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Die neue, gemeinsame Oberstufe zu Plate-Kares und Plate ist für Anstalten berechnet, welche dem engl. Unterricht wenigstens drei Jahre widmen. Sie basiert im wesentlichen auf dem 2. Teile von Ploetz-Kares, der sich aber bedeutende Erneuerungen hat gefallen lassen müssen. Neu sind: die Mehrzahl der Stücke zur Einübung bestimmter Abschnitte der Syntax, fast der ganze, private und kaufmännische Briefe enthaltende Abschnitt nebst Anleitung (p. 73-101), alle Lesestücke (S. 101-135), die Stoffe zu freieren Übungen (resp. zum Übersetzen) S. 136-145, die Mehrzahl der Gedichte, die ganze Satzlehre, sowie die Wörterlisten. Im ersten Abschnitt sind zusammenhängende, meist etwas längere Stücke in kürzere, abwechselnd englische und deutsche Übungsabschnitte zerlegt. Das deutsche Material zum Übersetzen ins Englische hat eine Vermehrung um weit über zwei Druckbogen erfahren. Briefe sind, z. T. mit Anlehnung an van Dalens „Englisch für Kaufleute", in sehr beträchtlicher Anzahl aufgenommen worden, dagegen wurden die „Conversational Phrases" um einige für den Schulunterricht weniger geeignete Abschnitte gekürzt.

Féaux Dr. B., Buchstabenrechnung und Algebra verbunden mit Aufgabensammlung. 10. verb. und verm. Aufl., besorgt durch Fr. Busch. Paderborn, F. Schöningh, 1903. Gegenüber der 9. in Bd. XXXI S. 640 angezeigten Auflage dieses brauchbaren Lehr- und Übungsbuches weist die vorliegende 10. aufser einer gründlichen Durcharbeitung und einer nicht unerheblichen Vermehrung des Aufgabenmaterials die Neueinführung zweier Kapitel auf, betreffend die unendlichen Reihen und die Maxima und Minima der Funktionen. Durchweg zeigt sich das eifrige von Erfolg gekrönte Bestreben, das Buch für den Unterricht immer brauchbarer zu gestalten.

Sickenberger Ad., Übungsbuch zur Algebra. 1. Abt. 4. Aufl., 2. Abt. 3. verm. Aufl., bearb. von Al. Schmid. München, Th. Ackermann, 1903. Von diesem bekannten Übungsbuch, besprochen in Bd. XXVI S. 99, 363-64 dieser Blätter, erscheint hier die 1. Abteilung in 4., die 2. in 3. vermehrter Auflage in der Bearbeitung von Al. Schmid. Da es sich in Einteilung und Paragraphierung eng an den „Leitfaden" desselben Verfassers anschliefst, der Leitfaden aber noch keine Neuauflage erforderte, so musste die Bearbeitung von umfassenderen Änderungen von vornherein absehen, konnte sich also nur auf die Einschiebung einer Reihe neuer Aufgaben, durch einen Stern vor der Nummer kenntlich gemacht, erstrecken.

Winter W., Algebra. Lehrbuch mit Aufgabensammlung für Schulen. 4. Aufl. München, Th. Ackermann, 1902. Diese neue Auflage des in Bd. XXVII S. 586-88 zuerst angezeigten und ausführlicher besprochenen Lehr- und Übungsbuches ist im wesentlichen ein unveränderter Abdruck der früheren; der Verfasser beschränkte sich auf eine gründliche Durchsicht hinsichtlich geringfügiger Fehler in den Aufgaben und den beigegebenen Auflösungen und auf genaue Korrektur.

Močnik-Neumann, Lehrbuch der Arithmetik für Untergymnasien, I. Abt. 36. veränd. Aufl. Leipzig, G. Freytag, 1902. 2 M. geb. Vorliegende 36. Auflage stellt eine durchgreifende Umarbeitung der 35. dar, die in Bd. XXXVI S. 579-80 besprochen wurde; auch das Aufgabenmaterial erfuhr fast durchgehends eine Vermehrung. 6, 7, 8 sind nicht, wie S. 81 behauptet ist, relative Primzahlen.

Dr. Paul Schuster, Aufgaben aus der Erd- und Himmelskunde als Übungsbeispiele für die sphärische Trigonometrie. Breslau 1903, Verlag von Preuss and Jünger. 24 S. 1 M. Auflösungen hiezu 24 S. 1 M. Die Sammlung enthält 200 gruppenweise geordnete Aufgaben, jeder Gruppe ist die Figur und die Erklärung des zu berechnenden Dreieckes vorausgeschickt. Zur Einübung der sphärischen Trigonometrie findet der Lehrer in der Vorlage ein überreiches Material, auch wenn er die Aufgaben, denen ein praktischer Wert nicht zuerkannt werden kann, übergeht. Die Fassung der Aufgaben ist bis auf wenige Ausnahmen (75, 186-190) korrekt. Die vom Verfasser eingeführte Zählung des Stundenwinkels dürfte wenig Zustimmung finden.

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Die „Auflösungen" enthalten die allgemeinen und die numerischen Resultate, Verbesserungen sind nach unseren Stichproben bei den Aufgaben 140, 141, 154, 177. 187 vorzunehmen.

J. E. Mayer, Ingenieur, Das mathematische Pensum des Primaners. Ein Hilfsbuch für den Primaner humanistischer und realistischer Gymnasien. Heft I. Progressionen, Zinseszins- und Rentenrechnung. Freiburg i. Br. und Leipzig, Fr. Paul Lorenz. 48 S. 1 M.

Das vorliegende Heft enthält die Theorie der arithmetischen und geometrischen Reihen, sowie die Zinseszinsrechnung und erläutert sie an etwa 50 ausführlich gelösten Beispielen. Es kann Schülern, die sich in diesen Rechnungen nicht sicher fühlen, empfohlen werden.

Schultze Hermann, Geographische Repetitionen insonderheit im Anschlusse an H. A. Daniels geographische Lehrbücher. Ein in Fragen und Antworten abgefafstes Wiederholungs- und Übungsbuch für den Unterricht in der Geographie. 2. Auflage. Halle 1903, Verlag des Waisenhauses. Wenn das Buch nach Absicht des Verfassers wirklich nicht ohne Globus und Atlas gebraucht werden soll, so erscheint es neben diesen unentbehrlichen Lehrmitteln für denjenigen, der sie richtig zu benutzen weifs, eigentlich überflüssig. Zum mindesten gerät man bei dem Gebrauche des Buches trotz der guten Absicht des Verfassers in Versuchung die Antworten auf die Fragen auswendig zu lernen und die zeitraubende Benutzung von Globus und Atlas beiseite zu schieben. Einen besondern Vorteil kann man sich danach kaum davon versprechen. Dafs sich manche Fragen überhaupt nicht an der Hand der Karte beantworten lassen, sei nur nebenher erwähnt.

Alfred Kirchhoff, Schulgeographie, Halle, Buchhandlung des Waisenhauses, 1903, erscheint nunmehr in 18. Auflage. Nachdem wir in diesen Blättern schon zu wiederholten Malen auf dieses hervorragende Lehrmittel hingewiesen haben, bedarf es keiner neuerlichen Empfehlung mehr. Nur soviel sei erwähnt, dafs die Schutzgebiete des Deutschen Reiches in einem Anhange an die länderkundliche Lehrstufe behandelt sind und die Benützung des Buches durch ein sorgfältig bearbeitetes Register wesentlich erleichtert ist.

Die Schule der Chemie, Erste Einführung in die Chemie für jedermann von W. Ostwald, o. Professor der Chemie an der Universität Leipzig. Erster Teil: Allgemeines. Mit 46 in den Text eingedruckten Abbildungen. Braunschweig 1903, F. Vieweg & Sohn. Bei den gegenwärtigen Verhältnissen wird wohl mancher, dem es in seiner Studienzeit nicht möglich war chemische Kenntnisse zu erwerben, diese später schmerzlich vermissen und gerne bereit sein das Versäumte nachzuholen, falls dies ohne allzugrosse Schwierigkeiten möglich ist. Ich denke hier besonders an Philologen, die einen guten Geographieunterricht geben möchten, wozu sie unbedingt gewisse Kenntnisse in der Geologie bedürfen. Hierin kommt man aber nicht weit ohne Mineralogie, die selbst wieder auf der Chemie beruht. Ähnlich geht es aber auch auf andern Gebieten Chemie und Physik sind eben die Grundlagen aller modernen Naturwissenschaft. Aber der Erwerb guter und sicherer Kenntnisse ist nicht so leicht; zum Hören von Vorlesungen und Besuch von Übungen fehlt meist Gelegenheit und Zeit; das Studium eines Lehrbuches ist schwierig und ermüdend, obendrein steht der Erfolg gewöhnlich nicht im Einklang mit der aufgewandten Mühe. Hier sucht nun der bereits als Mitarbeiter an ,Ostwalds Klassikern der exakten Naturwissenschaften' und Verfasser chemischer Lehrbücher bekannte Leipziger Professor abzuhelfen. Ausgehend von der allgemeinen und physikalischen Chemie als der Grundlage jeder wirklichen chemischen Bildung sucht er in Form eines Zwiegespräches zwischen Schüler und Lehrer den Leser von den ersten Anfängen an in das Gebiet dieser Wissenschaft einzuführen. So werden denn zuerst die Stoffe, ihre Eigenschaften, sowie Unterschiede von Gemengen und Lösungen besprochen Dann folgen: Schmelzen, und Erstarren, Verdampfen und Sieden, Messen, Dichte, Formarten. Die Verbrennung führt auf: Sauerstoff, Verbindungen und Bestandteile, Elemente (Leichtund Schwermetalle), Wasserstoff und Knallgas. Mit dem Wasser werden Eis und

Wasserdampf besprochen, weiterhin mit dem Stickstoff die Luft und einige ihrer Eigenschaften. Den Schlufs bilden der Kohlenstoff, das Kohlendioxyd und die Sonne als Energiequelle.

Schon die Übersicht verrät die Fülle des behandelten Stoffes; die Durchführung zeugt von reicher Lehrerfahrung; die Fragestellung ist überaus geschickt und oft geradezu vorbildlich für reine Induktion. Auf diesen ersten, einführenden Teil soll noch ein zweiter, systematischer folgen, so dafs das ganze Werk etwa 30 Bogen umfassen wird. Druck und Ausstattung entsprechen dem Rufe der verdienten Verlagsbuchhandlung. H. St.

Friedrich Weber, Lehrbuch der Geographie mit besonderer Berücksichtigung der Verkehrsgeographie. Stuttgart bei Kohlhammer. 1903. geb. 2.60 M. Da das Buch eigentlich von dem Verfasser, einem württembergischen Postrate, dazu bestimmt ist, als Leitfaden bei dem Unterrichtskurse für Kandidaten des württembergischen Eisenbahn-, Post- und Telegraphendienstes und nicht allgemeinen Unterrichtszwecken zu dienen, scheidet es aus dem Kreise der in diesen Blättern eine Besprechung oder Anzeige verdienenden Bücher aus. Wer sich indes über Anlage und Methode desselben näher unterrichten will, lese in Haackes Geogr. Anzeiger, Oktoberheft 1903, die ihm gewidmete Besprechung von Ed. Lentz, der wir uns vollkommen anschliefsen. Sie weifs nicht viel zu seinem Lobe zu sagen.

Alpine Majestäten und ihr Gefolge. Die Gebirgswelt der Erde in Bildern. IV. Jahrgang 1904. Monatlich ein Heft im Format von 45: 30 cm mit mindestens 20 Ansichten aus der Gebirgswelt auf Kunstdruckpapier. Preis des Heftes 1 M. Heft 1 (ferner Heft 2-12). Verlag der Vereinigten Kunstanstalten A.-G. München, Kaulbachstrafse 51a. Es wurde bereits bei dem Bericht über die letzten Hefte des vorigen Jahrganges dieses prächtigen Bilderwerkes darauf hingewiesen, dafs der grosse Beifall, welchen dasselbe allseits gefunden hat, die Verlagshandlung ermutigte, noch einen vierten Jahrgang erscheinen zu lassen. Von diesem liegt das 1. Heft vor, welches in jeder Beziehung auf der Höhe der bisher in diesem Rahmen erschienenen Publikationen steht. Es bietet als Ergänzung zu zahlreichen früher veröffentlichten Aufnahmen aus diesem Gebiete 4 weitere Ansichten vom Mont-Blanc (Gletscherspalten und Eistürme auf dem Wege zum Gipfel Traversierung einer solchen Gletscherspalte -, Eistürme und Spalten und endlich den Gipfel des Mont-Blanc selbst [4810 m]). Auch sonst führt dieses Heft noch prächtige Gipfelansichten vor, so aus unseren Algäuer Alpen: Grofser und kleiner Wilde (2380 m), Hochvogel (2589 m), Westgipfel des Höfats (2258 m) und II. Höfatsgipfel (2260 m), Trettachspitze (2585 m) von der Mädelegabel aus und dazu: im Kamin der Mädelegabel; aus den Hohen Tauern: Gipfel des Grofsglockners (3798 m) mit Kaiserkreuz und Kleinglocknergipfel (3764 m); aus den Südtiroler Dolomiten: die drei Zinnen vom Patternsattel aus und den Felsturm der Frankfurter Wurst in der Nähe der 3 Zinnenhütte.

Zu diesen zahlreichen Gipfelbildern, welche eine vergleichende Anschauung von Gipfelformationen sehr gut ermöglichen, kommen einige Panoramen von meisterhafter Reproduktionstechnik: Übersicht über die Gran Paradiso-Gruppe in den Grajischen Alpen und ein Panorama der Brentagruppe in den Tridentiner Alpen, beides Doppelblätter nach Aufnahmen von Vittorio Sella in Biella. Ähnliche wenn auch kleinere Übersichten bieten die Bilder: Der wilde Kaiser von einem Punkte der Kaiserhöhe aus und Der wilde Kaiser vom Stripsenjoch aus.

Wie sehr übrigens das Gebiet der Alpinen Majestäten erweiterungsfähig ist, zeigen diesmal 2 interessante Bilder aus dem Hochlande der Auvergne im Zentralplateau von Südfrankreich, vor allem das geologisch sehr bemerkenswerte: Die Basalt-Orgel bei Bort, deren einzelne Basalttürme tatsächlich wie Orgelpfeifen nebeneinander stehen. Alles in allem genommen mus man es vom Standpunkte der geographischen Anschauung aus bedauern, wenn das so beifällig aufgenommene Unternehmen mit diesem 4. Jahrgang abschliefst; es hätte das Gebiet der deutschen Alpen und der Alpen überhaupt verlassen und noch mehr Ansichten aus allen Hochgebirgsländern der Erde bringen sollen. Damit würde namentlich auch dem Geographieunterricht ein grofser Dienst geleistet worden sein. Inzwischen ist der 4. Jahrgang vollständig geworden (12 Hefte); wir haben jedoch dem Gesagten nichts beizufügen

Abhand

Sammlung naturwissenschaftlich-pädagogischer lungen, herausgegeben von O. Schmeil und W. B. Schmidt. Heft I.

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Zweck und Umfang des Unterrichtes in der Naturgeschichte an höheren Mittelschulen mit besonderer Berücksichtigung der Gymnasien von F. Mühlberg in Aarau. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1903. Der Verfasser geht aus von einem Vergleiche der schweizerischen Schulverhältnisse, wo die alten Sprachen zugunsten der Realien stark zurückgedrängt sind, mit den deutschen. Nach einem Rückblick auf die Geschichte des naturwissenschaftlichen Unterrichtes stellt er fest, dafs heute die Naturwissenschaften ein Kulturelement ersten Ranges und somit auch ein neues, keinem vergleichbares Bildungselement ersten Ranges darstellen.

Wenn sie diese Stellung an den Schulen noch nicht einnehmen, so tragen die Schuld die Mängel des früheren Unterrichtsbetriebes und die Einwürfe der Gegner. Erstere sind jetzt überwunden, letztere sucht er zu entkräften, insbesonders indem er als Hauptaufgabe dieses Unterrichtes nicht die Vermittlung nützlicher Kenntnisse, sondern die allgemeine Geistesschulung darstellt. In bezug auf letztere soll er die Sinne im richtigen und genauen Beobachten üben, zum Denken über das Beobachtete anregen und die Fähigkeit entwickeln, sowohl durch Kombination von Tatsachen richtige Schlüsse zu ziehen als auch das Beobachtete und Gedachte sachlich, sprachlich und wenn möglich auch zeichnerisch korrekt darzustellen.

In bezug auf materielle Belehrung soll er die Kenntnis der Existenzbedingungen des Menschen und seiner Beziehungen zur übrigen Körperwelt vermitteln und, soweit es der heutige Zustand der Wissenschaft gestattet, ein Verständnis der Natur anbahnen und damit die reale Grundlage einer möglichst richtigen allgemeinen Weltanschauung zu gewinnen suchen. Zugleich soll er die Kräfte und Mittel kennen lehren, durch deren Benützung der Mensch eine gewisse Herrschaft in der Natur auszuüben vermag. Als Frucht des gesamten Unterrichts soll der Schüler eine gewisse Selbständigkeit der Wahrnehmung und des Urteils auf körperlichem und geistigem Gebiete gewinnen und befähigt und angeregt werden, sich an der Hand der nötigen elementaren Hilfsmittel über den faktischen Stand der Wissenschaft weiter zu orientieren und der Entwicklung derselben in den wichtigsten Richtungen zu folgen. Hiezu ist es aber nötig, dafs der Unterricht auf allen Stufen erteilt werde und sich nicht auf die unteren Klassen beschränke, ferner mufs er die Elemente aller naturhistorischen Disziplinen umfassen, also: Botanik, Zoologie, Somatologie und allgemeine Geologie, dazu mufs in der Physik die Kosmographie ausreichend berücksichtigt und die Geographie mehr in naturhistorischem Sinne gelehrt werden.

Heft 3. Die Abstammungslehre im Unterrichte der Schule von Dr. W. Schoenichen, Oberlehrer am Reformgymnasium zu Schöneberg. Mit 14 Figuren im Text und 2 schematischen Darstellungen. Leipzig-Berlin, B. G. Teubner, 1903. Der Verfasser behandelt eine besonders bei uns recht akademische Frage, nämlich die Einführung der Abstammungslehre in den Mittelschulunterricht.

Er geht davon aus, dafs im biologischen Unterrichte, wie er gegenwärtig fast allgemein betrieben wird, bereits eine Tendenz zur Einführung der Deszendenztheorie schlummert, deren Einführung kein wissenschaftlicher Grund verbietet. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei dem Darwinismus (Selektionslehre), der als formbildendes Prinzip unhaltbar, höchstens noch als dezimierendes Prinzip anerkannt werden kann. Sodann entwirft er einen Plan, wie die Abstammungslehre, die ja eigentlich erst für die Oberklassen gehörte, doch in ihren grundlegenden Einzelfragen gelegentlich schon auf der Unterstufe behandelt werden könnte, wobei die künstliche Zuchtwahl bei Haustieren und Kulturpflanzen selbstverständlich zu besprechen, die natürliche nur höchstens zu streifen ist.

Nachdem er noch versucht hat nachzuweisen, dafs die Abstammungslehre keine Quelle des Atheismus sei und somit auch der Religion nicht schaden könne, empfiehlt er deren Einführung in die Schulen auch noch aus ethischen Gründen.

Im einzelnen enthält das Schriftchen neben manchem, was zu weit geht, viele gute Gedanken, aber das Ganze ist doch zum mindesten Zukunftsmusik.

Heft 4. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des chemischen Unterrichts an deutschen Mittelschulen von Dr. Erich Binder in Dresden. Mit 2 Schematen im Text. 35 S. 80 Pf. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1903. – Der Verfasser zeichnet teils an der Hand der einschlägigen Verordnungen und Erlasse der Schulbehörden teils an je einem konkreten Beispiel (Annenrealgymnasium zu Dresden-Altstadt und Realgymnasium Düsseldorf) die Kämpfe und Mühen, die es kostete, bis der Chemieunterricht eine bleibende Stätte im Lehrplane der sächsischen und preufsischen Mittelschulen fand. Bedauerlicherweise mufs er dabei für die preufsischen Realgymnasien einen starken Rückschritt gegen früher feststellen. Die humanistischen Gymnasien haben ihm ja überhaupt noch kaum die Türe geöffnet; ja in Bayern wird selbst der kaum eingeführte Physikunterricht von der Mathematik (Berechnungen) überwuchert. Den Schlufs bilden einige Bemerkungen über Entwicklung der Methodik und Didaktik dieses Unterrichtes in Form einer Besprechung der verbreitetsten Lehrbücher.

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Tugend

Heft 5. Die Aufgaben des naturkundlichen Unterrichts vom Standpunkte Herbarts von Dr. A. Günthart, Oberlehrer in Barmen. Mit 3 Skizzen im Text. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1904. Ausgehend von einer Betrachtung der psychologischen Grundlagen von Herbarts Pädagogik sucht der Verfasser die Naturwissenschaften als pädagogische Kraft zu würdigen. Demnach behandelt er in zwei Hauptteilen die Aufgaben des naturkundlichen Unterrichtes, welche in zwei Abteilungen zerfallen, nämlich: I. allgemeine notwendige Auf gaben zur Erreichung des Hauptziels, der Charakterstärke der Sittlichkeit und II. besondere mögliche Aufgaben zur beruflichen Vorbildung. Nachdem er das Herbartsche Schema: „Allgemeine Aufgabe des erziehenden Unterrichtes vielseitiges Interesse" durch Aufnahme der körperlichen Gesundheit, die ja das Können der Tugend erst ermöglicht, und praktischer Kenntnisse erweitert hat, bespricht er zur Lösung der Frage: Welches sind die Aufgaben des naturkundlichen Unterrichts hinsichtlich der Bildung neuer Vorstellungen in der Seele des Schülers ?" die Entstehung neuer Vorstellungen durch Perzeption und Apperzeption, die mittelbare Reproduktion, die Aufmerksamkeit und das Interesse und kommt zu dem Ergebnisse: Unser Unterricht soll im Zöglinge Interesse für die Natur erwecken. Naturwissenschaftliches Interesse besitzt er dann, wenn jeder Naturgegenstand in ihm starke Vorstellungen zum Steigen bringt, wenn darum jeder Naturgegenstand seine unwillkürliche Aufmerksamkeit erregt, wenn sich die Selbsttätigkeit der letzteren in die verschiedenen Formen der willkürlichen Aufmerksamkeit, in die Fähigkeit zur ernsteren und nachhaltigen geistigen Arbeit verwandelt. Der Zögling wird alsdann durchaus selbständig infolge seines inneren Dranges immer neue naturwissenschaftliche Vorstellungen zu erwerben suchen und auch fähig sein, sie ohne unsere Hilfe tatsächlich zu erwerben.

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Aus der Erläuterung der Vielseitigkeit ergibt sich, dafs der naturkundliche Unterricht zwar allein imstande ist, die Herbartschen Prinzipien herzustellen und zu erkennen und dafs er auch den in der Selbsttätigkeit des Interesses bestehenden Willen schafft um nach jenen Prinzipien zu handeln, dafs aber doch eine ausschliefslich naturwissenschaftliche Bildung einseitig wäre, weil sie weder das eigentliche ästhetische Interesse noch die Glieder der Teilnahme schaffte. Erst das Zusammenwirken aller Unterrichtsfächer, erst die Gesamtheit des ganzen erziehenden Unterrichts schafft im Schüler das vielseitige Interesse.

Aus einer kurzen Darlegung der besonderen Aufgaben unseres Unterrichtes, die im übrigen wie auch die vorausgehenden Teile eine Anzahl sehr praktischer Winke enthält, folgert der Verfasser, dafs der naturkundliche Unterricht auch zur Pflege des vielseitigen Könnens ein im höchsten Grade geeignetes Mittel ist freilich fehlt ihm gegenwärtig die zur Erfüllung all seiner Aufgaben nötige Zeit. Diese leider nicht erschöpfenden Proben dürften genügen, tiefer denkende Lehrer zur Lesung dieser wertvollen pädagogischen Studie anzuregen.

Heft 6. Geschichte des naturwissenschaftlichen Unterrichtes an den höheren Schulen Deutschlands von Prof. Dr. J. Norrenberg, Hilfsarbeiter im preufsischen Kultusministerium. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1904. Preis: geh. 1.80 M. Diese Schrift behandelt zuerst die Geschichte des naturwissen

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