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Decision sich nur auf den Fall beziehe, wenn der Stellvertreter den Besit bloß verläßt? Vang. §. 209., oder auch auf den Fall, wenn er denselben einem Dritten übergibt? Sav. §. 33. Sie ist unerheblich in Beziehung auf bewegliche Sachen, weil hier der Besitz doch verloren ist durch contrectatio rei (auf solche bezieht sich L. 33. §. 4. cit.), erheblich aber für unbewegliche Sachen, weil an diesen nach der letzten Ansicht der Besitz erst verloren seyn würde, wenn der Besizer von der fremden Besißergreifung Kunde erhalten hat und sich dabei beruhigt oder zurückgewiesen wird. Vgl. Kierulff I. S. 398. Mit dieser Ansicht sind auch L. 40. §. 1. in f. und L. 44. §. 2. D. h. t. noch vereinbar. Ueber den Verlust des Besitzes beweglicher Sachen an die Stellvertreter, namentlich die Erfordernisse der contrectatio rei durch denselben (not. d.), vgl. noch insbesondere Schirmer in Linde's Ztschr. n. F. XI. 12.

III. Eigenthumserwerb a.

S. 144.

Das Eigenthum einer Sache erwirbt man unter verschiedenarti gen thatsächlichen Voraussetzungen entweder als Rechtsnachfolger des bisherigen Eigenthümers, oder unabhängig von dem bisherigen Recht eines Andern (§. 56.). Daraus ergibt sich die wichtigste Eintheilung der Erwerbarten des Eigenthums, in abgeleitete oder derivative, und ursprüngliche oder originäre. Unter den legten gibt es einige, die Eigenthum des Erwerbers an einer andern Sache zur Voraussetzung haben, andere sind auch davon unabhängig. Nach diesen Unterschieden sind die Erwerbarten in den folgenden §§. geordnet. Die römische Eintheilung der Eigenthumserwerbarten in natürliche und civilrechts liche (naturales oder iuris gentium und civiles acquisitiones) ist für das System des geltenden Rechts von keiner Bedeutung.

A. Abgeleiteter Erwerb des Eigenthums.
S. 145.

1) Durch Uebergabe. Tradition.

Um das Eigenthum einer Sache durch eine Handlung unter Lebenden auf einen Andern zu übertragen, genügt nach römischem Recht regelmäßig nicht die bloße Willenserklärung des Gebers und Erwerbers; es muß die Ueberlassung des Besizes der Sache, Tradition, hinzukommen. Durch diese, nicht durch den Vertrag allein, wird das Eigenthum erworben. Die Erfordernisse dieser Erwerbart sind folgende: 1) der Geber muß, als Eigenthümer ↳ øder anstatt

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§. 11

48. J. de rerum divisione. 2. 1. Dig. de acquirendo rerum dominio. 4.1. L. 20. Cod. de pactis. 2. 3. L. 50. pr. D. de rei vind. 6. 1. L. 15. Cod. eod. L. 20. pr. §. 1. D. h. t. 44. 4. pr. §. 2. J. quib. alienare lic. 2. 8. (§. 132.).

desselben ©, das Eigenthum zu übertragen befugt, der Empfänger dasselbe zu erwerben fähig seyn. 2) Der Erwerber muß, in eigener Person oder durch einen Stellvertreter, den juristischen Besit der Sache erlangen, und zwar mit dem Willen des bisherigen Eigenthümers oder desjenigen, der in dessen Namen handelt d. Hatte jener bisher schon den juristischen Besiz der Sache, so bedarf es freilich nur noch der Einräumung des Eigenthums, fog. brevi manu traditio. Ist aber ein Dritter im Besiz, so kann der Eigenthümer wohl die Ermächtigung geben, sich den Besiß zu verschaffen, insbesondere auch seine Eigenthumsklage zu diesem Zwecke abtreten, das Eigenthum aber wird hier erst durch die wirklich nachfolgende Erlangung des Besizes erworben. 3) Die Ueberlassung des Besizes muß in der gegenseitig erklärten Willensmeinung geschehen, das Eigenthum der Sache zu übertragen, beziehungsweise (für sich oder für einen Andern) zu erwerben 6. In dieser Beziehung aber ist zu beachten: a) Der Wille muß beiderseits auf die wirklich übergebene Sache 2 gerichtet seyn h. b) Das Eigenthum wird keinem Andern erworben, als welchem der Tradent dasselbe veräußern wollte, wenn dessen Wille auf eine bestimmte Person als Erwerber gerichtet ist i; dieses aber braucht nicht nothwendig der Fall zu seyn 3. c) Dem Willen der Eigenthumsübertragung liegt immer irgend eine rechtliche Absicht zum Grunde, in welcher diese vorgenommen wird, sey es, um zu schenken, oder eine Verbindlichkeit zu erfüllen, oder eine Verbindlichkeit zu begründen, causa traditionis. Das Eigenthum wird nicht übertragen, wenn die Veräußerung der Sache aus diesem Grunde rechtlich unstatthaft ist; es ist iusta causa traditionis erforderlich m. Es ist aber weder erforderlich, daß ein Rechtsgrund der Eigenthumsübertragung schon vor der Uebergabe gegeben seyn, noch, daß überhaupt ein solcher

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§. 42. 43. J. h. t. L. 9. §. 4. D. h. t. L. 46. eod. §. 1. J. quib. al. lic. 2. 8. (§. 127.). L. 5. 33. D. de poss. 41. 2. (§. 139... .141.). §. 4. J. h. t. L. 9. §. 5. L. 21. §. 1. D. h. t. L. 46. D. de rei vind. 6. 1. f L. 21. 47. D. de rei vind. 6. 1. L. 13. Cod. de distr. pign. 8. 28. §. 40. J. h. t. L. 9. §. 3. D. h. t. L. 55. D. de O. et A. 44. 7. h L. 2. §. 6. D. pro emtore. 44. 4. L. 34. pr. §. 1. D. de poss. 41. 2. cf. L. 36. D. h. t. i L. 13. D. de donat. 39. 5. (§. 140.). L. 43. §. 1. D. de furtis 47. 2. cf. L. 13. pr. L. 20. §. 2. L. 59. D. h. t. L. ult. Cod. si quis alteri. 4. 50. L. 2. Cod. de his qui a non dom. 7. 10. * §. 46. J. h. t. L. 9. §. 7. D. h. t. cf. L. 5. §. 1. D. pro derelicto. 41. 7. 1 L. 65. §. 1. D. ad Sc. Treb. 36. 1. (§. 80. Anm. 2.). L. 36. pr. D. de donat. int. v. et u. 24. 1. L. 1. §. 2. D. pro donato. 41. 6. L. 9. §. 4. D. h. t. L. 10. D. de donat. 39. 5. L. 7. §. 3. D. de iure dot. 23. 3. L. 2. 4. D. de reb. cred. 12. 1. Dig. de cond. causa data. 12. 4. cf. L. 34. D. h. t.

pr. §. 2

L. 5. §. 18. Ulp. XIX. 7.

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wirklich bestehe, noch auch, daß die Absicht, in welcher sie geschieht, rechtlich gebilligt sey P, und der Uebergang des Eigenthums wird auch dadurch nicht gehindert, daß Geber und Empfänger rücksichtlich des Grundes der Eigenthumsübertragung verschiedener Meinung sind, wenn nur der Wille, Eigenthum zu übertragen, be= ziehungsweise zu erwerben, zusammentrifft. d) Der Wille, das Eigenthum zu übertragen, kann ein bedingter seyn; alsdann geht das Eigenthum, ungeachtet der geschehenen Uebergabe, erst durch Erfüllung der Bedingung auf den Empfänger über 5. Bei der Uebergabe auf Grund des Verkaufes wird nach rechtlicher Vorschrift die Befriedigung des Verkäufers stillschweigend als Bedingung der Eigenthumsübertragung angenommen, wenn dieser nicht dem Käufer Zahlungsaufschub gestattet s.

Anm. 1 L. 20. Cod. 2. 3. Traditionibus et usucapionibus dominia rerum, non nudis pactis transferuntur. Eine Ausnahme von dieser Regel (einen sog. transitus legalis) zu Gunsten der Kirchen hat man mit Unrecht zu finden geglaubt in L. 23. §. 1. Cod. de ss. eccles. 1. 2., was neuerdings noch vertheidigt wurde von Thibaut im civ. Arch. XX. 1. Vgl. dagegen Vang §. 311. Anm. 4. Mag aber auch mit Recht die bei dieser Gelegenheit von Thibaut geäußerte Ansicht, jene Regel sey „das Kahlste auf der Welt“ und eine bloßze „Albernbeit“, mißbilligt werden, so ist es andrerseits nicht minder falsch, daraus das Princip zu machen, daß durch Verträge „nur Obligationsverhältnissse“, also überhaupt keine dingliche Rechte entstehen können. Besser begründet scheint eine andere Ausnahme, rücksichtlich der Entstehung des Miteigenthums bei der societas omnium bonorum, nach L. 1. §. 1. L. 2. D. pro socio. 17. 2. In societate omnium bonorum omnes res, quae coeuntium sunt, continuo communicantur (Paul.); quia, licet specialiter traditio non interveniat, tacita tamen creditur intervenire (Gai.). cf. L. 4. Cod. comm. de iud. 3. 38. Doch hat man auch diese durch Annahme eines Constitutum possessorium (§. 140) zu erklären versucht. Savigny, Nt des Besißes, S. 374.; dagegen jedoch Puchta kl. Schriften S. 439. Just. §. 241. not. c. Böcking Inst. §. 124. not. 46. vgl. §. 126. not. 6. „zur Veräußerung und dem Uebergange des Eigenthums Tradition nicht wesentlich.“

2 Streitig ist es, ob auch ein Irrthum über das Eigenthum den Uebergang desselben hindern könne? L. 35. D. h. t.: Si procurator meus vel tutor pupilli rem suam, quasi meam vel pupilli, alii tradiderint, non recessit ab eis dominium et nulla est alienatio, quia nemo errans rem suam amittit. cf. L. 10. §. 1. D. de cur. fur. 27. 10. Auf den Fall eines error in corpore wird L. 35. cit. gedeutet von Thibaut Vers. II. 4. Nr. II. Sav. III.

⚫ L. 6. Cod. si quis alt. 4. 50. Dig. de cond. indeb. 12. 6. P L. 5. §. 1. D. de cond. sine causa. 12. 7. L. 1. §. 2. L. 2. D. de cond. ob turpem caus. 12. 5. L. 36. D. h. t. cf. L. 55. D. de O. et A. 44. 7. L. 18. pr. D. de reb. cred. 12. 1. L. 38. §. 1. in f. D. de poss. 41. 2. L. 2. §. 5. D. de donat. 39. 5. • §. 41. J. h. t. L. 19. 53. D. de contrab. emt. 18. 1.

S. 355. not. b., aber nicht entsprechend ihrer Fassung. Vang. §. 311. Anm. 3. Buchta §. 148. not. i. Auch nöthigt nicht dazu, vielmehr steht richtig erklärt entgegen L. 49. D. mand. 17. 1. Servum Titii emi ab alio bona fide et possideo; mandatu meo eum Titius vendidit, quum ignoraret suum esse; vel contra, ego vendidi illius mandatu, quum forte is, cui heres extiterit, eum emisset: de iure evictionis et de mandato quaesitum est. Et puto, Titium, quamvis quasi procurator vendidisset, obstrictum emtori, neque si rem tradidisset, vindicationem ei concedendam, et idcirco mandati eum non teneri, sed contraria mandati agere posse, si quid eius interfuisset, quia forte venditurus non fuerit. Contra mandator, si rem ab eo vindicare velit, exceptione doli summovetur, et adversus venditorem (Flor. venditionem) testatoris sui habet ex emto iure hereditario actionem. Vgl. noch L. 15. §. 2. D. de contrah. emt. 18. 1. Si rem meam mihi ignoranti vendideris et iussu meo alii tradideris, non putat Pomponius dominium meum (Vulg. in cum) transire, quoniam non hoc mihi propositum fuit, sed quasi tuum dominium ad eum transire; et ideo etiamsi donaturus mihi rem meam iussu meo alii tradas, idem dicendum erit. Echeurl Beitr. I. S. 192. fg.

3 L. 9. §. 7. D. h. t. Hoc amplius interdum et in incertam personam collata voluntas domini transfert rei proprietatem, ut ecce, qui missilia iactat in vulgus, etc. cf. L. 5. §. 1. D. pro derel. 41. 7. Demnach kann auch der Stellvertreter, der in dieser Absicht die Sache empfängt, dem Mandanten sofert Eigenthum erwerben, wenn gleich der Tradent von dem Auftrag nichts weiß, womit die Stellen in not. i. nur scheinbar im Widerspruch stehen. Puchta de dominio rerum per procuratorem adquirendo disputatio. Lipsiae 1842. (fl. Echr. Nr. 32.). Vgl. L. 1. §. 20. D. de poss. Scheurl a. a.-D. S. 205. fg. Dagegen wird dem Mandanten, welchem der Tradent es zugedacht hat, das Eigenthum erworben, wenn gleich der Bevollmächtigte für sich die Absicht hegt, dasselbe für einen Andern oder für sich selbst zu erwerben, L. 13. D. de donat., und es wird gar nicht veräußert, wenn ein bloßz angeblicher Stellvertreter in solcher Absicht die Sache übernimmt, während der Tradent nur in der Absicht, der angeblich vertretenen Person das Eigenthum zu übertragen, dieselbe übergibt. L. 43. §. 1. D. 47. 2. Einige Fälle aber gibt es, wo Jemand ausnahmweise für einen Andern erwirbt, ohne dessen Stellvertreter seyn zu wollen, nämlich: a) Mündel können die Sachen, welche der Vormund mit ihrem Gelde für sich angeschafft hat, vindiciren. L. 2. D. qvando ex facto tut. 26. 9. L. 3. Cod. arb. tut. 5. 51. b) Eben so Seltaten die mit ihrem Gelde erkauften Sachen. L. 8. Cod. de rei vind. 3. 32. L. 2. Cod. de donat. int. v. et u. 5. 16. c) Die Frau kann im Fall der Zahlungsunfähigkeit des Mannes die Sachen vindiciren, welche dieser mit dem von ihr geschenkten Gelde, eben so wie die, welche er mit Dotalgeld für sich angeschafft hat, sofern sie noch vorhanden find. L. 55. D. de donat. int. v. et u. 24. 1. cf. L. 54. D. de iure dot. 23. 3. L. 36. D. h. t. (Julian. lib. XIII. Dig.). Quum in corpus quidem, quod traditur, consentiamus, in causis vero dissentiamus, non animadverto, eur inefficax sit traditio; veluti si ego credam, me ex testamento tibi

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obligatum esse, ut fundum tradam, tu existimes, ex stipulatu tibi eum deberi; nam et si pecuniam numeratam tibi tradam donandi gratia, tu eam quasi creditam accipias, constat proprietatem ad te transire, nec impedimento esse, quod circa causam dandi atque accipiendi dissenserimus. Dagegen: L. 18. pr. D. 12. 1. (Ulp. lib. VII. disput.). Si ego pecuniam tibi quasi donaturus dedero, tu quasi mutuam accipias, Julianus scribit, donationem non esse; sed an mutua sit, videndum. Et puto, nec mutuam esse, magisque nummos accipientis non fieri, quum alia opinione acceperit. Quare si eos consumserit, licet condictione teneatur, tamen doli exceptione uti poterit, quia secundum voluntatem dantis nummi sint consumti. Ueber die manchfaltigen Vereinigungsversuche vgl. Regenbrecht Comm. ad L. 36. D. de acquir. rer. dom. et L. 18. D. de reb. cred. Berolini 1820., insbesondere über die ältere Litteratur das. pag. 69...109. Seuffert Grörtr. S. 23...27. Vang. §. 311. Anm. 3. Puchta §. 148. not. h. und Vorles. L S. 447. Schmid Heb. §. 8. not. 29. Echeurl a. a. D. S. 191. fg. Die meisten betrachten die L. 36. als die entscheidende Stelle und finden in L. 18. höchstens eine Ausnahme oder Modification der in jener ausgesprochenen Regel. Durch künstliche Erklärung der L. 36. cit. sucht dagegen wieder zu helfen Wetzell, Diss. „Lex XII. tabb. rerum furtivarum usucapionem prohibet." Monachii 1840. pag. 64...68. und in andrer Weise Hermann in Linde's Ztschr. n. F. VII. S. 233., beide unbefriedigend.

5 Ein solcher Vorbehalt ist das sog. pactum reservati dominii, befonders beim Verkauf üblich. Vgl. Duncker im Nh. Mus. V. 4. Bang. §. 311. Anm. 2. Schmid §. 8. not. 77.

S. 146.

2) Durch richterlichen Zuspruch.

In den drei sog. Theilungsprocessen (§. 97. Anm. 5. §. 99. not. a.) kann der Richter nach Umständen einer Partei das Alleineigenthum der bisher gemeinschaftlichen Sache, beziehungsweise des streitigen Gränzstriches, oder eines reellen Theiles davon zusprechen, adiudicare. Dieß Eigenthum wird unmittelbar durch den rechtskräftigen richterlichen Zuspruch erworben ↳, vorausgeseßt, daß die streitenden Theile ausschließlich Eigenthümer der fraglichen Sache waren.

Anm. Von der Adjudicatio i. e. S. ist zu unterscheiden: a) die Zuerkennung des Eigenthums im Eigenthumsstreite, wodurch nicht Eigenthum gegeben wird, sondern nur, quod adquisitum est, declaratur. cf. L. 8. §. 4. D. si serv. vind. 8. 5. b) Die Verurtheilung des Beklagten zur Verschaffung (Uebertragung) des Eigenthums (möglich auch im Eigenthumsstreite, wenn jener während desselben die Erfißung vollendet hat, §. 163. Anm. 2.), zu deren Vollziehung der Richter,

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• §. 4....6. J. de off. iud. 4. 17. L. 12. §. 2. L. 16. §. 1. L. 36. L. 44. §. 4. L. 47. pr. L. 55. D. fam. erc. 10. 2. b§. 7. J. I. c. cf. Ulp. XIX. 46. L. 45. D. de pactis. 2.14. • arg. L. 17. D. de usucap. 44. 3. L. 7. pr. D. de Publ. act. 6. 2.

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