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tung einiger Sätze über Raumkurven, die sich auf Schwingungsebenen, Krümmungskreise, Krümmungsachsen, Normalen, Tangenten, rektifizierende Geraden und die von ihnen gebildeten Flächen beziehen. Der erste Abschnitt enthält viele Beispiele für Inhalts- und Mantelberechnungen, für die Bestimmung des Schwerpunktes von Kurven und Flächen. In den folgenden Abschnitten geht der Verfasser zu Untersuchungen über die Schraubenflächen über. Es werden die Bourschen Sätze über die Möglichkeit der Abwickelung der Schraubenflächen auf bestimmte Drehungsflächen dargelegt. So werden z. B. die gewöhnliche Schraubenregelflächen auf das einmantelige Rotationshyperboloid abgewickelt, die Minimalschraubenregelfläche auf das Katenoid, die abwickelbare Schraubenregelfläche auf die Ebene. Der Band schliefst mit einer Untersuchung der Schraubenröhrenfläche, der logarithmische Spiralröhrenfläche und deren Inversionsverwandten. Im letzten Bande wird die Simpsonsche Regel auf Körper ausgedehnt, deren Querschnittsformel vom dritten Grade ist, und auch die sogenannten Schichtenformel in ihrer vollen Allgemeinheit entwickelt. Sie werden angewendet zu vielen Berechnungen von Kurvenlängen, Flächen- und Rauminhalten; ferner dienen sie zur Bestimmung von Schwerpunktslagen, von statischen, Trägheits- und Zentrifugalmomenten verschiedener Raumgebilde, namentlich von Körpern, die von Flächen zweiten Grades begrenzt sind. Mit einem Nachtrag über das Katenoid, seine Krümmungsverhältnisse und sphärische Abbildung und über seinen Zusammenhang mit der Gaulsischen Pseudosphäre und der Minimalschraubebregelfläche schliefst das Werk, ein Zeugnis hervorragender Arbeitskraft des Verfassers. Dr. Holzmüller ist ein Meister im Konstruieren räumlicher Gebilde und es ist ihm gelungen zahlreiche Eigenschaften von Raumgebilden, die sich bisher nur als Resultate der Differential- und Integralrechnung ergaben, ohne höhere Analysis zu begründen. Die hier benützten Methoden lassen sich sicher noch auf neue Gebiete anwenden, es dürfte namentlich der Mathematiklehrer einer technischen Schule aus der Vorlage viele Anregung schöpfen. Zum Schlusse sei noch bemerkt, dafs die Verlagsbuchhandlung das Werk sehr schön ausgestattet hat; die zahlreichen, zum teil sehr komplizierten Figuren sind mit gröfster Sorgfalt ausgeführt. L.

Dr. Ad. Hochheim, Aufgaben aus der analytischen Geometrie der Ebene. Erstes Heft. Dritte Auflage. Leipzig, B. G. Teubner, 1904. 98 S. Das erste Heft enthält etwa 800 Aufgaben über die gerade Linie, den Punkt und den Kreis. Das hier zusammengestellte Übungsmaterial eignet sich recht gut zur Einführung in die analytische Geometrie, daher ist die Vorlage den Studierenden der Mathematik bestens zu empfehlen; auch für den Unterricht am Realgymnasium ist der gröfste Teil der Aufgaben verwendbar.

L.

Dr. Féaux, Lehrbuch der elementaren Planimetrie. Neunte Auflage, besorgt durch Fr. Busch. Paderborn, F. Schöningh, 1904. 216 S. Der Lehrstoff ist übersichtlich geordnet, die Darstellung schlicht und klar. Somit kanu die gut ausgestattete Vorlage Freunden eines ausführlichen Lehrbuches ohne Übungsmaterial bestens empfohlen werden.

L.

Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising von Dr. Martin von Deutinger. Fortgesetzt von Dr. Frz. Anton Specht, Domkapitular. 8. Bd. (Neue Folge, 2. Bd.) München 1903. J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping). 444 Seiten. Preis 4 M. Über den 1. Band dieser willkommenen Wiederaufnahme der Deutingerschen Beiträge durch Domkapitular Dr. Specht wurde in unseren Blättern Jahrg. 1902 S. 334 f. ausführlicher berichtet. Ein Beweis, dafs dieselben beifällige Aufnahme gefunden haben, ist das rasche Erscheinen des 2. Bandes. Dieser wird eröffnet durch einen inhaltlich und methodisch gleich interessanten Aufsatz des gelehrten Bibliothekars des erzbischöflichen Ordinariats, Dr. M. Fastlinger, Das Mirakelbuch von Pürten, d. h. ein höchst merkwürdiges Evangeliar, welches die Pfarrkirche Pürten bei Kraiburg a. Inn bis zur Säkularisation besals und das seitdem als Clm 5250 eine Kostbarkeit der Münchener Staatsbibliothek bildet, besonders bei den Kunsthistorikern rühmlich bekannt, da es kostbare Initialen und Miniaturen enthält. Mirakelbuch heifst es, weil es in Pürten kranken Personen, namentlich Epileptikern,

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Melancholikern, Wahnsinnigen aufgelegt wurde, wodurch man Heilung derselben erhoffte. Fastlinger weist nun nach, nachdem bereits festgestellt ist, dafs der Schreiber des im 9. Jahrhundert hergestellten Buches einem französischen Kloster, der Maler der Reimser Schule angehörte, dafs auch die durch die Tradition festgehaltene Spenderin des Buches, eine adelige Frau Alta, eine hochadelige Westfränkin gewesen ist. - An zweiter Stelle folgt eine postume Arbeit des verstorbenen Lyzealprof. Dr. B. Weinhart, herausgegeben von Lyzealprof. Dr. Jos. Schlecht in Freising und von ihm mit Zusätzen versehen: Die Altäre des Freisinger Domes. 3. Der Freisinger Turmschatz unter Bischof Konrad dem Sentlinger (1314—1322) von Dr. M. Fastlinger. Aus einer seiner Zeit von Domprobst Deutinger für die Münchener Kapitelsbibliothek erworbenen wertvollen Pergamenthandschrift veröffentlicht F. hier ein umfangreiches Verzeichnis der bischöflichen Schatzstücke (aus dem Anf. d. 14. Jahrh.), welche in 4 gewölbten Kammern eines Turmes untergebracht waren. Dem wörtlich wiedergegebenen und kulturhistorisch sehr interessanten Verzeichnis sind Bemerkungen des geschichtskundigen Herausgebers über Alter und Herkunft einzelner Gerätschaften und Bücher des Turmschatzes vorausgeschickt. Einen für den Historiker wichtigen kleinen Beitrag liefert der erzb. Generalvikar Dr. Marcellus Stigloher Zur Geschichte der Sendlinger Bauernschlacht (1705)", indem er einen Eintrag vom 13. Juli 1707 in das Totenbuch der Pfarrei Beuerberg veröffentlicht, woraus man insbesondere die grausame Art des Verfahrens der Kaiserlichen gegen die Bauern im Widerspruch mit dem ihnen gewährten Pardon erfährt. 24 Namen werden dabei bekannt. Bei dieser Gelegenheit teilt St. aus dem Ordinariatsarchiv noch eine Zeugenaussage eines Paters des Münchener Jesuitenkollegs mit, wonach ein der Pfarrei Neukirchen bei Weyarn angehöriger Bauer in der Schlacht schwer verwundet und gleich vielen seiner Leidensgenossen blutend aus gräfslichen Wunden auf einem Wagen bei gröfster Winterkälte unweit des Jesuitenkollegs providiert wurde und starb. Den gröfsten Teil des Bandes nimmt eine Historia monasterii Tegernseensis (1762-1803) ein, herausgegeben von P. Pirmin Lindner, Benediktiner des Stiftes St. Peter in Salzburg, eine Fortsetzung aus dem vorausgehenden Bande, welche in ihrem letzten Teile 1781-1803 den letzten Abt von Tegernsee, P. Gregor Rottenkolber, zum Verfasser hat. Gerade diese Partie wird man nicht ohne tiefgehendes Interesse lesen; enthält sie doch eine genaue Schilderung der Säkularisation des Klosters 1803 und gibt damit ein deutliches Bild von der unklugen Art, mit welcher die Regierung damals die Säkularisation der Klöster im einzelnen vollzog. Richard Hoffmann, Kurat bei St. Johann Nepomuk in München, liefert S. 287-329 einen Bericht über „Altbayerische Klosterkirchen aus Barock und Rokokozeit", worin die Kirchen von Fürstenfeld, Schäftlarn, Beuerberg, Dietramszell, Tegernsee behandelt werden und zwar von einem Kunstfreund, den die für diese Stilgattung berühmte Kirche St. Johann Nepomuk in der Sendlingerstrasse, an der er wirkt, auf solche Studien besonders hingewiesen hat. - Wirtschaftliches aus dem ehemaligen Chorherrnstift Berchtes gaden veröffentlicht Dr. A. Linsenmayer, Lyzealprof. a. D., und zwar aus Haushaltungsrechnungen der Augustinerchorherren vom 17. und 18. Jahrh., jetzt im Pfarrarchiv von Berchtesgaden. In dieselbe Gegend führt uns der äusserst unterhaltende und zugleich kulturgeschichtlich wichtige Beitrag des Herausgebers Dr. Fr. A. Specht, Fürstbischof Joseph Konrad in Berchtesgaden 1791; derselbe gibt eine Schilderung der Reise nach Berchtesgaden und des Aufenthaltes, welchen der letzte Fürstbischof von Freising, Joseph Konrad (1790-1803) im Sommer 1791 in seiner Residenz im Reichsstifte Berchtesgaden nahm (nach dem genanen Tagebuche des Obersthofmarschalls Frh. von Bugniet des Croisettes.) Wir erhalten dadurch einen amüsanten Einblick in das kirchliche und weltliche Leben im Berchtesgadener Lande und in das Leben an geistlichen Fürstenhöfen in der Zeit vor der Säkularisation. (Das Tagebuch reicht vom 11. Mai 1. August 1791). Fügen wir noch bei, dafs den Beschlufs der Arbeiten eine Geschichte der Pfarrei Hart im Chiemgau (von dem verstorbenen Pfarrer Peter Pfatrisch) und ein sorgfältiges Register bildet, so glauben wir durch die vorstehende Übersicht neuerdings gezeigt zu haben, wie diese ,,Beiträge" den verschiedensten Interessen, denen der Theologen so gut wie der Kulturhistoriker und Historiker entgegenkommen und daher vollste Beachtung verdienen. J. M.

Asien. 2. Aufl. von Professor Dr. Wilh. Sievers. Mit 167 Abbildungen im Text, 16 Kartenbeilagen und 20 Tafeln in Holzschnitt, Ätzung und Farbendruck von C. T. Compton, E. Heyne, G. Mutzel, E. Pechuel-Lösche, R. Reschreiter und O. Winkler. X und 656 S. Text, 16 Seiten Literaturnachweise und 40 Seiten Register. Leipzig und Wien 1904, Verlag des Bibliographischen Instituts. Preis in Halbleder gebunden 17 M. Die 1. Auflage dieses Werkes, welches einen Band der „,Allgemeinen Länderkunde" bildet, erschien im Oktober 1892; in den inzwischen verflossenen 12 Jahren hat sich mit der fortschreitenden geographischen Forschung auch die wissenschaftliche Literatur über diesen Erdteil, besonders über das russische Asien, über Zentralasien, Ostasien, Hinterindien und die Malayische Inselwelt stark vermehrt; freilich bedürfen grofse Teile noch der Durchforschung. Diese steht auch nicht stille, so berichtet z. B. soeben unser Landsmann Gottfried Merzbacher über seinen zweijährigen Aufenthalt im Tian-Schan, aber es war doch in hohem Grade wünschenswert, dafs die neuen Ergebnisse wieder einmal übersichtlich zusammengefasst wurden. Und da inzwischen Asien in den Vordergrund der Weltpolitik getreten ist, so wird wohl kein Band der allgemeinen Länderkunde beim Erscheinen seiner 2. Auflage mit gröfserem Beifall aufgenommen worden sein als gerade dieser. Sein Herausgeber bezeichnet ihn mit Recht als ein völlig neues Werk.

Denn abgesehen von dem ersten Abschnitt, der Erforschungsgeschichte, bei der aber selbstverständlich die Darstellung bis auf die neueste Zeit fortgeführt worden ist, sind alle Teile gründlich verändert worden, weil nunmehr der Stoff anstatt nach Begriffskategorien, wie in der ersten Auflage, nach geographischen Einzellandschaften gegliedert ist, eine Einteilung, welche sich bei Asien unschwer durchführen liefs und welche insbesondere dem Lehrer der Geographie bei seiner Vorbereitung für den Unterricht von gröfstem Vorteil sein wird. So erscheinen jetzt nach einer allgemeinen Übersicht über den ganzen Erdteil folgende grofse geographische Einzellandschaften abgeschlossen für sich behandelt: 1. Vorderasien in 3 Teilen, die Wüstentafel, Kleinasien nebst Armenien und Kaukasien und Iran; 2. Westasien (darunter wird das sibirische Tiefland, die Kirgisensteppe und Turan verstanden) 3. Nordasien. 4 Ostasien in 3 Teilen: die Mandschurei sowie die Amurländer und Korea, China und die ostasiatischen Inseln 5. Zentralasien (nördliches und südliches) und 6. Südasien (Vorderindien, Hinterindien und der Malayische Archipel). Die Behandlung jeder dieser Einzellandschaften wird gleichmässig so durcbgeführt, dafs zuerst Bodengestaltung und Bewässerung, dann Klima, Pflanzendecke und Tierwelt, endlich Bevölkerung, wirtschaftliche Verhältnisse und Besiedelung behandelt werden; nur der Unterabschnitt „Der Malayische Archipel" weist eine abweichende Gliederung des Stoffes auf.

Aber nicht blos die neue, hervorragend übersichtliche Behandlung des ganzen Stoffes zeichnet die zweite Auflage aus, sie hat noch andere in die Augen fallende Vozüge einmal ist S. 657-672 ein Verzeichnis der wichtigeren Literatur über Asien eingefügt, nach den Hauptabschnitten des Buches gegliedert, welches vielen Wünschen entgegenkommt und welches allein schon das gewaltige Anwachsen der wissenschaftlichen Literatur über Asien seit dem Erscheinen der 1. Auflage deutlich erkennen läfst. Und dabei werden die in Zeitschriften erschienenen Abhandlungen nur ausnahmsweise berücksichtigt! Ferner bemerkt der aufmerksame Benützer des Werkes, wie allenthalben die statistischen Zahlen nach den neuesten Beobachtungen und Veröffentlichungen eingetragen sind.

Weitere Vorzüge werden, wie Sievers in der Vorrede anerkennt, besonders auch der freigebigen Ausstattung des ganzen Werkes durch die Leitung des Bibliographischen Institutes verdankt, wie sich denn überhaupt diese berühmte Verlagshandlung in der Ausstattung des Werkes wieder ein Denkmal ihrer Leistungsfähigkeit gesetzt hat; denn nicht blofs sind, meist unter Beihilfe ihrer Kartographischen Abteilung, die Karten neu bearbeitet oder ergänzt, es sind auch die Abbil dungen durch Ausmerzung alter und Einfügung neuer auf einen ganz anderen Stand gebracht worden. Die meisten sind direkt nach den Photographien der Forscher selbst hergestellt und einzelne sind unübertrefflich so z. B. die prachtvolle Ansicht des Kandschindschinga nach einer Photographie von Vittorio Sella. Ein Gleiches gilt von den Farbentafeln.

Alles in allem genommen wird dieser hervorragende Band der Länderkunde in keiner geographischen Bibliothek, namentlich aber in keiner Gymnasialbibliothek

entbehrt werden können, selbst wenn sich dieselbe bereits im Besitze der 1. Auflage befinden sollte.

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Meyers Hand-Atlas. Dritte, neubearbeitete und vermehrte Auflage mit 115 Kartenblättern und 5 Textbeilagen. Ausgabe A ohne Namenregister. 28 Lieferungen zu je 30 Pfennig (Gesamtpreis 8.40 M.) oder in Leinen gebunden 10 M. Ausgabe B mit Namenregister sämtlicher Karten. 40 Lieferungen zu je 30 Pfennig (Gesamtpreis 12 M.) oder in Halbleder gebunden 15 M. Lieferung 1-28 enthalten die Karten zu beiden Ausgaben, Lieferung 29-40 das Namenregister zur Ausgabe B. Leipzig und Wien, Verlag des Bibliographischen Instituts 1905. In diesem vielverbreiteten Hand-Atlas, welcher seinen Namen dem äusserst handlichen Oktavformat verdankt, bietet bekanntlich das Bibliographische Institut eine zusammenfassende Sonderausgabe aller dem grofsen Meyerschen Konversationslexikon einverleibten Karten und Pläne. Da nun dieses monumentale Werk eben in 6. Auflage erscheint, so nahm die Verlagshandlung Anlafs auch ihren Handatlas einer Revision zu unterziehen und ihn in 3. Anflage neubearbeitet und erweitert erscheinen zu lassen. Format und Ausstattung der Karten darf bei der weiten Verbreitung des Konversationslexikons als bekannt vorausgesetzt werden. Das Streben, möglichst viel auf engem Rahmen zu bieten, erschwert manchmal in etwas die Deutlichkeit und infolgedessen die rasche Benutzbarkeit der einzelnen Karten. Dagegen mufs um so nachdrücklicher auf die Reichhaltigkeit und Zuverlässigkeit des Gebotenen hingewiesen werden. Wer z. B. in der 1. der 6 uns vorliegenden Lieferungen Südbayern (Nr. 23) vergleicht, wird keine der in den letzten Jahren neu hinzugekommenen kleinen Eisenbahnlinien vermissen; bei Deutsch-Ostafrika ist die Karte auf das ganze Gebiet erweitert und eine Skizze des Hafens von Dar-es-Salâm beigefügt, neu sind die Karten von Guayana und Kuba, die der Balkanhalbinsel erscheint in gröfserem Mafsstabe und weist ein Nebenkärtchen des Bosporus auf etc. Kurz wer um billiges Geld sich ein reichhaltiges und zuverlässiges Kartenmaterial verschaffen will, dem sei dieser Handatlas dringend empfohlen. Ein Schulatlas soll er, wie wir ausdrücklich bemerken wollen, nicht sein; denn dafür enthält er zu viel Material und ist nicht übersichtlich genug.

Kolonialgeschichte von Dr. Dietrich Schäfer, Prof. der Geschichte an der Universität Berlin. (Sammlung Göschen Nr. 156, Preis geb. 80 Pfg.) 149 S. Text, 4 S. Register. Leipzig 1903, G. J. Göschensche Verlagsbuchhandlung. Ein kleines, aber vortreffliches Werk! Es verfolgt die Kolonialgeschichte von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. In einer interessanten Einleitung bis S. 14 begrenzt sich der Verfasser den Stoff, stellt die Anlässe der Kolonisation zusammen and unterscheidet nach den Zwecken, welche bei den Siedlungsunternehmungen verfolgt wurden, Ackerbau-, Handels- und Eroberungskolonien. Nach diesen Gesichtspunkten werden die Phönizier, die beiden Perioden griechischer Kolonisation und die Römer behandelt. Im Mittelalter ist es die ostdeutsche Kolonisation, welcher besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Aber naturgemäfs nehmen der 3. Abschnitt: die neuere Zeit bis zu den revolutions- und napoleonischen Kriegen und der 4. Abschnitt: das 19. Jahrhundert, den gröfseren Teil des Büchleins für sich in Anspruch. Die Ereignisse selbst können bei der gewaltigen Fülle des Stoffes nur kurz angedeutet werden, dagegen ist der Verfasser überall bemüht, ihre Bedeutung und ihre Wirkung in das rechte Licht zu rücken; er zeigt, woran die gewaltigen Kolonialreiche der Spanier und Portugiesen zu Grunde gingen, wodurch das britische Kolonialreich zu seiner Gröfse emporsteigen konnte. Aus der Betrachtung der Vergangenheit ergeben sich naturgemäis die richtigen Fingerzeige für die Beurteilung der Gegenwart und damit auch der deutschen Kolonialbestrebungen. Das Schlufskapitel zeigt, dafs der Wert der Kolonien nicht nach dem momentanen materiellen Ertrag geschätzt werden darf, sondern dafs auch ideale Momente und der Nutzen des einzelnen Staatsangehörigen in Betracht gezogen werden müssen, und weist darauf hin, dafs es noch nicht zu spät ist, deutschem Volkstum im Wettbewerb mit anderen Nationen auf dem Gebiete der Kolonialpolitik bleibende Bedeutung zu sichern. Gerade in der Betonung solch grofser, allgemeiner Gesichtspunkte liegt der Wert dieses vortrefflichen Abrisses, der in keiner Schülerbibliothek unserer beiden obersten Klassen fehlen sollte.

Daniel, Leitfaden für den Unterricht in der Geographie. 242. Auflage. Halle. Verlag des Waisenhauses M. 1.35. An der Zahl der Auflagen wird es schwerlich ein anderer Leitfaden der Geographie mit dem Danielschen aufnehmen können, dessen Neuauflage von Professor Wolkenhauer in Bremen nach den methodischen Anforderungen der Gegenwart bearbeitet und berichtigt worden ist. Dafs grösseres Format und schönerer Druck gewählt worden ist, kann nur begrüfst werden; das Buch hat dadurch nur gewonnen. Trotz der splendiden Ausstatung ist der Preis für das schöne und dauerhaft gebundene Buch als sehr billig zu bezeichnen.

Lehrbuch der Geographie von Brust und Berdrow. 2. Auflage mit 36 in den Text gedruckten Karten und einem Bilderanhang. Leipzig und Berlin Verlag von J. Klinckhardt. 1904. Brosch. 2.60, geb. 3 M. - Weise Beschränkung auf das Notwendige unter besonderer Berücksichtigung des praktischen Lebens haben sich die Verfasser dieses wesentlich für Realschulen, Seminare, Handels- und Gewerbeschulen berechneten Lehrmittels zur Aufgabe gemacht und glücklich gelöst. Auch in metho discher Beziehung ist ein sehr erfreulicher Fortschritt zu verzeichnen, indem die Länder in kleinere natürliche Bodenabschnitte zerlegt und diese Landschaften in eingehender und allseitiger Weise betrachtet werden. Auch empfiehlt sich die Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse von selbst. Der Bilderanhang, der nicht nur vortreffliche Städte- und Landschaftsbilder sondern auch ethnographische Darstellungen in reicher Folge bringt, darf als eine gute Ergänzung des Textes bezeichnet werden. Das Buch ist für preufsische Unterrichtsziele berechnet.

Lernbuch der Erdkunde von Dr. Becker und Dr. Mayer. 2. Teil. Mit reichlichem Lehrstoff, 16 Textfiguren, 4 Tabellen und 1 Diagramm im Anhange. Wien, Franz Deuticke 1903. Preis geh. 4 K. 20 h. geb. 4 K. 80 h. Durch die

Bezeichnung,,Lernbuch" wollen die Verfasser kundgeben, dafs ihr Buch dem Schüler bei der häuslichen Wiederholung dessen, was der Lehrer in der Geographiestunde, wo der Leitfaden nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen kann, an der Hand der Wandkarte und des Handatlas mit den Schülern durchgearbeitet hat, unterstützen soll, um sich den Lehrstoff in gründlicher und anregender Weise anzueignen. Diesem Zwecke dient die Beigabe von reichlich bemessenem Lesestoff. Da das Buch nur für österreichische Verhältnisse berechnet ist, müssen wir uns daran genügen lassen, dasselbe dem Lehrer der Geographie zur Kenntnisnahme zu empfehlen.

Beiträge zur Geschichte der Bevölkerung in Deutschland seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben von Friedrich Julius Neumann. VII. Band. Die Entwicklung der Bevölkerung in Württemberg im Laufe des 19. Jahr hunderts. Von Dr. Hans Lang. Mit Tabellen und 5 Karten. Tübingen, Lauppscher Verlag. 1903. Preis 9 M. Das Buch, das der Volkswirtschaftslehre dient, hat nur sehr indirekt Zusammenhang mit geographischer Wissenschaft und bietet bei seiner Beschränkung auf Württemberg für bayerische Leser kein erhebliches Interesse. Es mufs deshalb genügen hier auf diese Monographie hingewiesen und sie als Muster einer sorgfältigen und gründlichen Durcharbeitung denjenigen empfohlen zu haben, die sich etwa mit gleichen Studien auf bayerischem Boden befassen.

Kleiner deutscher Schüler-Atlas von Dr. Haack. Gotha J. Perthes. Preis 0.60 M. geb. 1 M. Kleiner deutscher Lern-Atlas von Dr. Haack. Gotha J. Perthes. Preis 0.60 M. geb. 1 M. — Nur für die bescheidenen Verhältnisse der Volksschule im äufseren Auftreten, Format und Preis berechnet, ist dieser kleine Schüleratlas samt dem mit ihm übereinstimmenden Lernatlas doch eine beträchtliche Leistung, wie man sie von dem Herausgeber und der Verlagsanstalt nicht anders erwarten kann. Der erstere ist für den Schulunterricht, der letztere zur häuslichen Verarbeitung des in der Schule gelehrten Stoffes bestimmt und entbehrt daher jeder Namensbezeichnung. Die Herausgabe desselben ist wohl durch das Erscheinen des Dennertschen Lernbuches veranlafst worden, und es mufs anerkannt werden, dafs damit ein brauchbares Hilfsmittel für den Hausgebrauch geschaffen wurde. Die Kartenbilder sind schön ausgeführt, die Schrift deutlich, das Namenmaterial auf das Nötigste beschränkt, und auf 27 Karten, die in der Gröfse ein Schülerheft nur wenig übertreffen, alles für den Volksschulunterricht Erforderliche beigebracht. Von der

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