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a. Nemo plus iuris ad alium transferre potest, quam ipse haberet. Ulp. 1. 54 D. de R. J. 50, 17.

b. Non debeo melioris condicionis esse, quam auctor meus, a quo ius in me transit. Paul. 1. 175 § 1 eod.

c. Heres in omne ius mortui, non tantum singularum rerum dominium succedit. Pomp. 1. 37 D. de A. v. O. H. 29, 2. III. Die Thatsache, an welche das R. die Entstehung od. Endigung eines R. für eine Person knüpft (Entstehungs-, Erwerbs-, Endigungsgrund), besteht entweder in einer Willensäußerung der Person (z. B. Vertrag), od. in einem von ihrem Willen unabhängigen äußeren Ereigniß (z. B. Zeitablauf; vgl. §§ 84. 85. 130.) — Der freiwilligen Aufhebung (Aufgebung) eines R. (alienatio i. w. S.)

3. B. durch Veräußerung (alienatio i. e. S.) — seht man entgegen die nothwendige od. unwillkürliche Aufh. (Erlöschung); vgl. § 25. $ 97. IV.

II. Die Willensäußerung als Entstehungs- und Endigungsgrund von Rechten.

$ 18. (§ 8.) A. Wesen und Arten der juristischen Handlungen, insbesondere der Rechtsgeschäfte.

[Müll. § 108-110. B. J. § 85-88. 103. 106. P. § 201. 202. Schi. § 6870. 75-79. Ku. I. § 445. 454-57. 459-61.]

I. Juristische Handlungen sind Willensäußerungen, positiven od." negativen Inhaltes, welche eine R-wirkung zur Folge haben, mag dieselbe in der, mehr od. weniger bewußten, Absicht des Handelnden liegen, od. ohne, ja wider dieselbe eintreten. Zu den Handlungen ersterer Art gehören die R-geschäfte, d. h. die unmittelbar auf Begründung, Aufhebung, Veränderung eines R-verhältnisses gerichteten - und dafür bestimmten Willenserklärungen. Zu den Handlungen, welche nie die R-wirkung bezwecken, die sie zur Folge haben, gehören die unerlaubten (rechtswidrigen) Handl., delicta. - Die R-geschäfte werden, je nachdem die durch sie bezweckte Rwirkung hervorgebracht wird durch die Willenserklärung einer Person, od. durch die übereinstimmende W-erklärung zweier od. mehrerer einander gegenüberstehender Personen, in einseitige (z. B. legtwillige Verfügung) und zwei- od. gegenseitige R-gesch. Verträge eingetheilt. (Entgeltliche od. onerose - unentgeltliche od. lucrative R-gesch.; unter Lebenden [negotia inter vivos] von Todeswegen [neg. mortis causa].)

a. Est pactio duorum pluriumve in idem placitum (et?) consensus. Ulpian. 1. 1 § 2 D. de pact. 2, 14.

b. Pactum est duorum consensus atque conventio. Id. 1. 3 pr. D. de pollicit. 50, 12.

II. Eine Handlung mit juristischer Wirkung vornehmen kann nur derjenige, welcher nicht bloß rechtsfähig, sondern zugleich handlungs

fähig ist, d. h. die Fähigkeit besigt, den ihm im R., als Person, zukommenden Willen selbst aktuell zu bethätigen. Ueber die Gründe mangelnder und beschränkter Handl.-fähigk. s. § 58 ff.

III. Jedes R-gesch. sezt sich zusammen aus zwei Momenten: dem innerlichen der Willensbestimmung und dem äußerlichen der Werklärung, zwischen welchen beiden Uebereinstimmung vorhanden sein muß. Vorausseßung der R-wirkung einer W-erklärung ist, daß der erklärte Wille der wirkliche Wille des Handelnden ist. Da aber das innerliche Moment der W-bestimmung sich der Beurtheilung entzieht, so wird im R. der Inhalt der Erklärung so lange als wirklich gewollt angesehen, als nicht aus äußeren Umständen das Nichtvorhandensein eines auf die R-wirkung der Erklärung gerichteten freien Willens erhellt. (Keine reservatio mentalis!) A. Als wirklicher W. gilt im R. nur der — äußerlich freie, d. i. sich selbst bestimmende W. Beeinträchtigt nicht völlig aufgehoben wird die W-freiheit durch rechtswidrige Beeinflussung des Entschlusses, insbesondere: a. Durch Zwang (vis *compulsiva, metus), d. h. widerrechtliche, begründete Furcht erregende Androhung eines bedeutenderen Uebels, um den Anderen zu einer W-erklärung zu bestimmen. Das erzwungene R-gesch. ist nicht von vornherein nichtig, kann aber durch den Gezwungenen angefochten werden (s. § 21. II. § 28. I. a. 2. II. b. 2. § 30. III. b. § 137. III. A.). b. Durch Betrug (dolus, fraus), d. h. absichtliche Erregung (od. Benutzung) eines Irrthumes behufs Herbeiführung einer einzig durch letteren veranlaßten W-erklärung. (Weiter ist der allgemeine Begriff des dolus = arglistiges, unredliches, das vom positiven R. geforderte Vertrauen (fides § 115. III. a.) verlegendes Verhalten; vgl. § 28. I. (§ 108. I. § 122. III. B. c.). Die Wirkung ist hier dieselbe, wie beim Zwange (§ 28. II. b. 1. § 137. III. B.). c. Dagegen hat der bloße Irrthum als Veranlassung einer Werklärung (Irrth. im Beweggrunde) regelmäßig keine juristische Wirfung. (Falsa causa non nocet). Uebrigens kommen Irrthum und Unwissenheit in vielen anderen Beziehungen - namentlich als Voraussehung des R-schußes gegen die nachtheiligen Folgen gewisser Unterlassungen und der Entstehung gewisser R-verhältnisse (z. B. § 80. III. c. d. § 135. V. A. § 171. III. a.) in Betracht und es gewinnt alsdann die Unterscheidung von R-irrthum, d. i. über einen R-saß, und faktischem Irrthum, d. i. über eine Thatsache (ignorantia s. error iuris, facti), Bedeutung.

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a. 1. Vis est maioris rei impetus, qui repelli non potest. Paul. 1. 2 D. h. t. qu. metus. 4, 2.

2. Est metus opinio impendentis mali, quod intolerabile esse videatur. Cicero Tuscul. IV. 7, 14. Metum accipiendum Labeo dicit non quemlibet timorem, sed maioris mali. Ulp. 1. 5 D. h. t. Nec tamen quilibet metus ad rescindenda ea, quae consensu terminata sunt, sufficit, sed talem metum probari oportet, qui salutis peri

culum vel corporis cruciatum contineat. Dioclet. 1. 13 C. de transact. 2, 4.

3. Metum autem non vani hominis, sed qui merito et in homine constantissimo cadat, ad hoc Edictum pertinere dicemus. Gaj. 1. 6 h. t.

4. Metum praesentem accipere debemus, non suspicionem inferendi eius; . . Pomponius ait, metum illatum accipiendum, i. e. si illatus est timor ab aliquo. Ulp. 1. 9 pr. eod.

5. Si metu coactus adii hereditatem, puto me heredem effici: quia, quamvis si liberum esset, noluissem, tamen coactus volui. Paul. 1. 21 § 5. eod.

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6. Nihil consensui tam contrarium est, quam vis atque metus; quem comprobare, contra bonos mores est. Ulp. 1. 116 pr. D. de R. J. 50, 17.

b. 1. Dolum malum Servius quidem ita definiit: machinationem quandam alterius decipiendi causa, cum aliud simulatur et aliud agitur. Labeo autem, posse et sine simulatione id agi, ut quis circumveniatur; posse et sine dolo malo aliud agi, aliud simulari, sicuti faciunt, qui per eiusmodi dissimulationem deserviant et tuentur vel sua vel aliena: itaque sic definiit, dolum malum esse omnem calliditatem, fallaciam, machinationem ad circumveniendum, fallendum, decipiendum alterum adhibitam. Labeonis definitio vera est. Ulp. 1. 1 § 2. D. de dolo. 4, 3.

2. Pomponius ait, in pretio emptionis et venditionis naturaliter licere contrahentibus se circumvenire. Ulp. l. 16 § 4. D. de min. 4, 4.

C. 1. Id quoque quod ob causam datur, puta quod negotia mea adiuta ab eo putavi, licet non sit factum, quia donare volui, quamvis falso mihi persuaserim, repeti non posse. Paul. 1. 65 § 2. D. de cond. indeb. 12, 6.

2. Regula est, iuris quidem ignorantiam cuique nocere, facti vero ignorantiam non nocere. . Minoribus XXV annis ius ignorare permissum est, quod et in feminis in quibusdam causis dicitur. Sed facti ignorantia ita demum cuique non nocet, si non ei summa negligentia obiiciatur; quid enim, si omnes in civitate sciant, quod ille solus ignoret? Id. 1. 9 pr. § 2. D. de iur. ign. 22, 6.

3. Iuris ignorantia non prodest adquirere volentibus, suum vero petentibus non nocet. Papin. 1. 7 eod.

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B. Die Erklärung des Willens kann i. Allg. in beliebiger Form erfolgen formlose R-geschäfte, und dann entweder eine ausdrückliche od. eine stillschweigende sein. Erstere besteht in einer unmittelbar und einzig den fragl. Willen ausdrückenden Kundgebung (Worte od. Handlung); lettere in einer Handlung oder Unterlassung, die zunächst selbständige Bedeutung hat, aus der sich jedoch

Salkowski, Institutionen. 3. Aufl.

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ein sicherer Schluß auf den Willen ziehen läßt schlüssige Handl. (facta concludentia). Bloßes Stillschweigen gilt nicht als Einwilligung (§ 27. II. a. § 46. II. c. 2. § 52. II. A. b. 1. IV. b. § 123. II. c. 1. vgl. § 97. III. b. § 103. IV.). Für manche Rgeschäfte fordert das R. die Beobachtung einer bestimmten Form formale od. solenne R-gesch. z. B. leztwillige Verfügungen. Im älteren Röm. R. war die Form gerere, dicere (verborum, litterarum figura) — bei allen R-gesch. ein wesentliches Element der W-erklärung selber (vgl. § 115. III.).

a. Sed etiam tacite consensu convenire intelligitur. Et ideo si debitori meo reddiderim cautionem, videtur inter nos convenisse, ne peterem. Paul. 1. 2 D. de pact. 2, 14.

b. Qui tacet, non utique fatetur; sed tamen verum est eum non negare. Id. 1. 142 D. de R. J. 50, 17.

C. Eine Erklärung, die nicht dem Willen entspricht, hat im R. ebenso wenig Bedeutung, wie ein Wille, der überhaupt nicht erklärt ist. Die Nichtübereinstimmung des Willens mit der Erklärung kann sein: a. eine unabsichtliche, sei es daß der Erklärende sich unrichtig ausdrückt (Willensinterpretation) —, od. daß er sich über den Inhalt seiner eigenen Erklärung im Irrthum befindet - Verwechselung von Personen od. Objekten, od. daß bei Verträgen eine jede Partei in Wahrheit etwas Anderes will; b. eine absichtliche, zum Theil auch offensichtliche, so wenn die W-erklärung zum Scherze, im Spiele u. dgl. abgegeben od. wenn das abgeschlossene R-gesch. nur als Scheingeschäft gewollt wird, hinter welchem sich möglicherweise ein anderes wirklich beabsichtigtes versteckt - Simulation (§ 148. I. A. c. 2.). (Von der Simulation sind zu unterscheiden diejenigen Scheingeschäfte namentlich Verkauf nummo uno in welche der solennen Form halber, dicis gratia, gewisse Willenserklärungen des ius civile eingekleidet wurden; z. B. mancipatio zum Zwecke der Eigenthumsübertragung, Begründung und Aufhebung von Familiengewaltverhältnissen, Testamentserrichtung, vgl. § 79.).

a. 1. Qui aliud dicit quam vult, neque id dicit quod vox significat, quia non vult, neque id quod vult, quia id non loquitur. Paul. 1. 3 D. de reb. dub. 34, 5.

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2. Quotiens volens alium heredem scribere, alium scripserit in corpore hominis errans, · placet, neque eum heredem esse, qui scriptus est, quoniam voluntate deficitur, neque eum, quem voluit, quoniam scriptus non est. Et si in re quis erraverit, utputa dum vult lancem relinquere, vestem leget, neutrum debebitur. Ulp. 1. 9 pr. § 1. D. de her.

inst. 28, 5.

3. Non videntur, qui errant, consentire. Id. 1. 116 § 2. D. de R. J. 50, 17.

4. In omnibus negotiis contrahendis, . . si error aliquis intervenit, ut aliud sentiat puta qui emit aut qui conducit,

aliud qui cum his contrahit, nihil valet, quod acti sit. Pomp. 1. 57 D. de O. et A. 44, 7.

5. Si igitur me fundum emere putarem Cornelianum, tu mihi te vendere Sempronianum putasti: quia in corpore dissensimus, emptio nulla est. Ulp. 1. 9 pr. D. de C. E. 18, 1. b. 1. Contractus imaginarii. . iuris vinculum non obtinent. Modest. 1. 54 D. de O. et A.

2. Si quis donationis causa minoris vendat, venditio valet: totiens enim dicimus, in totum venditionem non valere, quotiens universa venditio donationis causa facta est. Ulp. 1. 38 D. de C. E..

3. Plus valere quod agitur, quam quod simulate concipitur. Rubr. C. 4, 22.

§ 19. (§9.) B. Inhalt der Rechtsgeschäfte. Neben

bestimmungen.

[Müll. § 111. 112. B. J. § 89. 103. 110-115. P. § 204. Schi. § 71. 72. 80-83. Ku. § 462. 463.

I. Inhalt eines R-gesch. kann i. A. alles das sein, was der Einzelne als Privatperson rechtlich wollen kann; ausgeschlossen ist das, was natürlich od. juristisch unmöglich ist, sowie was absoluten Rbestimmungen (§ 4. VII.) od. den im positiven R. anerkannten Geboten der Sittlichkeit und des Anstandes (boni mores) widerspricht. -So mannigfaltig der mögliche Inhalt eines R-gesch. sein kann, so lassen sich doch folgende Bestandtheile unterscheiden: 1) wesentliche od. nothwendige (*essentialia negotii), d. h. die zum Begriff des fragl. R-gesch. gehörigen, seine Eristenz bedingenden Bestimmungen, z. B. Festsetzung des Preises bei Kauf und Miethe, vgl. § 159. L.; 2) natürliche od. regelmäßige (*naturalia neg.), d. H. die sich aus der Natur des fragl. R-gesch. gemäß dem positiven R. von selbst ergebenden und daher, sobald nichts Anderes festgesetzt ist, als stillschweigend gewollt anzunehmenden Bestimmungen (vgl. § 4. VII.), z. B. Zug um Zug-Leistung beim Kaufe, Uebergang von Gefahr und Nugen auf den Käufer mit dem Abschlusse des Vertrages, vgl. § 124. II. c.; 3) zufällige od. außerordentliche (*accidentalia), d. h. die lediglich durch Privatwillkür begründeten, ohne besondere Willenserklärung nicht anzunehmenden Bestimmungen (Nebenbestimmungen i. w. S.), z. B. alle Abänderungen der naturalia, ferner die den Hauptvertrag modificirenden, bestärkenden oder schwächenden Zufaßverträge (z. B. Conventionalstrafe, Verbürgung, Rücktrittsvertrag), endlich die die Wirksamkeit der Willenserklärung selbst beschränkenden Nebenbestimmungen i. e. S. (Selbstbeschränkungen). Lestere sind condicio (i. e. S., cond. i. w. S. = jede ausdrückliche Festsetzung bei einem R-gesch.), dies, modus; ein von ihnen freies R-gesch. wird purum negotium genannt.

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