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Darstellung der Untersuchung zu, inwieferne Deutschlands Lage wirtschaftsgeographisch überhaupt von richtunggebender Bedeutung ist und wie sich die klimatischen Verhältnisse im Wirtschaftsleben äufsern. Die nächstfolgenden sechs Kapitel zähle ich zu dem Besten, was ich noch von den Wirkungen der zentralen Stellung Deutschlands auf die Verkehrs- und Handelsbewegung gelesen habe. Ihr Studium kann nicht genug empfohlen werden. Ein überaus anziehender Aufsatz ist der zweite, der Alpenlandschaft und Alpenwirtschaft behandelt; wer ein Sohn der Berge ist oder auch nur näher mit ihnen vertraut ist, dem wird es dabei warm ums Herz. Zur Illustrierung der im dritten Aufsatze folgenden gedrängten Betrachtung über die Frage, inwieweit sich wirtschaftsgeographische Gegensätze in Deutschland kundgeben, dienen die vier dem Buche beigegebenen Kärtchen, welche die Verbreitung der landwirtschaftlichen und industriellen Tätigkeit im Deutschen Reiche recht gut veranschaulichen. Der vierte Aufsatz, der unserem Rechte auf das Meer gilt, bespricht zuerst die allgemeine Bedeutung der See als Walstatt internationalen Wettbewerbes und legt dann die geographischen Gründe für unser Recht aut den Ozean dar, die,,nicht minder durch Deutschlands unmittelbaren Anteil an demselben, als in dem thalassischen Zuge liegen, der durch seinen orographischen Gesamtaufbau, die grofsen Grundlinien der Anordnung seines Reliefs bedingt wird". Eine Prüfung unseres geschichtlichen Rechtes auf das Meer ,,führt uns auf eine Reihe viel verschlungener, teils uralter und halbverwetterter, teils frischer und kaum im Ausbau vollendeter Pfade hinauf auf eine Höhe, von der aus eine Summe von Tatsachen und Ereignissen vor uns liegt, die alle den Anspruch der Deutschen auf das Meer unwiderleglich begründen und ihm zugleich den Glanz einer altehrwürdigen Tradition verleihen, welche wir Lebenden aus altersgrauen Tagen überkommen haben". Dafs unser Recht auf die See aber auch nationalwirtschaftlich vollauf begründet ist, wird aus dem ungeheueren Aufschwung unseres Welthandels, der ihm dienenden Institute und Welthandelszentren nachgewiesen. Zum Schlusse gibt der Verfasser noch einige Winke hinsichtlich des Ausbaues der Kabellinien, der Schaffung von Kohlenstationen und die notwendige Verstärkung unserer Kriegsflotte. Dem Verfasser ist der Leser für seine hochinteressante und gediegene Darlegung zu aufrichtigem Danke verpflichtet und scheidet von dem Buche mit der festen Überzeugung : navigare necesse est.

Frankenthal.

Koch.

Prof. Dr. Willi Ule, Lehrbuch der Erdkunde für höhere Schulen. 2. Teil. Ausgabe A. 4. Auflage. Mit 12 farbigen und 84 Schwarzdruckabbildungen. Preis geb. M. 3.-. Leipzig, Verlag von G. Freytag, 1904.

Der zweite Teil von Ules Lehrbuch der Erdkunde dürfte ungeachtet seiner grofsen Vorzüge vermöge der einschlägigen obwaltenden

Verhältnisse zur Verwendung beim Unterrichte an unseren Mittelschulen kaum einwandfrei sein.

Hingegen verdient das Buch zur Einstellung in die Schülerlesebibliotheken von der 5. Klasse an aufwärts wärmstens empfohlen zu werden.

Inhaltlich in engem Anschlufs an Kirchhoff und frei von allem irgendwie Anstöfsigen abgefafst ist es mit vollem Verständnisse und mit anerkennenswerter Sorgfalt ausgearbeitet, ansprechend geschrieben, gut ausgestattet und zudem in Berücksichtigung des Gebotenen anlangend den Preis ungewöhnlich billig gehalten.

München.

Markhauser.

Lehrbuch der Pflanzenkunde für höhere Lehranstalten von Dr. Karl Smalian, Oberlehrer an der II. Realschule zu Hannover. Mit 570 Abbildungen und 36 Farbendrucktafeln. A. Grofse Ausgabe. Preis geb. 8 M.

Grundzüge der Pflanzenkunde für höhere Lehranstalten von Dr. K. Smalian. B. Schulausgabe. I. Teil. Die offen blühenden Sprofspflanzen oder Blütenpflanzen. Mit 331 Abbildungen und 33 Farbentafeln. Preis geb. 4 M. II. Teil. Verborgen blühende und blütenlose Pflanzen. Innerer Bau der Pflanzen und daran gebundene Lebensvorgänge. Mit 142 Abbildungen und 3 Farbentafeln. Preis geb. 1 M. 60 Pfg. Leipzig, Verlag von G. Freytag, 1903.

Vorliegende Bücher gehören nach Inhalt und Ausstattung mit zu dem Besten, was die Neuzeit auf diesem Gebiete hervorgebracht hat. Der erste Teil besteht in der Hauptsache aus monographisch durchgeführten Abhandlungen, welche Einzelgewächse und Familien sowie an geeigneten Stellen wichtige Pflanzenvereine anschaulich zu schildern versuchen. Hierbei ist nach möglichster Vielseitigkeit der Gesichtspunkte getrachtet und die Pflanze stets als lebendiges Ganzes betrachtet. Doch kommen neben der Ökologie auch die vergleichende Morphologie und die Grundlinien der Systematik zu ihrem Rechte. Daran schliefst sich die Behandlung des inneren Baues der Gewächse und der daran gebundenen Lebensvorgänge, ferner Bilder aus der Geschichte des Pflanzenreiches und Pflanzengeographisches. Den Schlufs bildet eine kurze Anleitung zu den wichtigsten physiologischen Versuchen und zur Herstellung der nötigsten mikroskopischen Anschauungsmittel.

Die grofse Ausgabe dürfte sich bei uns zunächst als Handbuch für den Lehrer eignen, der sie wegen ihrer Betonung der Kulturpflanzen und Forstgewächse auch im geographischen und sogar im deutschen Unterrichte mit Vorteil verwenden wird; doch mag sie auch in den Schülerbibliotheken der oberen Klassen manch aufmerksamen Leser finden, in dem sie Liebe, Bewunderung und Verehrung für den Adel der Schöpfung zu entfachen und auch draufsen im Leben

noch zu erhalten vermag. Die überaus zahlreichen und sehr instruktiven Holzschnitte sind vielfach Originale; die in einem Atlas vereinigten Bildertafeln sind identisch mit den der 22. Auflage der Naturgeschichte von Pokorny-Fritsch beigegebenen. Über diese vortreffliche Leistung unseres Kollegen Morin hat sich in diesen Blättern bereits Kollege Koch-Frankenthal ausgesprochen (XXXIX, 598), so dafs mir nur mehr erübrigt mich dessen Urteile anzuschliefsen.

Die,,Grundzüge" sind ein mit steter Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schule angelegter, aber doch nicht wesentlich verkürzter Auszug aus der grofsen Ausgabe und können somit bereits Schülern der Mittelklassen empfohlen werden.

Grundrifs einer Geschichte der Naturwissenschaf ten zugleich eine Einführung in das Studium der grundlegenden naturwissenschaftlichen Literatur von Dr. Friedrich Dannemann. II. Band. Die Entwicklung der Naturwissenschaften. Zweite, neu bearbeitete Auflage. Mit 87 Abbildungen zum gröfsten Teil in Wiedergabe nach den Originalwerken, einem Bildnis von Galilei und einer Spektraltafel. Leipzig, Verlag von W. Engelmann, 1903. Preis 10 M., geb. 11 M.

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Die erste Auflage dieses Buches habe ich bereits in Bd. XXXVI 605 dieser Blätter besprochen, ebenso die zweite des ersten Bandes in Bd. XXXVIII 641; nunmehr liegt auch der zweite Band in wirklicher Neubearbeitung vor. Denn fast überall bemerkt man Verbesserungen und Berichtigungen, die Literaturangaben sind vermehrt, die Zitate genauer und nach neueren Auflagen gegeben; auch die Zahl der Abbildungen hat um elf zugenommen. Freilich lässt sich auch jetzt noch manches verbessern. So ist z. B. (S. 28) Theophrast viel zu sehr als Praktiker hingestellt; über die eminente Wissenschaftlichkeit seiner Pflanzengeschichte die rein theoretischen causae plantarum sind wieder nicht erwähnt und deren Bedeutung für die Geschichte der Botanik mag Verfasser sich jetzt Aufschlufs holen bei H. Bretzl, Botanische Forschungen des Alexanderzuges (Leipzig 1903). Auch die Pflanzen des Dioskorides sind nicht,,so oberflächlich beschrieben, dafs es schwer hält, die Arten mit Sicherheit zu erkennen". Der antike Arzt erkannte sie aus diesen Beschreibungen, dafs wir sie nicht erkennen, verschuldet neben vielen anderen Gründen auch der Umstand, dafs eben oft antike ,,Arten" und moderne ,,Arten" ganz heterogene Dinge sind.

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Was das Mittelalter betrifft, so liegt dessen ,,Tiefpunkt" (S. 79) in der Merowingerzeit, wurde also nicht erst zur Zeit der Kreuzzüge überwunden. Gerade zur Zeit der Ottonen blühte in Italien (MonteCassino, Salerno) und Deutschland (Corvey, St. Gallen, Reichenau etc.) reges wissenschaftliches Leben auch auf medizinischem und damit naturwissenschaftlichem Gebiete. Auch nach S. 80 könnte man vermuten Albertus Magnus - der sonderbarerweise weiterhin als Magnus*

Blätter f. d. Gymnasilschulw. IXL. Jahrg.

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zitiert wird habe schon Schriften des Theophrast womöglich gar im Originaltexte benützt. Das wäre besonders für die Botanik entschieden falsch; Hauptquelle der libri vegetabilibus sind die pseudaristotelische Schrift (des Nicolaus Damascenus) de plantis und Avicenna; Theophrast wird ein einziges Mal II 1,15 so angeführt, dafs aus dieser Stelle selbst sich die völlige Unbekanntschaft mit seinen Werken ergibt.') Eine Erwähnung hätten wohl auch Walafried Strabo und die heilige Hildegard verdient sowie die aus der Gotenzeit stammenden Übersetzungen der grofsen griechischen Ärzte.

Diese Einzelheiten hebe ich hervor nicht um das Buch, das ich schon bei seinem ersten Erscheinen empfehlen konnte, herabzusetzen, sondern um auch meinerseits ein wenig beizutragen zu einer dritten abermals verbesserten Auflage.

Botanische Wandtafeln. Eine Sammlung kolorierter, zu Unterrichtszwecken bestimmten Tafeln. Herausgegeben von Dr. H. Rofs, Kgl. Kustos am botanischen Museum in München, und H. Morin, Kgl. Gymnasiallehrer in München.

Bis jetzt liegen fertig vor: Blatt 1. Biologie der Blüte: A. Bestäubung durch Insekten. Mit Text. Blatt 2. Feuerbohne (Phaseolus multiflorus Willd.) Mit Text. Blatt 3. Kirsche und Apfel. Mit Text. Im Laufe des Herbstes 1904 erschienen: Blatt 4. Kartoffel. Blatt 5. Haselnuls. Blatt 6. Oberhaut mit Spaltöffnungen. Blatt 7. Biologie der Blüte: B. Bestäubung durch den Wind.

Weitere Blätter werden folgen. Gröfse der farbigen Tafeln 80 100 cm. Preis jeder Tafel 2 M. 80 Pfg.; auf Leinen 4 M. Preis des Textes zu jeder Tafel 50 Pfg.

Dieses im Erscheinen begriffene Tafelwerk sucht vor allem der biologischen Richtung im Schulunterrichte Rechnung zu tragen. So stellt denn Tafel 1 dar: Figur 1-5 Geranium sanguineum L. 1. jüngere, 2. ältere Blüte, 3. Staubblatt mit Nektarium, 4. Pollenkorn, 5. Ende eines Griffelastes mit Narbe. Figur 6-7 Salvia pratensis L. 6. jüngere, 7. ältere Blüte, je von einer Hummel besucht. Figur 8-9 Arum maculatum L. 8. Blütenstand nach Entfernung des oberen und vorderen Teiles der Blütenscheide (weibl. u. männl. Bl., fehlgeschl. m. Bl.); 9. von der Blütenscheide umhüllter Blütenstand. Die Darstellungen sind so grofs gehalten, dafs sie in normalen Klassen auch noch von den hinteren Sitzreihen aus gesehen werden können, und in Farbe und Zeichnung völlig naturgetreu. Für ihren künstlerischen Wert bürgt der Name des bekannten Zeichners. Der von Dr. Rofs beigegebene Text bietet dem Lehrer alles Wissenswerte in morphologischer und biologischer Hinsicht.

1) Dicunt autem Plinium apud Latinos et Theophrastum apud Graecos hanc tenuisse sententiam.

Wo also zu Wiederholungszwecken oder zur Ergänzung des lebenden Materiales, das ja immer die Grundlage des Unterrichtes bilden mufs, ein Tafelwerk eingeführt werden soll, möchte ich dieses wohlwollender Beachtung empfehlen.

München.

H. Stadler.

Christian Heinrich Hohmanns Violinschule. Sorgfältig durchgesehen, vermehrt und verbessert von Dr. Heinrich Schmidt, K. Seminarlehrer in Bayreuth. Erlangen und Leipzig, Hans Metzer. Wer möchte wohl die Legionen von Geigern zählen, die in Seminarien, Gymnasien etc. seit Dezennien nach dem ,,alten Hohmann" in die Geheimnisse und Schwierigkeiten ihrer ,,Kunst" eingeführt worden sind? Dieses praktische und allbekannte Lehrmittel liegt nunmehr in einer neuen Gestalt vor als ,,wohlfeile Original-Volksausgabe“, die fünf Hefte zusammen in einem Bande zu 3 M. enthält. der Fortsetzer an Änderungen und Verbesserungen anbrachte, verrät den erfahrenen Pädagogen und Praktiker und scheint aufser der Vertiefung des musikalischen Verständnisses vor allem auch der Erzielung einer gröfseren Geläufigkeit schon durch die,,Schule" dienen zu wollen. Letzterer Punkt war vorher nicht in gleichem Mafse berücksichtigt. Druck und Ausstattung sind vorzüglich.

Was

Zwanzig ausgewählte Sonatinen. Für Klavier ausgewählt von Heinrich Bungart. Köln a. Rh., P. J. Tonger.

In einem ebenfalls sich durch äufsere Ausstattung und billigen Preis (M. 1.-) empfehlenden Bande will die Sammlung einen lückenlosen Lehrgang zur Einführung in das Sonatenspiel bieten und enthält, nach der Schwierigkeit geordnet, eine Auswahl aus bekannten Sonatinen und Rondos von Beethoven, Clementi, Diabelli, Dussek, Haslinger, Hünten, Kuhlau, Mozart, N. E. Müller und Pleyel, alle mit Fingersatz, Vortragsund Phrasierungszeichen versehen. Bei strebsamen Anfängern wird man sicher mit Nutzen und zu ihrer Freude die Sammlung neben der Klavierschule für den beabsichtigten Zweck verwenden können.

Missa in honorem Sanctae Sophiae für Sopran, Alt, Tenor und Bass mit Orgel, komponiert von Markus Koch, op. 9. Graz 1904, Verlag Styria. Partitur M. 1.80, Stimmen M. --.25.

Mit der Anzeige und Empfehlung dieser Komposition für unsere Gymnasial-Kirchenchöre wollen und können wir uns nicht in den Streit mischen, ob cäcilianisch oder nicht, sondern eben nur die interessierten Kreise darauf aufmerksam machen. Wenn Referent dabei oben schon von Empfehlung spricht, so glaubt er dies mit gutem Gewissen tun zu können, da er sich durch Mitwirkung bei wiederholten Aufführungen an einem hiesigen Kirchenchore von der Brauchbarkeit des Werkes überzeugt hat. Die Messe zeigt natürlichen Flufs und gute Abwechslung

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