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Zoll (1:8.400) annäherungsweise je einen trigonometrischen Punkt auf 500 Dessiatinen 1) ergiebt.

Die Erfahrung zweier Jahre hat die entschiedene Vortrefflichkeit dieser Methode in ihrer Anwendung auf das gebirgige und coupirte Terrain Trans-Kaukasiens vollständig bewährt, da letzteres eine direkte Messung mit der Kette über seine abgerissenen Bergketten und Thäler, welche grösstentheils die Grenze des Grundbesitzes im Lande ausmachen, nicht zulässt. Ungeachtet aller Vorzüge in Bezug auf Genauigkeit, Schnelligkeit und richtigen Ausdruck des Terrains, wie sie aus dieser Vermessung mit der Planchette, die dabei auf dem trigonometrischen Netze fusst, resultiren, hatte diese Aufnahme in ihrer Anwendung auf den Kataster einen sehr wichtigen Mangel, da sie in sich selbst keine Zahlenwerthe bot, welche auf mathematischem Wege die Grenzen der Landgüter zu bestimmen im Stande gewesen wären. Natürlich wäre es auch nach einem mittelst des Messtisches hergestellten Plane mit Hülfe des Maassstabes und Transporteurs ein Leichtes, die Entfernung von einem Grenzzeichen zum anderen und die zwischen denselben gebildeten Winkel zu bestimmen und auf solche Weise die umliegende Grenze so anzugeben, wie sie nach allgemein in Russland angenommener Methode auf astrolabischen Plänen angemerkt wird. Diese Methode numerischer Bestimmung der umgebenden Mark würde aber dem Wesen der Aufnahme mittelst des Messtisches nicht entsprechen, da letztere sich nicht auf polygonale Messung der Winkel und Linien längs der Umgrenzung, sondern auf Konstruktion eines Netzes und graphische Punktbestimmung gründet, und gleichzeitig würde sie dem Hauptziele eines Vermessungsplanes, der Möglichkeit, nach ihm die Grenzen der Landgüter wieder herzustellen, nicht entsprechen, da bei dem gebirgigen und coupirten Terrain die Wiederherstellung der Grenzen durch eine Umgehung mit der Kette längs der einfassenden Grenze entweder unrichtig ausfallen oder ganz unmöglich sein müsste. Und so war es denn unumgänglich nöthig, eine andere Methode numerischer Fixirung der Grenzen aufzusuchen, die mehr dem Wesen der graphischen Aufnahme vermittelst des Messtisches entspräche und mehr dem unmittelbaren Zwecke der die Grenzen fixirenden Katastral-Pläne in einer Gebirgsgegend Genüge leistete. Auf solche Weise bot sich folgende dar. Die zur Aufnahme vorbereiteten Planchetten werden, ähnlich den geographischen Karten, mit sich kreuzenden Linien durchzogen, welche die Gradtheilung von 20 zu 20 Sekunden der Länge und Breite nach darstellen 2).

1) 1 Dessiatine = 4,2789 Preuss. Morgen.

2) Die Linien der Gradeintheilung werden auf Grund der Berechnung der Grösse eines Grades unter einer gewissen Länge und Breite ausgezogen. In der Umgegend von Tiflis kommt die Sekunde des Bogens der Breite nach gleich 14,5 Faden, der Länge nach 10,8 Faden.

Hierauf werden auf die Planchetten ihren Längen und Breiten nach die entsprechenden trigonometrischen Punkte aufgetragen und auf Grundlage letzterer schreiten die Landmesser mit der Kippregel zur Anfertigung des geometrischen (graphischen) Netzes und weiterer Bestimmung des Details, wobei sie ihr Hauptaugenmerk auf genaue Fixirung der Grenzzeichen und einiger Objekte richten, die ihrem Wesen nach auf längere Jahre hin unangetastet bleiben und als Fundamental-Punkte zum Wiederauffinden der Marken dienen müssen, als da sind spitze Berggipfel, Felsen, einzeln stehende Hügel, das Zusammentreffen von Schluchten, Kirchen, Gebäude u. a. m. Nach Maassgabe, wie auf dem Messtische die Grenzmarken und andere besonders wichtige Objekte graphisch verzeichnet werden, sucht der Feldmesser durch einfache Anwendung eines besonderen Maassstabes ihre Entfernung von den nächsten Linien auf, welche die bekannte Gradtheilung bezeichnen. Auf solche Weise erhält er ihre Länge und Breite in Sekunden und deren Theilen, welche er auch über jedem fixirten Punkte aufschreibt. Durch solche einfache Methode finden alle Grenzzeichen und andere Punkte von grosser Wichtigkeit, unabhängig von ihrer graphischen Bestimmung, bei der Vermessung selbst ihren numerischen, mathematischen Ausdruck und in Folge dessen erlangt man die Möglichkeit, einerseits zu jeder Zeit den Katastral-Plan in seiner ursprünglichen Vollkommenheit zu erneuern, wenn auch das Original-Blatt im Laufe der Zeit verdorben wurde und die graphische Wechselbeziehung zwischen den Punkten sich bedeutend veränderte, andererseits auch zu jeder Zeit die Grenzzeichen auf die einfachste und bestimmteste Weise wieder herzustellen, selbst in dem Falle, wenn alle Grenzmarken ausgeglichen worden, da, wie oben erwähnt wurde, ausser den Grenzzeichen alle fixirten, natürlichen, unveränderten Objekte sowohl innerhalb des Landstückes wie ausserhalb desselben als Grundlage zur Wiederherstellung der Grenzen dienen können.

Die vorbeschriebene Methode numerischer Bestimmung der Grenzen von Grundstücken ist, so viel der Messkammer bekannt wurde, zum ersten Male bei der Trans-Kaukasischen Katastral - Vermessung angewandt worden. In den wichtigen Werken Robernier's (De la preuve du droit de propriété en fait d'immeubles etc. Paris 1844. 8o, 2 voll. Examen critique du grand - livre terrier de la propriété foncière. Paris 1856, 1 vol. Esquisse d'un cadastre probant automoteur et perpétuel ou idée d'un grand-livre de la propriété foncière. Paris 1855. 8°, 1 vol.) schlägt der Verfasser vor, die Grenzzeichen durch Koordinaten zu bestimmen, die trigonometrisch in Beziehung zu irgend einem in der Mitte des Grundstückes gewählten Punkte, etwa dem Kirchthurme des Dorfes, berechnet wurden. Diese

Methode wird aber von der Mehrzahl der Fachmänner sowohl wegen der Weitschweifigkeit der trigonometrischen Bestimmung aller Grenzzeichen als auch wegen der Unzulänglichkeit der bloss mathematischen Bestimmung der Grenze, ohne graphische Darstellung derselben auf dem Plane, verworfen 1).

Die bei der Trans-Kaukasischen Vermessung angenommene Methode beseitigt diese Mängel und bestimmt ausserdem noch die Lage eines jeden Grenzzeichens nicht bloss nach seinem Verhältnisse zu irgend einem willkürlich gewählten Objekte im Inneren des Grundstückes, sondern in seiner Beziehung zu allen fixirten Punkten sowohl in dem Grundstücke selbst als auch in allen dasselbe umgebenden Besitzungen und auf gleiche Weise im ganzen

1) Journal des géomètres, 1855, 1er Janvier; Porro, Tachéométrie ; Cadastre de Genève par Delapalud.

Lande selbst, welches durch ein allgemeines trigonometrisches Netz verknüpft ist.

Schliesslich muss hinzugefügt werden, dass im Laufe des gegenwärtigen Jahres (1863) von den Messbeamten (durch mittlere Theodolite Ertel's) 432 Punkte trigonometrisch bestimmt wurden, aus deren Zahl 287 den Vermessungen des gegenwärtigen Jahres zur Grundlage dienten und 145 für die Arbeiten des Jahres 1864 vorbereitet wurden. Ferner sind 128.258 Dessiatinen im Maassstabe 100 Faden auf den Zoll aufgenommen. Auf solche Weise kommen auf jeden der 40 Messbeamten, die an den Arbeiten des Jahres 1863 betheiligt waren, 3259 Dessiatinen der Katastral-Aufnahme mit einer entsprechenden Anzahl

trigonometrischer Punkte.

von

Eine annähernd gleiche Strecke ist im J. 1862, dem ersten seit der Gründung der Trans - Kaukasischen Messkammer, aufgenommen worden.

Der San Francisco-Pass über die Cordilleren.
Von Dr. H. Burmeister.

Das Projekt, zwischen Catamarca und Copiapó eine Eisenbahn über die Cordilleren zu legen, hat zu einer genauen Untersuchung der dortigen Pässe Veranlassung gegeben und somit unsere Kenntnisse über den Bau des Gebirges in jener Gegend wesentlich erweitert. Das Verdienst, sich dieser mühevollen Arbeit unterzogen zu haben, gebührt Herrn William Wheelwright, dem Entrepreneur der Rosario-Cordova-Bahn, einem der liebenswürdigsten und honnettesten Männer, welche mir jemals in meinem Leben begegnet sind. Derselbe hat mir während seiner Anwesenheit in Buenos Aires alle seine erhaltenen Resultate zur Verfügung gestellt und danach habe ich die folgende Schilderung des Weges über den San Francisco-Pass entworfen. Dieser ist unter allen in jener Gegend vorhandenen derjenige, welcher die meisten Vortheile für die Bahn darzubieten scheint, und da er zugleich einer der am wenigsten bekannten ist, so hielt ich es für angemessen, ihn in derselben Art in diesen Blättern zu beschreiben, wie ich früher den von mir selbst bereisten Pass durch die Quebrada de la Troya und über die Barranca blanca darin beschrieben habe (,,Geogr. Mittheil." 1860, S. 369 und Tafel 16). Über die anderen, mehr südlich gelegenen Pässe derselben Strecke der Cordilleren finden sich kurze Angaben im zweiten Bande meiner ,,Reise durch die La Plata-Staaten", SS. 243 ff. 1)

1) Wie es scheint, war es Herrn Prof. Burmeister nicht bekannt, dass eine Kartenskizze der von Wheelwright proponirten Eisenbahn

Der Anfang dieses Weges über den San Francisco-Pass ist von der Argentinischen Seite her derselbe mit dem früher beschriebenen durch die Quebrada de la Troya; man geht im Thal des Rio de Copacavana aufwärts bis Anillaco, auf welcher Strecke einer Eisenbahnanlage gar keine Schwierigkeiten sich darbieten. Oberhalb Anillaco wendet man sich nicht westlich am Rio de Troya aufwärts, sondern bleibt in der geraden Richtung nach Norden am Rio Anillaco (vgl.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft III, S. 112) und verfolgt denselben aufwärts bis Fiambalá, das 10 Leguas von Anillaco am Fusse der östlichen Bergkette liegt, welche das ziemlich breite Thal des Rio de Anillaco einschliesst. Seine Höhe über dem Spiegel des Stillen

linie über die Cordilleren nebst einem Profil und dem Bericht des Ingenieur Flint über seine Rekognoscirung der Linie im Journal der Londoner Geogr. Gesellschaft für 1861 (SS. 155 u. ff.) publicirt ist; doch nehmen wir um so weniger Anstand, seinen Aufsatz zu veröffentlichen, als in dem bis jetzt Publicirten fast ausschliesslich auf den projektirten Eisenbahnbau Rücksicht genommen wird, während Prof. Burmeister näher auf die natürliche Beschaffenheit und die Topographie jenes Theiles der Andes eingeht und, was hauptsächlich hervorzuheben, die Route über den San Francisco-Pass in Verbindung mit der von ihm bereisten südlicheren bringt, wodurch sich die Andes an beiden Übergängen als von ganz analogem Bau erweisen. Für die meist geringen Differenzen der in dem Aufsatz angeführten Höhen gegen die des publicirten Profils haben wir keine Erklärung. Zur Orientirung müssen wir auf Prof. Burmeister's oben citirte Karte und auf die erwähnte Skizze im Londoner Journal verweisen und bemerken, dass der Cerro de San Francisco (südlich von dem gleichnamigen Pass) etwa 20 Leguas nördlich vom Cerro Bonete liegt. Er bildet mit dem dritten südlicheren Centrum des Cerro de Potro die erhabensten Punkte des östlichen Cordilleren - Plateau's, während der Volcan de Copiapó die höchste Erhebung des westlichen Plateau's dieser Gegend ist. A. P.

Der San Francisco-Pass über die Cordilleren.

Oceans beträgt 4880 Par. Fuss (nach Herrn Ed. Flint's Messung, des Ingenieurs, den Herr Wheelwright den Weg zur Besichtigung machen liess, während ein anderer Ingenieur, der denselben Weg in gleicher Absicht für Herrn Wheelwright bereiste, Herr N. Naranjo, 4865 Fuss angiebt). Daneben finden sich die warmen Quellen, über welche ich in meiner Reise (II. Bd. S. 251) berichtet habe; sie gehören aber nicht der westlichen oder Famatina-Kette an, sondern dem östlichen metamorphischen Gebirge, welches hier parallel den Cordilleren von Nord nach Süd streicht und als Cerro Negro südlich von Copacavana endet. Oberhalb Fiambalá wendet sich der Fluss, der jetzt Rio de Fiambalá heisst, schnell nach Westen und dieselbe Richtung schlägt der Weg an ihm aufwärts ein, denn der Fluss tritt hier, ganz wie der Rio de la Troya, aus einer engen Schlucht des Gebirges hervor 1), welche das paläozoische

1) Eine solche zweite Schlucht existirt also wirklich, im Gegensatz zu meiner Angabe auf S. 111 des Jahrgangs 1863 der,,Geogr. Mitth." Die dort gegebenen Berichtigungen für meine Karte werden zugleich durch die Beschreibung des Rio Anillaco und seiner Quellarme ergänzt, welche der vorliegende Aufsatz nach den Wheelwright'schen Untersuchungen enthält, aber ich will hier zugleich einige weitere Verbesserungen der Karte nachtragen. Reisende, welche ihre Mittheilungen, in Ermangelung eigener Anschauung und Untersuchung, sehr oft auf die Aussagen der einheimischen Bevölkerung stützen müssen, setzen sich bei Angabe ihrer Resultate vielfältigen Irrthümern aus, sei es, dass sie die in der Regel sehr dürftigen Angaben der Leute missverstehen oder selbst von ihnen beim Nachfragen über die Konfigurations-Verhältnisse Alle diese Leute besitzen zwar des Landes missverstanden werden. häufig ganz richtige Kenntnisse vom Lauf der Gebirge und Flüsse, aber sie sind nicht im Stande, sie klar anzugeben und namentlich Kartenskizzen zu verstehen, welche ihnen der Reisende vorlegt. So ist es gekommen, dass ich mehrfache Irrthümer in Bezug auf den Lauf der Flüsse begangen habe, welche in diesem Theile der Cordilleren auftreten. Seitdem mit sachkundigeren Persönlichkeiten in Berührung gekommen, habe ich mich bemüht, weitere Nachrichten einzuziehen, welche meine früheren Angaben berichtigen.

Der Rio Jagué entspringt, wie schon in den früheren Berichtigungen erwähnt wurde, am Fusse des östlichen Cordilleren-Plateau's in der Gegend des Cerro Bonete und fliesst Anfangs in einem sehr engen Thale mit steilen Wänden nach Süden. Nach einiger Zeit verbindet er sich mit dem Rio de Loro, welcher neben ihm in Westen dieselbe Richtung verfolgt, und beide vereinten Flüsse laufen als Rio Jagué in dem Thal zwischen den Cordilleren und dem Alto del Machaco, der auf meiner Karte als Cuesta de la Troya angegeben ist, nach Süden bis zum Dorf Jagué, wo die Ebene zwischen den Cordilleren und der Sierra Famatina ihren Anfang nimmt. Etwas weiter südlich erhält der Fluss einen Zuwachs durch den Rio Vinchina, der ostwärts neben ihm fliesst und in dem engen Thale zwischen dem Alto del Machaco und der Sierra Famatina ebenfalls aus Norden herabkommt. Diesen Fluss habe ich auf meiner Reise nicht kennen gelernt, daher auch auf der Karte nicht angegeben; später hat mich Herr Martin de Moussy bei seiner letzten Anwesenheit hier in Buenos Aires von seiner Existenz und seinem Laufe unterrichtet. Er entspringt in gleicher Weise mit dem Rio de la Troya vom Ostabhange des Alto del Machaco, etwas Aus beiden südlich von dessen Quelle, und verbindet sich mit dem Rio Jagué oberhalb der Ortschaft Vinchina, die nach ihm benannt ist. Flüssen entsteht der Rio Vermejo, welcher die Ebene zwischen den Cordilleren und der Sierra Famatina bewässert und bis in die Gegend Der Rio Salado, welcher mit dem Rio blanco von San Juan reicht.

in dem Thale zwischen dem östlichen und westlichen Cordilleren-Plateau von Norden nach Süden strömt, tritt nicht, wie ich auf meiner Karte angegeben habe, dort oben in die erwähnte Ebene zwischen den Cordilleren und der Sierra Famatina ein, sondern bleibt gegen 50 Leguas lang in seinem Längsthal zwischen den Cordilleren-Plateaux, ohne neuen

Schiefergebirge, eine Fortsetzung der Sierra Famatina, völ-
Die Mündung der
lig auf dieselbe Weise durchbricht.
Schlucht ist ziemlich weit, weil ein anderer kleiner Fluss,
der auch aus Norden, aber im Gebirge selbst von der
Piedra parada herabkommt, hier in den Rio de Fiambalá
mündet, aber bald oberhalb dieser Mündungsstelle wird sie
sehr eng und theilt sich in zwei Schenkel, von welchen
der eine nach Nordwest, der andere nach Südwest ins Ge-
birge einschneidet. Durch beide fliessen Gewässer und an
beiden führen Wege ins Innere des Gebirges. Der nord-
westliche ist der kürzere, aber der beschwerlichere; er
führt neben dem Fluss hin durch ein ziemlich weites Thal,
das aber eine starke Steigung hat und im Nordwesten an
einer hohen isolirten Granitgruppe endet, welche den Na-
Am Fuss derselben ent-
men der Piedra parada führt.
springt das gleichnamige Flüsschen und endet das Thal;
eine steile Cuesta ist zu übersteigen, um von hier nach
dem San Francisco-Pass zu kommen, und diese Cuesta führt
vorerst in das Thal des Rio Casadero, welcher die obere
Fortsetzung des Rio de Fiambalá oder Anillaco ist.

Die nach Südwest ziehende Schlucht heisst die Quebrada de Couchuil; sie ist Anfangs eben so eng wie die Quebrada de la Troya und hat eine rapide Steigung; ihr Boden liegt voll grosser und kleiner Felsblöcke, durch die der Fluss sich rauschend Bahn bricht, und steile Wände eines röthlich-grauen, sandig - thonigen Sedimentgesteines schliessen sie zu beiden Seiten ein. Diese enge Strecke dauert 2 Leguas aufwärts, alsdann erweitert sich die Schlucht mehr und wendet sich in einem Bogen durch Westen nach Nordwesten, allmählich ganz in Nord übergehend. In der Gegend der Hauptbiegung des Thales und Flusses befinden sich sumpfige Niederungen, mit Algaroba - Gebüsch umgeben,

Wasserzufluss zu empfangen; er nimmt später den Namen Rio Jachal
an und verlässt als solcher die Cordilleren in der Nähe des Donna
Anna-Passes, etwa unter 29° 35' S. Br. Die von mir angegebene Pas-
sage durch das östliche Cordilleren-Plateau, welche zum Pass der Peňa
negra führt und durch die ich den Rio Salado gehen liess, ist in die-
ser Weise nicht vorhanden, sondern beruht auf einem Missverständniss
meinerseits über Angaben, welche ich später in Chile erhielt, während
mir mein ortskundiger Begleiter auf der Reise richtig gesagt hatte,
dass der Rio Salado, nachdem er sich mit dem Rio blanco vereinigt
habe, in den Rio Jachal falle, d. h., richtiger gesagt, derselbe Fluss sei.
Wo der Rio Salado sich mit dem Rio blanco verbindet, weiss ich
ebenfalls nicht genau, aber jedenfalls nördlich vom Come Cavallo-Pass,
denn ich finde keine Angabe, dass man auf dieser Tour mehr als Einen
Der Rio Salado bleibt nun in
Fluss, den Rio Salado, überschreite.
demselben engen Thale viele Leguas weit ohne wesentliche Zuflüsse
und erhält den Namen Rio Jachal, wenn er aus dem Gebirge tritt, wo
eine Ortschaft gleichen Namens an ihm liegt. Von da wendet er sich
nach Südost und trifft später mit dem Rio Vermejo nördlich
Für den oberen Lauf habe ich Nichts hinzuzu-
San Juan zusammen.
fügen, er ist wie ich ihn in meiner Reise angegeben habe. Wahr-
scheinlich bezieht der westliche Rio Salado sein Wasser vom Vulcan
de Copiapó und der östliche Rio blanco mit dem Arroyo desselben Na-
mens das seinige vom Westabhange des Cerro Bonete, doch stehen mir
Burmeister.
darüber keine direkten Angaben oder Beobachtungen zu Gebote.

von

ganz wie weiter südlich bei der Cienega redonda am Rio de la Troya, welcher auch diese Örtlichkeit ihrer Beziehung zum Gebirge nach analog ist, denn sie ist nichts Anderes als die Fortsetzung desselben Thales zwischen den beiden Ketten des Famatina-Systemes, dem diese Weideplätze oder Alojiamentos angehören. Es führt sogar von diesem Alojiamento de Couchuil genannten Platze ein Weg in dem Thale südwärts weiter nach der Cienega redonda, von ihr aus die Quebrada de la Troya zu passiren. Freilich würde auf diesem Wege die Ausführung eines Schienenweges auf dieselben Schwierigkeiten stossen wie in der Quebrada de Couchuil; die Strasse würde ohne bedeutende künstliche Nachhülfe weder hier noch dort sich ausführen lassen. Von Fiambalá nach dem Alojiamento de Couchuil sind 12 Leguas und letzteres liegt nach Ed. Flint 9778 Par. Fuss über dem Meere.

um

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Von Couchuil geht das Thal, welches südwärts zur Cienega redonda streicht, in gerader Linie nordwärts weiter und trennt hier wie dort die beiden Ketten der Fortsetzung der Sierra Famatina. Es ist bequem zur Reise aufwärts, hat eine ziemlich gute Vegetation von niedrigem Gebüsch, das neben Rasenflächen, die den Fluss begleiten, sich ausbreitet, und ist nirgends von steilen Stürzen unterbrochen. So kommt man an eine Stelle, wo an der östlichen Seite die hohe Granitmasse der Piedra parada steht, welche auch hier ins Thal hinüberstreicht und dasselbe wieder sehr einengt. Der Fluss bildet daselbst gewaltige Stürze, die mit Unterbrechungen eine geraume Strecke anhalten und ihn selbst an einer Stelle in zwei Schenkel theilen, indem er sich um zwei kleine Hügel mitten im Thal herumwinden muss. Die Gegend der Piedra parada wird el Casadero genannt und eben so fortan der Fluss; sie ist 13 Leguas von Couchuil entfernt und liegt nach Hrn. Flint's Messung 11.000 Fuss über dem Meere. Von da bis zur Unterbrechung des Flusses durch jene Hügel sind 7 Leguas und seine Erhebung über dem Meere beträgt hier nach Hrn. Naranjo's Messung schon 12.000 Fuss. Auf diese kurze Strecke ändert das Thal ein wenig seine Richtung, es wendet sich aus Nord wieder nach Nordwest und geht oberhalb der Hügel aufs Neue in nördlicher Richtung weiter, wahrscheinlich weil diese Richtung die Fortsetzung des Thales zu sein scheint, worin weiter südlich der Rio Jagué fliesst, dessen Thal, wie wir wissen, die Grenze der eigentlichen Cordilleren und des Famatina-Systemes angiebt. Offenbar hat das weiter südlich nicht bemerkbare Zutagegehen des Granits als des Fundamentes des Famatina-Systemes diese Ablenkung oder vielmehr Unterbrechung in dem Lauf des Thales hervorgebracht und dadurch den Fluss, der nach der Richtung seines Thales dem Rio Jagué zufallen müsste, in diese

selbstständige Bahn durch das Famatina - System bis zur Ebene bei Fiambalá getrieben.

Bemerkenswerth ist es übrigens, dass, wie Herr Naranjo bestimmt angiebt, die gewöhnlichen Reisenden über den San Francisco-Pass nie diesen längeren Weg durch die Gegend des Casadero und durch Couchuil wählen, sondern stets den kürzeren über den Kamm neben der Piedra parada durch das Thal des gleichnamigen Flusses, obwohl er wegen der rapiden Steigung der Kammstrecke hier höchst beschwerlich sein soll.

Vom Casadero aufwärts ändert das Thal des nunmehr denselben Namen führenden Flusses seinen Charakter nur wenig; es hat stellenweis eine beträchtliche Breite, die zu 2 Leguas angegeben wird, und von Zeit zu Zeit Wiesengründe mit Gebüschen daneben, aber es kommen dazwischen auch wieder enge und steilere Strecken vor, die mit Rollsteinen und Blöcken überschüttet sind, während an den Gehängen und im Grunde mächtige Sandmassen eben so vorwiegen wie im Thal des Rio Jagué. Im Allgemeinen lautet Hrn. Naranjo's Bericht weniger günstig für den Bahnbau als der des Hrn. Flint, denn Ersterer sagt, dass die ganze 20 Leguas lange Strecke vom Casadero bis zum San Francisco-Pass etwa nur 6 bis 7 Leguas leicht praktikablen Weges darbiete, alles Übrige mit Geröll überschüttet und so uneben sei, dass die künstliche Nachhülfe bedeutend werden müsste. So kommt man, immer bergan gehend, an eine Stelle, wo zwei kleine Flüsse sich zum Hauptfluss verbinden; der eine, aus Norden kommend, führt den Namen des Rio San Francisco, der andere aus Westen heisst Rio Losas; an beiden führen Wege zum Kamm des Gebirges hinauf.

Das Thal des Rio Losas ist kürzer, aber beschwerlicher wegen der schnelleren Steigung seines Bodens und der höheren Lage des Übergangspunktes über das Gebirge; es führt zwischen hohen Bergen zum Kamm hinauf und über ihn durch eine breite Schlucht bergab auf eine weite und flache Mulde oben auf dem Gebirgsplateau, an deren nördlichstem, tiefsten Rande sich ein ziemlich grosses Wasserbecken, die Laguna verde, befindet.

Das Thal des Rio San Francisco ist die geradlinige nördliche Fortsetzung des Thales vom Rio Casadero und behält ganz dessen Charakter; es geht mit sanfterer Steigung und breiterem Bette aufwärts bis zu einer Stelle, wo der östliche Rand des Cordilleren-Plateau's erstiegen werden muss. Die Gegend umher zeigt viele Salzkrusten, hat aber noch immer stellenweis Wiesengründe und Strauchwerk; sie führt den Namen des Punto de San Francisco und liegt nach Hrn. Flint's Messung 12.446 Fuss über dem Meere. Das passt ziemlich gut zu meiner Messung an der Laguna brava des Weges über die Barranca blanca,

Der San Francisco-Pass über die Cordilleren.

wo ich auf halber Höhe der zweiten Stufe des CordillerenPlateau's mich 13.081 Fuss über dem Meere befand.

Nachdem man den Rand über dem Punto de San Francisco erstiegen hat, kommt man auf eine Hochfläche, die mit grobem Gesteinsschutt überschüttet ist und sanft nach Westen bis zum Übergangspunkte ansteigt. Es ist diess die Fortsetzung des Plateau's im Süden, auf dem der Cerro Bonete steht; es trägt auch hier einen mächtigen Schneegipfel, den Cerro de San Francisco, der sich im Süden vom Wege, zwischen diesem Pass und dem des Rio Losas befindet. Der Boden ist sehr ungleich und die Anlegung der Bahn in dieser Höhe ohne Zweifel beschwerlich der starken Steigung wegen, denn nach einem Ritt von 4 Leguas ist man am Kammrande, welcher nach Hrn. Flint's Messung 15.021 Fuss hoch liegt, nach der Hrn. Naranjo's Angaben, die durch ihre grosse Annäherung 14.991 F., beweisen, dass die Höhe des Passes keineswegs zu hoch angegeben sein dürfte.

Offenbar befindet sich der Pass schon in der Region des beständig gefrornen Dunstniederschlags und seine Befreiung vom Schnee kann lediglich der Armuth dieser Atmosphäre an Wasserdunst und der Strahlung des täglich von der Sonne erwärmten Bodens zugeschrieben werden. Im Winter, vom Mai bis September, kommen hier heftige Schneestürme von Zeit zu Zeit vor, wie auf dem ganzen Jahr hindurch Cordilleren-Plateau, aber schon nach einigen Tagen ist der ganze Schnee wieder geschmolzen, daher das der Fahrbarkeit der Bahn von dieser Seite kein ernstliches Hinderniss zu drohen scheint. Nur in den Schluchten und am Fuss steiler Gehänge trifft man in dieser Gegend der Cordilleren den ganzen Winter durch Schnee, der stellenweis 15 Fuss tief liegen soll und sich noch bis in den Sommer hinein halten kann; aber ein förmlicher Schluss der Cordilleren-Pässe durch Schneefall, wie weiter südlich neben San Juan und Mendoza, ist in dieser Breite des Gebirges nicht zu fürchten.

In der Nähe des Passes liegen südwärts vom Wege, in einer breiten Mulde zwischen dem Cerro San Francisco und der Passhöhe, eine Anzahl kleiner Salzlachen, welche der ebenfalls salzhaltigen Laguna brava am Wege zwischen dem Cerro Estanzuelo und Cerro Bonete analog zu sein scheinen und mir den Beweis liefern, dass diese ganze Strecke der Cordilleren geognostisch wie physikalisch einerlei Charakter besitzt und ganz genau in ihrer Beschaffenheit übereinstimmt. Auch Herr Naranjo gedenkt der Salzauswitterungen in dieser Gegend des Gebirges.

Unmittelbar unter dem Pass tritt man in eine enge Schlucht, den Portezuelo de San Francisco, offenbar eine leere Wasserbahn, ein, die Anfangs nur 500 Schritt breit ist und mit abnehmender Steigung und zunehmender Breite Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1864, Heft III.

gegen 5 Leguas weit bis zu der Mulde hinab führt, an
deren nördlichem Rande die Laguna verde sich befindet.
Sie ist mit Wiesengründen umgeben, welche die Reisenden
zur Fütterung ihrer Thiere benutzen, aber Strauchholz
fehlt gänzlich; nur die Wurzeln der in jener früheren
Mittheilung von mir besprochenen, Cuerno de Cabra genann-
ten Pflanze können als Feuerungsmaterial, da wo sie wächst,
benutzt werden. In der Nähe der Laguna verde trifft der
Weg über den Rio Losas-Pass wieder mit diesem über den
San Francisco-Pass zusammen und beide gehen hier über
ein völlig ebenes Plateau gegen 15 Leguas weit ununter-
Die Hochfläche, genannt el
brochen nach Südwesten.

campo de las Tres Cruzes, liegt nach Hrn. Naranjo's Mes-
Schlucht
sung 14.002 Par. Fuss hoch; sie führt an den Rand eines
engen
Absturzes, der gleich dem vorigen von einer
eingeschnitten wird, die als Portezuelo de las Tres Cruzes
bekannt ist. Hier fand Herr Flint noch 13.593 Fuss Er-
hebung; man steigt durch die Quebrada de las Tres Cruzes
hinunter und trifft in derselben wieder viele Hindernisse
wegen der Unebenheit des Bodens und der Gesteinstrüm-
mer, die ihn bedecken. Auf halber Höhe entspringt ein
kleiner Fluss, der Rio Llamas, der in der Richtung der
Schlucht nach Süden fliesst und, obgleich er Zuwachs von
mehreren kleinen Bächen erhält, doch nach einem Lauf
von 2 Leguas am Ende der Quebrada sich im Boden ver-
liert. Diese Gegend nennt man Tres Cruzes, sie erhebt
sich am Ufer des Rio Llamas 11.930 Fuss über dem Meere
(nach Hrn. Flint's Messung) und hat Wiesengrund nebst
Gebüsch in seiner Nähe.

Am Ausgange der Quebrada de las Tres Cruzes ist man
wieder auf einer 7 Leguas breiten Hochfläche, wo einer
Wegeanlage gar kein Hinderniss in den Weg tritt. Es
entspricht dieselbe in ihrem Verhältniss zum übrigen Ge-
birge dem westlichen Cordilleren - Plateau, gleichwie die
Quebrada mit dem Rio Llamas dem Thal des Rio Salado;
letzteres bezeichnet die Grenze zwischen den beiden Hoch-
flächen, der östlichen, die vom Punto de San Francisco
Be-
bis zur Quebrada de las Tres Cruzes reicht, und der west-
lichen, die bei Tres Cruzes ihren Anfang nimmt.
sagte Hochfläche steigt von da sanft nach Westen an,
welche Steigung besonders der zweiten westlichen Hälfte
zufällt, und bildet an ihrem Anfange eine schwache Sen-
kung, in welcher sich dermalen kein Wasserbecken, wohl
aber ein ausgetrocknetes, die Laguna salada, befindet, deren
dicker Kochsalzniederschlag hier gewonnen und auf dem
Rücken von Eseln in 5 Tagen nach Copiapó geschafft
wird. Hinter der Laguna nach Westen wird der Boden
unebener und ist namentlich die zwei letzten Leguas sehr
rauh und felsig, daher ohne Nachhülfe nicht sehr zur An-
an den Rand
lage der Bahn geeignet. So gelangt man

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