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Stelle zu Anfang des Trimeters bei Wechsel des Verses. Die Tränen werden vergossen, nachdem Glaukos den Menelaos über das Geschick Agamemnons unterrichtet hat: das Subjekt zu enλnoe ist weder Agamemnon noch Glaukos, sondern die Kunde, die man von diesem empfing, also:

δακρύων δ' ἔπλησεν ἐμέ τε καὶ ναύτας ἐμοὺς | κληδών.

Man vgl. z. B. Troad. 657 καὶ τῶνδε κληδὼν — ἀπώλεσέν με. In erster Linie geht hier κληδών auf ναύτας ἐμούς, da im vorhergehenden nur von einer dem Menelaos gemachten Mitteilung (ἐξήγγειλέ μοι 363, ὃς μοι τάδ' εἶπεν 365) die Rede ist.

Als seine Krankheit (νόσος 395) bezeichnet Orest das Bewurstsein der vollbrachten Tat: ἡ σύνεσις 396 – λύπη μάλιστά γ' ἡ δια φθείρουσα με 398, darauf erwidert Menelaos

Οr. 399 δεινὴ γὰρ ἡ θεός, ἀλλ' ὅμως ἰάσιμος.

Bei Wecklein stehen unter dem Text die Vermutungen: δεινή γε νοῦσος, δεινὴ νόσος γάρ und δεινὴ γὰρ ἡ κήρ. Die Antwort, meine ich, bestätigt (δῆτα) das mit διαφθείρουσα Gesagte:

δεινὴ φθορὰ δῆτ', ἀλλ' ὅμως ἐάσιμος,

die Überlieferung würde vielleicht noch eher zu erklären sein bei der Fassung: δεινή φθορά 'σθ' ἥδ', ἀλλ' ὅμ. ἰάσιμος. Des Nomens wegen vgl. Eur. fr. 813, 2 πόνοι δὲ κἀν σοὶ καὶ φθοραὶ πολλαὶ βίου.1)

Menelaos will wissen, was man in Argos über Orests Geschick zu beschliefsen gedenke.

Or. 441 φεύγειν πόλιν τήνδ', ἢ θανεῖν ἢ μὴ θανεῖν;

Weil möchte den Vers tilgen, vielmehr ist das verkehrte ἢ μὴ θανεῖν zu korrigieren. Ist dir Verbannung bestimmt oder der Tod für den Fall, dafs du dich diesem Geschick nicht durch Landesflucht entziehen, ihm durch Verlassen der Heimat zuvorkommen willst ? Also:

φεύγειν πόλιν τήνδ', ἢ θανεῖν, ἢν μὴ φθάνῃς.

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Natürlich ist bei φθάνης (oder φθάσης) das participium φεύγων zu ergänzen. Die Verbesserung wird wohl zur Genüge bestätigt durch die zwei Euripidesstellen, Phoen. 972 φεῦ γ' ὡς τάχιστα τῆσδ' ἀπαλ λαχθεὶς χθονός κἂν μὲν φθάσωμεν, ἔστι σοι σωτηρία, ἢν δ' ὑστερήσης, οἰχόμεσθα, κατθανεῖ (mit absolut gebrauchtem φθάνειν und mit Zusammentreffen der nämlichen drei Verba: φεύγειν, φθάνειν, θανεῖν) und Phoen. 1280 ἔπειγ' ἔπειγε, θύγατερ· ὡς ἂν μὲν φθάσω οὑμὸς ἐν φάει βίος, θανοῦσι δ' αὐτοῖς συνθανοῦσα κείσομαι.

Orestes kennt eine Rechtfertigung seiner Tat, weifs worauf er sich berufen kann; darauf erwidert Menelaos:

Or. 415 μὴ θάνατον εἴπῃς, τοῦτο μὲν γὰρ οὐ σοφόν.
Weil setzt in den Text: μὴ ἀθάνατον εἴπῃς einen Gott darfst

1) Die Bedeutung einer völlig sicheren Korrektur beansprucht obiger Vorschlag natürlich nicht; mir selbst ergaben sich noch andere Möglichkeiten; eine, die ihrer Einfachheit wegen vielleicht den Vorzug verdient, sei hier noch angeführt: δεινὴ γὰρ ὠδίς, ἀλλ' ὅμως ἰάσιμος (vgl. Aesch. Choeph. 211 πάρεστι δ' ὠδῖς καὶ φρενῶν καταφθορά). Auch δεινὴ γὰρ ἡδ', οἶδ', ἀλλ' ὅμ. ἰάσιμος könnte man vermuten nach Stellen wie Aesch. Pers. 824 μόνης γάρ, οἶδα, σου κλύων ἀνέ ξεται, Soph. fr. 237 ἔχει μὲν ἀλγείν, οἶδα χρή τιν ἴασιν λαβεῖν.

du nicht nennen': ganz unmöglich, denn was Menelaos zurückweist, darf nicht identisch sein mit dem, was unmittelbar darauf Orest geltend macht (416 Φοῖβος κελεύσας μητρὸς ἐκπρᾶξαι φόνον). Auch hat man das Gegenteil von ἀθάνατον vermutet: μὴ θνητὸν εἴπῃς, das eine bestimmte Interpretation kaum zuläfst. Dreierlei könnte sich wohl Menelaos unter der von Orest bezeichneten άvagogá denken, die Berufung auf ein Recht, Mord durch Mord zu sühnen oder auf die Pflicht, den Vater zu rächen oder endlich den Hinweis auf eine Ehe, welche den am Gatten begangenen Mord zu einem gemeinen Verbrechen werden lafst. So kam ich auf die Änderungen: μὴ θεμιτόν oder μὴ τὸ δέον εἴπῃς (sprich nicht von einem Recht, einer Pflicht'), dann μὴ γενέτορ ̓ εἴπῃς (nenne nicht den Vater, dafs ihm Rache durch dich geworden'), und wofür ich mich jetzt entscheiden möchte:

μὴ θάλαμον εἴπῃς, τοῦτο μὲν γὰρ οὐ σοφόν.

Mit Jalapos ist sowohl die Sünde am ersten Gemahl als die Schmach der zweiten Ehe bezeichnet (man vgl. auch 591 ἐπεγάμει πόσει πόσιν).

Οr. 505 κακὴν γὰρ αὐτὴν ἐνδίκως ἡγούμενος

αὐτὸς κακίων ἐγένετο μητέρα κτανών

behauptet Tyndareos in seiner Anklage gegen Orest. Man ändert im zweiten Vers Tempus (γέγονε) oder Stellung (μητέρ' ἐγένετο κτανών, so Porson und auch Weil); vielmehr ist untega Erklärung für den umschreibenden Ausdruck, den hier Tynd. als den nachdrucks- und wirkungsvolleren gewählt hat, man vgl. Οed. C. 911 δέδρακας οὔτε σοῦ καταξίως οὔθ ̓ ὧν πέφυκας (und die entsprechende Bezeichnung für Sohn: οὐδὲ γὰρ κακῶς πάσχοντι μῖσος ὧν τέκῃ προσγίγνεται Εl. 771). Bei Euripides hiefs es also m. E.:

αὐτὸς κακίων ἐγένεθ' ἧς ἔφυ κτανών

(oder, was der Überlieferung noch etwas näher kommt, αὐτὸς κακίων ἐγένεθ', ἣ 'τεκεν κτανών).

Stellen, wie Androm. 261 αἱμάτου θεᾶς βωμόν, ἣ μέτεισί σε, Bacch. 346 μέτειμι, 517 μέτεισι Διόνυσός σε, Agam. 1666 ἀλλ' ἐγώ σ' ἐν ὑστέραισιν ἡμέραις μέτειμ' ἔτι, Eum. 230 ἐγὼ δ', ἄγει γὰρ αἷμα μητρῷον, δίκας μέτειμι τόνδε φῶτα κἀκκυνηγετῶ lassen vermuten, dafs in V. 582 (οὐκ ἄν με μισῶν ἀνεχόρευ. Ἐρινύσιν) ein Versehen vorliegt und zu schreiben ist:

οὐκ ἄν με μετιὼν ἀνεχόρευ' Ἐρινύσιν;

das doppelte μe hat den Irrtum veranlafst. (Übrigens scheint in dieser Rechtfertigung Orests die Anapher ὁρᾷς, Οδυσσέως 588 und ὁρᾷς, Απόλλων ὃς-νέμει wenig angemessen; ich würde ὥρμα δ' Απόλλων oder präsentisches ὁρμα δ' Απόλλ. vorziehen, vgl. Ai. 172 ή δά σε Ταυροπόλα Διὸς Ἄρτεμις — ώρμασε; was der Überlieferung näher käme ἔδρασ ̓ Ἀπόλλων, würde bei später folgendem ἡμῖν δὲ τοῖς δράσασιν οὐκ εὐδαιμόνως die Bedeutung des göttlichen Gebotes in ungehöriger Weise bezeichnen.)

Die Gesinnungslosen schliefsen sich immer denen an, welche die mafsgebenden, leitenden Persönlichkeiten in dem Staate sind,

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Οr. 896 ὅδε δ' αὐτοῖς φίλος

*

ὃς ἂν δύνηται πόλεος ἔν τ' ἀρχαῖσιν ᾖ. Der Genetiv hängt von ἀρχαῖσιν ab und bei δύνηται hat man ἐν πόλει zu denken, vielmehr das fehlerhafte δύνηται zu korrigieren. Das bezeichnende Verbum findet sich Pind. Ρyth. IV 261 ἔνθεν δ' ἔμμι Λατοίδας ἔπορεν ἄστυ χρυσοθρόνου διανέμειν θεῖον Κυράνας. Zur Entstellung des Textes mochte dies beitragen, dafs die im hypothetischen Relativsatz von Euripides wie von andern Dichtern häufig weggelassene Partikel, dem prosaischen Sprachgebrauch entsprechend, eingefügt wurde; m. E. schrieb Euripides:

ὅδε δ' αὐτοῖς φίλος

ὃς διανέμῃ τὰ πόλεος ἔν τ' ἀρχαῖσιν ᾖ.

Οr. 1015 (ἕρπει) ἐσάδελφος ἀνὴρ ἐξιθύνων νοσερὸν κῶλον.

Die Worte des Chores bezeichnen den Pylades, der den kranken Freund stützt und aus der Versammlung der Argiver zum Palaste geleitet. Mit Elmsley setzt man ἐξιθύνων (oder ἐξευθύνων) ein in dem anapastischen Dimeter für überliefertes ιθύνων. Das Kompositum findet sich, vielleicht zufällig, bei keinem der Tragiker, der Wegfall von és ist hier paläographisch nicht ohne weiteres erklärlich. Der Chor befindet sich vor dem Palast; er sieht die beiden Männer auf diesen zukommen, dem Platze sich nähern, auf dem er steht. Man kommt unwillkürlich, meine ich, auf das Wörtchen, dessen Buchstaben nach dvig leicht übersehen werden konnten:

ἰσάδελφος ἀνὴρ <δεῦρ > ιθύνων νοσερὸν κῶλον. Orest mahnt die Schwester, das Unvermeidliche mit Fassung zu tragen,

1022 οὐ σίγ' ἀφεῖσα τοὺς γυναικείους γόους

στέρξεις τὰ κρανθέντ'; οἰκτρὰ μὲν τάδ', ἀλλ' ὅμως
[φέρειν ἀνάγκη τὰς παρεστώσας τύχας].

Der dritte Vers ist nach dem Zeugnis des Scholiasten unecht und mit Recht von allen gestrichen. Man erklärt dann die Ellipse des zweiten Verses mit Ergänzung von στέρξον nach ὅμως. Mir scheint τάδ' bei vorhergehendem τὰ κρανθέντ' recht mülsig, dagegen ein Verbum in dem Sinne von ἀνέχου, στέρξον, πλῆθι unentbehrlich, also:

στέρξεις τὰ κρανθέντε; οἰκτρὰ μέν, τόλμα δ' ὅμως

(dem kaum jemand οἰκτρὰ μέν, σίγα δ' ὅμως oder τολμήθ' ὅμως oder τλήσει δ' ὅμως vorziehen wird). Vielleicht dachte der Dichter bei diesem Vers an das Wort des Theognis (1029): Τόλμα, Κύρνε, κακοῖσιν ὅμως ἄτλητα πεπονθώς.

Elektra wird zeigen, dafs es ihr an Mut zu sterben nicht fehlt:
Οr. 1041 ἔσται τάδ', οὐδὲν σοῦ ξίφους λελείψομαι.

Man möchte sich wundern, dafs die Herausgeber eine Wendung, die sich mit dem Griechischen, mit Sprachgefühl überhaupt und Logik so wenig vereinigen läfst wie ξίφους λείπεσθαι oder gar σου ξίφους λείπεσθαι, unbeanstandet im Texte dulden; und doch zeigte Herwerden den richtigen Weg, indem er σοῦ θράσους vorschlug. Mir mifsfällt hier nur die Verbindung des Nomens mit dem possessivum, Elektra darf recht wohl behaupten, dafs sie des Mutes, der Stärke der Seele

nicht ermangele; Gleichstellung mit dem Bruder ist am Platze, wenn Orest selbst oder Pylades spricht: hört man die Worte aus Elektras. Mund, so erhalten sie etwas Verletzendes. Medea sagt 403 ëρл' és тò δεινόν, νῦν ἀγὼν εὐψυχίας, und Elektra m. E.:

ἔσται τάδ'· οὐδ' εἰ ψυχίας λελείψομαι.

Orest. 1563 (παῖδ' ἐμὴν) φυσώμεθ' ἀνδρῶν ἐκ χερῶν μιαιφόνων. Die Worte richtet Menelaos an sein Gefolge, unterrichtet von der Gefahr, in der das Leben Hermiones schwebt. Es ist wohl anzunehmen, dafs vor ex xegov ein Genetiv mit ähnlichen Buchstaben ausfiel und dafs avdowv an dessen Stelle trat. Denn so passend ávdo̟āv an sich ist, hier scheint es doch unzulässig; da Menelaos kurz zuvor erklärte „,δισσοῖν λεόντοιν· οὐ γὰρ ἄνδρ' αὐτῷ καλῷ, kann er wohl kaum in fast unmittelbarem Anschlufs von denselben Personen

ἀνδρῶν sagen. Vielleicht hiefs es:

δυσώμεθ' «ἐχθρῶν

ἐκ χερῶν μιαιφόνων,

doch lässt sich ein Ausdruck finden, der, meine ich, bezeichnender ist. Die beiden Freunde haben das Schwert gezückt, stehen auf der Lauer, um bei feindseligem Auftreten des Menelaos seiner Tochter das Schwert in die Kehle zu stolsen (vgl. 1193 ξίφος δὲ χρὴ δέρῃ πρὸς αὐτῇ παρ θένου σπάσαντ' ἔχειν und die folgenden Verse). Dementsprechend lautet Apollos Anrede an Orest: σύ θ', ὃς ξιφήρης τῇδ' ἐφεδρεύεις xóon; Euripides wird darnach geschrieben haben:

φυσώμεθ' «ἐφέδρων) ἐκ χερῶν μιαιφόνων, ähnlich ist ἔφεδρος Rhes. 954 gebraucht γῆς ἔφεδρον ̔Ελλήνων στρατόν; mit kurzem Vokal vor do findet es sich Choeph. 866 Tovde nákηy μόνος ὢν ἔφεδρος δισσοῖς μέλλει θεῖος Ὀρέστης ἅψειν (vgl. Or. 83 ἐγὼ μὲν ἄυπνος πάρεδρος ἀθλίῳ νεκρῷ).

Elektra sollte nichts erfahren von Orests Absicht, in der Versammlung der Argiver zu seiner Rechtfertigung aufzutreten: dáxova youv yévoir' av meint Orest, da El. des kranken Bruders wegen um den Ausgang des Wagnisses bekümmert wäre, darauf Pylades: 788 οὐκοῦν οὗτος οἰωνὸς μέγας.

Das naheliegende, zuerst von Reiske vorgeschlagene μélas für uéyas blieb in den Ausgaben, wohl mit Recht, unbeachtet, und doch ist olovos péyas in diesem Zusammenhang ein verkehrter Ausdruck, für den ich früher οἰωνὸς λυγρός einsetzen wollte. Mit οιωνός kann in diesem Sätzchen natürlich ebensowohl der Dativ als der Genetiv verbunden sein zur Bezeichnung der Sache, welcher das Omen gilt, für deren Ankündigung es eintritt, möglicherweise also lauteten die Worte: οὐκοῦν οὗτος οἰωνὸς μόγοις oder μάταις, ,,die Tränen bedeuten Sorge und Mühe" oder ein eitles, vergebliches Unternehmen", vielleicht aber enthält schon outos ein Versehen, dann könnte man auf

οὐκοῦν οἶκτος οἰωνὸς τάλας

kommen; doch möchte ich das seltener vorkommende und darum eher falsch gelesene paraus vorziehen. Ich will bei dieser Gelegenheit eine viel behandelte Bakchylidesstelle kurz berühren, in der Weil οἰωνοῖς für ἀνθρώποις vorschlägt. In dem Eingang der Meleagrosode

ist der Flug des Adlers geschildert, vor dem die andern Vögel scheu entweichen:

Bakch. V 29 ἀρίγνωτος μετ' ἀνθρώποις ἰδεῖν·

Beim erstmaligen Lesen des Gedichtes vermutete ich:

ἀρίγνωτος μετὰ πτανοῖς ἰδεῖν,

das also mit Weils μετ' οἰωνοῖς sachlich zusammentrifft, dann ἀρίγνωτος μετ' ἀγνώστοις (oder αγνώτοις) ἰδεῖν,

,,er der wohl bekannte unter nicht gekannten, der herrliche in der Schar der Niedrigen". Aber weder Weils Korrektur noch diese beiden. von mir versuchten sind genügend; Bakchylides kann nicht einfach sagen, dafs der Adler von den Menschen erblickt wird als der unter den andern Vögeln hervorragende; er hat ihn zu Anfang den,Boten des weithingebietenden Zeus' genannt und hier sagt er, dafs der Adler den Menschen ein Zeichen sei, von Zeus gesandt, also

ἀρίγνωτος, τέρας θνατοῖς (oder τέκμαρ θνατοῖς ἰδεῖν. Von dem Blitzstrahl, der die göttliche Abkunft des Kreterkönigs bestatigt, heilst es Bakch. 16, 71 ὁ δὲ θυμάρμενον ἰδὼν τέρας 1). Aufser verwandten Homerstellen vgl. Pind. Ρ. Ι 26 τέρας μὲν θαυμάσιον προσιδέσθαι. Die Änderung von ἀρίγνωτος in αρίγνωτον scheint zulässig (σαμ' ἀρίγνωτον 16, 57), aber nicht nötig.

In der Annahme von Interpolationen ist man für die Oresttragödie wohl einmal auch zu weit gegangen. Orest mahnt die Schwester, über der Pflege des Kranken nicht zu vergessen, was ihr selbst not tut: ἀλλὰ βᾶσα δωμάτων ἔσω -- σίτων τ' ὄρεξαι λουτρά τ' ἐπιβαλοῦ χροί; Elektra müsse ihm erhalten bleiben, die einzige Stütze, die ihm, dem von allen Verlassenen noch übrig sei σὲ γὰρ ἔχω μόνην ἐπίκουρον, ἄλλων, ὡς ὁρᾷς, ἔρημος ὤν. Darauf erwidert Elektra:

Or. 307 οὐκ ἔστι· σὺν σοὶ καὶ θανεῖν αἱρήσομαι

καὶ ζῆν· ἔχει γὰρ ταὐτόν· ἐν σὺ κατθάνῃς,
γυνὴ τί δράσω; πῶς μόνη σωθήσομαι
ἀνάδελφος ἀπάτωρ ἄφιλος; εἰ δὲ σοὶ δοκεῖ,
δρᾶν χρὴ τάδ'.

In der neuesten Auflage ist auch Weil geneigt, die vier ersten Verse zu streichen, so dals als Elektras Antwort nur δρᾶν χρὴ τάδ' bleibt. Aber die Worte σὺν σοὶ ἄφιλος sind an sich bedeutungsvoll und

1) Vor den oben angeführten Worten liest man (Bakch. 16, 67):
κλύε δ' ἄμεμπτον εὐχὰν μεγασθενὴς

Ζεὺς ὑπέροχόν τε Μίνωι φύτευσε | τιμάν.

In der zweiten Zeile ist der Name des Königs störend, mag man das Wort zwei- oder dreisilbig lesen. Ludwich gewinnt die erforderlichen Rhythmen, aber mit ziemlich gewaltsamer Änderung: υπέροχόν τέ τοι φύτευσε Μίνῳ. Der sehr entbehrliche Eigenname ist, gleich viel ob aus Versehen oder durch Interpretation, in den Text geraten: Mivo hat ein durch den Zusammenhang gebotenes Partizipium auf -μένῳ verdrängt, Bakch. schrieb m. E.:

κλύε δ' ἄμεμπτον εὐχὰν μεγασθενής

Ζεὺς ὑπέροχον τ' ἀρωμένω φύτευσε | τιμάν.

Man vergleiche z. B. Oed. Col. 1406: πατρὸς κλύετε ταῦτ ̓ ἀρωμένου, Das göttliche Zeichen, das den König hoch über die Sterblichen erhebt, erfolgt auf Grund der Bitte, die der Sohn an den Vater richtet (εἴσεαι δ' αἴκ' ἐμᾶς κλύῃ Κρόνιος εὐχᾶς sind die unmittelbar zuvor von Minos an Theseus gerichteten Worte).

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