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5. Verfassung: Präsident, Chambre des députés, Sénat; Ministerien: industrie et commerce (Colberts Verdienste), instruction publique et beaux-arts (académies, enseignement supérieur, secondaire, lycées, collèges, écoles primaires), cultes (archevêchés, évêchés, curés; pasteurs); marine (ports militaires); guerre.

6. Kolonien: Geschichte des französischen Kolonialreiches, Colbert, 1763, 1830, Ferry - Bismarck.

7. Sprache: Weltstellung des Französischen als Sprache der Diplomatie und zweite Muttersprache der Gebildeten; Gründe dieser Weltstellung: die politische und geistige Rolle Frankreichs unter Louis XIV, der Litteratur im 18. Jahrhundert, Klarheit und Regelmälsigkeit der Sprache, die Armut des Wortschatzes.

Es erübrigt nun noch die Besprechung der Erzählungslitteratur. Niemand wird ihr im Ernst einen Platz in unserem Unterricht streitig machen wollen, auch nicht auf der Oberstufe; vermittelt sie doch Wortschatz und Wendungen der Umgangssprache in mindestens ebenso reichem Mafse wie das Lustspiel und giebt sie doch so für das spätere Leben das den meisten Schülern in Wirklichkeit allein notwendige sprachliche Wissen. Auch vom litterarischen Gesichtspunkt aus ist die kurze gefällige Erzählung und Novelle eine so wichtige, auch für Deutschland vorbildliche Gattung geworden, dafs wir sie nicht missen möchten. In Prima kann sie bei unserem Plan keine Stelle finden, da, wie dargelegt, hier alle Zeit für andere, immerhin wichtigere Lektüre vergeben ist; auch nicht im zweiten Halbjahr der OII, das mit der Litteratur des Zeitalters Ludwigs XIV. den Übergang zu den Stoffgebieten der Prima bildet. Somit weisen wir sie dem ersten Halbjahr der OII zu, und dafür sprechen verschiedene Erwägungen: eine Erzählung (Novelle, Roman) mit ihrem reichen Wechsel an sprachlichen Formen bildet zunächst die beste Grundlage für die Behandlung derjenigen Abschnitte der Grammatik, die in dieser Klasse zum Abschlufs gebracht werden müssen, d. h. der Syntax des Adjektivs, des Adverbs und der Pronomina. Die gelesene Erzählung wird auch im 2. Semester der OII noch Belege für die hier zu behandelnden grammatischen Dinge liefern, wenn man inzwischen zur poetischen Lektüre übergegangen ist.1 Ausserdem ist der Schüler im Alter des angehenden Obersekundaners für die Handlungen,

1) So lasse ich z. B. meine Schüler im Winterhalbjahr der OII, wenn Corneille oder Racine gelesen wird, den im Sommer vorher gelesenen Tartarin oder le Petit Chose nach bestimmten grammatischen Erscheinungen durchsuchen, etwa nach que oder qu'est-ce que als nom. pron. interr. u. rel., lequel, voici, voilà, voici comment, voici pourquoi, aussi usw.

Personen und Situationen einer guten Erzählung noch gerade empfänglich, während der in höherem Alter auf mehr wissenschaftliche Dinge gerichtete Sinn andere geistige Nahrung bedarf. Und schliefslich bilden die in einer Erzählung entgegentretenden konkreten Verhältnisse in Bezug auf Land, Leute, Sitte und Geschichte Grundlage und natürliche Ausgangspunkte für alles, was in dieser Hinsicht späterhin mehr abstrakt und systematisch behandelt wird. Selbstverständlich ist die Wahl ganz besonders sorgfältig zu treffen. Man wird sich zu entscheiden haben für Erzählungen bezw. Novellen und kürzere Romane angesehener Schriftsteller, die, in neuerer Zeit spielend und bestimmt lokalisiert, eine interessante Handlung in gefälligem sprachlichen Gewand vorführen, dabei jedoch Ausblicke auf Charakter, Sitten, Geographie und Geschichte des französischen Landes und Volkes oder bestimmter Teile desselben, oder geradezu bestimmt datierte und lokalisierte Episoden der französischen Geschichte bieten. Somit schliefsen wir einerseits alles aus, was nicht französisches Land und Volk berührt, also z. B. Xavier de Maistre, Jeune Sibérienne, le Lépreux, les Prisonniers du Caucase; Bernardin de Saint-Pierre, Paul et Virginie; Chateaubriand, Atala; Lesage, Gil Blas; Verne, Tour du monde, Cinq semaines en ballon. Andererseits weisen wir diejenigen Werke zurück, die nicht die erwähnten Ausblicke auf Kultur, Geschichte und Geographie eröffnen, wie z. B. Töpfers Nouvelles genévoises. Damit soll jedoch nicht dem andern Extrem das Wort geredet werden, in das gerade jetzt gewisse Reformer und Editoren verfallen, indem sie eine Überfülle von Realien bieten wollen. Diese dürfen weder so zahlreich auftreten, dass ihre Besprechung das Interesse an der Handlung erlahmen läfst oder erstickt, noch künstlich mit den Haaren herbeigezogen werden. Deshalb weisen wir z. B. zurück Brunnemann, Jours d'épreuve, dessen spärliche matte Handlung durch überwuchernde Realien, Paris und moderne Schriftsteller und Künstler betreffend, geradezu erdrückt wird. Als Werke, die den oben charakterisierten Anforderungen entsprechen, kann man bezeichnen: Daudet, Tartarin de Tarascon1 (von Münch auffallenderweise beanstandet), in Südfrankreich und Algier spielend und im Rahmen einer interessanten Handlung den Charakter des Südländers, Marseille und die bedeutendste Kolonie ebenso gefällig wie treffend schildernd; Daudet, le Petit Chose, worin der Verfasser sein eignes Jugendleben in Nimes, Lyon, Alais und Paris darstellt; Daudet, Lettres de mon moulin und Contes du lundi (daraus besonders: les vieux, la partie de billard, le siège de Berlin, un décoré du 15 août); Coppée, Erzählungen

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1) Ausgabe Renger, besprochen Neuere Spr. VI, S. 185.

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(z. B. On rend l'argent, l'Enfant perdu); 1 Malot, Sans famille; Souvestre, Au coin du feu (z. B. les deux devises, le sculpteur), les Derniers Paysans; vielleicht auch le Philosophe sous les toits und Confessions d'un ouvrier, die sich allerdings in zu engem Horizont bewegen und etwas hausbacken moralisieren; desselben Verfassers Chevrier de Lorraine, in der Zeit der Jungfrau von Orléans spielend, ist zeitlich zu entlegen; Theuriet, Erzählungen; Contes et nouvelles modernes, erklärt von Dorr (Berlin, Gärtner), wohl auch Mérimée, Colomba, wenn auch zugegeben werden mufs, dafs Corsika ein etwas entlegener und weniger wichtiger Schauplatz ist.

Bezüglich des Kanons bemerke ich nun zum Schlufs noch folgendes: 1) für jede Schülergeneration ist nach den in dieser Abhandlung dargelegten Gesichtspunkten ein Kanon aufzustellen, nachdem der Lehrer zu Beginn der OII, bezw. UI sich ein Verzeichnis der von jedem Schüler vorher gelesenen Texte zusammengestellt hat. 2) Wiederholung desselben Textes oder Verfassers soll im allgemeinen vermieden werden. 3) Da der Lehrer selbst nicht immer denselben Text traktieren will, wird er womöglich von Jahr zu Jahr wechseln; dies hat zugleich den Vorteil, dafs die Schüler nicht die verbrauchten Exemplare der vorhergehenden Generation mit Übersetzung und anderen Hilfen übernehmen können und dass die Wiederholung derselben oder ähnlicher schriftlicher Arbeiten (Aufsätze) ausgeschlossen ist.

Nach unseren Darlegungen wären etwa folgende Möglichkeiten gegeben:
OII 1. Halbjahr: Werk der Erzählungslitteratur,

2. Halbjahr: Coppée, Poetische Erzählungen,

Moliére, l'Avare (oder Bourgeois Gentilhomme).

UI Geschichte der französichen Nation und Sprache bis Ludwig XIV. im Überblick,

Racine, Athalie (oder Britannicus),

Voltaire, Louis XIV,

Duruy, Révolution (oder Wershoven - Gärtner).

OI Taine, Napoléon Bonaparte (oder Lanfrey),

Scribe, Bataille de dames (oder Sandeau, Mlle de la Seiglière),
Béranger,

1) Die Gärtnersche Ausgabe enthält eine schöne Auswahl, besonders poetische Erzählungen, die als Perlen der Dichtkunst bezeichnet werden können, doch wünschten wir le Luthier de Crémone durch schöne Prosaerzählungen ersetzt.

2) Etwa nach der Velhagenschen oder Freytagschen Ausgabe, da die Kühtmannsche in 2 Bändchen zu kostspielig ist; Malots En famille (Freytag) kann höchstens für Mädchenschulen empfohlen werden.

Sarcey (oder d'Hérisson),

Gesamtüberblick

oder:

OII 1. Halbjahr: Werk der Erzählungslitteratur,

2. Halbjahr: Molière, le Bourgeois Gentilhomme,

Racine, Athalie (oder Britannicus).

UI Geschichte der französischen Nation und Sprache bis Ludwig XIV.

im Überblick,

Duruy, Louis XIV,

(Voltaire, Zaïre),

Mignet, Revolution.

OI Taine, Napoleon (oder Lanfrey),

Sandeau, Mlle de la Seiglière (oder Seribe, Bataille de Dames),
Béranger,

d'Hérisson (oder Sarcey; Monod?)

Gesamtüberblick

oder

OII 1. Halbjahr: Werk der Erzählung slitteratur,

2. Halbjahr: Coppée, Poetische Erzählungen,

Corneille, le Cid (oder Horace) oder

Racine, Athalie (oder Britannicus).

UI Geschichte der französischen Nation und Sprache bis Ludwig XIV.

im Überblick,

Molière, Femmes Savantes (oder Misanthrope?),

Voltaire, Louis XIV,

Duruy, Revolution (oder Wershoven - Gärtner).

OI Lanfrey oder Taine, Napoleon,

Sandeau, Mlle de la Seiglière oder Scribe, Bataille de dames,
Béranger,

d'Hérisson (oder Sarcey),

Gesamtüberblick.

Natürlich ist Rücksicht auf die Lektüre der Mittelstufe (Tertia und Untersekunda) zu nehmen, derart z. B. dafs von Daudet nichts mehr gewählt wird, wenn sein Petit Chose etwa in UII vorausgegangen sein sollte. Über die Schriftsteller, bezw. Texte der Mittelstufe scheint gröfsere Übereinstimmung zu herrschen, falls nicht eine Chrestomathie eingeführt ist; historische und erzählende Prosa wechseln ab, in Tertia Michaud oder Duruy (Biographies d'hommes célèbres), oder d'Hombres et Monod (Biographies historiques) mit Bruno, le Tour de la France, in Untersekunda Barante, Jeanne d'Arc oder Thiers, Expédition d'Egypte mit Bruno, Francinet oder Daudet, le Petit Chose.

I

Diejenigen Werke, die nach unserem Programm nicht als Semesterlektüre in besonderer Ausgabe gewählt werden können, aber für den Unterricht geeignete Abschnitte als Begleitstoffe enthalten, finden ihre Stelle in der Chrestomathie, deren Stellung und Aufgabe ich mir folgendermaßsen denke: sie begleitet den Schüler durch die Mittelstufe, deren ausschliefsliche Lektüre sie bilden kann, wenn sie gröfsere Proben aus den oben genannten und anderen geeigneten Schriftstellern enthält, und durch die Oberstufe, für die sie die Hauptlektüre ergänzende, begleitende, illustrierende Texte bietet. Als solche sind im Verlauf dieser Darlegungen schon bezeichnet worden: ein Abrifs der Geschichte der französischen Sprache und Rasse, Briefe der Mme de Sévigné, Fénelons Brief an Ludwig XIV., Episteln Boileaus, eine Leichenrede Bossuets (auf Condé) und Fléchiers (auf Turenne), aus Guizot, Histoire de la civilisation: der Abschnitt über Ludwig XIV. Aufserdem Biographien Molières, Corneilles, Racines, Voltaires, Bérangers, Mignets, Thiers', Daudets, Reden Mirabeaus, Abschnitte aus Taine, Origines, Proklamationen Napoleons, V. Hugos Préface de Cromwell, Thiers' Rede vom 15. Juli 1870, Chéniers Jeune Captive, die Marseillaise und andere sich an die betreffenden Stoffgebiete anlehnende Gedichte. Unter den mir bekannten und von mir eigens nach obigen Gesichtspunkten geprüften Chrestomathien sind Ricken, la France, le pays et son peuple (Berlin, Gronau) und Kühn, Französisches Lesebuch, Mittel- und Oberstufe (Velhagen-Klasing) die geeignetsten.

8. Die Behandlung des Stickstoffs und Schwefels im Lehrgange des Gymnasiums.

Von Professor Pfuhl (Posen).

Wie jedes Unterrichtsfach an einer höheren Lehranstalt, so mufs auch der Unterricht in der Chemie eine erziehliche Kraft ausüben, sowohl durch die Thatsachen die er übermittelt, als auch durch die Art und Weise, wie er den Schülern den Stoff darbietet. Aber nur ein halbes der neun Schuljahre ist mit geringer Stundenzahl diesem Unterrichtsfach zugeteilt. Demnach tritt noch strenger als in den anderen Fächern an den Lehrer der Chemie die Aufgabe heran, mit besonderer Sorgfalt den Stoff zu sichten. Die Lehrpläne versagen hierbei als Ratgeber vollständig; sie bringen so allgemein gehaltene Angaben, dafs damit nichts anzufangen ist.

Das Mafs, nach dem der Stoff hinsichtlich seines Wertes für diesen Unterricht gemessen wird, ist ja zwar ein subjektives; doch kann es sich bei der Knappheit der verfügbaren Zeit nur darum handeln, dafs der

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