben hätte, besonders den ausgezeichneten und rühmlichst bekannten Mythologen Br... Preller in Weimar oder auch Br.. Marbach in Leipzig: allein entweder hält ihr Eifer für die Maurerei mit ihren Fähigkeiten nicht gleichen Schritt oder, was wahrscheinlicher ist, die gewöhnliche maurerische Schriftstellerei in dem eng geschlossenen, dazu für Wissen

schaft und wissenschaftliche Bestrebungen leider oft wenig empfänglichen und höchst undankbaren Bruderkreise entmuthigt dieselben und schreckt sie ab. Schon deshalb betritt mein Werk kühn den offenen Markt- und Kampfplatz der Wissenschaft, um ihr Urtheil zu erfahren und um sie zugleich zu veranlassen,. endlich einmal in grösserem Masse und ernstlicher, als solches bisher zum grossen Nachtheile für die Freimaurerei geschehen, die Idee, den Zweck, die Geschichte und das Sein der Freimaurerei zu behandeln und zu besprechen, und eine unbestreitbar weltgeschichtliche Erscheinung nicht länger beinahe völlig unbeachtet zu lassen und mit unpassendem Stillschweigen zu übergehen. Eine Einrichtung, welche nun seit beinahe anderthalb Jahrhunderten über alle Theile der Erde ausgebreitet ist und sich täglich noch mehr ausbreitet, der die grössten Geister aller Nationen, Dichter wie Philosophen, angehört haben und angehören, darf eine weltgeschichtliche genannt werden, um so eher, als sie nicht allein mit tausend unsichtbaren Fäden in das tägliche Leben hineingreift, sondern auch in der Literatur, in der schönen wie in der philosophischen, dem Kundigen sich wiederspiegelt. Von so grossem Einflusse das Mysterienwesen und die Mysterien auf das Griechen- und Römerthum, wie auf das gesammte Alterthum gewesen sind, eben diesen Einfluss übt auf die germanische Gegenwart die Freimaurerei, weshalb eine gründliche Geschichte der Vergangenheit und Gegenwart nur zu schreiben vermag, welcher von seiner Forschung und Betrachtung die alten Mysterien und die spätere Freimaurerei nicht ausschliesst. Nicht blos aber soll sich die Wissenschaft der Freimaurerei zuwenden und anschliessen, sondern noch mehr diese jener. Sicherlich wäre die Maurerei vor vielen Verirrungen und Träumereien bewahrt geblieben, wenn ihr stets die allgemeine Wissenschaft und vorzüglich die unbefangene Geschichtsschreibung, die Alterthums

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kunde in ihrem ganzen Umfange, fördernd, warnend und schützend zur Seite gestanden wäre, die Maurerei mehr in der Wissenschaft und wahren Geschichte, und diese mehr in jener gelebt und gewirkt hätte, wenn die Maurer gelehrter und die Gelehrten öfter Maurer gewesen wären. Statt dessen zog sich die Freimaurerei, zumal in Deutschland, in den Schleier und das Dunkel des Geheimnisses, der Logen und der Brüder zurück, und schwärmte, träumte, phantasirte nach Herzens Lust und Durst, was um so schädlicher und verderblicher um sich griff, als in dem Bruderkreise die schlecht angewandte und missverstandene brüderliche Liebe und Milde nicht gestattete, Irrthum Irrthum, Thorheit Thorheit und Unwahrheit Unwahrheit zu nennen, sondern mit saurer Geduld die seltsamsten und unglaublichsten Dinge angehört und gelesen werden mussten, um ja nicht als unbrüderlich zu gelten und getadelt zu werden. Zuweilen wurden selbst wahrhafte geschichtliche Fabeln und Mährchen als zum s. g. System gehörig und als ein wichtiges, unter 7 Siegel zu legendes Geheimniss mitgetheilt und diesen Fabeln und Mährchen ihre eigene Geschichte geschrieben, wie sich selbst Lessing von der falschen Templerei in der Maurerei nicht frei erhalten konnte. Der wahre Freimaurer sollte aber durch offenen und in der Sache rücksichtlosen Tadel am wenigsten verletzt werden, da es seine heiligste Pflicht ist, nur die Wahrheit zu erforschen und auszubreiten. Unternahmen es einzelne Brüder, wie Krause, Mossdorf und Andere, über die Freimaurerei öffentlich und wissenschaftlich zu schreiben, wurden sie als Verräther geächtet und verfolgt; denn sie hatten mit frevelnder Hand die so gemüthlichen und theuren Traumgebilde zerrissen, waren aus der beliebten brüderlichen Rolle und Sprache gefallen. Zu verrathen war und ist jedenfalls in der Freimaurerei dermalen Nichts, einerseits weil dieselbe niemals überhaupt wirkliche geschichtliche Geheim

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