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Erfolge zu teil geworden20. Dann wirft er aber auch wieder die Frage auf, wie es möglich sein konnte, daß zur gegebenen Zeit immer tüchtige und gerechte Könige den Thron innehatten, wenn ihre Herrschaft lebenslänglich und erblich war21. Und mit leichter Ironie weist er darauf hin, daß die Leiter des Staates nicht nur am Tage für ihr Vaterland tätig waren, sondern auch in der Nacht für sein Wohl wirkten: sie schliefen im Heiligtume der Pasiphaë, um im Traume göttliche Ratschläge zu empfangen22. Eifrig holte man auch von Staats wegen Orakel ein, sowohl die Könige als auch der Rat der Alten; selbst Lycurg hatte seinen Gesetzen die Billigung des delphischen Apollo verschafft23. Und da wird es für Cicero ein stolzer Gedanke gewesen sein, sei es, daß er ihn nur niederschrieb oder auch vor dem römischen Volke aussprach, der Staat, der seine Bürger in strengster Zucht der Gesetze gehalten und die täglichen Gewohnheiten des einzelnen fest umschrieben hatte, er mußte jetzt die Garantie für seine Verfassung und sein Bestehen im Wohlwollen Roms suchen24. Von Corinth erzählt Cicero, daß man dort die Unterhaltungskosten für die vom Staate gelieferten Pferde durch eine besondere Steuer aufbrachte, die von den Kinderlosen und Witwen frg. 9. 19. Flacc. 63. 20. off. I 76 Licet eadem de Pausania Lysandroque dicere, quorum rebus gestis quamquam imperium Lacedaemoniis partum putatur, tamen ne minima quidem ex parte Lycurgi legibus et disciplinae conferendi sunt; quin etiam ob has ipsas causas et parentiores habuerunt exercitus et fortiores. Brut. 40 Tusc. V 77 rep. IV 5 off. I 64 Tusc. I 101.

21. rep. I 50. 22. div. I 96. 24. Mur. 74 Sparta inv. I 55

23. div. I 95 nat. deor. III 91. II 69; 967 rep. III 15 IV 4 Brut. 50 legg. II 39 III 16 Tusc. V 42; 98 Cato 63 div. I 74; 112 II 54; 67 off. I 64; 84 II 26.

erhoben wurde25. Lie Lage der Stadt für den Seehandel war äußerst günstig26; der Grund für den Niedergang ihrer Machtstellung wird wie bei Carthago in der Vernachlässigung der Waffenübung und der Verachtung des Ackerbaues gesehen27. Zum Kriege mit Rom führte die Behandlung der römischen Gesandten28 und die Tätigkeit des Critolaus 29; die Stadt wurde von Mummius zerstört30. Cicero mißbilligte diese Maßregel31; die Trümmer Corinths hatte er selbst gesehen32. Die Rhodier nennt er gebildet33 und witzig34, dazu ein tüchtiges Seevolk35.,,Im Staate" scheint ihre Verfassung als Muster einer guten Volksregierung verwendet worden zu sein36; unangemessen erscheint es Cicero aber, daß dort, wie zu Athen, das Gesetz es gestatte, einen freien Bürger zu foltern37. Die Hafenzölle wurden auf Rhodus vom Staate verpachtet38, fremden Kriegsschiffen war nutzung des Hafens untersagt39.

Be

Auf Rhodus hielt Ti. Gracchus, der Vater, einst eine griechische Rede40.

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IV. Römische Geschichte.

1. Die Zeit der Könige.

Aeneas gründet auf der Flucht von Troja Segesta2. Amulius, König von Alba Longa, setzt die von Mars gezeugten Söhne Romulus und Remus am Tiber aus,

1. Bei den Nachrichten aus der römischen Geschichte ist eine fast rein chronologische Anordnung, die die unter sich enger verbundenen Persönlichkeiten nebeneinander bringen konnte, wie sie bei Cicero stehen, vorgezogen. Dafür sprach auch noch die Erwägung, daß sich so die bei der Besprechung der einzelnen Gestalten sonst unvermeidlichen Wiederholungen, die sich z. B. bei der Zusammenstellung der Nachrichten über Philipp und Alexander, über Demetrius Phalereus Pericles Ptolemaeus, Alexander und Ptolemaeus finden, vermeiden ließen. Dabei ist der Nachdruck auf die allgemeine chronologische Sichtung gelegt; zu den einzelnen Jahren sind bei weniger bekannten Persönlichkeiten auch Ereignisse gestellt, die zeitlich nicht an die betreffende Stelle gehören, z. B. Nachrichten über Bekleidung der Priesterstellen, über die Art ihres Todes, über verwandtschaftliche Beziehungen etc.; die einzelnen Persönlichkeiten sind ferner mit ihrem vollen uns überlieferten Namen genannt, ohne Rücksicht darauf, ob sie zu dem gegebenen Zeitpunkt irgend einen Beinamen schon besaßen oder erst später erwarben; der mit () umgebene Teil des Namens findet sich bei Cicero nicht, ebenso alles, was sonst mit ( ) umgeben ist. Ueber die Redner sind nur die Stellen, die von ihrer politischen Betätigung handeln, gesammelt. 2. Verr. II 4, 72 div. I 43. enim famae hominum; Phil. IV 5.

3. rep. II 4 concedamus

4. rep. II 4-20 an dieser Stelle

eine Wölfin säugt sie, Hirten ziehen sie groß5; Rom unter Juppiters Auspizien an den Palilien des 2. Jahres der 7. Olympiade gegründet, von Romulus mit Hirten bevölkert". Alba Longa wird besiegt und Amulius getötets. Raub der Sabinerinnen an den damals eingesetzten Consualien; der dadurch entstandene wechselvolle Kampf mit T. Tatius auf Bitten der geraubten Frauen selbst durch einen Vertrag beendet, die Herrschaft über Rom mit Tatius geteilt10, obwohl Remus vorher getötet, weil die Herrschaft eines Königs dem Staate heilsamer sei [die „,Sache mit der Mauer“ sollte dem ganzen nur ein Mäntelchen umhängen]11. Nach

auch die Belege für die im Text ohne Anmerkungen gebotenen Nachrichten; so für die ganze Königszeit, die in de republica“ eine zusammenhängende Darstellung erfahren hatte. 5. div. I 20 II 45 Cat. III 19. 6. rep. II 18 . . . Graecorum investigatur annalibus, Roma condita est secundo anno Olympiadis septumae; Tusc. I3 Annis fere DX post Romam conditam Livius fabulam dedit C. Claudio, Caeci filio, M. Tuditano consulibus . . (a. 240 v. Chr.) Atticus und Cicero setzten die Gründung Roms Ol. 6, 3. Vgl. Solin I 17 Pomponio Attico et M. Tullio olympiadis sextae anno tertio . . . Romam placet conditam; rep. I 58 . . . Romulum, qui ab hoc tempore (a. 129 Zeit des Dialoges) anno sescentesimo rex erat. (also a. 729). Vielleicht (?) taucht hier im 1. Buche der Gründungsansatz des Cincius Alimentus auf, vgl. Dion. Hal. 1 74 Λεύκιος δὲ Κίγκιος περὶ τὸ τέταρτον ἔτος τῆς δωδεκάτης ολυμ Tάdos Solin I. c. Cincio Romam duodecima Olympiade placet conditam. Vgl. Anm. 51. div. II 98 . . . urbis . . . nostrae natalem diem repetebat ab iis Parilibus, quibus eam a Romulo conditam accepimus .; Att. II 8, 2 XIV 14, 1. 7. div. I 105. 8. rep. II 4 ut iam a fabulis ad facta veniamus. 9. rep. II 12 de or. I 37. 10. Balb 31. 11. off. III 41 cui cum visum esset utilius solum quam cum altero regnare, fratrem interemit. Omisit hic et pietatem et humanitatem .

et tamen muri causam opposuit, speciem honestatis nec probabilem

Tatius' Ermordung Romulus wieder Alleinherrscher: 3 Tribus, 30 Centurien, die Tribus nach Romulus, Tatius und dem im Kampfe gegen Tatius gefallenen Lucumo genannt12, die Centurien nach den Sabinerinnen, die den Frieden herbeigeführt hatten; Senat [patrum auctoritas], comitia curiata13; jede Tribus einen Augur [Romulus und Remus hatten dasselbe Amt inne]14; den Patriziern Clienten zugeteilt, Diese Verfassung hat ungefähr 220 Jahre bestanden15; Romulus wurde während einer Sonnenfinsternis nach einer Regierung von 37 Jahren an den Nonen des Juli16 zum Himmel entrückt17; nach seinem Tode auf Drängen des Volkes ein interrex ernannt18. Numa Pompilius 19, ein Sabiner aus Cures, wird vom Volke [später durch die Curiatcomitien bestätigt] auf den Thron berufen; lehrt die Römer religio21 und clementia; Königsgericht22; vermehrt die Zahl der Auguren auf zwölf, setzt fünf pontifices ein, dazu flamines, Salier23, Vestalinnen24; ordnet das Kalenderwesen25; stirbt

nec sane idoneam. Remus rep. II 4 legg. I 8 div. I 20 II 45; 80 off. Ill 41. 12. Vgl. rep. II 36.

13. rep. II 25.

14. div. I 3 II 80 nat. deor. III 5. 15. rep. II 53 . . . constitutio Romuli cum ducentos et viginta fere firma mansisset. . . solis defectiones . . . usque ad illam, quae Nonis nante Romulo . . . rep. II 17.

16. rep. I 25 . . . Quinctilibus fuit reg

17. legg. I 3 diese Erzählung von

dem Wiedererscheinen des Romulus, der den Bau eines Tempels für sich forderte, erklärt Cicero für ein Märchen (rep. II 20), doch bezeichne es immerhin die Bedeutung des Mannes, von dem man etwas derartiges für wahr hielt (rep. II 18) Cat. III 2 rep. III 40 parad. I 11 Tusc. I 28 nat. deor. III 39 Hortens. frg. 54 Müller IV 3 p. 319. 18. rep. II 23 Romulus Rab. perd. 13 Cat. I 33 III 2, 19 Vat. 20 rep. I 64 II 50 Brut. 40 nat. deor. III 5 div. I 30 II 70, 80, 98. 19. rep. II 25 ff. 21. de or. III 73 nat. deor. III 5. 22. rep. V 3.

20. Sull. 22
23. deor. III 197.

24. legg. II 23, 56.

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