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Zur Meteorologie von Coburg.

Geographische Notizen.

Dr. Alexander Ziegler schreibt uns: ,,Mit dem Hylosterik-Barometer sind jetzt vielfache Versuche und Messungen hier angestellt worden, die im Ganzen befriedigend ausgefallen sind und keine sehr bedeutende Differenzen gegen die trigonometrischen Messungen ergeben haben. Vor Allem wünschte ich aber folgende Fragen vorzulegen:

1) Nach welchem Längenmaasse die Theilung des Hylosterik-Barometers (Preis 17 Thlr.) ausgeführt sei (ob nach Pariser Linien u. s. w.)?

2) Ob die Grade desselben mit den entsprechenden eines Quecksilber-Barometers verglichen seien?

3) Ob sie mit diesen übereinstimmten oder ob sie Unterschiede zeigten?

4) Wenn Unterschiede vorhanden sind, ob diese immer dieselben blieben und wie gross sie seien?

,,Sie werden mir erlauben, über dieses interessante und jedenfalls sehr bequeme und handliche Messinstrument seiner Zeit Ihnen nähere Nachricht geben zu dürfen.

,,Und nun lasse ich noch einige sehr interessante meteorologische Beobachtungen über Coburg (ausgeführt durch Dr. Eberhard) folgen, die in dem von H. Schwerdt und Al. Ziegler in einigen Monaten erscheinenden,,Reisehandbuch über Thüringen" mitgetheilt werden.

Meteorologische Verhältnisse Coburgs.

Mittel-Temperatur des Winters (Dezember, Januar, Febr.)

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0,900° R.

+ 6,148° R.

+14,038 R.

+ 6,688° R. Jahr 6,256 R.

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des Frühlings (März, April, Mai) des Sommers (Juni, Juli, August) des Herbstes (Septbr., Oktbr., Novbr.)

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Die Gradmessung auf Spitzbergen.

Die Schwedische Expedition, welche 1861 unter Torell's Leitung Spitzbergen besuchte, hatte unter Anderem die Ausführbarkeit einer Gradmessung auf jener hochnordischen Inselgruppe zu untersuchen, und wie wir im vorigen Jahrgang (SS. 24-27) ausführlich mitgetheilt haben, sprachen sich Chydenius und Dunér, welche mit den vorbereitenden Rekognoscirungen beauftragt waren, für die Möglichkeit einer Gradmessung an den Gestaden des StorFjord und der Hinlopen-Strasse aus. Durch Dr. Torell erfahren wir nun, dass der Schwedische Reichstag in allen vier Häusern die erforderliche Summe zur Beendigung der Aufnahmen für die Gradmessung auf Spitzbergen be

willigt hat und dass somit die Ausführbarkeit des Unternehmens im Laufe dieses Sommers entschieden werden wird.

Literarisches über Kurdistan.

Die Strecker'sche Kartenskizze des oberen Zabala (,,Geogr. Mitth." 1863, Tafel 9) erfährt eine bedeutende Vervollständigung und Erweiterung durch die Karte eines Amerikanischen Missionärs, Rev. Coan (,,Map of Julamerg", 1862), von der uns Herr Dr. Blau von Trapezunt aus eine Kopie zu schicken die Güte hatte. Sie giebt den südlichen Theil der Strecker'schen Skizze von Baschkale an in grösserem Maassstabe und mit reicherer Nomenklatur, führt den Zab-ala von Dschulamerk abwärts bis in die Breite von Amadiah und enthält für seine Ufer wie für die Gegend zwischen ihm und den Quellen des Kleinen Zab eine Menge Ortschaften. Diese, wie wir glauben, noch unpublicirte Karte hält Dr. Blau,,zur Vergleichung mit anderen Materialien zur Kartographie jener Gegenden für um so werthvoller, als Coan mehrere Jahre in Gawar bei Dise stationirt war und daher als Augenzeuge eine höhere Glaubwürdigkeit beanspruchen dürfte als die gesammelten Notizen Strecker's". Leider ist sie ohne Andeutung der Orographie.

Zugleich schrieb uns Dr. Blau, es liege ihm von Strecker eine neue, ausserordentlich sorgfältige Karte des Distriktes der Dersim - Kurden vor, die wahrscheinlich in England als Anlage zu des Britischen Konsuls Dalyell Werk über die Provinz Erzerum erscheinen werde.

In Bezug auf die Karte zu Dr. Blau's Reise vom Urumia- nach dem Van-See (,,Geogr. Mitth." 1863, Tafel 7) sind einige Berichtigungen nachzutragen. Am nördlichen Rande des Van-See's muss es heissen: Gelendschik statt Gelendschou; Choros statt Chorös; Stjepan statt Stjepen. Eben so ist im Nordwesten des Urumia-See's zu lesen: Majandschik statt Majandschir; Koroch statt Karoch; Aktschai statt Aktychai.

Notizen über Siam und Birma.

Einem Briefe des Herrn Dr. A. Bastian vom November 1863 entnehmen wir einige Notizen, die namentlich für die Kartographie der Hinter-Indischen Halbinsel von grossem Interesse sind.

,,Ihr Schreiben traf mich in Bangkok, bis wohin ich meine Reise von Moulmain aus fortgesetzt hatte. Ich passirte das wüste Grenzgebiet zwischen Birma und Siam auf Elephanten, mit denen wir acht Tage lang in dichten Bergwäldern zu kampiren hatten, ohne bewohnte Plätze zu treffen, und erreichte dann den Menam-Fluss bei Raheng oder Yahaing, von wo wir in Booten uns hierher nach Bangkok begaben.

,,Ihren Wunsch in Bezug auf Karten und geographische Broschüren zu erfüllen, werde ich für den Augenblick wenig thun können. Sie wissen, wie es in diesen Indischen Ländern ist. Die Bücher sind mit Fabeln und Wundergeschichten gefüllt, aber positive Data sucht man vergebens. In Britisch-Birma ist natürlich schon Mancher

lei gethan und die Karten über die Provinz Pegu von Hobday und Anderen werden in Europa bekannt sein, aber aus den Karten, die mir in Ava gezeigt wurden, war wenig zu entnehmen und dann würde die eifersüchtige Ängstlichkeit der Regierung auch keine genauere Besichtigung gestatten. In Siam ist man wegen der häufigeren Verbindung mit Europäern, da die Hauptstadt ein Hafen für Seeschiffe ist, aufgeklärter. Beide Könige sind Freunde und Kenner Europäischer Literatur und Wissenschaft, und während die Neigung des Ersten sich mehr auf Philosophie und Philologie gewendet hat, ist der Zweite wohl unterrichtet in Mathematik und Naturwissenschaften. Er besitzt verschiedene Chronometer und Sextanten und gilt selbst für einen guten Beobachter. In einer Audienz, die ich vor einigen Tagen bei ihm hatte, zeigte er mir sehr ausgedehnte Lokal-Karten über Korat und andere Theile des östlichen Siam, die er selbst entworfen hat. Sie sind noch nicht ganz vollendet, aber er hat mir für später eine Kopie versprochen.

,,Einige Längen und Breiten, nach seinen eigenen Observationen, haben mich in einer Ansicht bestätigt, die sich mir schon auf meinem Wege über die Grenze aufdrängte, dass nämlich die Europäischen Karten in Siam sehr in der Breite irren und die meisten Plätze des Inneren einige Grade zu weit nach Norden setzen. Sir Robert Schomburgk, der mir gütigst Mittheilungen aus seinem Tagebuche machte, stimmt damit gleichfalls überein und wird es genauer bestätigen, wenn er seine Reise nach Xiengmai veröffentlicht. Nach den Beobachtungen des zweiten Königs liegt z. B.

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,,Ein besonderes Augenmerk habe ich in Birma darauf gerichtet, Erkundigungen über den jetzt so vielfach besprochenen Weg nach West-China durch die Schan-Länder einzuziehen, und habe darüber manche Nachrichten gesammelt, werde aber wohl erst nach meiner Rückkehr Zeit zum Ordnen finden. Die Schan-Kaufleute, die ich zu befragen Gelegenheit hatte, kannten nicht den Namen Esmok, stimmten aber darin überein, dass alljährlich von KiangHung als der Grenzstadt eine Karawane nach der Messe abgeht, die in Muangla, dem Kiachta der westlichen Provinzen China's, abgehalten wird. Von dort haben mit dem Ende der Messe die Händler zurückzukehren und dürfen nicht weiter in das Innere vordringen. Von Kiang-Hung nach Ava führen drei Wege, ein direkter durch Theebo, ein nördlicher nach Bamo und ein südlicher nach Mowe. Das frühere, durch Richardson's und McLeod's Reisen veranlasste Projekt, den Handel von Xiengmai durch ein gebrochenes Gebirgsland, das nie für Gütertransporte fahrbar gemacht werden kann, nach Maulmein zu leiten, wird von selbst aufgegeben werden, seitdem die Engländer mit Ran

gun im Besitz der natürlichen Wasserstrasse auf dem Irawaddi-Flusse sind. Die Französische Besitznahme des südlichen Cochinchina wird auf den Handel vorläufig kaum einen Einfluss äussern, da der Me-khong, obwohl in KiangHung und nördlich davon schiffbar, weiter unten von Stromschnellen durchbrochen wird und somit nicht nach der Mündung hin befahren werden kann."

Die Höhe von Gondokoro über dem Meere.

Im vorigen Jahrgang (S. 317) meldeten wir die wichtige Entscheidung über die geographische Lage von Gondokoro am Weissen Nil, welche durch Captain Speke's astronomische Beobachtungen herbeigeführt wurde, und gaben aus einer brieflichen Mittheilung des Reisenden das Resultat zu 4° 54' 5" N. Br. und 31° 45' 30" Östl. L. v. Gr. an; sein Reisewerk giebt die Position etwas abweichend zu 4° 54′ 2′′ N. Br. und 31° 46' 9" Östl. L., Zahlen, die wir unzweifelhaft als definitive, aus den Berechnungen der Greenwicher Astronomen hervorgegangene Ergebnisse annehmen müssen, deren Differenz mit den vorgenannten übrigens so gering ist, dass die Lage des Ortes auf den Karten dadurch eine kaum bemerkbare Veränderung erleidet. In der Hoffnung, auch für die Höhe von Gondokoro in Speke's Werk eine zuverlässige Angabe zu finden, haben wir uns dagegen getäuscht, er scheint dort gar keine Höhenmessung angestellt zu haben und eine Messung von Dr. Peney im Jahre 1861 mittelst des Kochthermometers, die wir in dem von Malte-Brun herausgegebenen Nachlass des Reisenden finden (Bulletin de la Soc. de géogr. de Paris, Juli 1863), behält daher einen nicht unbedeutenden Werth. Bis jetzt stand die aus den Dovyak'schen Barometer - Beobachtungen vom Januar 1853 bis Januar 1854 von Kreil berechnete Höhe, 1506 Par. F., ganz vereinzelt da und es war sehr wahrscheinlich, dass dieselbe um ein Beträchtliches zu niedrig sei, zumal Dovyak's Höhe für Chartum, 828 Par. Fuss, bedeutend geringer ist als alle anderen Angaben für diesen letzteren Ort. Lässt man Peney's, v. Heuglin's und v. Pruyssenaer's Messungen von Chartum, welche 1031, 1060 und 924 Par. Fuss ergaben, ausser Acht, weil ihre Elemente und die Art ihrer Berechnung nicht näher bekannt sind, und nimmt das Mittel aus den übrigen, nämlich

Russegger, barometr., berechnet von Kreil
Russegger, thermohypsometr., berechnet von Kreil
Peel, Aneroid-Barom.

Kinzelbach, barometr., berechnet von Kreil

1389 Par. F., 1202 29

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1207 1252

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so bekommt man 1262 Par. Fuss als wahrscheinliche Höhe von Chartum, eine Zahl, die um 434 die Dovyak'sche übertrifft. Wenden wir diese Korrektion auf Dovyak's Höhe für Gondokoro an oder, was dasselbe ist, rechnen wir den von Dovyak ermittelten Höhenunterschied zwischen Chartum und Gondokoro (678 Par. Fuss) zu 1262 Par. Fuss hinzu, so erhalten wir 1940 Par. Fuss und damit stimmt in ganz auffälliger Weise die Peney'sche Messung, die 627,75 Meter 1932 Par. Fuss ergab. Dr. Beke's neueste, an sich schon sehr unwahrscheinliche und mit seiner früheren durchaus nicht harmonirende Ansicht, dass der Weisse Nil dem TanganyikaSee entströme und nicht dem Ukerewe, wird hiernach ganz unhaltbar, denn der Tanganyika liegt nach Speke's Mes

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sung 1730 Par. Fuss über dem Meeresspiegel, mithin tiefer als Gondokoro.

Die neuesten Vorgänge in Timbuktu.

Seitdem die Tuareg in der Mitte des 17. Jahrhunderts das Nordufer des Niger zwischen Timbuktu und Garho wieder an sich gebracht und die Fulbe zu Anfang unseres Jahrhunderts sich zu Herren von Massina gemacht haben, ist das auch in früheren Zeiten oft schwer geprüfte Timbuktu in der üblen Lage, von zwei einander feindlich gegenüber stehenden Völkerschaften abhängig zu sein. Zu Dr. Barth's Zeit war die Regierung der Stadt in den Händen eines oder zweier Sonrhay - Amtleute mit dem Titel Emir, welche aber sehr wenig Gewalt besassen, da sie zwischen den Tuareg und Fulbe standen, welche letztere nach einem Übereinkommen von 1846 einen Tribut von etwa 4000 Mithkal Gold (7000 Thlr.) aus der Stadt bezogen. Eine dritte, sich jedoch theilweise auf die Tuareg stützende Macht in Timbuktu repräsentirte der Scheich El-Bakay vom Araber-Stamm der Kuntah, der edelmüthige Beschützer Barth's. Je nachdem nun augenblicklich der den Europäern wohlwollende Scheich El-Bakay und die Tuareg oder die allem Verkehr mit jenen entschieden abgeneigten Fulbe die Oberhand in der Stadt behaupten, sind die Chancen für einen dort anlangenden Europäischen Reisenden sehr verschieden, im ersteren Fall wird er ziemlich sicher sein, im letzteren droht ihm das Schlimmste. Da nun die Franzosen das Projekt einer Kommunikation zwischen dem Senegal und Algerien über Timbuktu mit Eifer verfolgen und auch jetzt wieder Lieutenant Mage von Westen her und Rohlfs von Norden her die Stadt zu erreichen streben, so ist es von grösstem Interesse zu wissen, welche Verhältnisse in Timbuktu gegenwärtig obwalten.

Ein eingeborner mohammedanischer Offizier vom Senegal, Lieutenant Aliun-Sal, der 1860 nach Timbuktu aufgebrochen war, kehrte 1863 nach Saint-Louis mit der Nachricht zurück, dass El-Hadj Omar, der erbitterte Feind der Europäer, der 1854-1859 mit den Franzosen am Senegal in offenem Kriege lag und endlich vertrieben wurde, einen grossen Theil des Niger-Landes einschliesslich Timbuktu erobert habe, er selbst sei von den Leuten Omar's zwischen Timbuktu und Walata gefangen worden und nur mit Hülfe nomadischer Araber jener Gegend entronnen. Zudem wissen wir durch Rohlfs, dass im Draa das Gerücht verbreitet war, El-Bakay sei im J. 1862 von Hadj Omar getödtet worden. Diesen entmuthigenden Nachrichten sind jedoch andere gefolgt, welche für ein Vordringen nach Timbuktu sehr günstig lauten 1).

Omar, ein Marabut aus Aloar bei Podor am Senegal und jetzt etwa 60 Jahre alt, machte 1826 die Pilgerreise quer durch den Afrikanischen Kontinent nach Mekka, kehrte nach 16jährigem Aufenthalt im Orient nach dem westlichen Sudan zurück, gewann um 1847 grossen Einfluss in Senegambien, liess sich 1848 mit einer grossen Zahl von Schülern zu Dinguiray an der Grenze von Futa-Dialon nieder und proklamirte 1854 den Heiligen Krieg. Nachdem er

1) Revue maritime et coloniale, Juni 1863; Le Tour du Monde, Nr. 199 und 209.

die heidnische Landschaft Kaârta erobert hatte, wandte er seine Waffen gegen die Französischen Niederlassungen, bis er nach beträchtlichen Verlusten 1859 Senegambien verliess, um das heidnische Reich Bambara oder Segu am oberen Niger zu erobern. Es gelang ihm 1861, die Hauptstadt in seine Hand zu bekommen, doch entkam der König Aliun-Uitala mit ungefähr 3000 Mann und vereinigte sich in der Stadt Hamd-Allahi mit dem Scheich Ahmedu Lebbo, dem Sohn des Gründers des Fulbe-Reichs Massina. Ohne sofort Feindseligkeiten gegen dieses Reich zu beginnen, begab sich El-Hadj Omar als Religionslehrer dahin und verschaffte sich in kurzer Zeit einen solchen Anhang, dass die Leute ihren Scheich verriethen, Omar ihn und seine Brüder 1862 tödten liess und sich zum Herrn von Massina erklärte. Als solcher hatte er nach dem Vertrag von 1846 das Recht, Tribut von Timbuktu einzufordern, ohne jedoch die Stadt militärisch zu besetzen. Er schickte aber seinen Beamten unter einer Eskorte von 4000 Mann, welche trotz dem Proteste El-Bakay's in die Stadt eindrangen. El-Bakay verliess darauf Timbuktu, kam aber bald mit einer Armee von Tuareg zurück, schlug den Beamten Omar's vor der Stadt, zwang die Fulbe, dieselbe zu verlassen, und stellte sich, von Tuareg und Arabern verstärkt, Tagereise südlich von Timbuktu auf, um die Stadt zu decken. Es währte auch nicht lange, bis Omar mit einer auf 30.000 Mann geschätzten Armee heranrückte. Bei seiner Annäherung verliessen die Tuareg und Araber ihr Lager, die feindliche Armee dringt hinein und überlässt sich der Plünderung; sie war vollständig in die Falle gegangen, denn die Tuareg und Araber erwarten nur diesen Augenblick, um über sie herzufallen, und schlagen sie um so leichter, als die Leute von Massina von Omar abfallen. Es entstand ein furchtbares Blutbad, nur einige Trümmer von Omar's Armee und dieser selbst retteten sich auf Barken über den Niger und kamen nach Hamd-Allahi zurück. Diess ereignete sich zu Anfang des Jahres 1863. ElHadj Omar, über seine Niederlage bestürzt, suchte El-Bakay zu besänftigen und schickte ihm ein Geschenk von 70 Gefangenen und 800 Gros Gold, der Scheich wies aber das Geschenk zurück und forderte Omar auf, Massina der Familie des Ahmedu Lebbo, die viel besser sei als er, zurückzugeben. Omar sammelte darauf neue Streitkräfte, um den Krieg fortzusetzen, verlor jedoch eine neue Schlacht bei Gundam südwestlich von Timbuktu und floh nach Kusch in der westlich an Massina grenzenden Landschaft Baghena, wo die Araber ihm untergeben sind. In dieser Schlacht bei Gundam fielen zwei Haubitzen, welche die Franzosen 1857 in Bondu im Stiche gelassen hatten und die Omar seitdem in allen Kriegen mit sich nahm, in El-Bakay's Hände. Sie befinden sich jetzt in Timbuktu zugleich mit acht anderen Geschützen, die von der Marokkanischen Armee des Pascha Djodar herstammen und aus Garho nach Timbuktu gebracht wurden.

So weit reichen die Nachrichten, welche ein Verwandter des Scheich El-Bakay, Namens Sidi Mohammed ben Sein el Abidin ben el Scheich Sidi Mochtar, der am 27. August 1863 nach Saint-Louis kam, dem Gouverneur Faidherbe geben konnte. Nach seiner Meinung war die Familie des Ahmedu Lebbo in Massina wieder zur Herrschaft gelangt und zwar in einem gleichnamigen Enkel

des Gründers. Araber von Schinghit in Aderer brachten aber im November neuere, etwa 3 Monate zurück, also vom August datirende Nachrichten nach Saint-Louis. Zu dieser Zeit war Omar wieder Herr von Hamd-Allahi, aber daselbst belagert und umringt von der Armee El-Bakay's; eine zum Ersatz herbeikommende Armee seines Sohnes, des Beherrschers von Segu, war von den Leuten von Massina verrathen und durch El-Bakay vernichtet worden. Er befand sich also damals in sehr übler Lage, doch glaubte man in Saint-Louis, er werde sich auch diess Mal wie so oft herauszuziehen wissen, mit der Zeit die Unterjochung von Massina vollenden und dann von Neuem gegen Timbuktu vorgehen.

Der erwähnte Verwandte El-Bakay's erzählte auch, der Scheich habe in Befolgung der Rathschläge Dr. Barth's 1861 Gesandte an die Königin von England geschickt, sie seien aber nicht über Tripoli hinausgekommen, denn man habe ihnen dort die Briefe abgenommen und sie selbst mit Geschenken zurückgeschickt. Der Scheich war darüber sehr ungehalten und schickte Ende Februar 1863 eine neue Gesandtschaft, darunter einen seiner Neffen, ab mit dem Befehl, bis nach England zu gehen.

Vor seiner Rückkehr hat Sidi Mohammed ben Sein el Abidin ben el Scheich Sidi Mochtar einen Vertrag mit dem Französischen Gouvernement des Senegal abgeschlossen, worin er in seinem, des Scheichs El-Bakay und aller Kuntah-Häuptlinge Namen verspricht, die freundlichsten Beziehungen zu den Franzosen zu unterhalten und jeden Europäischen Reisenden oder Kaufmann in Timbuktu, Aderer, Tiris, Tagant und El Hodh zu beschützen und ihm sicheres Geleit zu geben, wogegen den Kuntah in den Französischen Besitzungen voller Schutz zugesichert wird.

Ein Seitenstück zum Niagara-Fall.

Wie die Zeitungen berichten, ist im Snake River oder Lewis Fork des Columbia ein Katarakt entdeckt worden, der an Grösse den Niagara-Fall noch übertreffen würde. Eine Abtheilung Soldaten, die auf eine Rekognoscirung in das Thal des Snake River ausgeschickt war, hörte seit zwei Tagen ein anhaltendes dumpfes Geräusch. Die Offiziere beschlossen, der Richtung dieses Geräusches nachzugehen, und ruhten nicht, bis sie ihre Neugier befriedigt hatten. Zu ihrem grossen Erstaunen sahen sie den ganzen Snake River über eine senkrechte Wand von 198 Fuss Höhe sich hinabstürzen. Diese Höhe übertrifft demnach die des Niagara-Falles um etwa 38 Fuss und das Volumen des Flusses soll dem des Niagara mindestens gleichkommen. Die Wassermasse stürzt in einer kompakten Schicht wie gegossenes Glas ohne Unterbrechung bis auf den Grund der Tiefe, dort setzt dann der Fluss schäumend seinen Weg fort und fällt innerhalb der nächsten 7 Engl. Meilen noch um 700 Fuss über eine Reihe von Kaskaden und Stromschnellen. Wir müssen natürlich die Bestätigung dieser Nachricht abwarten, ehe wir ihr vollen Glauben schenken, bemerken übrigens, dass der untere Lauf des Snake River von der Stelle an, wo ihn der Weg von Fort Hall nach dem Fort Walla-Walla verlässt, noch so gut wie unbekannt war und in so fern recht wohl ein dem Niagara - Fall würdiges Seitenstück bergen konnte.

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Aufnahmen in der Kalifornischen Sierra Nevada. Die Berichte des Fr. Deutschen Hochstiftes in Frankfurt a. M. vom 10. Januar 1864 enthalten folgende Mittheilung: Ein Brief des Herrn Karl J. Hoffmann, Member of the Geological Survey of the State of California zu San Francisco, an dessen Vater, Herrn Fabrikant Hoffmann hier, wird vorgelegt. Derselbe enthält eine gedrängte Übersicht der Ergebnisse einer von Herrn Hoffmann in Verbindung mit den Professoren Whitney und Brewer im Laufe des Sommers 1863 ausgeführten Forschungsreise in das Kalifornische Schneegebirge (Sierra Nevada) im Gebiete der Landschaften (Countys) Tuolumne, Mariposa und Calaveras. Die Reise ging von Stockton am San JoaquinFlusse zunächst nach Knight's Ferry am Stanislaus-Flusse, Chinese Camp, Montezuma, Jamestown, Shaws flat, Springfield, Sonora und Columbia, Städtchen im hügeligen Vorlande des Schneegebirges im Thale des Stanislaus-Flusses, von dort (nach einer unterbrechenden Rückkehr bis nach San Francisco und zum Mount Diable, um Vorräthe und Pferde zu holen) nach Big Oak flat im Tuolumne-Thale, welches schon 4000 Fuss über der Meeresfläche liegt. Von hier aus wurden die Marmorquellen (Marble springs) besucht und in deren Nähe eine grossartige Grotte, in welcher drei mächtige Ahorn-Bäume wachsen und ein tiefer See sich befindet. In einem 7000 Fuss hohen Gebirgsthale wurde eine Gruppe der Kalifornischen Riesenbäume (Sequoia gigantea) besucht, der mächtigste Stamm zu 23 Fuss im Durchmesser gemessen (also etwa 70 Fuss Umfang). Nun ging's in das Yo Semite - Thal (Thal des ,,Grauen Bären" auf einer beigefügten Karte ist Yo hamite geschrieben), welches als die wunderbarste und grossartigste Gegend der Welt beschrieben wird. Gleich beim Eingange hat man zur Linken den 3517 Fuss hohen, äusserst steilen (,,senkrechten") Abhang des ,,El Capitan", während zur Rechten der Wasserfall Bridal Peil (undeutlich geschrieben) sich 1100 Fuss hoch herabstürzt. Weiter in der Mitte der Länge des Thales ist der Yo Semite-Fall, welcher sich, ohne die Felsen zu berühren, 1550 Fuss hoch herabstürzt, hier auf eine Felsenplatte auftrifft, von welcher er wieder 1100 Fuss weiter ins Thal fällt. Es wird ausdrücklich bemerkt, dass diese Höhenangaben mit Messwerkzeugen genau ermittelt, die Höhen selbst von Herrn Hoffmann und Prof. Brewer erstiegen sind. Im Hintergrunde des Thales befinden sich noch zwei sehr wasserreiche Wasserfälle von 800 und 400 Fuss Höhe. Einer der Bären, nach welchen das Thal benannt ist, wurde erlegt und lieferte angenehmes Fleisch. Herr Hoffmann nahm die Karte des bisher nur sagenhaft bekannten Thales auf und bestimmte genau die Lage. Nunmehr wurden mehrere der höchsten Gipfel des Schneegebirges bestiegen, zunächst ein 11.000 Fuss hoher mit herrlicher Rundschau, welcher von den Professoren Whitney und Brewer unserem Landsmann zu Ehren Mount Hoffmann genannt wurde. Von hier wurde ein bisher unbekannter See,,,Lake Tenaja" (letzteres Wort der Name der Indianer), entdeckt. Man stieg in das Quellthal des Tuolumne-Flusses hinab, WOselbst man sich 10.000 Fuss über dem Meere befand. Das Hochgebirge ringsum ist mit ewigem Schnee und Eise bedeckt. Die höchste Spitze wurde bestiegen, 13.500 Fuss hoch befunden, durch eine Steinpyramide und das auf

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gepflanzte Sternenbanner des Nord-Amerikanischen Bundes bezeichnet und Mount Dana genannt. Aussicht auf den Mono-See. Nur 30 Fuss minder hoch ward ein benachbarter Gipfel gefunden, den man Mount Lyell taufte. Von ihm entspringen die Flüsse San Joaquin, Tuolumne, MerIced und Owen's River. Die Berge Dana und Lyell sind die höchsten Spitzen des Schneegebirges nächst dem im Jahre 1862 von Herrn Hoffmann zu 14.440 Fuss Höhe bestimmten Mount Shasta. In diesem Hochgebirge verweilten die Reisenden 10 Tage, mit Forschungen beschäftigt. Durch die auf schartigen steilen Schieferpfaden mit Blutspuren von den verwundeten Füssen der Lastthiere bezeichnete Blutschlucht ·,,Bloody Cañon". stieg man zum Mono-See hinab, lagerte unter den Indianern, besuchte die umliegenden Alten Feuerberge (Old craters of Volcanos nach der Karte) und die Inseln im See, deren eine noch einen thätigen Feuerberg trägt. Das Wasser des See's ist untrinkbar, ohne Fische, überhaupt ohne Thiere mit Ausnahme einer Unzahl kleiner Würmer, welche die Indianer trocknen und essen (vermuthlich sind es Maden einer Fliegenart). Die ganze Gegend ostwärts ist eine vollständige Wüste. Man besuchte die noch auf keiner Karte angegebenen Silbergruben im Esmeralda-Distrikt (wohl Mono Diggings auf der Karte) und die Stadt Aurora, welche aus niedrigen Häusern mit vier Wänden von losen Steinen und übergespannter Leinwand und aus Zelten besteht, gleichwohl ein strömendes, rastloses Leben umschliesst, Spielhaus an Spielhaus, überall Musik, unmässige Preise. Die Silbergruben wurden untersucht und sehr reich befunden. Auf dem Rückwege wurde das Schneegebirge ungefähr 60 Englische Meilen nördlicher überschritten, um die Stadt Murphys am nördlichsten Arme (North fork) des StanislausFlusses zu erreichen. Hier schliesst der genauere Bericht. Herr Hoffmann hat eine Karte nach seinen Aufnahmen in Arbeit, dieselbe erscheint mit der vollständigen Berichterstattung im Auftrage des Staates im nächsten Frühling."

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Die Humboldt-Stiftung.

Der Königl. Preussische Staats-Anzeiger" vom 30. Januar 1864 enthält einige Angaben über den Stand der Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen nach dem Bericht, den Herr Trendelenburg in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 28. Januar darüber erstattete.

Am 1. Januar betrug ihr Kapitalvermögen 48.800 Thlr. Zu Stiftungszwecken sind für 1864 2150 Thlr. verwendbar. Im vorigen Jahre hat die Humboldt-Stiftung nach der statutenmässigen Bestimmung der Akademie der Wissenschaften mit dem Ertrage zweier Jahre von zusammen 3569 Thlr. den Dr. Reinhold Hensel, der wissenschaftlichen Welt durch zoologische und paläontologische Arbeiten bekannt, ausgerüstet und nach Süd-Amerika entsandt. Er übernimmt eine Durchforschung des südlichen Brasiliens und der Pampas - Formation in den Argentinischen Staaten für den Zweck, fossile Überreste, insbesondere von SäugethierSkeletten, aufzusuchen, und es knüpfen sich an seine Sammlungen und Beobachtungen Hoffnungen für wichtige wissenschaftliche Fragen, namentlich über den Anschluss der jetzt lebenden Thierwelt an die untergegangene. Es wird dankbar die Förderung erkannt, welche Dr. Hensel

für seine Reise sowohl bei Privaten, namentlich bei angesehenen Handelshäusern in Hamburg und Bremen, als auch besonders bei den Preussischen Behörden und durch dieselben bei der Brasilianischen Regierung gefunden. Für den Erfolg der Stiftung bedarf es weiterer thätiger Theilnahme.

Dr. Hensel, bisher Lehrer der Naturwissenschaften an der Berliner Handelsschule, hat seine Einschiffung nach Süd-Amerika bereits im September 1863 von Havre aus bewerkstelligt.

Herm. v. Schlagintweit's Skalenrädchen.

Vielfache Veranlassung, die Länge krummer Linien, wie Flüsse, Routen u. s. w., in Plänen und Karten zu messen oder Kurven durch den Ausdruck ihrer Länge in geraden Linien zu vergleichen, führte Herrn Herm. v. Schlagintweit auf die Konstruktion eines kleinen Instrumentes, das er unter dem Namen ,,Skalenrädchen" in Dingler's Polytechnischem Journal (erstes Oktoberheft 1863, Bd. CLXX, S. 1) beschreibt und abbildet. Es ist in der Pariser Akademie von General Morin und in der British Association von Herrn Lockyer als neu und durch seine Form und geringen Dimensionen praktisch nützlich gerühmt worden und hat, wie der Herausgeber des Polytechnischen Journals hinzufügt, wesentliche Vortheile vor Elliot's Perambulator oder Opisometer, bei welchem statt der Theilung des Rades die Fortbewegung desselben längs einer Schraube und das Wiederzurückdrehen auf einem Maassstabe angewendet wird.

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H. v. Schlagintweit's Instrument ist ein Rädchen, das sich um eine Achse dreht, zur Führung einen kleinen Stiel oder eine nach Art der Karabinerhaken gekrümmte Feder hat, wodurch es mit Bequemlichkeit an einer Ubrkette u. s. w angebracht werden kann, und dessen Umfang durch radienförmig eingetriebene Stahlspitzen, die nur wenig vorzustehen nöthig haben, getheilt ist. Dimensionen und Eintheilung sind je nach dem Gebrauche verschieden. Für das Zollmaass beträgt der Umfang 2 Zoll, wobei die Zahlen 0, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1 ober den Spitzen im Rädchen eingravirt sind und überdiess der Anfang (0) und die Hälfte des Umfangs (1) durch doppelte, neben einander stehende Spitzen unterschieden wird. Für das Französische Maass wählte v. Schlagintweit 3 oder 5 Centimeter mit 6 oder 10 Punkten, wobei die ganzen Centimeter von den halben durch doppelte Spitzen unterschieden sind. Für die topographischen Maasse auf jenen Karten, welche nach Meilen zu messen, aber im Verhältniss von 1:100.000 oder in Theilen dieser Proportion konstruirt sind, ist als Einheit die halbe Geographische Meile zu Grunde gelegt, wobei der Umfang des Rades 1,37 Par. Zoll, der Durchmesser 5,22 Par. Linien sind. Es ist dabei für die Deutsche Geogr. Meile nach Bessel der Werth von 3807,23 Toisen angenommen. Für jene Karten, denen das Verhältniss 1:144.000 oder Multipla davon zu Grunde liegen, ist der Umfang von 2 Zoll, in 12 Theile getheilt, die Grösse, welche zum Gebrauche am bequemsten ist. Der ganze Umfang entspricht dann einer Duodecimal-Meile oder 24.000 Fuss, der einzelne Theil 2000 Fuss, und das Skalenrädchen ist zugleich das absolute Maass eines Zolles, von 2 zu 2 Linien getheilt; der Anfang und die Mitte erhalten dabei Doppelspitzen.

Durch Fortrollen des Rädchens über eine gerade oder

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