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die Engel übrigens rückhaltlos verurteilt, nach wie vor für Schüler und Schülerinnen höherer Lehranstalten in keiner Weise eignen; es verlangt reife Leser und dafs es solche bis jetzt in grofser Zahl gefunden hat, beweist die rasche Folge neuer Auflagen und neuer Bearbeitungen. Nicht unwichtig ist auch die Handlichkeit des Bandes, der das gesamte Gebiet umfasst und die Billigkeit des Preises. Demnach ist Engels Literaturgeschichte allen Gebildeten zu empfehlen.

Franz von Assisi. Die Vertiefung des religiösen Lebens zur Zeit der Kreuzzüge. Von Dr. Gust. Schnürer, ord. Prof. an d. Univ. Freiburg in der Schweiz. Mit 73 Abbildungen. Preis in Leinw. geb. 4 M. (136 S.) München 1905. Kirchheimsche Verlagsbuchhandlung. (Weltgeschichte in Charakterbildern, herausgegeben von Frz. Kampers, Sebastian Merkle und Martin Spahn.)

Die vorliegende Monographie, welche keineswegs blofs das Interesse der Theologen sondern auch das der Kultur- und Kunsthistoriker in Anspruch nehmen dürfte, ist hauptsächlich veranlasst worden durch die glänzend geschriebene Biographie des Franzosen Sabatier, welcher in dem hl. Franz den Vorläufer des modernen religiösen Subjektivismus sieht, dem Dogmen und Satzungen nebensächlich sind und dem die Religion nur eine Äufserung religiöser Gefühle und Stimmungen ist. Da diese auch ins Deutsche übersetzte Biographie nunmehr in 31. Auflage vorliegt, so ist ihr Einfluss auf weitere Kreise bedeutend, zumal in jüngster Zeit mit Franziskus auch die Anfänge der Renaissance in Verbindung gebracht worden sind: cf. H. Thode, Franz von Assisi und die Anfänge der Kunst der Renaissance in Italien, Berlin 1904, 2. Auflage und Max Gg. Zimmermann, Giotto und die Kunst Italiens im Mittelalter.

Demgegenüber sucht Schnürer, ohne die Verdienste seiner Vorgänger irgendwie zu verkennen oder gar zu schmälern wie er denn auch dem persönlichen Verkehr mit Sabatier manche Förderung und insbesondere seltene photographische Aufnahmen verdankt nachzuweisen, dafs Franz bei aller tiefen Gemütsempfindung doch ein treuer, demütiger Sohn der Kirche gewesen ist und an ihren Dogmen streng festgehalten hat. Besonders anziehend wird dieser Versuch durch die Art der Darstellung, welche sich fast durchaus an die Äufserungen des hl. Franz und seiner Genossen hält und sich bemüht den gewaltigen Gegensatz begreiflich zu machen, welcher damals die Welt erfüllte einerseits das Papsttum auf der höchsten Stufe seiner Macht (Innozenz III!), andrerseits die Armut Christi und ihre Nachahmung das höchste Ideal so vieler. Dabei berührt einerseits die Klarheit und Verständlichkeit der Monographie, welche sich doch an weitere Kreise wendet, andrerseits die Ruhe und malsvolle Zurückhaltung (z. B. bezüglich der vielen Franziskuslegenden) äusserst sympathisch.

Besonders wertvoll ist die reiche und gute Illustration des Buches, welche gar manche Originalpublikationen enthält und dem Kunsthistoriker zu den von Thode und Zimmermann gebotenen Bildern willkommene Ergänzungen bieten dürfte. Kurz, seine Lektüre ist jedem, der sich für die hohen Probleme der Religions- und Kulturgeschichte interessiert, sehr zu empfehlen. J. M.

Berühmte Kunststätten Nr. 25: Sizilien von Max Gg. Zimmermann. II. Palermo 164 S. mit 117 Abbildungen. Leipzig 1905, Verlag von E. A. Seemann. Preis 3 M.

Dem im vorigen Jahre als Nr. 24 der berühmten Kunststätten erschienenen ersten Teil über Sizilien (die Griechenstädte und die Städte der Elymer) hat M. G. Zimmermann nunmehr einen zweiten folgen lassen, welcher speziell der Kunststätte Palermo gewidmet ist. Während dem Verfasser nun in jenem ersten Teile eine reichliche Anzahl von Fehlern und Irrtümern nachgewiesen wurden (vgl. auch in dieser Hinsicht die Besprechung in unseren Blättern Jahrgang 1904 S. 661 ff), weil das Gebiet des alten Siziliens seinem Studienkreise ferne liegt, läfst sich über den vorliegenden Band ein weit günstigeres Urteil fällen (nur die Schreibweise „Aegadische Inseln" S. 3 erinnert an die Versehen des ersten Bandes). Denn hier konnte der Verfasser rasch über die Zeiten der Phöniker, Römer, Vandalen, Goten und Byzantiner hinweggehen, weil ja aus all diesen Perioden fast nichts erhalten ist; auch die Zeit der sarazenischen Herrschaft (S. 11-17) gilt mehr der Schilderung ihrer hohen Kultur, wie sie sich in Berichten

arabischer Reisenden widerspiegelt; denn fast alle sarazenischen Bauten sind gleichfalls verschwunden. Daher ist weitaus der gröfste Teil des Buches (S. 17-131) der Glanzzeit Palermos unter der Normannenherrschaft gewidmet und hier befindet sich der Verfasser in seinem Element, hier kann er zum Teil auf eigene grössere Arbeiten fufsen und aus dem Vollen schöpfen. Gerade dieser Umstand macht den vorliegenden Band wertvoll.

Mit besonderem Nachdruck wird die Bedeutung der Normannischen Kultur in Sizilien dargelegt und darauf hingewiesen (S. 44/45), dafs die Schlofsbauten der Normannen engen Anschlufs an die Araber und Byzantiner zeigen, während dagegen die von den Normannischen Königen errichteten Kirchen Palermos und seiner Nachbarschaft dem eigentlichen internationalen Gepräge ihrer Höfe vollendeten Ausdruck geben. Ihnen gilt daher besonders die Schilderung und diese ist wiederum namentlich eingehend für die Capella Palatina (S. 72:,,Es ist ein Werk, das in seiner Art auf Erden nicht seinesgleichen hat"). Auch die genaue Beschreibung des Inhaltes der Kaisergräber im Dom zu Palermo ist von Interesse, nachdem jetzt bei der Untersuchung der Kaisergräber in Speyer 1900 sich Reste von Gewändern gefunden haben, die aus unteritalischer oder sizilischer Werkstatt stammen (das könnte S. 89 noch bemerkt werden) Mit Interesse erfährt man ferner, dafs das abgebrannte Dach des Domes zu Monreale bei Palermo 1811 ,,auf Kosten König Ludwigs I von Bayern in genauer Wiederherstellung des alten erneuert wurde", nur müfste es heifsen des ,,späteren" Königs oder des ,,damaligen Kronprinzen" (König wurde Ludwig erst 1825!). Die Charakteristik der Bronzetüren von Monreale gehört zu den wertvollsten Partien des Buches; denn hier kann sich der Verfasser ebenso auf sein Werk ,,Oberitalische Plastik im frühen und hohen Mittelalter" 1897 stützen wie bei der vortrefflichen zusammenhängenden Betrachtung der sämtlichen erhaltenen Mosaiken auf sein Buch: Giotto und die Kunst Italiens im Mittelalter 1899. Man übersehe auch nicht die richtigen Bemerkungen über die Teilnahmslosigkeit des damals (1786-1788) anderen Idealen huldigenden Goethe für die gewaltigen Normannenbauten von Palermo und Monreale S. 107 (S. 50 Mitte steht 1001 statt 1101 und S. 101 Z. 2 v. u. und mufs es Bonanus statt Barisanus heifsen).

Dieser wertvolle Band eignet sich besonders gut für die Schülerlesebibliotheken der 7. Klasse, weil er auch durch seine trefflichen Illustrationen ein anschauliches Bild vom Glanze der Normannenherrschaft bietet.

J. M.

IV. Abteilung.

Miszellen.

Zur Neuauflage von Zettel-Nicklas, Deutsches Lesebuch, II. Teil.

Vom Herausgeber.

Im Vorwort zur Neuauflage habe ich erklärt, dafs ich in diesen Blättern über die von mir vorgenommenen Aenderungen des Textes Rechenschaft geben werde. Indem ich hiemit dieses Versprechen einlöse, erlaube ich mir zur Vereinfachung meiner Aufgabe folgendes vorauszuschicken.

1. Neugebildete Einleitungen, die sämtlich durch eine Hakenklammer kenntlich gemacht sind, rechtfertige ich nicht besonders; den ursprünglichen Text sowie kleine Aenderungen führe ich nur ausnahmsweise an.

2. Die Weglassung der Nutzanwendungen begründe ich nicht; ebensowenig ihre vereinzelte Beibehaltung in den Prosastücken Nr. 13 und Nr. 21. 3. Bei Rezeichnung des Jahrhunderts wurde vom 20. ausgegangen und die betreffende Zeitangabe geändert; auch diese paar Fälle lasse ich unbesprochen. Blätter f. d. Gymnasialschulw. IXL. Jahrg.

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A. Prosastücke. Nr. 18 Der Rhein: Als . . . die Gottheit die Berge gegründet, im Original: Als . . . die Natur usw. Nr. 21 Drei Wünsche: nach ,angewachsen wurde weggelassen,in Mutterleib'. Nr. 22 Die sieben Raben: Endlich nach vielen Jahren ging sein Wunsch in Erfüllung, i. O.: endlich gab ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie's zur Welt kam, war's auch ein Mädchen Nr. 23 Die Bremer Stadtmusikanten: in die warme Asche, i. O.: bei die warme Asche. Nr. 27 Der Solenhofer Knabe: das Original enthält folgende Einleitung: Wenn bei einem Vesperbrote von einem Nachtische die Rede sein könnte, so dürfte man sagen, der Schulmann von Uebermatzhofen habe ihn dazu gegeben und zwar in der folgenden kleinen Erzählung: „An der Altmühl, ungefähr eine Viertelstunde unterhalb Solenhofen“, berichtete er, „ist eine Glashütte im Gang". Im nächsten Satze: Schuh. i. O.: Schuhe. Nach,machten grofse Augen wurde weggelassen: Ja, ein Mönchlein, das noch nie mehr als einige Heller im Opferstock seines Klosters beisammen gesehen hatte, schlug in dem ersten Schrecken ein Kreuz. Nr. 28 Das brave Mütterchen: Schlittschuh, i. O. Schrittschuh. Nr. 50 Sage von der Teufelsmauer: des fallenden Tropfens, i. O.: des fallenden Tropfen. Nr. 56 Des Drusus letzter Feldzug nach Deutschland: durch die neugebildete Einleitung wurde es nötig zu schreiben im Jahre 9 v. Chr. statt,im folgenden Jahre'. Nr. 66 Der Tod Ludwig des Kelheimers: die gekürzte Einleitung erforderte die Aenderung Ein wehmütiges Lied' für Das Lied'. Nr. 67 Erziehung eines Ritterknaben: in Reden (sollte heilsen Rede') und Haltung, i. O.: im Reden und Haltung. Ferner: Im 14. Jahre wurde der Knabe . . ., i. O.:... der Knappe (offenbar Schreibversehen oder Druckfehler). Nr. 68 Kaiser Max auf der Martinswand: Zirl, i. 0.: Zirle; zwei ganze Tage, i. O. zweier ganzer Tage; der über ihm offen stund, i. O.: der über ihn offen stund; rief, i. O.: rufte. Nr. 79 Heldenmut des Prinzen Leopold von Bayern: mit Zustimmung des Verfassers wurden mehrere formelle Aenderungen vorgenommen. Zunächst trat in 6 Fällen das Imperfekt an die Stelle des Präsens, weil im Original das letztere in störender Weise mit dem ersteren wechselt (erhieiten, vorrückten, veranlafsten, näherte sich, zurückging, beschlofs); ferner habe ich die Worte und wurde zu diesem Zwecke die Batterie Söldner . . . zurückbeordert folgendermalsen umgestellt: ,und zu diesem Zwecke wurde. . . zurückbeordert und vor dem Feinde anstatt,vor dem Feind geschrieben; endlich mulste in dem Satze ,Für diese Bravour wurde dem Prinzen. . . . ausgezeichnet der infolge eines Versehens in dem Text geratene Dativ durch den Nominativ ersetzt werden. Nr. 82 Die Kölner Dombaufeier am 15. Oktober 1880: [Ihnen schlofs sich noch eine grofse Zahl von Vereinen an], i. O.: Ihnen schlois der Kölner Männergesangverein mit seinem Vereinsbanner sich an. Dann folgten mit ihren sammt- und seidengestickten Fahnen die Abordnungen des ersten geselligen Dombauvereins, des Männergesangvereins Ossian, die Maurer-, Zimmer, Steinmetzmeister-Innung, die Kölner Baugewerke, die Kölner Liederkränze, Kölner Turnvereine, die Kölner Kriegervereine, Fabrik-, Schützen- und kameradschaftliche Bürgervereine, die Brüderschaften mit ihren Bannern und zum Schlufs abermals ein Musikkorps. Der Wortlaut der Urkunde, die in die Kreuzblume eingesenkt werden sollte, wurde weggelassen. Nr. 83 Kaiser Wilhelms II. erster Besuch in München: im ersten Satz wurde das i. O. enthaltene,abermals' wegen der fehlenden Beziehung gestrichen und Freudetag in Freudentag geändert. Nr. 84 Deutschlands Klima und Pflanzenwelt: Buchholz beginnt so: Auch in klimatischer Beziehung nimmt Deutschland eine Mittelstellung ein. Fast gleich weit vom Aequator und Pol entfernt, liegt es unter einem gemäisigten Himmel, ist ebensosehr vor nordischer Armut, die den Geist abstumpft, wie vor südlicher Fülle geschützt, die auf die Tatkraft erschlaffend, auf die Sinnlichkeit überreizend wirkt. Diese Einleitung wurde weggelassen, weil sie eine Anknüpfung an Vorausgehendes enthält und weil die letzten Worte als bedenklich erscheinen. Nr. 87 Der Rheinfall bei Schaffhausen: Nachdem der Rhein, i. O.: Der Rhein, nachdem er Nach den Worten ,Von dem Schlosse Laufen, das sich. . . . erhebt heifst es i. O und auf unserem Bilde deutlich hervortritt'; dieser Zusatz mufste selbstverständlich wegfallen: Nr. 89 Der Schwarzwald: der einzige, i. 0.: der einzigste. Nr. 90 Die Lüneburger Heide: nach dem ersten Abschnitt enthält

das Original zwei Strophen von Th. Storms ‚Abseits':

Es ist so still, die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;

Die Kräuter blühn; der Heide Duft
Steigt in die blaue Sommerluft.

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Auf diese Verse mufste ich verzichten, weil die Persönlichkeit des Alten und die Situation, in der er sich befindet, nicht ersichtlich wird. — Nr. 97 Die Halligen : ist einem gröfseren Aufsatz,,Eine Düneninsel" entnommen. Der von mir weggelassene Schlufs lautet: Niemand hat die Schrecken dieser Katastrophen mit gröfserer Wahrheit geschildert als J. Ch. Biernatzki, der vor mehreren Jahrzehnten hier selbst Pfarrer war. Die Bilder, welche er vor dem Leser aufrollt, sind wahrhaftig furchtbar und unter ihrem Eindruck wendet man sich mit Grausen von diesen halbverschollenen Schauplätzen eines ohnmächtigen Ringens und möchte mit dem Römer ausrufen: misera gens!" Nachträgliche Erwägungen haben mich zu dem Entschlusse geführt diese Stelle bei einer Neuauflage in den Text aufzunehmen. Nr. 98 Die Salzwerke von Wieliczka: nach dem Boden, auf dem man steht, i. O.: nach den Boden, auf den man steht. Nr. 99 Der Steiermärker: nähert sich in Wendungen und Windungen und scheidet wieder, i. O.: fällt sich in die Arme (nach: Windungen). Weggelassen wurde der Schluss des 4. Abschnitts: Selbst seine Frömmigkeit und sein treues Gottvertrauen trägt den Charakter heiterer Freude bei dem Obersteirer; mit dem Brummeisen einem Mädchen in stiller Nacht ein Ständchen zu bringen gehört zu seinen Ehrenbezeigungen. Ferner wurde im 7. Abschnitt die Bemerkung ausgeschaltet: die Musikanten ein Wiegenlied aufspielen, sowie im 8. die Stelle und sendet der Wöchnerin eine Tracht Eiswaren, unter denen sich auch die 2-3 Schuh langen und 15-20 Pfund schweren Kindbettstriezeln oder Waisach befinden. Nr. 101 Die Hunde auf dem Grofsen St. Bernhard: Langobarden, i. O.: Longobarden. Nr. 102 Ein Bergsturz im Kanton Schwyz: und enteilt in der allgemeinen Verwirrung mit Blitzesschnelle, i. O. (infolge eines Versehens): und in der allgemeinen Verwirrung mit Blitzesschnelle enteilt. Nr. 109 Die Katze auf der Jagd: um von neuem ihren Mut zu kühlen, i O.: ihren wollüstigen Mut zu kühlen. Nr. 115 Auf dem Kartoffelfelde und Nr. 116 Die Kartoffel und ihre Verwendung bilden im O. einen einzigen Artikel: Kartoffeln. Nr. 116: es möchte eine lange Abhandlung werden, i. O: . . . werden wollen. Nr. 118 Die Eiche als Wirtin: ein vielhundertjähriger Eichbaum, i. O.: ein vielhundertjähriger alter Eichbaum. Nr. 118 Wie sich manche Pflanzen vor ungebetenen Gästen schützen: nach ,die flügellosen Weibchen des Frostschmetterlings' steht im O.: die unten am Stamm ihre Hochzeit gefeiert haben. Ferner: bald alles zugleich ist, i. O.: alles dreies. Nr. 119 Farbe und Duft von Wiesenpflanzen als Anziehungsmittel für Insekten eine beliebte Speise, von der sich eine grofse Menge nährt, i. O. (aus Versehen): . . . von denen sich. . . nährt. Am Schlufs des 6. Abschnittes heifst i. O.: Oft werden wir noch auf solche Vorkommnisse achten müssen. Dieser Satz mufste selbstverständlich wegbleiben.

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B. Poesie. Nr. 16 Hubertusbild: Das abgesehen von der 3. Strophe am Schlufs jeder 3. Zeile wiederkehrende Trala' wurde nicht aufgenommen. Nr. 21 Die Muttergottes und der Löwe: der Titel ist von mir gemacht; das 0. bietet die Ueberschrift: Aus dem 4. Buche des lateinischen Gedichtes Der Knabe Jesus vom Pater Ceva. Ferner heifst es i. O. infolge eines Druckversehens: Entstiegen (statt erstiegen) hatten sie den Endor itzt. Nr. 55 Zum 12. März: Die Stelle, welche sich auf die bei der Regensburger Feier vorgeführten lebenden Bilder bezieht, mufste natürlich wegbleiben. Nr. 69 Der frohe Wandersmann: weggelassen wurde die Strophe:

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Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot;

Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Nr. 75 Des deutschen Knaben Robert Schwur: ausgeschaltet wurde die Strophe:

Auch schwör' ich heifsen, blut'gen Hafs

Und tiefen Zorn ohn' Unterlafs

Dem Franzmann und dem franschen Tand,
Die schänden unser deutsches Land.
Nr. 76 Der deutsche Rhein: die Strophe:

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Solang dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen frei'n

konnte nicht beibehalten werden.

Noch seien mir ein paar Bemerkungen zu der im 40. Bande dieser Zeitschrift S. 353 ff. enthaltenen Besprechung von Herrn Kollegen Inglsperger gestattet, wobei ich mich auf das Notwendigste beschränke.

Zunächst möchte ich einige Auslassungen rechtfertigen. Wenn die Siegfriedsage nur mehr durch ein Stück vertreten ist, so liegt der Grund darin, dafs in das 1. Bändchen zwei Artikel aus derselben aufgenommen wurden. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dafs ich die Mängel der Darstellung Otto Böhms keineswegs verkenne. Doch konnte ich bis jetzt für diese Stufe nichts Passenderes finden, wenn ich nicht wesentliche Aenderungen an den Originalen vornehmen wollte. Uebrigens habe ich aus Böhm nur sehr wenig geschöpft. Dafs ich mich in der Sagenliteratur gewissenhaft umgesehen habe, dafür zeugen doch die Namen Kassebeer-Sohnrey, Buschmann, Schmidt, Bäfsler, Richter, Nover, Goebel, Pfeil und Grimm. Auf Ludens Artikel,Deutschland' habe ich zugunsten des 4. Bändchens verzichtet; der Ersatz ist übrigens sicherlich gut. Das Original des Gedichtes Pippin der Kurze war trotz der eifrigsten Bemühungen, bei denen mich der Verleger iu dankenswerter Weise unterstützte, nicht ausfindig zu machen.

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Die

Als sachlich unrichtig wird getadelt, dafs in dem Prosastück Nr. 61 Tassilo als Verbrecher hingestellt werde. Dies ist nach meiner Auffassung nicht der Fall. Tassilo hat gefehlt, er bittet um Vergebung und erhält sie. Auch die Beanstandung des Wortes,Eroberer' in Nr. 78 ist nicht gerechtfertigt. Deutschen haben 1870/71 dem Gegner nicht nur den Weg nach Berlin verlegt sondern in Verfolgung ihrer Siege selbst die Strafse nach Paris und Orléans eingeschlagen und sind auf diese Weise zu Eroberern geworden; davon, dafs diese Bezeichnung eine unrichtige Anschauung gibt, kann keine Rede sein. Sehr überrascht war ich durch die weitere Bemerkung, es sei fraglich, ob die Phantasie über die Jungfrau von Orléans in ein Schulbuch gehöre. Warum soll der Schüler nichts von den Gefühlen erfahren, die den Sieger und den Besiegten beim Anblick des Standbildes in einer solchen Stunde beschleichen mussten? Ich zähle diesen kurzen, von echtem Patriotismus durchwehten Aufsatz zu dem Schönsten, was in jener grofsen Zeit geschrieben worden ist, und halte ihn für unantastbar vom ersten bis zum letzten Worte.

Ferner heifst es in der Besprechung: Auch in anderen Stücken finde ich manches unklar oder unwahrscheinlich'. Für diese Behauptung werden zwei Belege angeführt. Zuvörderst wird gefragt, was in Nr. 97 die weifsen Bogen über den Fenstern seien. Offenbar sind nach unten geöffnete Halbkreise von weifser Tünche gemeint. Auf einen solchen Zweifel ist Masius wohl nicht gefaist gewesen. Der zweite Beweis besteht darin, dafs Lehmann in Nr. 100,einen ganz gewöhnlichen Witz als herrliche Worte bezeichnet. Gemeint ist die Aeufserung eines oberbayerischen Bauern dem treibenden Bahnbeamten gegenüber: Heunt treibt's gar bald die Eisenbahn, als ob's a Eilwagen war' (Stieler). Das ist kein gewöhnlicher, sondern ein köstlicher Witz; und in diesem Sinne ist natürlich der Ausdruck herrliche Worte zu verstehen.

Für den Hinweis auf Rud. Meyers trefflichen Aufsatz Das Pferd' bei den Naturbildern sei dem Rezensenten bestens gedankt; der Artikel wird in der neuen Auflage eine Stelle finden. Dagegen bin ich bezüglich der Pflanzenbeschreibung anderer Meinung. Eine solche hat in einem Lesebuch überhaupt keine Berechtigung; seine Aufgabe ist es das Leben der Pflanzen darzustellen. Ich habe mit vieler Mühe aus den besten Werken das Beste ausgesucht und bin überzeugt, dafs die betr. Aufsätze dem Lehrer willkommener sind als jede Beschreibung.

Weiterhin wird in der Besprechung der Wunsch nach einer gewissen Einschränkung der Hinweise auf Abbildungen geäufsert. Ich brauche nicht aus

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