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Und an einer anderen Stelle: Was auch die wirklichen Hülfsquellen von Port Essington sein mögen, bis jetzt ist noch Wenig oder Nichts geschehen, sie kennen zu lernen. Wir sind noch immer darauf angewiesen, unsere Ansicht auf Konjekturen und Hypothesen zu gründen, wir kennen Nichts von dem Umfang des Handels, der mit den Inseln des Indischen Archipels ins Leben treten könnte, Nichts von den Produkten des Festlandes, Nichts von der Ausdehnung, welche die Kolonisation in den benachbarten Gegenden annehmen könnte. Ohne Data dieser Art ist es unmöglich, mit einiger Genauigkeit die wahrscheinliche künftige Wichtigkeit unserer Ansiedelung zu Port Essington zu schätzen, deren Werth nicht von der Fruchtbarkeit der Halbinsel Coburg abhängt, eben so wenig wie der Gibraltar's von der Produktivität des anstossenden Spanischen Gebiets. Victoria könnte, wenn wir nur seinen inneren Werth betrachten, ohne wesentlichen Nachtheil für unsere Interessen aus der Liste unserer Besitzungen gestrichen werden, aber seine Bedeutung als Handels-Station ist unberechenbar. Auf das jetzt noch unerforschte, vollkommen unbekannte Hinterland und auf die Inseln innerhalb eines Radius von 500 Engl. Meilen müssen wir blicken, um eine richtige Vorstellung von dem Werth Port Essington's für die Krone zu erhalten. Gegenwärtig mag es Manchem müssig scheinen, diese entfernten Punkte als Elemente in die Diskussion über eine solche Frage hineinzuziehen, aber Niemand, der über die Macht des Handels, selbst entferntere Punkte der Erde zu verknüpfen, nachdenkt, wird die Ansicht für phantastisch halten, dass Victoria eines Tages, so wenig Werth auch die Landstriche in seiner unmittelbaren Nähe haben mögen, das Centrum eines grossen Handels-Systems, das Emporium für den Austausch der Produkte des Indischen Archipels gegen die der weiten Ebenen Australiens werden muss."

So schrieb Stokes im Jahre 1841. Seitdem lernte man durch Leichhardt's Reise im J. 1845, durch die Gregory'sche Expedition in den Jahren 1855 und 1856 und durch Stuart's Reise im J. 1862 das Innere von Arnhem's Land kennen, die Uferlandschaften des von Stokes 1839 entdeckten Victoria-Flusses wurden in grösserer Ausdehnung erforscht, in den rasch aufblühenden Kolonien Australiens sammelte man reiche Erfahrungen über die Nutzbarkeit des Australischen Bodens und in Port Essington selbst war George Windsor Earl bis 1849 thätig, Alles in Erfahrung zu bringen, was im Fall einer Besiedelung jener Gegenden den Kolonisten von Nutzen sein könnte. Dieser Zuwachs an Kenntniss der natürlichen Bedingungen des Landes hat die Hoffnungen nur noch höher gespannt, man denkt nicht mehr hauptsächlich an die Vortheile der geographischen Lage, sondern fasst vor Allem das Land selbst

ins Auge, um die grossartigen Viehzüchtereien des Südens auch auf den Norden auszudehnen und einen Anbau tropischer Produkte in ausgebreitetem Maasse zu versuchen. Der erwähnte Earl, die kompetenteste Autorität in dieser Frage, ist von dem Gelingen einer wirklichen Besiedelung des Nordens so fest überzeugt, dass er ein Handbuch für die künftigen Kolonisten herausgegeben hat 1). Er ist der Meinung, dass die erste grössere Kolonisation am VictoriaFluss Statt finden werde, wie auch in der That die SüdAustralische Regierung beabsichtigt, und dass ihr Erblühen nur eine Frage der Zeit sei; dass er von den Anstrengungen einer kleinen Anzahl Kolonisten in einem Lande Erfolg erwarte, wo die Gross-Britannische Regierung selbst drei Mal vergebliche Ansiedelungs-Versuche gemacht habe, erkläre sich leicht, denn eine Niederlassung könne man niemals als bleibend betrachten, so lange sie nicht von einer Anzahl Kolonisten gestützt werde, welche mit ihrem Erfolg so eng verwachsen seien, dass das Aufgeben der Niederlassung zugleich den Ruin der Kolonisten nach sich ziehe.

Aus den Berichten von Gregory und seinen Begleitern ist noch frisch im Gedächtniss, dass am Victoria und seinen Armen mindestens 5 Millionen Acres fruchtbaren, zum Theil ausgezeichneten Landes der Benutzung harren, während der Fluss selbst einen trefflichen Hafen für Seeschiffe abgiebt und von kleineren Fahrzeugen bis über 100 Engl. Meilen von der Mündung aufwärts befahren werden kann; aber auch das Tafelland, von welchem das Thal des Victoria eingeschlossen wird und das in einer durchschnittlichen Höhe von 800 Fuss, gegen Süden allmählich aufsteigend, das Innere von Arnhem's Land ausfüllt, bietet nach Gregory's Urtheil weit grössere natürliche Vortheile als WestAustralien und eignet sich mit seiner Grasdecke sehr gut, dem rasch anwachsenden Bedürfniss nach Weideland in Australien entgegenzukommen 2). Dieses Tafelland umfasst im Osten die Thäler des Roper und seiner Zuflüsse mit vortrefflichem Boden und fällt gegen Nordwest schroff nach den mit üppiger tropischer Vegetation bekleideten AlluvialEbenen ab, welche der Adelaide und die Alligator-Flüsse durchziehen. Es besteht nach den Untersuchungen von Wilson 3), Stuart *) und Leichhardt 5) aus Sandsteinen der

1) A Handbook for colonists in tropical Australia. London, Trübner, 1863. (Separat-Abdruck aus Logan's Journal of the Indian Archipelago.)

2) Papers relating to an expedition recently undertaken for the purpose of exploring the Northern portion of Australia. London 1857.

3) Notes on the physical geography of North-West Australia. (Journal of the R. Geogr. Soc. of London, XXVIII, pp. 137 ff.)

4) J. McDouall Stuart's explorations across the continent of Australia, 1861-62. Melbourne 1863.

5) Overland Expedition from Moreton Bay to Port Essington. London 1847.

Steinkohlen-Periode, die hie und da von Trap oder Granit durchbrochen sind und auf Thonschiefer ruhen, der bei Zutritt der Luft leicht verwittert und dann zu sehr fruchtbarer Erde wird. Am Fuss des nordwestlichen Randes vermuthet Stuart nach der Lagerung der dort vorkommenden Quarz-Konglomerate und Schiefer das Vorhandensein von Gold.

Das Sandstein-Plateau wird bei seiner spärlichen Bewässerung vielleicht immer Weideland bleiben, selbst auf den Tiefebenen wird die Viehzucht bei Beginn der Kolonisation die Hauptsache sein und sie hat hier alle Aussicht auf eine bedeutende Entwickelung. Gregory berichtet, dass die Gräser ungewöhnlich nahrhafter Art seien und seine Pferde daher trotz beständiger Arbeit sich ausserordentlich wohl befunden hätten, bis sie südlich vom Roper auf unfruchtbares Land kamen. Stuart traf von Süden kommend schon bei den Daly Waters auf ausgezeichnetes Grasland neben dichten Eucalypten - Wäldern. Die Umgegend des Blue Grass Swamp und der Purdie Ponds rühmt er als ein sehr schönes Land mit hohem, den Pferden bis an den Bauch reichenden Gras; auch in dem ausgetrockneten Regenbette des Strangways, wo er zuerst der Kohlpalme (Seaforthia) begegnete, stand üppiges Gras. Die Ufer des Roper, der in mehreren Kanälen tiefes fliessendes Wasser enthielt, so dass er unterhalb der Einmündung des Strangways keinen Übergang bot, besäumte eine so üppige Vegetation, darunter Kohlpalmen, Bambus, 40 Fuss hohe Fächerpalmen (wohl Corypha australis), hohes Gras, dass Stuart diess für das schönste Land erklärt, das er je in Australien gesehen habe. Selbst der schlechtere Boden zwischen dem Gebiet des Roper und dem des Adelaide bietet immer noch gute, in den Thälern ausgezeichnete Weide, hie und da auch Quellen und fliessende Gewässer. Auf den fruchtbaren Alluvial-Ebenen am Adelaide gestaltet sich das Vegetations - Bild zu einem völlig tropischen; das Flussthal selbst und das westliche Uferland sind stark bewaldet, die östliche Ebene hat zwar zwischendurch Sandflächen und steinige Höhen, aber daneben Strecken der vorzüglichsten Art und sogar auf den Sandplateaux wächst reichliches Gras. An den Bächen und auf dem schwarzen Boden in der Umgebung des grossen Süsswasser-Sumpfes gleicht die Grasdecke einem dichten Feld grünen Weizens und an sumpfigen Stellen reicht es dem Reiter bis an die Schulter.

Ähnliches liest man auch bei King 1), Stokes und Leichhardt, aber Earl macht noch auf ein besonders nahrhaftes Gras jener Gegend aufmerksam, das in einzelnen Büscheln zu 5 bis 8 Fuss Höhe wächst und von den Kolonisten in

1) Narrative of a survey of the intertropical and western coasts of Australia, 1818-1822. London 1827.

Port Essington vorzugsweise als Viehfutter verwendet wurde. Das Heu von diesem Gras ist für Pferde und Rinder auf Seereisen besser als irgend ein anderes, nicht ausgenommen das beste Haferheu der Kap-Kolonie, das zwar an Güte ihm nahe steht, aber nicht so viel Zuckerstoff enthält. Auch das Panicum oder Brodgras, der Wilde Hafer und der Wilde Reis werden der Viehzucht sehr zu Statten kommen. Die Gewohnheit der Eingebornen, das dürre Gras abzubrennen, um frischen Nachwuchs zu erzielen, würde von den Ansiedlern anzunehmen sein.

Die oft besprochene Frage, ob die Schafzucht auf die Nordküste ausgedehnt werden könne, wagt auch Earl nicht zu entscheiden, doch ist er zu der Annahme geneigt, dass bei öfterem Importiren von Böcken aus dem Süden die Degeneration der Wolle vermieden werden könnte. Captain Sturt beobachtete zwar im J. 1845, dass jenseit des Parallels von 29° 40' S. die Wolle auf den Schafen, die er bei sich hatte, zu wachsen aufhörte, und Ähnliches berichtet neuerdings McKinlay, aber Sir Richard MacDonnell 1) meint, man dürfe das Klima an der Küste nicht nach der trockenen Atmosphäre des Inneren beurtheilen, und weist darauf hin, dass in Queensland bereits über 1 Million Schafe nördlich vom Wendekreis weiden.

Die Rinderzucht wird nach den in Port Essington gemachten Erfahrungen keine Schwierigkeiten bieten und von Anfang an den Hauptindustriezweig der neuen Kolonisten abgeben. Eben so bezweifelt Earl nicht im Geringsten, dass Pferde bester Race an der tropischen Nordküste gezogen werden können. ,,Bei reichlicher Weide, grossen Strecken offenen Landes, auf denen die jungen Thiere ihre Glieder in Freiheit üben können, und einem Klima, das demjenigen sehr ähnlich ist, in welchem die besten Racen der Welt producirt werden, können nur Nachlässigkeit und Mangel an Umsicht bei Auswahl und Zucht verhindern, dass die Pferde Nord-Australiens zu derselben Berühmtheit gelangen wie die von Arabien und der Berberei." Die besten Märkte für den Absatz der Pferde sind Madras und Calcutta, wo die Nachfrage für Militär und Private sehr gross ist. Schon jetzt gehen von Süd-Australien alljährlich über 500 Pferde nach Indien. Auch Java wird vielleicht ein günstiger Markt werden, weil die dort einheimischen Pferde zu klein für Kavallerie und Artillerie sind. Die Rinder, welche die Kolonisten zu ziehen im Stande sind, wird in der ersten Zeit Mauritius sämmtlich absorbiren, später werden sich auch für sie Abzugswege nach Indien und dem Archipel eröffnen. Sollte die Ausfuhr lebender Thiere mit der Produktion nicht gleichen Schritt halten, so würde das Einsieden zur Gewinnung von Talg wie in

1) Australia, what it is, and what it may be. A Lecture. Dublin 1863.

den südlichen Kolonien und die Bereitung des in OstAsien sehr gesuchten getrockneten Fleisches (,,Dindin") Industriezweige abgeben, die einer grossen Entwickelung fähig sind.

Die Niederungen am Victoria und von diesem nördlich und nordöstlich bis zur Halbinsel Coburg bieten ein weites Feld für die Bodenkultur. Sie haben eine hafenreiche Küste, schiffbare Flüsse und fruchtbaren Boden, also eine Vereinigung günstiger Bedingungen, wie sie in Australien äusserst selten vorkommt. Was insbesondere die Flüsse anlangt, so wurde der von Fitzmaurice, einem Mitglied der Stokes'schen Expedition, 1839 entdeckte und nach ihm benannte Fluss 30 Seemeilen aufwärts befahren und 2 bis 7 Faden tief, ohne viele Krümmungen und an dem äussersten erreichten Punkte noch Seemeile breit befunden, während die Breite an der Mündung über 2 Seemeilen beträgt. Den Adelaide-Fluss fuhren Captain Wickham, Lieut. Emery und Mr. Helpman von der Stokes'schen Expedition Ende Juli 1839 und Capt. Stokes selbst im August in einem Boote nahe an 80 Seemeilen hinauf bis an einen Punkt, wo er aus zwei Armen, einem südlichen und einem östlichen, entsteht. Der letztere war zu schmal für ein Ruderboot, der erstere aber durch hineingefallene Bäume versperrt. Die Tiefe betrug zwischen 2 und 6 Faden, der Eingang an der Mündung war zwar eng, aber 3 bis 4 Faden tief, so dass Schiffe von 4- bis 500 Tonnen den Fluss ungefähr 50 Seemeilen weit aufwärts bis in das süsse Wasser befahren können. Die niedrigen Ufer begünstigen die Bewässerung des Landes zur Reiskultur, der Boden ist meist gut und die Monotonie der ebenen Prairie wird durch Waldpartien und Bambus - Dickichte unterbrochen. An der Vereinigung der beiden Arme wurde noch eine Fluth von 3 Fuss Höhe beobachtet, dagegen keine merkbare Strömung. Ohne Zweifel werden die Uferebenen zeitweis überschwemmt, denn Bambus-Stengel und andere fortgetriebene Gegenstände hingen 8 bis 10 Fuss über dem Niveau des Flusses in den Zweigen der Bäume. Der Südliche Alligator - Fluss wurde im Mai 1818 von Captain King) 6 Seemeilen weit mit dem Schiff und dann mit dem Kahn befahren. Die Tiefe betrug bis 15 Seemeilen aufwärts zwischen 5 und 8 Faden, 36 Seemeilen oberhalb der Mündung, wo der Fluss 450 Fuss breit und das Wasser fast trinkbar war, noch 21 Faden; auch der kleinere Östliche Alligator-Fluss hat eine Tiefe von 7 bis 8 Faden bei 600 Fuss Breite, aber einen kürzeren Lauf und an der Mündung eine Schlammbank mit nur 12 Fuss Wasser, während der Westliche Alligator - Fluss der kleinste von

1) Narrative of a survey of the intertropical and western coasts of Australia, 1818-22. London 1827. Vol. I, p. 100 ff. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1864, Heft III.

den dreien und noch unerforscht ist. Den LiverpoolFluss befuhr King im August 1819 ) 40 Seemeilen aufwärts. Seine Breite nimmt von 1 bis 2 Seemeilen an der Mündung auf Seemeile in 10 und auf 60 Fuss in 40 Seemeilen Entfernung ab. Nur Schiffe von 10 bis 11 Fuss Tiefgang können mit Hülfe der Fluth die Schlammbank an der Mündung passiren; er hat zwar 40 Seemeilen höher oben noch 12 Fuss Tiefe, da aber die Fluth bis hierher steigt, so muss er bei Ebbe fast trocken sein. Überhaupt kann er bei der vollkommenen Flachheit des Landes nur für einen Meeresarm gelten, in den ein kleiner Bach fällt.

Die gewöhnlichen Getreide - Arten werden auf diesen Niederungen voraussichtlich nicht gedeihen, wenigstens gelang der Weizenbau in Port Essington nicht; da jedoch in den Portugiesischen Niederlassungen auf der Nordseite von Timor 1200 Fuss über dem Meere, aber auch 3 Grade näher dem Äquator, guter, wenn auch kleinkörniger Weizen in ansehnlicher Menge gezogen wird, so könnte es gelingen, diese wichtige Frucht auf günstigen Stellen des Tafellandes zur Reife zu bringen. Mais gedeiht sowohl auf den Höhen als in der Nähe des Meeres vortrefflich, die in Port Essington gezogenen Kolben waren vier Mal so gross und enthielten wenigstens drei Mal so viel Körner als die auf Timor und den benachbarten Inseln gewonnenen. Zum Reisbau sind die Bedingungen an vielen Stellen günstig, er erfordert aber viel Arbeit und wird wohl erst bei dichterer Bevölkerung betrieben werden könGrosse Gunst wird sich rasch die Banane erwerben, die von der Insel Kisser bei Timor nach Port Essington eingeführt wurde; auch die Ananas verbreitet sich von selbst und kommt überall fort. Eben so gelangen die Anpflanzungen von Carica Papaya, Wasser - Melonen, Anona squamosa und muricata, Orangen, verschiedenen CapsicumArten, Lycopersicon esculentum, Convolvulus batatas, Yams, Manioc, Arrowroot, Kürbisen u. s. w. in Port Essington vollkommen, während der Anbau von Pfirsichen, Aprikosen und Wein auf dem Tafelland versucht werden könnte. In grosser Ausdehnung würden Dattel - Palmen und in der Nähe der Küsten Kokos-Palmen gezogen werden können, aber vor Allem wäre der Baumwollenbau zu versuchen.

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Als Stuart am 24. Juli 1862 die Nordküste am Van Diemen-Golf erreicht hatte, schrieb er in sein Tagebuch : ,,Also bin ich jetzt, durch die göttliche Vorsehung geleitet, im Stande gewesen, den Hauptzweck der Expedition auszuführen, und zwar bin ich mitten durch die schönsten Gegenden gekommen, die ein Mensch sich wünschen kann,

1) Narrative of a survey of the intertropical and western coasts of Australia, 1818-22. London 1827. Vol. I, p. 255 ff. 13

gut bis zur Küste und mit einem Strom fliessenden Wassers. Vom Newcastle Water bis zur Seeküste ist die Mehrzahl der Pferde nur eine Nacht ohne Wasser gewe

sen.

Wird diese Gegend kolonisirt, so wird man sie zu den schönsten Besitzungen der Krone rechnen, für jegliche Art von Kultur geeignet. Welch' ein prächtiges Land für den Baumwollenbau!" In der That sind die Versuche in Port Essington sehr günstig ausgefallen und Earl sagt: ,,Es ist schwer, sich günstigere Bedingungen für den Baumwollenbau zu denken, als sie in dem Becken des Victoria existiren, nämlich 3 Monate Regen, auf die 4 Monate hindurch kühle trockene Tage und helle thauige Nächte folgen ohne Störungen der Atmosphäre, welche die Entwickelung der Samen beeinträchtigen könnten. Die Pflanzen werden durch die Dürre, welche der kühlen Jahreszeit folgt, zerstört werden, aber diess wird sich als ein positiver Vortheil erweisen, da es dieselbe Wirkung hat wie die Fröste in Georgia und Carolina, dass sie nämlich das Pflanzen frischer Sämlinge alljährlich nöthig machen und dem Kolonisten nicht erlauben, die Pflanzen im Boden zu lassen, in der Hoffnung, eine zweite Ernte von ihnen zu erhalten. Diese Nothwendigkeit der jährlichen Erneuerung der Pflanzen hat mit dem Erfolg der Amerikanischen Baumwollen - Pflanzer mehr zu thun gehabt, als man im Allgemeinen zugiebt."

Für einige andere tropische Kulturen scheint Arnhem's Land weniger günstig zu sein, so wollte der Kaffee in Port Essington nicht wachsen und Zuckerrohr würde wegen der periodischen Dürrung nur bei künstlicher Bewässerung und mit Aufwand bedeutender Arbeitskraft gedeihen; dagegen bietet das Land sehr schätzbare einheimische Produkte, welche mit den eingeführten eine grosse Mannigfaltigkeit von Industriezweigen veranlassen werden, wenn die Bevölkerung zu ausreichender Stärke anwächst. Earl führt in seinem Buche eine ganze Reihe solcher Produkte auf, so z. B. die Seaforthia oder Kohlpalme, welche einen guten Sago liefert und wie die Corypha australis und wahrscheinlich auch der Flaschenbaum (Sterculia) zur Gewinnung von Zucker verwendet werden kann; das an der Westküste des Carpentaria-Golfes vorkommende Sandelholz; eine beträchtliche Zahl anderer Nutzhölzer, wie Eucalypten, Callytris, Melaleucen, Casuarinen, Avicennia tomentosa, die zwar den Uferländern des Victoria meist fehlen, aber in anderen Gegenden massenweise auftreten und einen beachtenswerthen Handelsartikel abgeben könnten; ferner der Bambus, die Rhizophora, deren Rinde als Gerb- und Farbestoff nach China eingeführt wird; essbare Wurzeln und Früchte, darunter die wohlschmeckende,,Stachelbeere" (Coniogeton arborescens); die Kap-Feige (Mesembrianthemum edule), Portulak und andere Kräuter. Das Meer, welches

die tropischen Küsten Australiens bespült, schwärmt von animalischem Leben. Die Trepang - Fischer von Celebes und Sumbawa sind seit lange gewohnt, ihren Bedarf aus den Buchten von Arnhem's Land zu holen, während Millionen von grösseren und kleineren Fischen, verschiedene Schildkröten-Arten, der im Van Diemen - Golf häufig vorkommende Dugong als noch unberührte Schätze den Unternehmungsgeist einer jungen Kolonie anzuregen geeignet sind. Weniger Vortheile stellt die Fauna des Landes in Aussicht, doch ist auch sie nicht gerade arm. Kängurus, Wallabis, Opossums, eine Menge wilde Enten, Gänse und Tauben, Wachteln, Schnepfen, Sumpfphasanen (Centrapus phasianus), Emus, Reiher, Kakadus und Loris versprechen. dem Jäger Vergnügen und Gewinn und auch die verwöhntesten Nimrode wird die Jagd auf die wilden Büffel befriedigen, welche, von Timor nach der Raffles-Bai eingeführt und dort 1827 in Freiheit zurückgelassen, zu Tausenden sich vermehrt und in den nördlichen Küstengegenden bis zum Carpentaria-Golf und bis südlich vom Van Diemen - Golf verbreitet haben. Man findet sie meist in Heerden von 20 bis 50 Stück unter Führung eines erwachsenen Bullen von oft enormer Grösse, während einsame Bullen weit umherstreifen, sogar bei der HanoverBai an der Nordwestküste, über 600 Engl. Meilen von der Raffles-Bai entfernt, aufgefunden wurden.

Alle diese angedeuteten Vortheile würden indess wenig in 'Betracht kommen, wenn das Klima der Kolonisation allzu grosse Schwierigkeiten entgegenstellen sollte, und es ist daher nöthig, sich in dieser so widersprechend beantworteten Frage möglichst klar zu werden. Wir wollen zunächst die meteorologischen Daten nach den vorhandenen Beobachtungen kurz resumiren.

Der Südost-Passat, der herrschende Wind jener Breiten, der auch im Inneren von Australien wenigstens im Winter das Übergewicht in auffallender Weise behält 1), wird an der Nordküste in gewissen Jahreszeiten verdrängt. Schon in Queensland, wo er zwei Drittheile des Jahres ununterbrochen weht, stellen sich in den Monaten Dezember, Januar, Februar und März, also in der Zeit, wo der Nordwest-Monsun in der Java- und Molukken-See herrscht, gelegentlich Westwinde ein; an der Nord- und Nordwestküste weht der Passat nur während der Monate Mai, Juni und Juli stetig, denn die zunehmende Hitze erzeugt sodann einen aufsteigenden Luftstrom über dem Kontinent, welcher den Passat nach oben verdrängt, so dass er erst 2- bis 300 Engl. Meilen jenseit des Landes wieder auf die Oberfläche des Meeres herabsteigt. An der Nordwestküste wird das auf diese Weise entstehende Vacuum durch einen

1) S.,,Geogr. Mitth." 1861, S. 191.

Luftstrom ausgeglichen, der um das Nordwest-Kap biegend eine Art West-Monsun darstellt und mit geringer Unterbrechung die Monate August, September und Oktober hindurch weht; er erstreckt sich bis zur Melville-Insel und dem Van Diemen - Golf und wurde auch bisweilen in Port Essington beobachtet, obgleich der letztere Ort mehr unter dem Einfluss des Windsystems steht, welches im Golf von Carpentaria und an der Nordküste von Arnhem's Land von der Melville-Insel bis Kap Wessel herrscht. Hier nämlich hört der Südost - Passat in den Monaten August, September und Oktober nicht ganz und gar auf, sondern wird nur so modificirt, dass er des Nachts und Morgens als starker Landwind auftritt, auf den am Tage bis spät Abends eine Seebrise aus Nordost folgt, während in einiger Entfernung vom Lande ein stetiger Ostwind weht. Im Lauf des November, bisweilen auch erst im Dezember werden die Winde veränderlich und nun bricht der Nordwest-Monsun herein, der oft mit grosser Stärke 10 Tage anhält und heftige Regenböen bringt. Ist der Regen sehr bedeutend gewesen und hat er sich weit landeinwärts erstreckt, so erhebt sich oft der Südost-Passat, sobald der Nordwest - Wind nachlässt, und weht als eine leichte anhaltende Brise, bis ein neuer Monsun mit Regen hereinbricht. Der letzte Monsun wird gewöhnlich im März beobachtet, kurze Anfälle auch hie und da noch im April, von da an gewinnt aber der Südost - Passat wieder die Oberhand.

Im Winter, während des Passats, ist die Luft kühl, heiter und sehr angenehm, vom August an treten aber im

Mittel.

Inneren sehr heisse Tage und häufige, doch wenig Regen bringende Gewitter auf, eine heisse elektrische Jahreszeit, während die Küstenregion von Arnhem's Land wenig von Gewittern heimgesucht wird. In dieser Zeit kommen bedeutende Stürme vor, doch liegt bis jetzt nur eine einzige sichere Beobachtung vor, dass das Centrum eines Wirbelsturmes die Nordküste berührt hat, diess war der furchtbare Sturm, der am 5. November 1839 Port Essington verheerte 1). Auf diese heisse, trockene Zeit folgt dann mit dem Monsun eine Regenzeit mit plötzlichen heftigen Regenfällen, die sich aber nur in einzelnen Jahren weit ins Land hinein erstrecken. Diese Regenzeit tritt in den Beobachtungen der Gregory'schen Expedition am Victoria deutlich hervor 2), denn die Zahl der Regentage war: im Oktober 1, im März 8,

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März

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